II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 126

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24. Das weite-Land
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Pobde Gewäht.
Theater und Kunst.
N Dand Aten
Burgtheater.
23— 48
Schnitzlers „Weite Land“, das sich ununterbrochenen
Juspinches erfreut, wird nun mit doppelter Besetzung der
er tald.
wichtigsten Frauenrolle gespielt. Fräulein Wohl¬
gemuth wechselt mit Fräulein Marberg in der Dar¬
stellung der Frau Genia ab. Fräulein, Wohlgemuth faßt
Als weitere Novität erscheint am 7.
ihre Aufgabe resoluter an, als die bisherige Besitzerin der
Okbber das Schauspiel „Das weite Land“
Rolle. Heißer wirbt sie um die ihr flüchtig gewordene
von Artbur Schnitzler auf dem Spiel¬
Liebe des Gatten. Deutlicher sprechen bei ihr Herz und
plan,tig auch am Berliner
Sinne. Manches Wort im ersten Akt und die Stimmung
Lessingtheater aufgeführt wird. Darauf
im vierten gelangen ihr vorzüglich. Die bittere Ent¬
folgt „Cäsar und Kleopatra“ von Shaw,
das Lustspiel „Muttersohn“ von Siegfried
täuschung, die über Genia mit der Ankündigung des
Trebitsch, „Gudrun“ von Ernst Hardt und
Alpenausfluges ihres Mannes hereinbricht, dieser ver¬
das Drama „Und Pippa tanzt“ von Ger
wüstende Schlag drückt sich im Spiel des Fräulein Mar¬
hart Hauptmann. rner hat sich Direk¬
berg viel rührender aus. Vorläufig spielt Fräulein Mar¬
ein vollständig —
tor Berger, und d.
berg die Rolle mit einem reicheren Aufgebot feelischer
neues Ereignis in Beschichte des Burg¬
Stimung, während Fräulein Wohlgemuth kräftigere
theaters, ein Lustspiel von den Pariser
Akzente vorznziehen scheint. — Für Herrn Heine irat
Tutorenve- Flers und Caivallet schreiben
gestern Herr Arnd als Bankier Natter ein. Die Maske
lassen, dessen Titel noch nicht feststeht.
war, wie man es bei diesem Künstler gewohnt sein darf,
Von Neueinstudirungen seien „Das Käth¬
vortrefflich. Herr Arnd zeigte auch für seine große Szene
chen von Heilbronn, „Der Prinz von
im vierten Akt die ersorderliche schauspielerische Kraft ung
Homburg“ und „Der zerbrochene Krug“,
Erfahrung, nur ließ er zuweilen die Schärfe vermissen,
Hebbels „Judith“ und die Nib=lungen",
mit der Herr Heine das Wesen dieses verschlossenen, heim¬
Macbeth“ und „Hamlet“.
d „Der ein¬
tückischen Geldmenschen charakterisiert.
Zv.
gebildete Kranke“ genannt.
Ausschnitt aus:
WIENER CARICATUREN
28.MN1912
voni:
Hoffentlich flüchtet sich Baron Berger
THEATER.
bald von der „hohen See“, Fuldas in
das „weite Land“, Schnitzlers, wo es viel
Wie konnte ein so alter Theater¬
behaglicher ist.
praktiker wie Ludwig Fulda sich in einem
der elementargten Probleme der Bühnen¬
wirkung so gewaltig irren?
Ein Grundgesetz des Theaters ist: der
Zuschauer muß wissen, wer die auf¬
tretenden Figuren wirklich sind, wenn auch
die Mitspielenden im irrtum sein können.
Wenn ein Khalif verkleidet auftritt,
muß der Mann auf der Galerie wissen,
daß es ein Khalif ist, wenn ihn auch die
Leute aufder Bühne für einen Bettlerhalten.
So läßt Fulda einen emeritierten
gewaltigen Räuber erst als verfetteten“
Philister auftreten und sich dann später
dem Publikum in seiner wahren Gestalt
enthüllen. Die Wirkung bleibt vollständig
aus, höchstens ist der Zuschauer erbittert,
weil man ihn gefoppt hat.
Herrn Fulda passiert anderseits das
Umgekehrte: er tritt als kühner Eroberer
auf und entpuppt sich dann als verfetteter
Philister, der von Gemeinplätzen lebt.
Wir sprechen natürlich vom „See¬
räuber“ der das Burgtheater überfallen
hat, aber bereits gerichtet ist.