II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 127

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24. Das weiteLand
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(Quelienangabe ehne Gewähr).
Ausschnitt auühne und Welt, Berlin
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(# Die beleidigte Badever Arena.
von den Wiener Theatern 1911/12.
Natter: Ich will ihn nämlich einladen, mit
uns ins Theater zu gehen. (Zu Adele): Wenn Du
III.
nichts dagegen hast. Ich hab' eine Loge genommen
Mit Ernst Hartmann wurde, was man bisher voll Stolz und
für heut' in die Arena.
Friedrich: Macht Ihnen denn das Spaß,
Freude das „alte Burgtheater“ nannte, zu Grabe getragen. Sein
sich so eine Schmierenvorstellung anzusehen?
Todestag ist ein trauriges Datum in der Geschichte der Hofbühne und
Diese Dialogstelle findet sich im zweiten Akte
der Wiener Theater überhaupt. Schwer ist das altberühmte Kunst¬
e Laond“ vor
der Tragikomödie
institut in den letzten Jahren heimgesucht worden. Eine Säule stürzte
Schnitzler. Sie wird im Burgtheater von Heine, der
nach der anderen. Wohl ragt noch aus den Tagen des höchsten Ruhms
#iter Natter spielt, und von Korff, der den
Bernhard Baumeister hervor, doch er hat das 84. Lebensjahr
Friedrich Hofreiter gibt, gesprochen. Schauplatz der
überschritten! Das besondere Glück des Burgtheaters war es, daß sich
handkung Baden nächst Wien. Bei der
mière und auch bei den zwei welteren Repoisen
seit Jahrhunderten in ihm außergewöhnliche Talente wie zu einer Kette
„Dichtung fand niemand Anstößiges in diosen
reihten, die nun geschlossen zu sein scheint. Das war seine Schicksals¬
ch der vierten Aufführung entbeckte
gunst, daß in dem Augenblicke, in welchem ein großer Mime vom Tode
ein Würdenträger, der eine Billa in Baden
geholt wurde, ein nachstrebender gerade die volle Reife erlangt hatte,
Ab zu den Stammgästen der Arena gehört, die
würdig, das Erbe des Dahingegangenen anzutreten. Noch sind Thimig,
der Vorstellungen in der Arena sei ein
Reimers und Devrient als Interpreten der berühmten Burg¬
und werde verschärft, daß sie im
fel Stark..
theater=Tradition da. Sie sind ein prächtiges Zeugnis für die Burg¬
ier gesprochen wird ... Man mach


theaterschule. Von ihnen abgesehen, unterscheidet sich die Wiener Hof¬


bühne heute kaum mehr von anderen guten Ensembles. Der Glanz des
geschätzten Herrn begreiflich, es werde mit feuer
Rebewendung nicht im Geringsten an dem wohl¬
Burgtheaters, der weithin über die Lande gestrahlt hat, ist erloschen, die
erworbenen Renommee des Musenheims in Baben ge¬
Kette der Wiener Meister=Schauspieler geschlossen — vergebens späht der
rüttelt, es sei dem Dichter nicht im Traum eingefallen,
ängstliche Blick nach einem neuen Gliede, sie zu verlängern ... Daß im
die Arena in Baden zu beleidigen, das Niveau der dort
Burgtheater mit derselben Liebe und Sorgfalt wie einst ans Werk ge¬
gebotenen Leistungen herabzusetzen. Die betreffenden
gangen wird, daran zweifelt niemand. Was man aber im allgemeinen
Worte geben die Meinung eines Snob wieder. Mit
unter „interessanten“ Schauspielern versteht, unter solchen, deren durch
dieser Aufklärung beruhigte sich der Schützer und
Schätzer der Arena, die gewiß keinen einzigen
besonders hohe Kunst erworbener Name schon die Leute ins Theater
Besucher deshalb verlieren wird, weil Herr Friedrich
lockt, das fehlt. Die klassischen Vorstellungen, welche früher die Stütze
Hofreiter schnell fertig ist mit dem Wort. Schnitzler
des Repertoires gebildet haben, finden eine sehr geringe Teilnahme des
schilbert seinen Helden folgendermaßen: „Liebens¬
Publikums, und so muß Direktor Baron Berger diese durch Premieren
würdige, weiche, beinahe weichliche Art zu reden,
häufiger als sonst zu erhöhen trachten. In den letzten Jahren gab
die manchmal ins ironisch Bissige umschlägt“ usw.
es im Burgtheater kaum mehr als vier oder fünf Novitäten in der
Die keineswegs aufregende Geschichte hat auch in
Saison. Freilich war das noch die schöne Zeit, wo Werke von Suder¬
Baden Stoff zu Diskussionen gegeben. Während eines
vor kurzem stattgesundenen Gastipiels von Otto
mann, Hauptmann, Schnitzler Hofmannsthal,
Treßler im Stadttheater kam hinter den Kulissen
Schönherr und anderen am Burgtheater allein zum ersten Male auf¬
die Rede auf die kritische Dialogstelle. Treßler lieferte
geführt worden sind. Heuer folgte der Tragikomödie von Schnitzler
einen Kommentar, der alle Zuhörer vollkommen be¬
„Das weite Land“ bald das gleichartig bezeichnete Werk „Die Diebe höket
friedigte. So ist's recht. Wer Schnitzlers nobles Wesen
nimmer auf“ von Otto Ernst, und nach einer kurzen Spanne wird.
Lnnt, weiß, daß er Niemandem mit Absicht weh tut.
Tolstois Schauspiel „Der lebende Leichnam“ in Szene gehen.
Deshalb soll man keinen Schwefel requen lassen über
den Dichter. In Baden nicht und in Wien auch nicht.