II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 483

24. Das wei1
box 29/2
Ausschnitt aus
kfurter & BRER
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vom:
Erllester, biesmal dor Prof. Grüters geleitet, widmete den
ritten Abend dem Vortrag von Mozartschen Werken. —
Man berichtet uns aus Koln:
tlers Tragikomödie
„Das weite Land“ vermochte b## hiesigen Erst¬
aufführung im Schauspielhause das Publikum nicht sönder¬
lich zu erwärmen. Es lag wohl mit daran, daß die Darsteller
der beiden Hauptrollen uns zu lange im Unklaren über die
in ihnen treibenden Kräfte ließen. Allerdings wurde auch
in den ersten Akten der Dialog trotz der geistreichen
Wendungen als reichlich breit ausgesponnen empfun¬
den. Leider fand auch Otiomar Enkings Komödie „Das
Kind“ im Deutschen Theater trotz sauberster Dar¬
stellung keine allseitig freundliche Aufnahme. Viele Zu¬
hörer besaßen nicht die Geduld, den sich behaglich ausbreiten¬
den Kleinstadthumor voll auf sich wirken zu lassen. Besonders
schade war es um die meisterliche Darstellung des alten ein¬
fachen Ehepaares durch Herrn Scheuermann und Frl. Platt. —
Aus Düsseldorf wird uns geschrieben: Das Schauspitl#
haus führte zum ersten Mal das Lustspiel „Den Gro߬
e#mhn uan Rotne #andäbengen auf. Herr Hübner gab
Ausschnitt aus:
O4%.
Schelnische Musik- u. Theater.
vom:
Zeitung Köln a/Rh,
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Schauspfel.
Der neue Sehnitzter, die Tragikomode „Das weis
Land“, weist em geistreichen Dialog und im spanné
den, folgerichtigen Aufbau die bekannten Vorzüge des Autor—
auf, aber der Stoff ist so unerquicklich, daß sich das Publikume
des Schauspielhauses nicht für das Stück des sonste
hier sehr belicbten Autors zu erwärmen vermochte. Schnitzler“
schildert diesmal eine durch und durch verrottete Gesellschaft
die unerlaubte Liebesbeziehungen als eine Art Giesellschaftsee
spiel, aber ohne Grazie betreibt. Der Held des Stückes nimmt
es seiner Frau übel, daß sie einen Meuschen in den Tod treibt
weil sie sich ihm versagt. Aber als die Frau dann durch seine
Vorwürfe, wie durch sein Beispiel angetrieben, wirklich einen
Treubruch begeht, erschießit er den begünstigten Liebhaber,
in dem er nebenbei auch einen Vertreter der ihn von seinem
Platze verdrängenden Jugend sicht. Drei Verführungen und
ebenso viele Tote sind ein wenig viel für einen Abend. Man
weil auch nicht recht, weshalb man diese Leute ernster nehmen
soll, wie sie sich selber nehmen. Im Grunde ist nicht viel
daran verloren, wenn sie sich gegenseitig zu Grunde richten
oder umbringen. Bei der Aufführung taten sich besonders
Herr Goctz und Frau Frey in der Rolle des sich nicht mehr
zusammenfindenden Ehepaares hervor. Herr Goctz gab den
Mann als eine Art Köcknitz mit einem Auflug österreichischer
Leichtlebigkeit, Frau Frey suchte die Gestalt der etwas willens¬
schwachen Frau dadurch sympathischer zu machen, daß sie das
Mütterliche in ihrem Wesen sterk betonte. Von der großen
Zahl der übrigen Mitwirkenden seien nur Frl. Schönfeld und
Herr Dysing genannt, da ihre Rollen eine schärfere Charakte¬
ristik zuließen. Viel Fleiß hatte Herr Odemar auf die Insze¬
nierung verwandt und für das natürliche, von regem Leben
erfüllte Büd des dritten Aktes, der in der Halle eines Berg¬
hotels spielt, sei ihm besondere Anerkennung gezollt. Der
Garten und der moderne Salon der übrigen Aufzüge waren
noch Erbe Martersteigs.
Eine sehr dankenswerte, leider nur von einem Teil des
Publikums richtig gewürdigte Gabe bot das Deutsche
Theater mit der Aufführung von Ottomar Enkings
halb rührender, halb komischer. Kleinstadtgeschichte „Das
Kind“. Zwei alte Leute leben still und bescheiden in einem
holsteinschen Neste vor sich hin, ihre ganze Hoffnung, aber
auch ihre ganze Sorge ist die nach Hamburg in die große Welt
ausgewanderte Tochter. Für sie darbt und hungert das Eitern¬
paar, um schließlich, als die Tochter nach Jahren einmal zu
Besuch nach Hause kommt, zu schen, daß diese ein ganz
anderes Wesen geworden ist, als es in ihrer Erinnerung lebte,
Meuferberialle.
und daß sie vor allem ihrer Fürsorge in jeder Beziehung ent¬
wachsen ist. Der Hauptreiz des Stückes liegt, neben der liebe¬
vellen Versenkung des Dichters in die Seelen der beiden ein¬
fachen Leute, in der behaglich humoristischen Schilderung
des Kleinstadtlebens. Beides recht auf sich wirken zu lassen,
brachte aber ein Teil des Publikums nicht die nötige Samm¬
lung auf, und schließlich bedingt ja auch eigentlich die Bühne
stärkerer Mittel, Gegeben wurde das idvllische Werkchen mit
sauberster Ausarbeitung all der hundert Kleinigkeiten, die das
Milieu ausmachen, und die hier so unendlich wichtig sind. Das
alte Ehepaar wurde von Herrn Scheuermann und Frl. Platt
so schlicht und lebenswahr dargestellt, als bewegten sie sich
wirklich in ihrem kleinen Häuschen in Koggenstedt und nicht
auf einer Großstadtbühne. Frl. Reimann gab die „moderne“
Tochter recht gewandt und den übrigen Episodenrollen spielen¬
den Darstellern, den Herren Grünberg, Liebl und Nunberg wie
Frau Wohlgemuth, muß man nachrühmen, daß sie ohne Ueber¬
treibung die Kleinstädter-Komik wirksam zur Geltung brachten.
Emil Kaiser.
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