eche gerennch
zur Trag'komödie, daß einige Personen und Cpisoden leicht komisch sin
daß die Menschen sich frei und natürlich unterhalten, und daß es ganz fr.#
etwa von dem großen Pathos der Römertragödie ist. Freilich, auf dem hohen
Kothurn wandelt Schnitzler nicht, aber — dies kann nicht gut verschwiegen
werden — ein wenig auf Stelzen. Wenn ein guter, geistreicher Diche
und kluger Mensch ein Werk schafft, so wird es sicher niemals dumm, ln.
weilig oder schlecht sein; aber es liegt die Gefahr vor, daß es zu kin;
wird. Die Stelzengefahr! Schnitzler kompliziert die psychischen Regungn
zu sehr; so sehr, daß sie die dramatische Wirkung verlieren. Er tut
diesmal ganz bewußt, gewissermaßen programmatisch. In dem Chaos #r
menschlichen Seele, in dem die Ordnung nur künstlich geschaffen werden
kann, has viel nebeneinander Platz, Treue und Trug, Anbetung und #
gleich Verlangen nach einer anderen oder mehreren anderen; denn ##
Seele ist ein weites Land! Schnitzler führt uns in manche weite
Seelenländer. Im Mittelpunkt der Ehebrüche — es sind schon Eheketten¬
brüche! — steht ein nicht mehr absolut junger, aber noch absolut erfolg
reicher moderner Renaissancemensch, der Fabrikant Hofreiter. Während er
selbst seine Frau mit einer Barbiersgattin fast offenkundig betrügt, beng¬
wöhnt er seine Frau, die stolze und schöne Genia, daß ein junger,
russischer Künstler, der sich das Leben nimmt, ihr Geliebter gewesen.
Als er aber hört, daß er sich das Leben genommen, weil
Frau Genia tugendhaft geblieben, entfremdet ihm das wiederum
die eigene Frau. Es macht ihn unruhig, daß jemand das
Leben verlieren mußte, eines Phantoms wegen, nur weil seine Fran
treu war. Und dieser selbe, so merkwürdig kompliziert empfindende Mann
betrügt schleunigst seine Frau mit einer anderen, diesmal einem jungen
Mädchen, und schießt einen jungen Fähnrich im Duell über den Hausen,
dem gegenüber Frau Genia nicht standhaft geblieben war. Es ist nicht
Liebesschmerz, nicht Eifersucht, nicht Rache; vielleicht am ehesten nich
gekränkte Eitelkeit oder auch Haß und Neid des langsam beginnendn
Alters gegen die siegreich anstürmende Jugend. Aber eine Brücke für ba
Verständnis dieser verschiedenen feelischen Empfindungen wird nicht ge¬
schlagen; daß die Seele eben ein weites Land ist, ist ein philosophischer
Trost, aber kein dramatischer. Viel eher verstehen wir schon, daß sich
die arme Frau Genia, die in ihrem einfachen, gesunden Empfinden voll g
schwankend und irre geworden, nun doch trotz aller Tugend langiam
ins Verderben gleitet Oder daß sich das junge Mädchen, das ganz fest
und sicher in sich selbst ruht und ihren Lebensweg in jedem Schritt sich
selbst wählt, dem unwiderstehlichen Fabrikdirektor zu eigen gibt. Oder
auch den Bankier, der die verschiedenen Ehebrüche seiner Frau genan
kennt, aber geduldig erträgt, weil er trotz alledem seine Frau liebt. Man
sieht, es mangelt nicht an Kombinationen. Um die Sache noch mehr
zu komplizieren, oder sagen wir, um die Konstruktion möglichst vollständig
zu machen, spielt der dritte Akt in einem Hotel, dessen Direktor ein Mann
mit einem besonders weiten Seelenland ist, ein Freund Hofreiters, ein
Mann, der sich vor langen Jahren von seiner an sich heißgeliebten Frau
getrennt hat, weil sie seine Theorie von dem weiten Seelenland in der
Praxis nicht anerkennen wollte, ein Mann, der der Vater des jungen
Fähnrichs ist, der zwar das väterliche Glück bei den Frauen geerbe
zu haben scheint, aber leider in seinem frühen Glück niedergeschossen wird.
Daß alle diese Menschen, deren Hauptbeschäftigung übrigens neben dem
Ehebruch das Tennisspielen ist, gut gesehene, scharf umrissene Typen sind,
daß sie in ihren vielen Unterredungen manches feine, kluge Wort sprechen,
bedarf bei Schnitzler kaum der Erwähnung. Aber es fehlt dem Drama
eben der dramatische Atem und die Kraft der Ueberzeugung So blieb den
auch die Aufnahme bei dem fast ausverkauften Hause in den Grenzen
eines recht warmen, literarischen Achtungserfolges. Ja, nach dem Schluß##
akte setzte sogar zunächst, ehe der Beifall es übertäubte, vernehmliches
Zischen ein Freilich kam diese Aeußerung wohl nur von Leuten, die damit
ihrem Mißfallen nicht über den dramatischen Wert oder den dichterischen
Gehalt Ausdruck geben wollten, sondern darüber, daß der arme Fähnrich
im Duell fiel. Am liebsten hätte man wohl ein unblutiges Duell gesehen,
oder zum mindesten hätte der böse Hofreiter fallen müssen. Ja, ja, es
ist schon nichts bei den modernen Dichtern mit der poetischen Gerechtigkeit!
Und deshalb zischten die naiven Genießer. — Die Aufführung tat alles,
um dem Werke zu einem möglichst großen Erfolge zu verhelfen, und der
Beifall dürfte nicht zum geringsten Teile der Darstellung gegolten haben.
Herr Strobel gab den Hofreiter durchaus als modernen Menschen, ohne
Pose und Affektation, stets als den Herrn der Situation. Nicht minder
vortrefflich, namentlich in der fieberhaft aufgeregten Erwartung des Schlu߬
aktes, war Frau Santen als Genia. Für die besonders schwintige
Rolle der Erna, des jungen Mädchens, das sich Hofreiter mit fröhlicher
Unbedenklichkeit zu eigen gibt, fehlte Fräulein Lind ein wenig die
kraftvolle Sicherheit der Persönlichkeit; sie spielte aber durchaus sympathese#
und vermied vor allem die Gesahr, keck zu wirken. Herr Bauer, als
unwiderstehliche Hoteldirektor, Herr Skoda als der arme Fähnrich,
Fräulein Salta als dessen Mutter, Herr Lion als Hotelportier und
Herr Schmidt als Bankler, seien mit einem summarischen Lobe bedacht.
sehmit aus: Schlesische Zeitung, Braslan
13. OktosER 1911
an die Vorzuge
unerquicklichen
Lobetheater.
Wiederholungen
Schlesischen Ze
„Das weite Land“.
gefaulten Gesel
Am gleichen Abende, an dem Artur Schnitzlers fünfgktige „Trags
führung als I
von Artur
komödie“ („Das weite Land“, Traat
schilderten Inh
Schnitzler. S. Fischer, Verlag, Berlin 1911. 174 S. 80) hier zum
erfreulichst erin
erstenmal gespielt wurde, fand auch in Wien, Berlin, München und an neun
schwächsten Sti
anderen Orten die Uraufführung statt. Die deutschen Bühnen wollen durch
so erscheinen di
solchen Eifer jedenfalls dem Dichter Genugtuung bieten für die dem jungen
doch kaumbesse
„Medardus“ (Berlin, S. Fischer, Verlag, 1910, 3. Auflage 1911) gegen¬
Der seh
über geübte Zurückhaltung. Die an Personen überreiche „dramatische
erfährt, als
Historie“ konnte in der Tat außerhalb der Vaterstadt des Verfassers nicht
Klavierspielers
genügende Teilnahme wecken, wie andererseits Leo Feig in seiner Lob¬
Santen), daß
schrift auf den Lokalpatriotismus des Dichters („Schnitzler und die Wiener“.
habe. Trotz
Wien, Verlag Kaepler 1911) das Stück rühmt als einen „interessanten
Frau
Ausschnitt aus dem Wien der Basteien vom Anfang des vorigen Jahr:
sein
hunderts“; „Wiener Sitten und Eigentümlichkeiten“ seien hier „eingefangen,
b
die vor hundert Jahren so gang und gäbe waren wie heute“.
Im Lobetheater ist wohl 1908 Schnitzlers Einakterzyklus „Marionetten“
(2. Auflage, Berlin, Fischer 1906) leider mit sehr geringem Erfolge, und
im vorigen Jahre die einaktige Komödie „Komtesse Mizzi“ gegeben worden;
an seine größeren Dramen hat man sich seit der kühlen Aufnahme des
„Einsamen Weges“ (5. Auflage 1910) im November 1904 im Lobetheater
nicht mehr herangewagt. Die Komödie „Das Zwischenspiel“ (1908. 4. Auf¬
lage 1910), deren Motive im „weiten Land“ gelegentlich etwas anklingen, ist
anläßlich von Kainz' Gastspiel im Schauspielhause zweimal vorgeführt worden.
Das Schauspiel „Der Ruf des Lebens“ (3. Auflage 1910) bekamen wir in
Breslau im Sommer 1909 im Sommertheater zu sehen. Gerade die Freunde,
die der Dichter der „Liebelei“ (9. Auflage 1909) und von „Beatricens Schleier“
sich erworben hat, konnten es nur billigen, daß dem um das deutsche
Theater hochverdienten Wiener Dramatiker der mit Sicherheit vorauszu¬
sehende Mißerfolg jener letzten Werke im Lobetheater erspart blieb. Mit¬
umso größerer Spannung blickte alles Schnitzlers neuestem Werke entgegen.
Ist es aber Schnitzler nun, wie alle wünschten, auch wirklich ge¬
lungen, den alten Ruhm nach längerer Pause durch eine neue dichterische
Tat zu rechtfertigen? Überschaut man die Werke, die unsere seit zwei
Jahrzehnten am meisten genannten Dramatiker Gerhart Hauptmann und
Sudermann, Schnitzler, Hofmannsthal und Max Halbe in letzter Zeit zu
Tage gefördert haben, so drängen sich einem mit Bangen unwillkürlich
oft angeführte Verse eines älteren berühmten Wiener Dichters auf:
ein
„Fallen seh ich Zweig auf Zweige,
eint
Kaum noch hält der morsche Stamm.“
verschu
Schriftsteller, die noch jedes Jahr ein Bühnenwerk liefern wollen,
Anfall übler
sollten nicht „vom Vergangenen leben“ müssen in dem Sinne, daß nur
Natter (Her
ältere Erfolge, nicht eigene Vorzüge, den neuesten Arbeiten zur Empfehlung
Frau nicht
dienen. Ich bewundere Schnitzlers schalkhaft graziöse Anatolszenen, seine
Weise den
beiden Einakterreihen „Der grüne Kakadu" und „Lebendige Stunden“;
Haufen. Bel
ich halte auch heute noch wie vor elf Jahren nach der leider völlig un¬
als Sekun
genügende Urauffuhrung im Lobetheater den „Schleier der Beatrice“ für
den Gatten
das weitaus beste neuere Drama und freue mich, daß die lang zurück¬
Maitresse Ab
gestellte Dichtung, die inzwischen als Buch die vierte Auflage erlebte, in
hätte Heir
diesem Jahre bei einem erneuten Versuche im Hamburger Schauspielhause
reiche Str
endlich nach ihrem hohen poetischen und dramatischen Werte gewürdigt
finde, nicht
wurde. Allein alle lebhafte Vorliebe für frühere Dichtungen Schnitzlers
deutendheit
hilft nicht weg über den peinlichen Eindruck, den seine neueste „Tragi¬
urteilsfreien
komödie“ hinteriäßt. Wie oft vermißt man hier Schnitzlers sichere
und gelegen
dramatischer Technik seine in Einaktern so glänzende Bühnenkenntnis. Ge¬
Natters Sch
wiß, der Dialog ist leicht und gewandt, voll geistreicher Wendungen, aber
trotz sorgfältiger Verzahmung der Handlung und der allzu deutlich auf neuen Reiz
ußeren Effekt berechneten Aktschlüsse bleibt vieles undramatisch. Nicht 1 des Rächer
zur Trag'komödie, daß einige Personen und Cpisoden leicht komisch sin
daß die Menschen sich frei und natürlich unterhalten, und daß es ganz fr.#
etwa von dem großen Pathos der Römertragödie ist. Freilich, auf dem hohen
Kothurn wandelt Schnitzler nicht, aber — dies kann nicht gut verschwiegen
werden — ein wenig auf Stelzen. Wenn ein guter, geistreicher Diche
und kluger Mensch ein Werk schafft, so wird es sicher niemals dumm, ln.
weilig oder schlecht sein; aber es liegt die Gefahr vor, daß es zu kin;
wird. Die Stelzengefahr! Schnitzler kompliziert die psychischen Regungn
zu sehr; so sehr, daß sie die dramatische Wirkung verlieren. Er tut
diesmal ganz bewußt, gewissermaßen programmatisch. In dem Chaos #r
menschlichen Seele, in dem die Ordnung nur künstlich geschaffen werden
kann, has viel nebeneinander Platz, Treue und Trug, Anbetung und #
gleich Verlangen nach einer anderen oder mehreren anderen; denn ##
Seele ist ein weites Land! Schnitzler führt uns in manche weite
Seelenländer. Im Mittelpunkt der Ehebrüche — es sind schon Eheketten¬
brüche! — steht ein nicht mehr absolut junger, aber noch absolut erfolg
reicher moderner Renaissancemensch, der Fabrikant Hofreiter. Während er
selbst seine Frau mit einer Barbiersgattin fast offenkundig betrügt, beng¬
wöhnt er seine Frau, die stolze und schöne Genia, daß ein junger,
russischer Künstler, der sich das Leben nimmt, ihr Geliebter gewesen.
Als er aber hört, daß er sich das Leben genommen, weil
Frau Genia tugendhaft geblieben, entfremdet ihm das wiederum
die eigene Frau. Es macht ihn unruhig, daß jemand das
Leben verlieren mußte, eines Phantoms wegen, nur weil seine Fran
treu war. Und dieser selbe, so merkwürdig kompliziert empfindende Mann
betrügt schleunigst seine Frau mit einer anderen, diesmal einem jungen
Mädchen, und schießt einen jungen Fähnrich im Duell über den Hausen,
dem gegenüber Frau Genia nicht standhaft geblieben war. Es ist nicht
Liebesschmerz, nicht Eifersucht, nicht Rache; vielleicht am ehesten nich
gekränkte Eitelkeit oder auch Haß und Neid des langsam beginnendn
Alters gegen die siegreich anstürmende Jugend. Aber eine Brücke für ba
Verständnis dieser verschiedenen feelischen Empfindungen wird nicht ge¬
schlagen; daß die Seele eben ein weites Land ist, ist ein philosophischer
Trost, aber kein dramatischer. Viel eher verstehen wir schon, daß sich
die arme Frau Genia, die in ihrem einfachen, gesunden Empfinden voll g
schwankend und irre geworden, nun doch trotz aller Tugend langiam
ins Verderben gleitet Oder daß sich das junge Mädchen, das ganz fest
und sicher in sich selbst ruht und ihren Lebensweg in jedem Schritt sich
selbst wählt, dem unwiderstehlichen Fabrikdirektor zu eigen gibt. Oder
auch den Bankier, der die verschiedenen Ehebrüche seiner Frau genan
kennt, aber geduldig erträgt, weil er trotz alledem seine Frau liebt. Man
sieht, es mangelt nicht an Kombinationen. Um die Sache noch mehr
zu komplizieren, oder sagen wir, um die Konstruktion möglichst vollständig
zu machen, spielt der dritte Akt in einem Hotel, dessen Direktor ein Mann
mit einem besonders weiten Seelenland ist, ein Freund Hofreiters, ein
Mann, der sich vor langen Jahren von seiner an sich heißgeliebten Frau
getrennt hat, weil sie seine Theorie von dem weiten Seelenland in der
Praxis nicht anerkennen wollte, ein Mann, der der Vater des jungen
Fähnrichs ist, der zwar das väterliche Glück bei den Frauen geerbe
zu haben scheint, aber leider in seinem frühen Glück niedergeschossen wird.
Daß alle diese Menschen, deren Hauptbeschäftigung übrigens neben dem
Ehebruch das Tennisspielen ist, gut gesehene, scharf umrissene Typen sind,
daß sie in ihren vielen Unterredungen manches feine, kluge Wort sprechen,
bedarf bei Schnitzler kaum der Erwähnung. Aber es fehlt dem Drama
eben der dramatische Atem und die Kraft der Ueberzeugung So blieb den
auch die Aufnahme bei dem fast ausverkauften Hause in den Grenzen
eines recht warmen, literarischen Achtungserfolges. Ja, nach dem Schluß##
akte setzte sogar zunächst, ehe der Beifall es übertäubte, vernehmliches
Zischen ein Freilich kam diese Aeußerung wohl nur von Leuten, die damit
ihrem Mißfallen nicht über den dramatischen Wert oder den dichterischen
Gehalt Ausdruck geben wollten, sondern darüber, daß der arme Fähnrich
im Duell fiel. Am liebsten hätte man wohl ein unblutiges Duell gesehen,
oder zum mindesten hätte der böse Hofreiter fallen müssen. Ja, ja, es
ist schon nichts bei den modernen Dichtern mit der poetischen Gerechtigkeit!
Und deshalb zischten die naiven Genießer. — Die Aufführung tat alles,
um dem Werke zu einem möglichst großen Erfolge zu verhelfen, und der
Beifall dürfte nicht zum geringsten Teile der Darstellung gegolten haben.
Herr Strobel gab den Hofreiter durchaus als modernen Menschen, ohne
Pose und Affektation, stets als den Herrn der Situation. Nicht minder
vortrefflich, namentlich in der fieberhaft aufgeregten Erwartung des Schlu߬
aktes, war Frau Santen als Genia. Für die besonders schwintige
Rolle der Erna, des jungen Mädchens, das sich Hofreiter mit fröhlicher
Unbedenklichkeit zu eigen gibt, fehlte Fräulein Lind ein wenig die
kraftvolle Sicherheit der Persönlichkeit; sie spielte aber durchaus sympathese#
und vermied vor allem die Gesahr, keck zu wirken. Herr Bauer, als
unwiderstehliche Hoteldirektor, Herr Skoda als der arme Fähnrich,
Fräulein Salta als dessen Mutter, Herr Lion als Hotelportier und
Herr Schmidt als Bankler, seien mit einem summarischen Lobe bedacht.
sehmit aus: Schlesische Zeitung, Braslan
13. OktosER 1911
an die Vorzuge
unerquicklichen
Lobetheater.
Wiederholungen
Schlesischen Ze
„Das weite Land“.
gefaulten Gesel
Am gleichen Abende, an dem Artur Schnitzlers fünfgktige „Trags
führung als I
von Artur
komödie“ („Das weite Land“, Traat
schilderten Inh
Schnitzler. S. Fischer, Verlag, Berlin 1911. 174 S. 80) hier zum
erfreulichst erin
erstenmal gespielt wurde, fand auch in Wien, Berlin, München und an neun
schwächsten Sti
anderen Orten die Uraufführung statt. Die deutschen Bühnen wollen durch
so erscheinen di
solchen Eifer jedenfalls dem Dichter Genugtuung bieten für die dem jungen
doch kaumbesse
„Medardus“ (Berlin, S. Fischer, Verlag, 1910, 3. Auflage 1911) gegen¬
Der seh
über geübte Zurückhaltung. Die an Personen überreiche „dramatische
erfährt, als
Historie“ konnte in der Tat außerhalb der Vaterstadt des Verfassers nicht
Klavierspielers
genügende Teilnahme wecken, wie andererseits Leo Feig in seiner Lob¬
Santen), daß
schrift auf den Lokalpatriotismus des Dichters („Schnitzler und die Wiener“.
habe. Trotz
Wien, Verlag Kaepler 1911) das Stück rühmt als einen „interessanten
Frau
Ausschnitt aus dem Wien der Basteien vom Anfang des vorigen Jahr:
sein
hunderts“; „Wiener Sitten und Eigentümlichkeiten“ seien hier „eingefangen,
b
die vor hundert Jahren so gang und gäbe waren wie heute“.
Im Lobetheater ist wohl 1908 Schnitzlers Einakterzyklus „Marionetten“
(2. Auflage, Berlin, Fischer 1906) leider mit sehr geringem Erfolge, und
im vorigen Jahre die einaktige Komödie „Komtesse Mizzi“ gegeben worden;
an seine größeren Dramen hat man sich seit der kühlen Aufnahme des
„Einsamen Weges“ (5. Auflage 1910) im November 1904 im Lobetheater
nicht mehr herangewagt. Die Komödie „Das Zwischenspiel“ (1908. 4. Auf¬
lage 1910), deren Motive im „weiten Land“ gelegentlich etwas anklingen, ist
anläßlich von Kainz' Gastspiel im Schauspielhause zweimal vorgeführt worden.
Das Schauspiel „Der Ruf des Lebens“ (3. Auflage 1910) bekamen wir in
Breslau im Sommer 1909 im Sommertheater zu sehen. Gerade die Freunde,
die der Dichter der „Liebelei“ (9. Auflage 1909) und von „Beatricens Schleier“
sich erworben hat, konnten es nur billigen, daß dem um das deutsche
Theater hochverdienten Wiener Dramatiker der mit Sicherheit vorauszu¬
sehende Mißerfolg jener letzten Werke im Lobetheater erspart blieb. Mit¬
umso größerer Spannung blickte alles Schnitzlers neuestem Werke entgegen.
Ist es aber Schnitzler nun, wie alle wünschten, auch wirklich ge¬
lungen, den alten Ruhm nach längerer Pause durch eine neue dichterische
Tat zu rechtfertigen? Überschaut man die Werke, die unsere seit zwei
Jahrzehnten am meisten genannten Dramatiker Gerhart Hauptmann und
Sudermann, Schnitzler, Hofmannsthal und Max Halbe in letzter Zeit zu
Tage gefördert haben, so drängen sich einem mit Bangen unwillkürlich
oft angeführte Verse eines älteren berühmten Wiener Dichters auf:
ein
„Fallen seh ich Zweig auf Zweige,
eint
Kaum noch hält der morsche Stamm.“
verschu
Schriftsteller, die noch jedes Jahr ein Bühnenwerk liefern wollen,
Anfall übler
sollten nicht „vom Vergangenen leben“ müssen in dem Sinne, daß nur
Natter (Her
ältere Erfolge, nicht eigene Vorzüge, den neuesten Arbeiten zur Empfehlung
Frau nicht
dienen. Ich bewundere Schnitzlers schalkhaft graziöse Anatolszenen, seine
Weise den
beiden Einakterreihen „Der grüne Kakadu" und „Lebendige Stunden“;
Haufen. Bel
ich halte auch heute noch wie vor elf Jahren nach der leider völlig un¬
als Sekun
genügende Urauffuhrung im Lobetheater den „Schleier der Beatrice“ für
den Gatten
das weitaus beste neuere Drama und freue mich, daß die lang zurück¬
Maitresse Ab
gestellte Dichtung, die inzwischen als Buch die vierte Auflage erlebte, in
hätte Heir
diesem Jahre bei einem erneuten Versuche im Hamburger Schauspielhause
reiche Str
endlich nach ihrem hohen poetischen und dramatischen Werte gewürdigt
finde, nicht
wurde. Allein alle lebhafte Vorliebe für frühere Dichtungen Schnitzlers
deutendheit
hilft nicht weg über den peinlichen Eindruck, den seine neueste „Tragi¬
urteilsfreien
komödie“ hinteriäßt. Wie oft vermißt man hier Schnitzlers sichere
und gelegen
dramatischer Technik seine in Einaktern so glänzende Bühnenkenntnis. Ge¬
Natters Sch
wiß, der Dialog ist leicht und gewandt, voll geistreicher Wendungen, aber
trotz sorgfältiger Verzahmung der Handlung und der allzu deutlich auf neuen Reiz
ußeren Effekt berechneten Aktschlüsse bleibt vieles undramatisch. Nicht 1 des Rächer