II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 335

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24. Das ##ite Land
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*in ihrem Bereiche nur biedere, biertrinkende Bajuvaren] und Damen, die für Carusos edle Süße kein Geldopfer
#und einige Kunstmaler gibt. Im Sommer: Kultur mit scheuen, zumuten wollte, daß sie ein broschiertes Exemplar
suilleton. 1//7#2en Schilanen; im Winter: stulles Plätschern der ver¬
schiedentlichen Bierquellen.
von Tolstois „Anna Karenina“ oder Flauberts „Education
ohne die Fremden.
sentimentale; zehn= oder gar zwanzigmal so teuer be¬
In Wahrheit hat München seine oberen Zehntausend
n A. Latzko.
zahlen als den „Götz Kraft“, — welch höhnisches Stau¬
wie jede andere Großstadt. Sie würden sich schämen,
München, im Oktobek.
nen wäre die Antwort! Und doch ist der Abstand zwi¬
Sommer über zwischen ihren Mauern angetroffen oder
anglais,“ — so hat Pierre Loti
schen dem Genuß an dem Canio Enrico Carusos und
gar, horribile dictu, im Theater gesehen zu werden.
uns in stillen, aber unendlich
dem irgendeines anderen anständigen Tenors gewiß nicht
Sie verlassen, sobald die Julisonne scheint, eiligst ihre
uß über das jenseits der Kultur¬
größer. Ich will's nicht leugnen: er durchstrahlt die er¬
Winterquartiere und flüchten vor der Fremdensaison in
nde Land der Inder gibt. Das
schütternde Binsenwahrheit, daß auch in des Bajazzos
die Berge oder sonstwohin, wo es gute Lust und vor
n Engländern ist bei Thomas!
Brust — ach! — ein Herze schlägt mit inniger Wärme
allem wenig Komfort gibt. Denn der Sommer ist in erster
krtrieb, und der Aublick seiner
und sein Ride, ride P’agliacci“ schwingt sich so tränen¬
Reihe da, um sich von den Bequemlichkeiten der Stadt
rten Tempel ist leicht erschwing¬
endlich auszuruhen.
voll und doch so rein in die Höhe, als wollte er die
asser des Ganges, das englisch
Decke durchsingen und seinen Jammer bis zum Himmel
Erst im September, wenn die Norddeutschen und
Iuf Flaschen gezogen, als Reise¬
fliegen lassen. Aber, wie gesagt, man wundert sich den¬
sonstigen Ausländer gesättigt an Wagner, Mozart, Aeschy¬
noch, wenn man Leute, die ansonsten den Wert des
Plos, Sophokles oder was sonst gerade am Speisezettel
chen nach Indien ist weit, und
Geldes so ungeheuer pedantisch und achkungsvoll abwie¬
stand, froh in ihre eigenen Großstädte zurückeilen, um sich
bektdichter der Herren Schenker
gen, für ein Plus an musikalischem Vergnügen so un¬
bei Lehär und Leo Fall, Francis Croisset und Capus!
die landschaftlichen Schönheiten
überlegt die Börsen aufreißen sieht.
von den Anstrengungen der Münchener Kulturkampagne
Kulturinstitutionen des König¬
Ich glaube fast, zu einer so sein differenzierten
zu erholen, erst dann schnellen die Rolläden in Schwabing,
trieb haben, würde es wagen,
Empfänglichkeit gehört schon ein Perlenkollier oder ein
Bogenhausen und auf der Prinzregentenstraße wieder in
fer den Wetterstein mit dem Hi¬
Brillautendiadem, das lange im Dunkel des Safes ge¬
die Höhe, die heimatlichen Geldsäcke kehren zurück oder,
schlummert. Jedenfalls bestand München auch diesbezüg¬
wie man zu sagen pflegt, „das geistige Leben beginnt".
„Munich sans messieurs les
lich glänzend die Kraftprobe. Der Schmuck, den die viel¬
Diesmal setzte es sogar auf eine äußerst dekorative
es ein Indien ohne Engländer
genannte Besitzerin einer großen Brauerei ins Treffen
Art ein. Mit einer Kraftprobe sozusagen. Zwei Gast¬
der Herren und Damen, die
führte, hätte Professor August Forel und seine Tempe¬
spielabende Enrico Carnsos eröffneten den Oktober und
lang ihren Bildungsdrang be¬
renzler in helle Raserei versetzt. Wir haben Juweien die
die Wintersaison. (Im Sommer sagt man Season.) Und
gleichsam als eine Art Som¬
Fülle, auch wenn Dollarika schon wieder zu Hause in der
trotzdem um diese Zeit die Hotels schon darangehen, ihre
wie Trouville oder Ostende, ist
Metropolitanoper glitzert und gleißt.
Teppiche einzukampfern trotzdem die Eintrittspreise und
Kreises, der die fashionablen
Die beiden Caruso=Abende waren indes nur der Auf¬
den Luxus der Carusofeste München aus der eigenen
Fntheater, die Reinhardtmanege
takt des beginnenden Münchener Innenlebens. Der Appell
Tasche bestreiten mußte, schnellte der Kurs der Karten
einschließt, liegt das eigentliche
gewissermaßen. Und da sich die eingeborenen Upper ten
(die Parkettplätze wurden an der Hoftheaterkasse mit
nde Großstadt, die im Sommer
thousen vollzählig zum Winterdienst präsentiert hatten,
fünfzig Mark emittierk) bis zu zweihundert Mark empor
r Vergnügen haben will.
so folgte auch sofort Treffen auf Treffen. In derselben
und die heldenmütigen Agioteure, die bei Einbruch der
sch im August bei Schenker um
Woche schon rückte das Schauspielhaus mit der Urauf¬
Dunkelheit schon in dichten Scharen das Theater umla¬
hotels, den Theatern und auf der gerten, um am nächsten Morgen Karten zu erobern,
führung von Josef Ruederers „Schmied von Kochel“
Französisch sprechen hören, keh= kamen durchwegs auf ihre Rechnung.
heraus. Dies war nun allerdings eine durchaus interne
Angelegenheit der Münchener und wird es auch ewig
Gefühle den Rücken, daß es: Es ist merkwürdig: wenn man denselben Herren bleiben. Mehr läßt sich über dieses Stück schwer sagen.
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