II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 526

24. Das weite Land
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—.— Breadsongcis dirert
Laten, die wir an das Ausland berräufen. Se
elegante und schöne Frau, die ihn liebt und da= diese aufs neue in stiller Resignation fügt oder durch die satirische Schilderung der Episoden¬
rum einen Verehrer in den Tod gehen läßt. Nun vor dem flieht, der ihr so Ungeheuerliches an¬
figuren noch verstärkt wird.
steht der Tote zwischen ihnen. Er begreift nicht, getan. Aber stärkste Verwunderung ergreift uns,
So tragen Form wie Inhalt dieses Werkes
warum seine Frau ihm treu geblieben ist und als wir sie im 4. Akt in den Armen eines unbe¬
etwas Unsicheres an sich. Zu bewunvern ist, wie
jener deshalb sterben mußte. „Ich hätt' nicht deutenden Marinefähnrichs finden. Nicht erklärt
bei den meisten Werken Schnitzlers, die seine
können. Weiß Gott warum. Ich hätt' nicht wird dieser merkwürdige Vorgang, wir verstehen
können!“ ruft sie nach einer leidenschaftlichen
Dialogführung, die angenehme Art der Plauderei,
itzler
ihn nicht nach der Natur der Frau, er kommt uns
Szene am Schluß des 1. Aufzugs aus, der einen
die keine Stockung in Rede und Gegenrede zuläßt.
Men¬
so ganz unwahr vor. Und das ist es, woran das
Diese Feinheiten sind es auch, die uns hinweg¬
ausgezeichneten Auftakt zur ganzen Handlung bil= Drama scheitert. Es weicht ab von allem Künst¬
Rotto
helfen über die mancherlei Schwächen in Hand¬
det. Im 2. Akt glauben wir eine Lösung der lerischen, von jeder logischen Entwicklung und
Das
lung und Charakterzeichnung.
Frage zu erhalten, wie das Erlebnis von Frauen= stellt uns vor Tatsachen, die wir hinnehmen
nadt¬
treue auf den kalten Sinnenmenschen einwirken müssen, obwohl wir sie nicht begreifen. Und er,
Die Aufführung war dazu angetan, die Un¬
geiner
wird. Nach seiner Veranlagung sind wir uns der es nicht verstehen konnte, wie seine Frau eher
ebenheiten des Dramas in schwächerem Lichte er¬
keichi¬
wohl bwußt, daß diese Frauentreue in ihm nicht einen andern in den Tod gehen läßt als sich ihm
scheinen zu lassen. Herr Hardel gab den Fabri¬
eele
allzuviel Eindruck hervorrufen wird. Aber wenn hinzugeben, er erträgt angesichts der Tatsachen
kanten Hofreiter mit sicherer Routine mit all dem
zum
er diese Treue einfach nicht begreift, wenn ei es nicht die Revanche seiner Frau. Er schießt in
feinen Schliff, die dieser Figur anhaftet. Frl.
ans! lieber gesehen hätte, daß seine Frau den andern
einem Duell den Liebhaber nieder.
Bolteny sekundierte ihm als gefolterte Gattin voll¬
nde¬
erhört hätte, wenn er in derselben Stunde sich zu
gültig. Ja, ihr Spiel ließ uns das Mitleid, das
Warum? Aus einem Rückfall in die alte Kon¬
dern einer Reise entschließt, um neuen Liebesabenteuern
wir für diese betrogene Frau an und für sich
oention, aus Liebe zu seiner Frau, die plötzlich
inung nachzujagen, dann liegt darin eine Gefühlsroh¬
hegen, in noch höherem Grad erscheinen. Frl.
Ord¬
durchbricht, aus Eitelkeit, um nicht der „Dumme“
heit, daß wir kaum noch Interesse für ihn zu ge¬
Koch war eine glänzende Darstellerin der liebes¬
Un¬
zu sein oder weil, wie Hebbel in seiner „Maria
winnen vermögen. Unser ganzes Mitgefühl wen¬
tollen Erna und Hr. Kautsky wußte dem Dr.
Magdalena“ sagt, „ein Mann darüber nicht hin¬
det sich der Frau zu, wie sie sich zu solcher Bruta¬
Mauer ernste Würde zu verleihen. Die übrigen
wegkommt“? Von all diesem wird etwas ange¬
des lität stellen wird. Er reist weiter in „das weite deutet und eben dieses schillernde Zwiespältige,
Darsteller der vielen kleinen Rollen trugen zu einer
auf. Land“. Wir treffen ihn im 3. Akt und finden da das haftet dem Charakter dieses Mannes und dem
abgerundeten, guten Aufführung des Werkes
vilen
in dem Hoteldirektor einen Gesinnungsgenossen
wesentlich bei. Die Spielleitung — Herr Direktor
ganzen Drama an. Die Gestalt eines Mannes,
nora¬
von ihm. Allerlei Nebenhandlungen verzögern
Balder — hatte für sehr schöne und geschmackvolle
in dem die alten Instinkte des Geschlechts die
Mei¬
unnötig die Handlung. Dieser Akt scheint über- Schranken seiner Kultur zertrümmern, ist gewiß
Szenenbilder gesorgt. Die Teilnahme des
r das
haupt nur da zu sein, um aufs neue seine Rück= eine tieftragische Erscheinung. Schnitzler aber
Publikums war eine geteilte, es überwog aber
des
sichtslosigkeit zu kennzeichnen. Er verführt einnennt sein Stück „Tragikomödie“ und will damit
wohl der Beifall die Zeichen des Widerspruchs. Es
Uhren,
frühreifes Mädel, das sein bester Freund sich zur
ist eben nicht jedermanns Sache, feingründigen
die Gestalien in eine ungewiß spielerische Be¬
lichen,
Gattin ersehnt.
Erörterungen den rechten Geschmack abzu¬
leuchtung hineinrücken. Den Uebermenschen will
evor¬
Wie erträgt seine Frau das alles? Nach ihrer er schildern, nicht nach Nietzsches Auffassung, son¬
gewinnen.
starken Natur, nach ihrer strengen Auffassung der dern mit einer komischen Ironie als Sieger im
—.—
kluge, ehelichen Treue muß wan annehme“ daß sich Tennisspiel, als Gesellschaftslöwen, ein Zug, der
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