Lan
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24. Das veite und
Der Doktor von Aigner, der auch als Direktor
gegeben hatte. Sie wußte ja um ihres Gatten Be=mal nicht derjenige, der seinen Ausschnitt aus dem
es Dolomitenhotels Wiener, Kavalier und Lebens¬
ziehungen zu anderen Frauen; aber sich dadurch zu Chaos, Leben genannt, behaglich lächelnd sieht. Er ist
stler bleibt, gibt uns den Schlüssel zum Titel.
rächen, daß sie ihn ebenfalls hinterging — nein, — das
ein Tragiker der Stimmung. Aber er ist ein Tragiker,
hatte sie nicht vermocht. Schon deshalb nicht, weil im
„Das Natürliche,“ so meint er einmal in einer
der — ein Kritiker hat sich einmal ungefähr so aus¬
Grunde ihres Herzens die Liebe — zu ihrem Gatten
achdenklichen Minute, „ist das Chaos. Ja
mein
schlief.
uter Hofreiter, die Seele ... ist ein weites Land,
gedrückt: der nicht den Mut und die Selbstentblößung
Das versteht Hofreiter nicht. Einen Menschen in
zur reinen Tragik besitzt.
ie ein Dichter es einmal ausdrückte.
Es kann
den Tod gehen lassen — aus Tugend? Nein, das ver¬
brigens auch ein Hoteldirektor gewesen sein.“
steht er nicht. Und so ist die Treue seiner Frau nur
In dieses weite Land läßt uns Schnitzler hinab¬
Es ist eine Freude, hier sagen zu können, daß die
ein lauter Vorwurf gegen ihn selber ... Und das
n. Vieles sehen wir da unten liegen, Dörfer,
Uraufführung am Samstag eine schöne Leistung unse¬
trennt die beiden Menschen mehr als ie ...
ädte, Felder, Straßen. Eisenbahnzüge, Fabriken,
res Stadttheaters war. Das war zu einem großen, —
Das Leben geht weiter. In einem Dolomitenhotel
ßbuden. Dazwischen die Menschen. Alles bewegt
nein, zum größten Teil der Spielleitung zu verdanken.
trifft Hofreiter unter den anderen Bekannten auch
hat einen Zweck, lebt.
Herr John hatte die Inszenierung mit viel Takt und
Erna Wahl wieder, die er zu Hause kaum beachtet
Wir, die wir von der Höhe herabsehen, sehen wohl
wirklichem Verständnis besorgt, und namentlich die
hatte. Erna Wahl —
dieselbe, die Hofreiters bester
Stimmung, die Schnitzlersche Stimmung sehr gut ge¬
Aeußerliche da unten und die Bewegung. Aber
Freund, Mauer, liebt und zur Frau will. Und über
beiden schlagen die Flammen zusammen: das frische,
da im Innern überall vorgeht, gärt und kämpft,
troffen. Außerdem aber war sein Dr. Mauer eine
gerade, sichere Mädel, das Hofreiter wie sie sagt: seit
bleibt uns ewig fremd.
wundervoll gezeichnete Figur, — eine der besten, wenn
ihrem siebenten Jahre liebt, wirft sich in seine Arme.
So fremd wie unsere Seele.... Was wissen wir
nicht die beste Leistung des Abends. Dann kommt aber
Das Leben aeht weiter. Genia ist zu Hause ge¬
gleich der Darsteller des Hofreiter Herr Mehner
nschen denn von einander? Was wissen wir von
blieben und hat sich — war es bei ihr Liebe oder nicht?
selbst? — Auch da bleiben wir ja immer am
brachte ihn — trotzdem die Rolle psychologisch nicht
dem Fähnrich von Aigner geschenkt. Und nun geht
ßerlichen kleben. Und sehen selbst von dem nur
leicht zu fassen ist, sehr überzeugend heraus. In den
es rasch: der heimkehrende Hofreiter erhält durch einen
n klein winzigen Ausschnitt. Den mag dann jeder
Schlußszenen war sein Spiel von starker, eindringlicher
Zufall die Beweise für das Geschehene. Und derselbe
Wirkung.
nen, wie er will: Komödie, Tragödie, Operette,
Hofreiter, der nicht verstehen konnte, wie seine Frau
teske. Wie jeder will.
„aus Treue“ einen andern sterben lassen konnte, der¬
Von den Damen traf Johanna Flessa in ihrer
selbe Hofreiter provoziert wegen ihrer Untreue ein
Arthur Schnitzler hat den, den er uns diesmal
ruhigen, ausgeglichenen Art den Charakter der Genia
n
Duell. Der Andere fällt ...
eine Tragikomödie genannt ....
vorzüglich, während Erika Nymgau ihrer Erna
Der letzte Akt. Hofreiter wird sich dem Gericht
Wahl etwas mehr Feuer und Lebhaftigkeit einhauchte,
stellen und dann, später, irgendwohin ins Ausland
Wiener und Wienerinnen sind, wie fast immer.
als Schnitzler vorschreibt. Sie gab ihre Rolle aber
gehen. Nicht mit Erna Wahl, wie diese will. Denn
nitzlers Helden auch diesmal. Und auch diesmal
so hübsch und abgerundet wieder, — und außerdem ist
er fühlt sich mit einem Male alt ..
„Nächstens
es Leute der besseren Gesellschaft. Leute, die nicht
Temperament immer eine Gottesgabe — daß man da¬
schnapp ich doch zusammen. Aus, Erna, auch zwischen.
Geldverdienen zu reden brauchen. Unter ihnen ist
mit gern einverstanden ist.
uns. Du bist zwanzig, Du gehörst nicht zu mir.“ Ein
Fabrikant Friedrich Hofreiter. (Der Name
Wagen rollt draußen, die Stimme seines, kleinen Soh¬
Auch die übrigen Darsteller haben fast ausnahms.
gt merkwürdig an den des Oberleutnants Hofrichter
nes dringt durch den Garten: „Ja, Percy.“ so wimmert
los Anerkennung verdient —.— die Herren allerdings,
man erinnert sich an jene Giftmordaffäre.)
er einmal auf. „Ja, Percy, ich komme schon ....“
wie gewöhnlich, mehr als die Damen.
Hofreiter ist wenn man so will, der Held der
gikomödie. Und — wieder merkwürdigerweise
etwas unsympathischer Held. Biedermann im
Eine Tragikomödie nannte Schnitzler sein Stück.
Bochum hat kein Premierenpublikum. Es mag
kechen, Lebemann in der Liebe — trotzdem er ver¬
Aber — ich glaube, das läßt schon die knappe Inhalts¬
darum genügen, zu konstatieren, daß die Uraufführung
atet ist — und Egoist bis ins Aeußersie. Wir er¬
angabe sehen — man darf sich dadurch nicht täuschen
starken, aber nicht allzustarken Beifall fand. Man
n gerade noch, wie er sein Verhältnis zu der Frau
lassen. Darf nicht erwarten, mit den Menschen auf
Bankiers Natter löst
hatte den Eindruck, als hätten die meisten Zuschauer
und erleben zu gleicher
der Bühne einmal so recht herzlich lachen zu können.
tdie letzten Wellenringe, die der Selbstmord des
Schwierigkeiten, sich in das Stück hineinzufinden. Das
Gewiß: da sind ein paar flott karikierte Neben¬
ssikers Korsakow schlägt. Hofreiter vermutet,
ist freilich auch nicht leicht, da, wer Schnitzler oder
figuren, die sich in einem Lustspiel prächtig ausnehmen
sakow habe in näheren Beziehungen zu seiner
sein neuestes Werk nicht kennt, kaum vor dem letzten
u gestanden.
würden. Gewiß: da sind tausend kleine, scharf beob¬
Wort weiß, was der Dichter sagen will. —
Schließlich
Hofreiters Frau? Genia? Sie war unschuldig achtete Züge, die uns lächeln machen. Aber dieses Lä¬
wird ja auch über das Schicksal der Tragikomödie an¬
esen. Sie konnte ihrem Manne zeigen, daß sich der
cheln ist wehmütig, oder auch bitter, je nachdem ....
derswo entschieden werden.
iker aus unglücklicher Liebe zu ihr den Tod
Das liegt an Schnitzler. Schnitzler ist nun ein¬
Oswald Erböcher.
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24. Das veite und
Der Doktor von Aigner, der auch als Direktor
gegeben hatte. Sie wußte ja um ihres Gatten Be=mal nicht derjenige, der seinen Ausschnitt aus dem
es Dolomitenhotels Wiener, Kavalier und Lebens¬
ziehungen zu anderen Frauen; aber sich dadurch zu Chaos, Leben genannt, behaglich lächelnd sieht. Er ist
stler bleibt, gibt uns den Schlüssel zum Titel.
rächen, daß sie ihn ebenfalls hinterging — nein, — das
ein Tragiker der Stimmung. Aber er ist ein Tragiker,
hatte sie nicht vermocht. Schon deshalb nicht, weil im
„Das Natürliche,“ so meint er einmal in einer
der — ein Kritiker hat sich einmal ungefähr so aus¬
Grunde ihres Herzens die Liebe — zu ihrem Gatten
achdenklichen Minute, „ist das Chaos. Ja
mein
schlief.
uter Hofreiter, die Seele ... ist ein weites Land,
gedrückt: der nicht den Mut und die Selbstentblößung
Das versteht Hofreiter nicht. Einen Menschen in
zur reinen Tragik besitzt.
ie ein Dichter es einmal ausdrückte.
Es kann
den Tod gehen lassen — aus Tugend? Nein, das ver¬
brigens auch ein Hoteldirektor gewesen sein.“
steht er nicht. Und so ist die Treue seiner Frau nur
In dieses weite Land läßt uns Schnitzler hinab¬
Es ist eine Freude, hier sagen zu können, daß die
ein lauter Vorwurf gegen ihn selber ... Und das
n. Vieles sehen wir da unten liegen, Dörfer,
Uraufführung am Samstag eine schöne Leistung unse¬
trennt die beiden Menschen mehr als ie ...
ädte, Felder, Straßen. Eisenbahnzüge, Fabriken,
res Stadttheaters war. Das war zu einem großen, —
Das Leben geht weiter. In einem Dolomitenhotel
ßbuden. Dazwischen die Menschen. Alles bewegt
nein, zum größten Teil der Spielleitung zu verdanken.
trifft Hofreiter unter den anderen Bekannten auch
hat einen Zweck, lebt.
Herr John hatte die Inszenierung mit viel Takt und
Erna Wahl wieder, die er zu Hause kaum beachtet
Wir, die wir von der Höhe herabsehen, sehen wohl
wirklichem Verständnis besorgt, und namentlich die
hatte. Erna Wahl —
dieselbe, die Hofreiters bester
Stimmung, die Schnitzlersche Stimmung sehr gut ge¬
Aeußerliche da unten und die Bewegung. Aber
Freund, Mauer, liebt und zur Frau will. Und über
beiden schlagen die Flammen zusammen: das frische,
da im Innern überall vorgeht, gärt und kämpft,
troffen. Außerdem aber war sein Dr. Mauer eine
gerade, sichere Mädel, das Hofreiter wie sie sagt: seit
bleibt uns ewig fremd.
wundervoll gezeichnete Figur, — eine der besten, wenn
ihrem siebenten Jahre liebt, wirft sich in seine Arme.
So fremd wie unsere Seele.... Was wissen wir
nicht die beste Leistung des Abends. Dann kommt aber
Das Leben aeht weiter. Genia ist zu Hause ge¬
gleich der Darsteller des Hofreiter Herr Mehner
nschen denn von einander? Was wissen wir von
blieben und hat sich — war es bei ihr Liebe oder nicht?
selbst? — Auch da bleiben wir ja immer am
brachte ihn — trotzdem die Rolle psychologisch nicht
dem Fähnrich von Aigner geschenkt. Und nun geht
ßerlichen kleben. Und sehen selbst von dem nur
leicht zu fassen ist, sehr überzeugend heraus. In den
es rasch: der heimkehrende Hofreiter erhält durch einen
n klein winzigen Ausschnitt. Den mag dann jeder
Schlußszenen war sein Spiel von starker, eindringlicher
Zufall die Beweise für das Geschehene. Und derselbe
Wirkung.
nen, wie er will: Komödie, Tragödie, Operette,
Hofreiter, der nicht verstehen konnte, wie seine Frau
teske. Wie jeder will.
„aus Treue“ einen andern sterben lassen konnte, der¬
Von den Damen traf Johanna Flessa in ihrer
selbe Hofreiter provoziert wegen ihrer Untreue ein
Arthur Schnitzler hat den, den er uns diesmal
ruhigen, ausgeglichenen Art den Charakter der Genia
n
Duell. Der Andere fällt ...
eine Tragikomödie genannt ....
vorzüglich, während Erika Nymgau ihrer Erna
Der letzte Akt. Hofreiter wird sich dem Gericht
Wahl etwas mehr Feuer und Lebhaftigkeit einhauchte,
stellen und dann, später, irgendwohin ins Ausland
Wiener und Wienerinnen sind, wie fast immer.
als Schnitzler vorschreibt. Sie gab ihre Rolle aber
gehen. Nicht mit Erna Wahl, wie diese will. Denn
nitzlers Helden auch diesmal. Und auch diesmal
so hübsch und abgerundet wieder, — und außerdem ist
er fühlt sich mit einem Male alt ..
„Nächstens
es Leute der besseren Gesellschaft. Leute, die nicht
Temperament immer eine Gottesgabe — daß man da¬
schnapp ich doch zusammen. Aus, Erna, auch zwischen.
Geldverdienen zu reden brauchen. Unter ihnen ist
mit gern einverstanden ist.
uns. Du bist zwanzig, Du gehörst nicht zu mir.“ Ein
Fabrikant Friedrich Hofreiter. (Der Name
Wagen rollt draußen, die Stimme seines, kleinen Soh¬
Auch die übrigen Darsteller haben fast ausnahms.
gt merkwürdig an den des Oberleutnants Hofrichter
nes dringt durch den Garten: „Ja, Percy.“ so wimmert
los Anerkennung verdient —.— die Herren allerdings,
man erinnert sich an jene Giftmordaffäre.)
er einmal auf. „Ja, Percy, ich komme schon ....“
wie gewöhnlich, mehr als die Damen.
Hofreiter ist wenn man so will, der Held der
gikomödie. Und — wieder merkwürdigerweise
etwas unsympathischer Held. Biedermann im
Eine Tragikomödie nannte Schnitzler sein Stück.
Bochum hat kein Premierenpublikum. Es mag
kechen, Lebemann in der Liebe — trotzdem er ver¬
Aber — ich glaube, das läßt schon die knappe Inhalts¬
darum genügen, zu konstatieren, daß die Uraufführung
atet ist — und Egoist bis ins Aeußersie. Wir er¬
angabe sehen — man darf sich dadurch nicht täuschen
starken, aber nicht allzustarken Beifall fand. Man
n gerade noch, wie er sein Verhältnis zu der Frau
lassen. Darf nicht erwarten, mit den Menschen auf
Bankiers Natter löst
hatte den Eindruck, als hätten die meisten Zuschauer
und erleben zu gleicher
der Bühne einmal so recht herzlich lachen zu können.
tdie letzten Wellenringe, die der Selbstmord des
Schwierigkeiten, sich in das Stück hineinzufinden. Das
Gewiß: da sind ein paar flott karikierte Neben¬
ssikers Korsakow schlägt. Hofreiter vermutet,
ist freilich auch nicht leicht, da, wer Schnitzler oder
figuren, die sich in einem Lustspiel prächtig ausnehmen
sakow habe in näheren Beziehungen zu seiner
sein neuestes Werk nicht kennt, kaum vor dem letzten
u gestanden.
würden. Gewiß: da sind tausend kleine, scharf beob¬
Wort weiß, was der Dichter sagen will. —
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Hofreiters Frau? Genia? Sie war unschuldig achtete Züge, die uns lächeln machen. Aber dieses Lä¬
wird ja auch über das Schicksal der Tragikomödie an¬
esen. Sie konnte ihrem Manne zeigen, daß sich der
cheln ist wehmütig, oder auch bitter, je nachdem ....
derswo entschieden werden.
iker aus unglücklicher Liebe zu ihr den Tod
Das liegt an Schnitzler. Schnitzler ist nun ein¬
Oswald Erböcher.