24. Das we
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te Land
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liche Gerüchte verbreitet, daß Sylvester den Versuch einleitete, die parlamentarischen nung im Parlament herzustellen und sie mit den Czechen
roße Wirkungen hatten, wie
Verhältnisse in Verbindung mit dem Obmann des Polen= herzustellen, ohne jedoch dafür zu bezahlen, keine Spitze
Wissen Sie etwas davon?“ klubs Herrn v. Bilinski zu ordnen.“
gegen den Ministerpräsidenten hatte. Es waren gewiß nicht
dumm und ekelhaft, sondern als einer, dessen „von Weibe
Feuilleion.
age
zu Weib begehrende Liebe ein unstillbarer Wissensdurst
des Herzens ist“. Allen Respekt vor dem Herrn, doch ein
leises Achselzucken mag gestattet sein. Die Figur des Don
Burgtheater.
Juan hat man von jeher so ausgelegt, seine irdischen
Die Tragikomödien kommen in die Mode. „Das
Triebe in solcher Art zu adeln versucht. Dieses Scham¬
nummer:
weite Land“, Traaikomödie von Artur Schnitzler und nun
tüchlein ist aber jetzt bedenklich verschlissen, und kann man
gleich hernach: „Die Liebe#auf,
es nicht durch ein neues ersetzen, dann lieber weg damit.
1 und 32 bringen wir die
Tragikomödie von Otto Ernst. Hier wie dort fünf Akte
Wir sehen eben auch hier eine grobsinnliche Natur vor
der Erzählung
Trauerlustspiel, Tragisches in heiterer Form, lustige Vor¬
uns, die ganz im Erotischen aufgeht, in der Liebe nur
gänge, die in Leid und Jammer auslaufen. „Das Leben ist
am raschen Besitzwechsel sich erfreut und die ewige Leere
Ne.
zum Totlachen,“ ruft Schnitzlers Fabrikant Hofreiter, und zu
auber
ihres Innern durch stets erneuten Genuß auszufüllen sich
dieser längst salonfähig gewordenen Philosophie bekennt
abmüht. Unbekannt ist dieser Praktiker keinem Theater¬
sich auch der Held des neuen Stückes. Auch er steht er¬
besucher. Schon der alte Dumas rief Schmach und
haben auf seinem Sockel und lächelt herunter auf des
Schande über jeden, der einer Doppelliebe nicht gewachsen
Lebens Tücken und Grausamkeiten. Jeden Puff des
hnenberg.
wäre, und die französischen Romantiker haben den all¬
Schicksals quittiert er mit einem Scherzwort, und begegnet
geliebten, alliebenden Herzensräuber förmlich zu Tode ge¬
ihm etwas besonders Schmerzliches, erfährt er etwa, daß
hetzt. Der Wissensdurst des Herzens hat eine lange litera¬
das Kind, das er als sein eigenes geliebt, das Kind eines
ende Nummer:
rische Vergangenheit hinter sich.
andern ist, so wird ihm vom Dichter „schallendes Ge¬
Schnitzler hat seine Helden mit ungleich feinerer Psy¬
lächter“ vorgeschrieben. Er ist wirklich ein leibhaftiger
: „Georg Jellineks
chologie ausgestattet, Otto Ernst den seinen etwas leb¬
Vetter jenes Schnitzlerischen Lebenskünstlers, ihm be¬
hafter, allerdings zugleich roher und oberflächlicher ge¬
!“ Von Egon Zweig.
sonders auch darin blutsverwandt, daß er gleich ihm ein
staltet. Dazu hat er ihm eine aparte Tragik mitgegeben:
Virtuos der Liebe, allenfalls zwei Frauen auf einmal zu
er läßt ihn einen Trinker sein, einen genialischen Potator,
oman.“ Von Paul
lieben im stande ist. Was zwei! Hundert Frauen könnte
der seine künstlerische Begabung im Sekt ersäuft. Der
er mit gleicher Gewalt lieben, alle Frauen der Welt, und
sche Notizen. Ein¬
Dichterkomponist Bruno Sommerkamp, genannt „der
selbstverständlich ahnt er nicht, daß ihm dieser Reichtum
feuchtfröhliche Bruno“, steht folglich auch der Familie von
Kalender für das
ein demütigendes Armutszeugnis ausstellt. Alle Frauen
Hauptmanns „College Crampton“ verwandtschaftlich nahe.
könnte er lieben, weil ex keine von allen echt und innig
840.
Er trinkt nur eine teurere Marke, denn er kann sich das
zu lieben vermöchte. Seine Liebesallmacht ist ein Zeichen
leisten, seine Opern ziusen ihm reichlich Tantièmen. Die
seiner Liebesunfähigkeit, der er allerdings ein vornehmes
verjubelt er mit lustigen Brüdern. Der vollständige
Mäntelchen umhängt. Er fühlt sich als Beherrscher des
Gattungsname des neuen Stückes lautet: Eine Tragi¬
Romaus „Ille mihi“
sahnen Geschlechtes, als Frauenkönig, nicht als „brünstiger
komödie aus der Bohème.“ Doch handelt es sich um eine
. Seite 55 und 56.
Keld=, Wald= und Wiesen=Don Juan“, ach nein, der sei äußerlich vornehmere Boheme, als die des armen, beschei¬
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liche Gerüchte verbreitet, daß Sylvester den Versuch einleitete, die parlamentarischen nung im Parlament herzustellen und sie mit den Czechen
roße Wirkungen hatten, wie
Verhältnisse in Verbindung mit dem Obmann des Polen= herzustellen, ohne jedoch dafür zu bezahlen, keine Spitze
Wissen Sie etwas davon?“ klubs Herrn v. Bilinski zu ordnen.“
gegen den Ministerpräsidenten hatte. Es waren gewiß nicht
dumm und ekelhaft, sondern als einer, dessen „von Weibe
Feuilleion.
age
zu Weib begehrende Liebe ein unstillbarer Wissensdurst
des Herzens ist“. Allen Respekt vor dem Herrn, doch ein
leises Achselzucken mag gestattet sein. Die Figur des Don
Burgtheater.
Juan hat man von jeher so ausgelegt, seine irdischen
Die Tragikomödien kommen in die Mode. „Das
Triebe in solcher Art zu adeln versucht. Dieses Scham¬
nummer:
weite Land“, Traaikomödie von Artur Schnitzler und nun
tüchlein ist aber jetzt bedenklich verschlissen, und kann man
gleich hernach: „Die Liebe#auf,
es nicht durch ein neues ersetzen, dann lieber weg damit.
1 und 32 bringen wir die
Tragikomödie von Otto Ernst. Hier wie dort fünf Akte
Wir sehen eben auch hier eine grobsinnliche Natur vor
der Erzählung
Trauerlustspiel, Tragisches in heiterer Form, lustige Vor¬
uns, die ganz im Erotischen aufgeht, in der Liebe nur
gänge, die in Leid und Jammer auslaufen. „Das Leben ist
am raschen Besitzwechsel sich erfreut und die ewige Leere
Ne.
zum Totlachen,“ ruft Schnitzlers Fabrikant Hofreiter, und zu
auber
ihres Innern durch stets erneuten Genuß auszufüllen sich
dieser längst salonfähig gewordenen Philosophie bekennt
abmüht. Unbekannt ist dieser Praktiker keinem Theater¬
sich auch der Held des neuen Stückes. Auch er steht er¬
besucher. Schon der alte Dumas rief Schmach und
haben auf seinem Sockel und lächelt herunter auf des
Schande über jeden, der einer Doppelliebe nicht gewachsen
Lebens Tücken und Grausamkeiten. Jeden Puff des
hnenberg.
wäre, und die französischen Romantiker haben den all¬
Schicksals quittiert er mit einem Scherzwort, und begegnet
geliebten, alliebenden Herzensräuber förmlich zu Tode ge¬
ihm etwas besonders Schmerzliches, erfährt er etwa, daß
hetzt. Der Wissensdurst des Herzens hat eine lange litera¬
das Kind, das er als sein eigenes geliebt, das Kind eines
ende Nummer:
rische Vergangenheit hinter sich.
andern ist, so wird ihm vom Dichter „schallendes Ge¬
Schnitzler hat seine Helden mit ungleich feinerer Psy¬
lächter“ vorgeschrieben. Er ist wirklich ein leibhaftiger
: „Georg Jellineks
chologie ausgestattet, Otto Ernst den seinen etwas leb¬
Vetter jenes Schnitzlerischen Lebenskünstlers, ihm be¬
hafter, allerdings zugleich roher und oberflächlicher ge¬
!“ Von Egon Zweig.
sonders auch darin blutsverwandt, daß er gleich ihm ein
staltet. Dazu hat er ihm eine aparte Tragik mitgegeben:
Virtuos der Liebe, allenfalls zwei Frauen auf einmal zu
er läßt ihn einen Trinker sein, einen genialischen Potator,
oman.“ Von Paul
lieben im stande ist. Was zwei! Hundert Frauen könnte
der seine künstlerische Begabung im Sekt ersäuft. Der
er mit gleicher Gewalt lieben, alle Frauen der Welt, und
sche Notizen. Ein¬
Dichterkomponist Bruno Sommerkamp, genannt „der
selbstverständlich ahnt er nicht, daß ihm dieser Reichtum
feuchtfröhliche Bruno“, steht folglich auch der Familie von
Kalender für das
ein demütigendes Armutszeugnis ausstellt. Alle Frauen
Hauptmanns „College Crampton“ verwandtschaftlich nahe.
könnte er lieben, weil ex keine von allen echt und innig
840.
Er trinkt nur eine teurere Marke, denn er kann sich das
zu lieben vermöchte. Seine Liebesallmacht ist ein Zeichen
leisten, seine Opern ziusen ihm reichlich Tantièmen. Die
seiner Liebesunfähigkeit, der er allerdings ein vornehmes
verjubelt er mit lustigen Brüdern. Der vollständige
Mäntelchen umhängt. Er fühlt sich als Beherrscher des
Gattungsname des neuen Stückes lautet: Eine Tragi¬
Romaus „Ille mihi“
sahnen Geschlechtes, als Frauenkönig, nicht als „brünstiger
komödie aus der Bohème.“ Doch handelt es sich um eine
. Seite 55 und 56.
Keld=, Wald= und Wiesen=Don Juan“, ach nein, der sei äußerlich vornehmere Boheme, als die des armen, beschei¬
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