II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 137

We
24.
box 28/2
DasiteLand

damit das im geene

## uhig annehmen, daß die Regierung sehr Augenblick mit allem Nachdruck geschehe.

ing. Sie hat sich ihm gewährt,
seine Figuren just immer in der Sekunde auftreten zu tötet, auch wenn kein Blut vergossen wird, und wenn die
auf das weite Weltmeer hinaus¬
lassen, in welcher er sie braucht. Dieses Kind und sein] Schauer des Grabes, die uns am Anfang umwehten, uns
dann nicht mehr vor ihr Angesicht
Rufen ist außerdem sorgfältig vorbereitet. Fünf Akte lang
am Schluß nicht wieder umwehen. Es wäre eine leichtere,
icht mehr zwischen ihr und ihrem
ist von diesem Kind die Rede. Fünf Akte lang ist es
mehr schwebende, mehr echte, eine reinere Tragikomödie.
kenn auch dies hat sie nur in ihrer
unterwegs von England nach Baden bei Wien. Dennoch:
Und wir könnten freier atmen.
ne getan. Sie ist von ihm ver¬
dieser Ausweg, daß ein im Irrgarten der Liebe ver¬
sie treu gewesen. Vielleicht wird er
Wir würden nicht erst wägen, prüfen und deshalb
laufener Mann, eine ebendaselbst verlovene Frau von einer
jähen, wenn sie zu ihm herab¬
auch gar nicht recht dahinter geraten, daß der Herr Hofreiter
Kinderstimme zurückgerufen, an den höheren Sinn dieses
uch sie untren geworden ist.
eigentlich ein nichtiger, wertloser und beinahe völlig gewicht¬
Sie
Lebens erinnert und gerettet wird ... in wie vielen
loser Mensch ist. Seines Daseins Inhalt: Weiber! Seine
wenn der andere schon weit
Volksstücken, in wie vielen Rührstücken, in wie vielen
mich nicht wollen, weil ich rein
Angst: ob noch ein Mädchen für ihn zu haben sein wird.
Gesellschaftskomödien haben wir's schon erlebt, haben wir
Und was für Weiber. Was für Mädchen. Wir sehen seine
Du mich jetzt, da ich befleckt bin
den Ruf schon vernommen: „Vater ... Mutter“
gelangt gar nicht erst dazu, ihr
verflossene Geliebte; eine lächerliche Puppe von einer
und den schluchzenden Aufschrei, der ihm unweigerlich
Salondame. Wir sehen seine jetzige Geliebte, und auch sie
Hofreiter hat, des Nachts heimlich
folgt: „Mein Kind!!“ Wie oft . : wie sehr oft! Es ist
wird einst solch ein Püppchen werden, wenn nur erst der
haber seiner Frau aus dem Fen¬
eine Banalität. Eine rührende, an die einfachen und ewig
hat bei diesem Anblick nur gedacht,
Blütenstaub von ihr abgestreift ist. Vor einem betrogenen
wahren Instinkte greifende, eine wirksame Banalität.
Ehemann, der aber ein brutaler Athlet ist, krümmt sich der
Nun habe ich mein Recht und
Aber doch eine Banalität. Und das wesentliche an ihrer
cht. Aber was helfen Programme?
Mut des Herrn Hofreiter, weil ihm vor Schlägen bangt¬
Anwendung in eben dieser Komödie ist es, daß sie gar
Hofreiter die Frau verführt hat,
Den Jüngling jedoch, der sich ihm vor die Pistole stel¬
nicht überzeugend hieher gehört. Daß es zweifelhaft bleibt,
daß er jetzt auch nichts anderes
schießt er nieder. Täte er's doch nicht. Der Tod auf ##r
ob Hofreiter das Einfache und ewig Wahre in der nächsten
en. Kein unantastbarer Verführer
Bühne hat sein eigenes Gesetz. Er muß notwendig sein.
Sekunde noch als einfach und als ewig wahr gelten läßt.
ein Hahnrei, wie andere, gewöhn¬
Wir müssen glauben, daß er notwendig ist; dürfen
Er hat uns fünf Akte lang gezeigt, wie sehr seine Skepfis
Hofreiter, was er nicht tun
nicht versucht sein, an ihn zu rühren. Dieser Tod aber ist
immer darauf aus ist, die Dinge zu wenden und um ihre
schönen, jungen Liebsten seiner
nicht notwendig. Und nur deshalb rühren wir an Hof¬
Kehrseite zu befragen. Wir haben ihn die Treue, die
der, was er nicht tun wollte. Er
reiter, kommen nur deshalb zur Erkenntnis, der Mann
Wahrheit, die Güte, die Hingabe, alles, alles entlarven
üngling tot. Weil seine „freche
sei zu gering für so große Gebärden. Hätte das Stück
und bezweifeln hören. Sollen wir glauben, daß er, der
Und jetzt ist der Zusammenbruch
einen anderen Ausgang, wir würden nicht weiter fragen.
soeben einer Mutter einzigen Sohn getötet, der eine ge¬
sich von ihm ab. Die verführte
Wir würden es hinnehmen, mit all der Bewunderung, die
hässige Feindseligkeit gegen aufblühende Jugend begangen
iemandem gehöre ich .. .“ Da ruft
Schnitzlers reife Meisterkunst uns abverlangt. Ein Mann,
hat, der bis zu dieser Stunde Weiber betört, Mädchen
hme seines Söhnchens: Vater!“
der das Ende seiner Jugend erlebt: eine Tragikomödie.
verführt und verdorben, Freunde verraten und belogen,
Es hätte genügt.
gt er. Der kleine Junge ist gerade
und die eigene Frau zerstört hat, von nun ab ein braver
is England zurückgekehrt. Er ruft
Diese fünf Akte, die von dem geistvollsten Dialog
Kindesvater wird, weil ein kleiner Bub im Garten
er..!“ Und bringt den letzten
belebt sind, den Schnitzler geschrieben hat, werden im
draußen ruft?
Burgtheater vortrefflich gespielt. Von Herrn Korff, der
Die ganze Persönlichkeit des Herrn Hofreiter, so mei¬
den Hofreiter, von Fräulein Marberg, welche die
ie den schönen, kunstvollen Bau
sterhaft sie der Dichter auch gezeichnet hat, wird fragwürdig.
Genia, und von Fräulein Hofteufel, welche die kleine
wenn man sie ein wenig nur
Nicht in ihrem Wert als Gestalt eines Künstlers, nicht in
Erna gibt. Für den Hofreiter hätte es freilich einer großen
inen letzten Ausgang hätte das
ihrer Existenz auf der Bühne. Aber in ihrer Existenz als
Persönlichkeit gebraucht. Nur sind die großen Persönlich¬
es Hofreiters nicht mit solch fahr¬
Träger einer vom Tod besiegelten Tragikomödie. Ein
keiten am Burgtheater abgestorben. Aber Episodisten hat
geradewegs aus England zum
Mann, der das Ende seiner Jugend erlebt, widerstrebend,
es noch immer, wie kaum eine andere Bühne. Heine,
für ein letztes Wort bliebe dann
verzweifelnd, schmerzdurchzuckt, der es ganz genau so er¬
Thimig, Devrient... die müssen uns nun ergötzen, bis
nn der Kleine früher eingetroffen
lebt, wie es von Hofreiter erlebt wird, wäre einer Tragi= wieder eine aroße Persönlichkeit kommt. Wer weiß, wann?
hat der Theaterdichter das Recht, komödie Mittelpunkt und Held, auch wenn er niemanden!