II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 191

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24. Das weite-Land
Telephon 12.801.
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Ausschnitt aus:
er Neueste Nachrichten
vom: 15.911.19)
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Frau, das wird sich später finden; aber jedenfalls sein —
Theater und Musik.
Just zu derselben Zeit rächt sich Frau Genia an ihrem Manne
mit dem Fähnrich Otto Aigner.. Nun sind sie quitt, denkt der
(Siehe auch 1. Beilage.)
schadenfrohe Leser und zitiert: wie du mir, so ich dir! Aber
Lessing=Theater.
da hat er mit der Eitelkeit des Herrn Hofreiter nicht gerechnet —
Er koramiert den jungen Mann. Warum? Aus verwundeter
Zum ersten Male: Das weite Land, eine Tragi¬
Liebe, aus loderndem Zorn und kränkender Schmach? Also
komödie in fünf Akten von Artur Schnitzler. Regie: Emil
Lessihmen
aus einer Augenblicksaufwallung immerhin? „Wenn es Haß
wäre — Wut — Eisersucht — Liebe.“ — „Na ja, von all dem
Dieses Schauspiel ist langweilig von der ersten bis zur
verspür ich allerdings verdammt wenig. Aber man will doch
letzten Szene. Das mag zum Teil auch daher kommen, weil
nicht der Dumme sein.“ Und geht hin und knallt den Otto
es in fremden Zungen zu uns spricht und mit Moral und Ehr¬
Aigner nieder, ob er gleich seiner Philosophie getreu gelebt und
begriffen jongliert, für d## #ns das Verständn. fehlt. Wenn
gehandelt hat ..
Genia flüchtet in ihrem Schmerz zu der
man die These dieser Al auf eine Formel bringen wollte,
Mutter ihres Liebsten und Hofreiter erklärt nach etlichen An¬
würde man im studentischen Jargon etwa sagen müssen: es
merkungen über sich und seine Pfeche („Hineinschauen in mich
predigt den Ehebruch über krenz. Mit allen Schikanen und
kannst du doch nicht, kann keiner“ und so), nach Amerika zu
allen Finessen. Mit einer Laxheit, die selbstverständlich ist,
wollen. Ich gehe mit dir, versichert Erna, die Braut aus den
und einer Leichtfertigkeit, die auch Nichtphilister zum Gruseln
Bergen. Aber nein, wehrt Hofreiter ab, „wird nicht ange¬
bringen kann ....
Der Inhalt, wenn man von einem
nommen. Alles ist Täuschung. Aus, Erna, auch zwischen uns“
solchen reden will, ist mit ein paar Strichen skizziert: Frie¬
Wetten wir, daß derselbe Mann, der jetzt ein „aus, Erna, auch
drich Hofreiter betrügt seine Frau, wie und wo er nur kann.
zwischen uns“ spricht, in den Akten, die hinter diesen fünfen.
Er sieht nichts darin und würde ihr seine Abenteuer, falls sie
liegen, dasselbe Spiel von neuem anheben wird! Das Schau¬
ihn nach ihnen fruge, Fall um Fall erzählen. Ein Gemüts¬
spiel hat kein Knochengerüst, hat kein Fundament, hat keine
mensch ist d.eser Hofreiter also jedenfalls. Einer seiner
Pointe — Oder sollte sie etwa in jenen Sätzen enthalten sein,
Freunde erschießt sich. Weil seine Gattin, Genia, den Werbun¬
die da betonten, „was für komplizierte Subjekte wir Menschen
gen jenes Liebebedürftigen widersteht und wiverstehen wird.
im Grunde sind? So vieles hat zugleich Raum in uns! Wir
Diese Tugendboldigkeit entsetzt Herrn Hofreiter dermaßen, daß
versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut es geht,
ihm seine Frau fremd wird, daß ihre Nähe ihn bedrückt und
aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künstliches—. Die
beengt, daß er hinaus in die Weite und hinauf auf die Berge
Seele — ist ein weites Land —!“
Nein, diese Ordnung ist
muß. Nicht ohne den kleinen Nebengedanken mitzunehmen,
nicht nur etwas Künstliches, diese Ordnung ist ein Produkt
in dieser Weite und auf jenen Bergen Erna Wahl, die Liebste
von Anlage, Erziehung und
Charakter. Freilich, wer
seines Freundes, des Dr. Franz Mauer, zu erobern. Und so tut
gleich bei jeder Schürze
das Kribbeln kriegt
er denn auch — auf offener Szene, im Klubsessel, in einem
und aus der „Ordnung“
herausfällt, dem
Hotelvorraum verspricht sie ihm, sein zu werden, nicht seine nicht zu helfen, der soll aber nicht von „komplizierten Subjekten“1
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redet Denn seine Psyche ist letz
facht Schnitzler wollte wohl einel
spritche schreiben und wälzte le#
keit seiner Anatolweisheiten in
für den Hintertreppenbedarf aus
kungen zu diesen fünf Akten cha
ihnen lebendig ist, ein paar V
ihrem abgewiesenen Freier einen
er ihre Tugendhaftigkeit für sein
Notgedrungen muß sie das Sch
Und der geht nun hin und — erz
der es hören oder nicht hören
kehrt früher heim, als er erwarte
im Garten im Tête-à-téte mit h
im Hause verschwinden, hält dre
Mann durch das Schlafzimemr G
dann auf dem Wiesengrund ei
Schlaf .. . Gent ... Und da
Fähnrich — um nicht der Dum
Schnitzler, Schnitzler!
Das Dichten deines me
Herzens scheint böse von Jugend
Ich füge nur noch ein, daß
das Menschenmögliche tat, um n
Heinz Monnard mit einer hun
die Tiefen und Untiefen seiner Ro
und daß Hilde Herterich dem
„Siebzehnjährigen“, das philoso
rassigen Jöhre lieh. Aber auch
Grining, die Stieler, Reicher, Fores
Zerg hielt — und trotz und alle
Konnte es keiner werden, denn Sch