II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 421

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Schluß fehlte. Auch die Aigners lieben sich sehr. Trotzdem
währten Darstel
nippte der Doktor v. Aigner an jedem Blümlein, das ihm Liebes¬
eine lebensvolle
Theater und Musik.
lust bot. Frau Anna freilich verstand nicht zu resignieren. Sie
Frl. Elsinge
schied sich vom Gatten, schaffte sich ihren Beruf und erzog ihren
ans Problemha
Deutsches Schauspielhaus.
Buben. Freilich um den Buben, just als sie am stolzesten auf ihn
und doch feinen
Die Seele ist ein weites Land. Wer weiß was in ihr wohnt?
war und sein konnte, den Fährnissen der Erotik, die in den
Figur des Stück
Wer kennt die Möglichkeiten ihrer Erscheinungen? Friedrich
weiten Herzen dieser Gesellschaftstypen neben dem Tennis die
Ellmenreich
Hofreiter liebt seine mollige und verständige Frau Genia. Und
*
Hauptrolle spielt, erliegen zu sehen. Er ist der unglückliche
die schwache Po
sie liebt ihn. Doch so groß die Liebe ist, sie konzentriert sich
Glückliche, der Frau Genias Leib und Liebe gewann und vom in
Stückes gar ni
nicht zur Treue. Friedrich Hofreiter liebt in der Runde wie der
von Aigner, der
Schmetterling aus dem Kelch der Blüten nippt, deren leuchtende
Demivierge wieder der Gattin zutaumelte, niedergeknallt wird.
Frau, symphatisc
Farben ihn locken. Seine Frau findet sich damit ab. Die Zu¬
Wie in einem Spiegel läßt Schnitzler das Schicksal der Hofreiters
Gebhardt
neigung des Weibchens wird mählich zu mütterlicher Sorge.
auftreten im Schicksal der Aigners. Auch Frau Genia scheidet sich
symphatische Iu
Und Frau Genia bangt nur immer, ob ihres Mannes Liebes¬
nun von ihrem Manne, der ihr jetzt Grauen einflößt. Und auch
Frau Otto=K
affären gut für ihn ausgehen. Bisweilen spielt sie mit dem
die Hofreiters haben einen Buben. Jetzt ist er 13 Jahre alt
der mondainen
Gedanken, sich zu revanchieren. Ehe sie sich über die Seiten¬
und faßt die Summe seiner Empfindungen, als er nach längerer
verdorbene Toch
sprünge Friedrichs beruhigte, dachte sie gar daran, freiwillig aus
Abwesenheit ins Elternhaus heimkehrt, in die beiden Worte zu¬
vortrefflichst Ge
dem Leben zu scheiden. Aber sie hat einen Buben, den sie lieb hat.
sammen: „Mutter, Vater!“ Aber es wird schon die Zeit kommen,
Toni Heydon
Auch die Flucht aus der ehelichen Gemeinschaft hat sie aufgegeben,
wo seine Empfindungen und Stimmungen in dem weiten Land
Emil Stett
eben weil sie von ganzem Herzen noch an ihrem Manne hängt.
seiner Seele gerade ebenso irregehen, wie die seiner Eltern,
Wagner,
Und das hinderte sie auch an der Ausführung des Revanche¬
denn er entstammt ihrem Milieu und wird wahrscheinlich in ihm
ausgezeichnet wi
gedankens. Ein junger Musiker hat sie erfolglos umworben, und
leben und sich in ihm und nach ihm entwickeln.
verdient Brah
seine Leidenschaft war doch so groß, daß er sich erschoß, als er die
Fabel und Personen der Tragikomödie „Das weite
Ueberhaupt stand
Hoffnungslosigkeit seiner Liebe erkannte. Die Seele dieser Frau
Land“ sind interessant, aber beide machen doch nicht recht warm.
auf besonderer
ist wie das weite Land. Wer kennt sich in ihr aus. Nicht einmal
Bei dem vielen Dichterischen des Stückes, das vor allem im
nach und stärkte
sie selbst. Denn schließlich erliegt sie doch dem Aerger über die
Nebenwerk steckt, fehlt es den Hauptpersonen und ihrem Schicksal
man am Schluß
Nutzlosigkeit ihrer Treue. Und ein netter junger Fänt gewinnt in
an der Weihe durch den Dichter, die uns Menschenschicksale mit
mann immer
nächtlichen heißen Stunden ihre Liebe und ihren Leib. Ein
innerster Anteilnahme wieder miterleben läßt. Dabei ist alles
komplizierter Fall.
gut motiviert. Nie hat man das Gefühl: Ja, weshalb geschieht
Komplizierter aber noch ist die Erotik des Herrn Friedrich
das? oder, weshalb geschieht es gerade so? Das stimmt alles.
Hofreiter. Er liebt, wie gesagt, seine Frau. Doch allen schwülen
Golt
Die Rechnung klappt. Aber es ist nur eine Rechnung, die in
Weibchennaturen erliegt er auf Anhieb. Angefressene Bankiers¬
verschlungenen Ansätzen sich entwickelt bis zur richtigen Lösung.
Das Stadtt
gattinnen genießt er und frühreife Mädel, und hat doch eine so
Nur fehlt das Hinreißende, das Aufwühlende, das Ergreifende
nach
en Jahre
tiefe Leidenschaft im Herzen zu seiner Frau, daß er ihren Lieb¬
des Kunstwerks dabei. Freilich war es wohl kaum möglich, aus
ld nach
schri
haber — nicht aus angeblich gekränktem Ehrgefühl oder einer
diesem zwischen Tennis und Flirt, zwischen Geldmachen und
stoffe
ähnlich wertvollen Salonverpflichtung — aus tief empfundener
erotischem Tosen taumelnden Milieu solch ein Kunstwerk er¬
Bc
ie Lag
Eifersucht niederschießt.
stehen zu lassen.
Schreibe
Ein sonderbares Paar. Und doch wird es erklärt aus dem
Herr Dr. Hagemann hatte bei der Inszenierung der
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einet
vom Dichter mit all der Arthur Schnitzler eignenden
fünf Akte meines Erachtens eine sehr glückliche Hand in der
M
Titelblat
Grazie und der Feinheit seiner Beobachtung und Detailgestaltung
Widerspiegelung des Hautgout dieser Gesellschaft mit dem
gewesen. Denn v
gezeichneten Milien. Es ist das immer geschäftige, schlaffe, stark
speziellen Wiener Einschlag durch die Bühnenbilder. Sie
ill den Eigenschaft
parfümierte Wienertum in der modernen Gesellschaft, die sich
atmeten ganz und gar den Geist des Milieus des Stückes. Ueppig
st nichts, aber au
nicht langweilt. Und in diesem Milien sind Friedrich und Genia
parfümierter Prunk mit den nötigen Spritzern Benzin. Und
benn man sieht,
Hofreiter keine Einzelmenschen, sondern Typen, wie man ihnen
die Darsteller fügten sich allesamt famos in diesen Kreis.
Der Stoff, den d
vielfach begegnet. Schon in der Tragikomödie „Das weite
Glänzend in seiner flatternden Lebemännlichkeit und erotischen
und Liebe gestaltet
Land“ selbst finden wir Pendants. Alles, das Genia und
Begehrlichkeit war der Hofreiter Nhils. Auch dem gemüts¬
merkbare Unwahrsc
Friedrich Hofreiter in ihrer Ehe erleben, erlebten vorher schon
losen, grausamen Zug, der dem Manne anhaftet, und der am
enem elenden Oper
der Herr von Aigner und Frau Anna. Nur der katastrophale! Ende doch Frau Genia sich von ihm scheiden läßt, wurde des be¬ heit, wie sie das 2
N. 2½. Naurt, Zeh—
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