II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 328

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24. Das Leite Land
schnell, complett, preiswert.
itung:
um:
17.012. 1911
Feuilleton.
das Stück, Blättermeldungen zufolge, einen von Akt zu
Akt steigenden Erfolg, in Berlin wurde es ohne Enthu¬
* Thegfer=Premieren. Aus München wird uns
siasmus, aber mit Freundlichkeit, ausgenommen. Aus
Ggeschriebenk Arthur Schnitzlers fünfaktige Tragi¬
Mainz wird berichtet, daß das Publikum bereits durch
komödié „Das werre=Land#fand bei der Urauffüh¬
die Länge der beiden ersten Akte ermüdete und nach dem
rung im Kgl. Residenztheater am 14. Oktober eine sehr
britten Akt schon Zeichen der Ablehnung zeigte. Der
kreundliche Aufnahme, so daß Regisseur Basil für den
Schluß brachte eisiges Schweigen, wenn nicht gar offene
abwesenden Autor danken konnte. „Das weite Land“
Ablehnung. Vereinzelter schwacher Beifall galt den ein¬
ist die Seele, von der Schnitzler behauptet, daß sie ein
heimischen Kräften.
absolutes & sei. völlig unberechenbar Alle Personen des
„Die Hydra“ ein dreiaktiges Lustspiel ohne Ehe¬
Stückes, vom stolzen Fabrikanten Hofreiter mit seiner
bruch und Situationskomik von Karl Ettlinger,
Frau Genia bis zum tückischen Bankier Natter, handeln
dem bekannten „Karlchen“ der „Jugend“, hatte bei der
gewissermaßen außer jeder Verantwortung. Die Han¬
Uraufführung im Münchener Schauspielhause einen
delnden sind von ihren eigenen Seelenregungen selbst
großen Lacherfolg. Der Schwank behandelt in ulkiger
am meisten überrascht. Bei diesen Seelenzuständen
Weise das Theater. Direktoren, Schauspieler, Dichter,
handelt es sich, wie immer bei Schnitzler, natürlich um
Theateragenten sind die Sprachrohre für eine Menge
„Liebelei“. Ein bißchen „Sterbelei“ ist bei dem Wiener
guter Witze. Man ist eben nicht ungestraft Witzblatt¬
Autor jedoch auch immer dabei. Auch das obligate Duell
redakteur. Es hieße dem amüsanten Witzraketenfeuer
ist da. Ein festes Gefüge fehlt dem Drama, es ist im
Unrecht tun, wollte man nach Handlung, Charakterzeich¬
Grunde ja auch gleichgültig, an welchen Paaren und
nung und ähnlichen Dingen fragen. Gespielt wurde die
Pärchen Schnitzler seine Wienerische Philosophie mora¬
Schnurre recht lustig. Besonders Waldau als bekehrter
lischer Knochenerweichung demonstriert. Er hat jeden¬
Idealist hatte vortreffliche Momente.
falls den Beweis erbracht, daß auch mit völlig moralin¬
Die dreiaktige Komödie „Bürl“ von Arno Holz
freien Stimmungen — Marlittsche Wirkungen zu er¬
und Oskar Jerschke errang bei ihrer Uraufführung
zielen sind. Fade Romanluft wehte von der Bühne
im Berliner Neuen Schauspielhause einen stürmischen
herab. Keine der Gestalten gewinnt wirkliches Leben, doch
Heiterkeitserfolg, der auch nach dem dritten Akt anhielt,
machte manches seine Wort aufhorchen, wie das von der Jobwohl dieser gegen die beiden ersten etwas abfällt.
„Herzensschlamperei“. Leider ist es einer ganz verzeich¬
neten Figur, einem humor= und salzlosen Doktor Mauer,

der die Moral im Stück zu vertreten hat, in den Mund
gelegt. — Dasselbe Stück wurde an demselben Tage u. a.
auch im Burgtheater zu Wien, in Berlin im Lessing¬
theater und in Mainz aufgeführt. In Wien fand
Fräuiseher Courier, Mürnden
Zeschnn. „.
11710 11
„#eerliner Börsen Courier, Borlin
S. In München hat am Samstag obend im
17 0e1
Morgenausgabe
Residenztheater die Uraufführung von Ar¬
mals hervor.
tur Schnitzlers fünfaktiger Tragikomödie Das
Derselbe Abend brachte uns im Residenz¬
weite Land“ stattgefunden. 13 Bühnen deutscher
theater eine der zahlreichen gleichzeitig erfolgten
Sprache beteiligten sich an dieser „Simultan“=Urauf¬
Uraufführungen von Artur Schnitzlers Tragi¬
führung. In dem Dichter Schnitzler steckt aber auch
komödie „Das weite Lant——hiehter, wie ich
kaufmännisches Talent. War dem Stück schon durch
bereits telegraphisch meldete, zunächst das Publikum
eine höchst geschmackvolle Inszenierung seitens des
nicht recht erwärmte, dann aber — vom dritten Akte
Regisseurs Basil und durch eine geradezu glän¬
ab, der die ideelle Deutung bringt — mehr und mehr
in den Bann des Dichters zog und zuletzt einen aus¬
zende Darstellung ein äußerer Erfolg gesichert, so
gesprochenen Erfolg erzielte. Für den sehr lebhaften
darf man doch wohl sogen, daß der von Akt zu Akt
Schlußapplaus dankte im Namen des Autors Regisseur
sich steigernde Beifall nicht minder auch dem Dichter
Basil, der das Stück in schönem, zum Teil neuem
galt. Steinrück als Fabrikanten Hofreiter ge¬
dekorativen Rahmen mit gewohnter Sorgfalt inszeniert
bührt vor allem uneingeschränktes Lob. Das war
hatte. Hier wurden die Hauptrollen von den Herren
eine Gestalt, unserer Gesellschaft so wahr und echt
Steinrück (Fabrikant Hofreiter) und v. Jacobi
entnommen, wie sie eben nur ein Schauspieler der
(Fähnrich), den Damen v. Hagen. (Frau Genia),
Sonderklasse hinzustellen vermag! Wie unser Herr
Dandler (Frau Aigner) und Michalek (Erna)
sch.=Mitorbeiter aus Leipzig schreibt, hot dort
mit trefflicher Kennzeichnung gegeben. Der Gesamt¬
die Tragikomödie im Neuen Theater nur einen Ach¬
eindruck litt übrigens hier merklich unter den Längen.—
tungserfolg erzielt.
des Dialogs und auch der Zwischenakte; die Vör¬
#ellong wähete bis 11 Uhr

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