24. Das veite Land
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gend. Es ist Mittagshöhe des Lebens. Und ach, noch immer dieses die Ehe sozusagen gedankenlos,
ewige Begehren, dieses Flattern der Gefühle, dieses Gleiten in Won¬
tugendhafte Frau. Frau Geni
nen und Fallen in Trübsal, dieses Gezogenwerden ins uferlose Meer
zweiflung zu, aber da ihr Hoffe#
der Leidenschaften, dieses Sich=Verlieren an eine Sehnsucht, dieses ihr eine ungetreue Frau. Si
hemmungslose Durchgehen des Herzens, wo der Verstand, die Moral, an, nicht aus unstillbarem Tri
die bürgerliche Weltordnung ihr Schuldig sprechen.
Fatum. Und der ungetreue G
Armen einer wurmstichigen Hal
Es sind nicht die starken Gefühle, die sterbebereiten großen Lei¬
ihren Küssen, knallt den ertapp
denschaften, die hier zu Katastrophen treiben, es sind in der Haupt¬
ihm selbst am meisten besudel
sache jene Empfindungen, die ein witziger Kopf „Gefühle mit dem
Genia sagt sich mit Schauder v#
Zylinderhut“ genannt hat, Spielereien müssiger Begehrlinge. Aber
und Glück vernichtet durch nich
Liebelei, Spielerei. Das Echte
im perschlungenen Liebesreigen zu zeigen, ist das Grundthema Schnitz¬
Genias zu ihrem Mann, war
lericher Dichtkunst. Der einstige Arzt ist ein „Liebesdenker“ der
er dennoch leichtsinnig betrog.
auch die Seele auskultiert, freilich ist es immer die erotische Seele.
am Schluß der Ruf ihres unsch
Und es reizt ihn ganz besonders, zwischen dem weiten Land des Ero¬
Grausames Land der Seele!
tischen, oder der Seele, wie er es nennt, und dem vom Herkömm¬
lichen gestützten Land der Legitimität die Verbindung zu suchen. Das
Doch nein, gewinnen wir 1
weite Land der Seele verwandelt sich zum Land des Außerbürger¬
ler hat uns mittels seiner Dich
lichen, darinnen die „Gebote der Väter“ pensionierte Begriffe wer¬
Kunst zu sich und seinen Me
den. Herrscher ist einzig das Verlangen. Sind sie wirklich sündhaft,
Wissen diese Menschen, die da
18 10. Will
diese skrupellosen Uebertreter der korrekten Sitte? Mit diesem
und liebeln, nichts von Charah
Willens? Ich weiß, es wirkt
Fragezeichen entlassen uns die meisten Stücke Schnitzlers. Indessen,
ßerwort Pflicht in der Wel
wer sich auf den unterirdischen Dialog versteht, der versteht auch die
letzte Weisheit Schnitzlers, die ein lächelndes Verstehen, ein müder
Die „neuen Gefühle“ mißt md
Faialismus ist.
hat die Moral mit dem kategor
Theater und Kunst.
Schnitzler sagt: Fatalismus, Di
Ist das weite Land nicht letzten Sinnes eine Romanze vom Fa¬
gegenüber nicht das Wort Etho#
talismus der Liebe: Ein Drama ist es kaum in seiner Ausgedehnt¬
Residenztheater. Das weite Land. Tragikomödie von Ar¬
das Fragezeichen der Schnitzler
heit und Episodenzier. Wie Schnitzler den Mut zu seinen verwege¬
tur Schnitzler. Wo er sie auch packt, die Schnitzlersche Welt
im Irrgarten der Liebe sind ##
nen Konstellationen der Geschlechter fand, so fand er auch den Mut
bleibt eine Anaköllvelt. Keine Kämpfer durchschreiten sie, Genießer
Wiener Luft, Wienerwald, W
zu fünf Akten. In diesen fünf Akten ein Neigen von Herzen zu Her¬
gehen in ihr spazieren. Die Lebensdinge, die Schnitzler mit der Gra¬
Sie, was das heißt? Man mn
zen, von keiner Elementarkraft getrieben, nur hin= und hergeworfen,
zie eines kultivierten Wienertums feingeistig umdichtet, sind im
man da nicht eine Anatolseele
wie die Bälle im Tennis, das im Stück mit so konsequenter Aus¬
Grunde Lebeweltdinge. Auch wenn er ins weite Land der Seele
dauer gespielt wird. Und am Ende hat jeder verloren und keiner
Unsere Aufführung war g
dringt, in jenes an milder Schönheit und verruchtem Glück reiche
gewonnen.
nicht da! Das Weiche, die A
Land der Verstrickungen, spielen die Menschen nur, naschen und nip¬
Prosa, möchte ich sagen, hörte
Das ist der Unterschied dieses letzten Stückes von den Anatol¬
pen, liebeln und sterbeln. Er kommt nicht los vom Thema Liebelei.
dem Stück zwar ein gefälliges
und Liebeleistücken. Die Menschen, von einem Fatum geschoben, blei¬
wie Hermann Bahr bis ins Alter hinein nicht los von seinem Thema
rahmt von
den Herren Klei
ben diesmal nicht im Gefilde liebenswürdig=holden Leichtsinns, sie
Theater kommen konnte.
doch wieder die Tragödic mehr
stürzen ins dunile Reich tragischer Verhängnisse.
Und so ist auch dieses letzte Stück wieder nur eine Variation des
gen wirkte bildhaft und rühr
Anatol hat sich in den Fabrikanten Hofreiter verwandelt, in
ewigen Themas, aber über der Liebelei, oder vielmehr den Liebe¬
im letzten Akte verlor auch sie
leien, liegt nicht mehr der Duft des Frühlings, der Rausch der In= einen egoistischen „Männerich“ mit Abenteuergelüsten. Er brüchelt
—.—
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gend. Es ist Mittagshöhe des Lebens. Und ach, noch immer dieses die Ehe sozusagen gedankenlos,
ewige Begehren, dieses Flattern der Gefühle, dieses Gleiten in Won¬
tugendhafte Frau. Frau Geni
nen und Fallen in Trübsal, dieses Gezogenwerden ins uferlose Meer
zweiflung zu, aber da ihr Hoffe#
der Leidenschaften, dieses Sich=Verlieren an eine Sehnsucht, dieses ihr eine ungetreue Frau. Si
hemmungslose Durchgehen des Herzens, wo der Verstand, die Moral, an, nicht aus unstillbarem Tri
die bürgerliche Weltordnung ihr Schuldig sprechen.
Fatum. Und der ungetreue G
Armen einer wurmstichigen Hal
Es sind nicht die starken Gefühle, die sterbebereiten großen Lei¬
ihren Küssen, knallt den ertapp
denschaften, die hier zu Katastrophen treiben, es sind in der Haupt¬
ihm selbst am meisten besudel
sache jene Empfindungen, die ein witziger Kopf „Gefühle mit dem
Genia sagt sich mit Schauder v#
Zylinderhut“ genannt hat, Spielereien müssiger Begehrlinge. Aber
und Glück vernichtet durch nich
Liebelei, Spielerei. Das Echte
im perschlungenen Liebesreigen zu zeigen, ist das Grundthema Schnitz¬
Genias zu ihrem Mann, war
lericher Dichtkunst. Der einstige Arzt ist ein „Liebesdenker“ der
er dennoch leichtsinnig betrog.
auch die Seele auskultiert, freilich ist es immer die erotische Seele.
am Schluß der Ruf ihres unsch
Und es reizt ihn ganz besonders, zwischen dem weiten Land des Ero¬
Grausames Land der Seele!
tischen, oder der Seele, wie er es nennt, und dem vom Herkömm¬
lichen gestützten Land der Legitimität die Verbindung zu suchen. Das
Doch nein, gewinnen wir 1
weite Land der Seele verwandelt sich zum Land des Außerbürger¬
ler hat uns mittels seiner Dich
lichen, darinnen die „Gebote der Väter“ pensionierte Begriffe wer¬
Kunst zu sich und seinen Me
den. Herrscher ist einzig das Verlangen. Sind sie wirklich sündhaft,
Wissen diese Menschen, die da
18 10. Will
diese skrupellosen Uebertreter der korrekten Sitte? Mit diesem
und liebeln, nichts von Charah
Willens? Ich weiß, es wirkt
Fragezeichen entlassen uns die meisten Stücke Schnitzlers. Indessen,
ßerwort Pflicht in der Wel
wer sich auf den unterirdischen Dialog versteht, der versteht auch die
letzte Weisheit Schnitzlers, die ein lächelndes Verstehen, ein müder
Die „neuen Gefühle“ mißt md
Faialismus ist.
hat die Moral mit dem kategor
Theater und Kunst.
Schnitzler sagt: Fatalismus, Di
Ist das weite Land nicht letzten Sinnes eine Romanze vom Fa¬
gegenüber nicht das Wort Etho#
talismus der Liebe: Ein Drama ist es kaum in seiner Ausgedehnt¬
Residenztheater. Das weite Land. Tragikomödie von Ar¬
das Fragezeichen der Schnitzler
heit und Episodenzier. Wie Schnitzler den Mut zu seinen verwege¬
tur Schnitzler. Wo er sie auch packt, die Schnitzlersche Welt
im Irrgarten der Liebe sind ##
nen Konstellationen der Geschlechter fand, so fand er auch den Mut
bleibt eine Anaköllvelt. Keine Kämpfer durchschreiten sie, Genießer
Wiener Luft, Wienerwald, W
zu fünf Akten. In diesen fünf Akten ein Neigen von Herzen zu Her¬
gehen in ihr spazieren. Die Lebensdinge, die Schnitzler mit der Gra¬
Sie, was das heißt? Man mn
zen, von keiner Elementarkraft getrieben, nur hin= und hergeworfen,
zie eines kultivierten Wienertums feingeistig umdichtet, sind im
man da nicht eine Anatolseele
wie die Bälle im Tennis, das im Stück mit so konsequenter Aus¬
Grunde Lebeweltdinge. Auch wenn er ins weite Land der Seele
dauer gespielt wird. Und am Ende hat jeder verloren und keiner
Unsere Aufführung war g
dringt, in jenes an milder Schönheit und verruchtem Glück reiche
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nicht da! Das Weiche, die A
Land der Verstrickungen, spielen die Menschen nur, naschen und nip¬
Prosa, möchte ich sagen, hörte
Das ist der Unterschied dieses letzten Stückes von den Anatol¬
pen, liebeln und sterbeln. Er kommt nicht los vom Thema Liebelei.
dem Stück zwar ein gefälliges
und Liebeleistücken. Die Menschen, von einem Fatum geschoben, blei¬
wie Hermann Bahr bis ins Alter hinein nicht los von seinem Thema
rahmt von
den Herren Klei
ben diesmal nicht im Gefilde liebenswürdig=holden Leichtsinns, sie
Theater kommen konnte.
doch wieder die Tragödic mehr
stürzen ins dunile Reich tragischer Verhängnisse.
Und so ist auch dieses letzte Stück wieder nur eine Variation des
gen wirkte bildhaft und rühr
Anatol hat sich in den Fabrikanten Hofreiter verwandelt, in
ewigen Themas, aber über der Liebelei, oder vielmehr den Liebe¬
im letzten Akte verlor auch sie
leien, liegt nicht mehr der Duft des Frühlings, der Rausch der In= einen egoistischen „Männerich“ mit Abenteuergelüsten. Er brüchelt
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