box 28/4
24. Das weite Land
t meine Kritik viel- Für ungefähr zehn Seelen ist die Liebe im Grunde Qual
eder ein bischen zu Problem und Schicksal. Sie liebeln, ja, weil es Frühling odet es im stillen doch. Sie kennen ihre Tragik: zueinander zu ge=Erinnerung an jen
als der Hang dieses Sommer ist, und weil es Mondlicht und Wiesenduft, Höhen, hören, aber einander nicht festhalten zu können. Weil sie die die nicht kennt,
Schwankhaftiakeit ist rausch und Einsamkeit und in jeder Jahreszeit andre Gelegen. Reinheit dieses Glücks nicht finden, beschmutzen sie sich; weil Menschen bereichern
der der Verfasser von
heiten gibt. Die Erotik flicht um sie ein feines und doch dichtes man sie ganz nicht haben will, zersplittern sie sich. So geht es
hat, um die Karre
wäre berechtigt, zu
Netz von spinnwebzarten Fäden, die zerrissen und wieder zu. Genia, so geht es den andern. Durch das Stück dröhnt nicht in wie tiefe Mensch
alten. In den ersten
sammengeknüpft werden und immer künstlich verschlungen sind pathetisch und wimmert nicht sentimental, sondern spricht bald
eingestreuten Lustig¬
Dichter in Menschen
Sie liebeln dreist und zynisch durcheinander. „Das Klima der gefaßt und mit gütigem Lächeln, bald hinter Scherzen verborgen
würdig unbeholfenen
nur ein Zug — w
Begebenheit“, wie vor Poppenberg schon Tieck zu sagen pflegte, ein tiefer Schmerz über die Unsicherheit aller menschlichen und
haben die Prägnanz,
lügt, und daß er
hat eine leichte Beigabe von Verwesungsgeruch. Aber alle diese gar aller erotischen Beziehungen, über die furchtbare Einsamkeit
aus nicht allein die
eine Zug ist vollkon
Menschen liebeln doch nur nebenbei und zwischendurch, neben jeder bessern Seele und über die Aussichtslosigkeit jedes Kampfes
ndrucksstärker machen.
Theater hat Arbeit.
und zwischen der großen Liebe, an der oder für die sie ver= gegen diesen traurigen Zustand. Von vierzehn Menschen sind
Die Sätze werden
Brahm hat der
bluten. Der junge Musiker Korsakow erschießt sich, weil er Frau mindestens elf unglücklich — und diejenigen, die schlecht und
zur Entschädigung in
n oder deshalb, mehr. Genia Hofreiter nicht besitzen kann, und der noch jüngere Fähn= recht auf der goldenen Mittelstraße und im Dutzend geblieben
will ich den richtige
Klang von Stichomy- rich Aigner wird erschossen, weil er sie besessen hat. Dieses sind, womöglich noch unglücklicher als die Libertiner der Phan¬
verbrahmten zwische
erste fünsunddreißig Fähnrichs Eltern sind früh auseinandergegangen, weil der Mann tasie oder des Fleisches, die doch ihre blauen Jugendsehnsüchte
eines wienerischen C
ler fertig war, hätte die Frau ein einziges Mal betrogen hat, und beide gestehen nach oder ihre höchst erdhaften Genüsse gehabt haben. Drei von den
mitenhotels herrscht
ie erste Hälfte gehen zwanzig Jahren, daß sie keinen und keine nachher je wieder Vierzehn sind glücklich, und das sind Trottel.
Schnitzlers Gespräch
die Wirkung auf die wirklich geliebt haben. Der Bankier Natter weiß, daß ihn seine
Also könnte „Das weite Land' genau so gut „Der einsame
von ihr ablenkt. G
ig auf mich, für den
Adele jeden Monat mit einem andern betrügt und liebt sie doch Weg' heißen. Manches in beiden Dichtungen stimmt nicht blos
daß der Schein niem
gar nicht genug Zeit
so rettungslos, daß er ein Leben ohne sie niemals ertragen wörtlich, stimmt erst recht nach Stimmung und Umständen über¬
nur die dichterische
ten Geplander eines
würde. Der Doktor Mauer bietet Erna Wahl den Frieden und ein. Wie die junge Johanna Wegrath zu dem alternden Sala Ein Hauch von wis
ihm ernst ist, wenn
die Sicherheit, die sie nur anzunehmen brauchte, um den braven bedingungslos sagt: „Ich liebe dich!“, so sagt bedingungslos zu
Sentimentalität und
ernst ist.
Mann vielleicht für immer zu beglücken und es ist möglich, dem alternden Hofreiter die junge Erna Wahl: „Ich liebe dich!“
noch viel mehr. Vo
felt ernst. Leider ist
daß er nach ihr keine mehr begehren wird. Diese Erng Wahl liebt Aber der „Einsame Weg', der den Vorzug hatte, früher da zu
— Erna, Friedrich,
Fühlsnüchterne Bühne
Friedrich Hofreiter, der sie am Wendepunkte seines Daseins von sein, war auch voller, wog auch schwerer. Gewiß, Herr Friedrich
dargestellt. Fräulei
ch war, und die ihn
sich stößt. Denn er hat Erna zwar genommen, wie so viele Hofreiter ist durchaus von Stefan von Salas Geschlecht. Um
klugen und tapferen
also nicht erstaunen,
Frauen und Mädchen, aber ist sich klar darüber, daß er doch nur die Wende des achtzehnten Jahrhunderts hießen beide William
eine Schmerzgrimass
ehalten haben. Der
Genia liebt — Genia, um derentwillen ...
Lovell und Roquairol; bei Bourget heißen sie Dorsenne und erweckt. Herr Mon
Mensch durch die Ge¬
Zwischen Genia und Friedrich spielt das eigentliche Drama. Armand de Querne. Diese Menschen, so grundverschieden sie Hofreiter zu erklären
das Urteil. Er hätte
Wenn es beginnt, ist sie ihm unheimlich, kann er ihr beinah im einzelnen sind, waren doch samt und sonders nie jung und
ein deutlicher Mens
er die Liebe wirklich
nicht verzeihen, daß sie um eines Schemens, eines Nichts, eines von jeher skeptisch, früh friedlos und schnell leergebrannt; hatten
Figur zu setzen. Ih
Aber was er hier
Phantoms, nämlich um ihrer Tugend willen jenen jungen Kor= immer zuviel Wissen und zuwenig Willen, das verfeinertste wenn sie von ihrer L
g und Frechheit, von
sakow hat sterben lassen. Wenns schließt, hat er, in blinder Nervensystem von schmerzlicher Erregbarkeit und keinerlei Un¬
Gefühl einer Unapp
von rasender Leiden¬
Wut und giftiger Eisersucht und großer Liebe, den noch viel mittelbarkeit. Ihre Fähigkeit zur Selbstbeobachtung verwehrt überflüssig finden, da
selig und grauenhaft.
jüngern Aigner totgeschossen, den sie erhört' hat — sei es aus ihnen die Hingabe an den Augenblick. Jede Empfindung geht Premiere — die Sch
as weniger trübselig
Erinnerung an den Fall Korsakow. sei es aus Rache für die ihnen zuerst ins Hirn, wird da zersetzt und erreicht selten das
ich ja schließlich Pu
Trauer in ihm um
Erna Wahl, sei es aus simpler Sehnsucht nach der Wärme Herz. Sie sind unersättlich neugierig auf sich selbst, fühlen sich
Publikum im Theats
dieser Schicht. Aber
eines unverbrauchten und naiven Menschen. Zwischen Anfang fühlen oder eben nicht fühlen und haben eine helle Freude an deckt, die auch ich erst
Augen zu rollen und
und Ende sieht man wenig Versuche der beiden, zu einander zu ihrer Ungreisbarkeit. Die Kühle ihres Naturells schafft all-werden, daß nicht da
Er will schon der
kommen, und das ist nicht nur ein dramaturgischer Einwand, mählich einen Abgrund um sie, in den sie am Ende versinken.
Die Helferin des Di
er nicht mit priester¬
sondern hat wahrscheinlich auch empfindliche Gemüter gegen Sala versinkt, und Hofreiter versinkt. Aber vorher hat Sala
nach so langer Zeit
igenen Unfehlbarkeit.
das Ethos der Dichtung eingenommen. Die beiden Menschen, eine ganz andere Existenz gewonnen als Hofreiter dem ich ent¬
ihrer rührenden Gege
ierendem Verständnis
kann man sagen, kämpfen nicht genug, um so leicht unterliegen weder die Glühlichterfabrikation oder seine Differenziertheit wenn sie nicht redet.
kltmännisch gelassener
zu dürfen. Für mich ist es ausschließlich ein dramaturgischer glaube. Es handelt sich nicht um die Branche: da geht einfach von Schmerz umflossel
chen kann, daß eine Einwand. Denn ihre Kämpfe liegen bei Beginn des Stückes nicht alles zusammen. „Hineinschauen in mich kannst du doch den müden Abwehrb
m sich zu ihm abzu= hinter ihnen. Sie wissen um einander Bescheid. Sie sagen, nicht — das kann keiner“, versichert er seiner Frau. Bis auf darin liegt alles, was
daß sie nichts mehr wünschen und nichts mehr hoffen, und tun den Dichter, versichern wir Schnitzlern, der es leider unterlassen wollen; daß wir imm
hat. Hofreiter wird für jeden undeutlich bleiben, der nicht die von Seele und Seele
24. Das weite Land
t meine Kritik viel- Für ungefähr zehn Seelen ist die Liebe im Grunde Qual
eder ein bischen zu Problem und Schicksal. Sie liebeln, ja, weil es Frühling odet es im stillen doch. Sie kennen ihre Tragik: zueinander zu ge=Erinnerung an jen
als der Hang dieses Sommer ist, und weil es Mondlicht und Wiesenduft, Höhen, hören, aber einander nicht festhalten zu können. Weil sie die die nicht kennt,
Schwankhaftiakeit ist rausch und Einsamkeit und in jeder Jahreszeit andre Gelegen. Reinheit dieses Glücks nicht finden, beschmutzen sie sich; weil Menschen bereichern
der der Verfasser von
heiten gibt. Die Erotik flicht um sie ein feines und doch dichtes man sie ganz nicht haben will, zersplittern sie sich. So geht es
hat, um die Karre
wäre berechtigt, zu
Netz von spinnwebzarten Fäden, die zerrissen und wieder zu. Genia, so geht es den andern. Durch das Stück dröhnt nicht in wie tiefe Mensch
alten. In den ersten
sammengeknüpft werden und immer künstlich verschlungen sind pathetisch und wimmert nicht sentimental, sondern spricht bald
eingestreuten Lustig¬
Dichter in Menschen
Sie liebeln dreist und zynisch durcheinander. „Das Klima der gefaßt und mit gütigem Lächeln, bald hinter Scherzen verborgen
würdig unbeholfenen
nur ein Zug — w
Begebenheit“, wie vor Poppenberg schon Tieck zu sagen pflegte, ein tiefer Schmerz über die Unsicherheit aller menschlichen und
haben die Prägnanz,
lügt, und daß er
hat eine leichte Beigabe von Verwesungsgeruch. Aber alle diese gar aller erotischen Beziehungen, über die furchtbare Einsamkeit
aus nicht allein die
eine Zug ist vollkon
Menschen liebeln doch nur nebenbei und zwischendurch, neben jeder bessern Seele und über die Aussichtslosigkeit jedes Kampfes
ndrucksstärker machen.
Theater hat Arbeit.
und zwischen der großen Liebe, an der oder für die sie ver= gegen diesen traurigen Zustand. Von vierzehn Menschen sind
Die Sätze werden
Brahm hat der
bluten. Der junge Musiker Korsakow erschießt sich, weil er Frau mindestens elf unglücklich — und diejenigen, die schlecht und
zur Entschädigung in
n oder deshalb, mehr. Genia Hofreiter nicht besitzen kann, und der noch jüngere Fähn= recht auf der goldenen Mittelstraße und im Dutzend geblieben
will ich den richtige
Klang von Stichomy- rich Aigner wird erschossen, weil er sie besessen hat. Dieses sind, womöglich noch unglücklicher als die Libertiner der Phan¬
verbrahmten zwische
erste fünsunddreißig Fähnrichs Eltern sind früh auseinandergegangen, weil der Mann tasie oder des Fleisches, die doch ihre blauen Jugendsehnsüchte
eines wienerischen C
ler fertig war, hätte die Frau ein einziges Mal betrogen hat, und beide gestehen nach oder ihre höchst erdhaften Genüsse gehabt haben. Drei von den
mitenhotels herrscht
ie erste Hälfte gehen zwanzig Jahren, daß sie keinen und keine nachher je wieder Vierzehn sind glücklich, und das sind Trottel.
Schnitzlers Gespräch
die Wirkung auf die wirklich geliebt haben. Der Bankier Natter weiß, daß ihn seine
Also könnte „Das weite Land' genau so gut „Der einsame
von ihr ablenkt. G
ig auf mich, für den
Adele jeden Monat mit einem andern betrügt und liebt sie doch Weg' heißen. Manches in beiden Dichtungen stimmt nicht blos
daß der Schein niem
gar nicht genug Zeit
so rettungslos, daß er ein Leben ohne sie niemals ertragen wörtlich, stimmt erst recht nach Stimmung und Umständen über¬
nur die dichterische
ten Geplander eines
würde. Der Doktor Mauer bietet Erna Wahl den Frieden und ein. Wie die junge Johanna Wegrath zu dem alternden Sala Ein Hauch von wis
ihm ernst ist, wenn
die Sicherheit, die sie nur anzunehmen brauchte, um den braven bedingungslos sagt: „Ich liebe dich!“, so sagt bedingungslos zu
Sentimentalität und
ernst ist.
Mann vielleicht für immer zu beglücken und es ist möglich, dem alternden Hofreiter die junge Erna Wahl: „Ich liebe dich!“
noch viel mehr. Vo
felt ernst. Leider ist
daß er nach ihr keine mehr begehren wird. Diese Erng Wahl liebt Aber der „Einsame Weg', der den Vorzug hatte, früher da zu
— Erna, Friedrich,
Fühlsnüchterne Bühne
Friedrich Hofreiter, der sie am Wendepunkte seines Daseins von sein, war auch voller, wog auch schwerer. Gewiß, Herr Friedrich
dargestellt. Fräulei
ch war, und die ihn
sich stößt. Denn er hat Erna zwar genommen, wie so viele Hofreiter ist durchaus von Stefan von Salas Geschlecht. Um
klugen und tapferen
also nicht erstaunen,
Frauen und Mädchen, aber ist sich klar darüber, daß er doch nur die Wende des achtzehnten Jahrhunderts hießen beide William
eine Schmerzgrimass
ehalten haben. Der
Genia liebt — Genia, um derentwillen ...
Lovell und Roquairol; bei Bourget heißen sie Dorsenne und erweckt. Herr Mon
Mensch durch die Ge¬
Zwischen Genia und Friedrich spielt das eigentliche Drama. Armand de Querne. Diese Menschen, so grundverschieden sie Hofreiter zu erklären
das Urteil. Er hätte
Wenn es beginnt, ist sie ihm unheimlich, kann er ihr beinah im einzelnen sind, waren doch samt und sonders nie jung und
ein deutlicher Mens
er die Liebe wirklich
nicht verzeihen, daß sie um eines Schemens, eines Nichts, eines von jeher skeptisch, früh friedlos und schnell leergebrannt; hatten
Figur zu setzen. Ih
Aber was er hier
Phantoms, nämlich um ihrer Tugend willen jenen jungen Kor= immer zuviel Wissen und zuwenig Willen, das verfeinertste wenn sie von ihrer L
g und Frechheit, von
sakow hat sterben lassen. Wenns schließt, hat er, in blinder Nervensystem von schmerzlicher Erregbarkeit und keinerlei Un¬
Gefühl einer Unapp
von rasender Leiden¬
Wut und giftiger Eisersucht und großer Liebe, den noch viel mittelbarkeit. Ihre Fähigkeit zur Selbstbeobachtung verwehrt überflüssig finden, da
selig und grauenhaft.
jüngern Aigner totgeschossen, den sie erhört' hat — sei es aus ihnen die Hingabe an den Augenblick. Jede Empfindung geht Premiere — die Sch
as weniger trübselig
Erinnerung an den Fall Korsakow. sei es aus Rache für die ihnen zuerst ins Hirn, wird da zersetzt und erreicht selten das
ich ja schließlich Pu
Trauer in ihm um
Erna Wahl, sei es aus simpler Sehnsucht nach der Wärme Herz. Sie sind unersättlich neugierig auf sich selbst, fühlen sich
Publikum im Theats
dieser Schicht. Aber
eines unverbrauchten und naiven Menschen. Zwischen Anfang fühlen oder eben nicht fühlen und haben eine helle Freude an deckt, die auch ich erst
Augen zu rollen und
und Ende sieht man wenig Versuche der beiden, zu einander zu ihrer Ungreisbarkeit. Die Kühle ihres Naturells schafft all-werden, daß nicht da
Er will schon der
kommen, und das ist nicht nur ein dramaturgischer Einwand, mählich einen Abgrund um sie, in den sie am Ende versinken.
Die Helferin des Di
er nicht mit priester¬
sondern hat wahrscheinlich auch empfindliche Gemüter gegen Sala versinkt, und Hofreiter versinkt. Aber vorher hat Sala
nach so langer Zeit
igenen Unfehlbarkeit.
das Ethos der Dichtung eingenommen. Die beiden Menschen, eine ganz andere Existenz gewonnen als Hofreiter dem ich ent¬
ihrer rührenden Gege
ierendem Verständnis
kann man sagen, kämpfen nicht genug, um so leicht unterliegen weder die Glühlichterfabrikation oder seine Differenziertheit wenn sie nicht redet.
kltmännisch gelassener
zu dürfen. Für mich ist es ausschließlich ein dramaturgischer glaube. Es handelt sich nicht um die Branche: da geht einfach von Schmerz umflossel
chen kann, daß eine Einwand. Denn ihre Kämpfe liegen bei Beginn des Stückes nicht alles zusammen. „Hineinschauen in mich kannst du doch den müden Abwehrb
m sich zu ihm abzu= hinter ihnen. Sie wissen um einander Bescheid. Sie sagen, nicht — das kann keiner“, versichert er seiner Frau. Bis auf darin liegt alles, was
daß sie nichts mehr wünschen und nichts mehr hoffen, und tun den Dichter, versichern wir Schnitzlern, der es leider unterlassen wollen; daß wir imm
hat. Hofreiter wird für jeden undeutlich bleiben, der nicht die von Seele und Seele