II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 527

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24. Das Seite Land
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Wehenr und mnt.
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Beide Gäste waren wiederholt der Gegenstand be= Regie hatte allerhand neue Arrangements getroffen,


Stadttheater.
geisterten Jubels, und nach dem vierten Akt dauerte
von denen mich namentlich die bessere Beleuchtung
es geraume Zeit, bis der Vorhang zur Ruhe kam.
A. Nürnberg, 4. Dez. Den zweiten großen
des dritten Akts erfreute. Zugleich aber hatte man
Ein dritter Gost wor Herr Willy Bader, und dieser
Abend in diesem Jahr — der erste war das Ver¬
wieder der Vorliebe für das Kavalleristische Raum
war eigentlich der wichtigste, weil er auf Engagement
dienst des „Mikado“ — verdankte das Stadttheater
geben zu sollen geglaubt: die Königin erschien im
für den ersten Bassistenposten auftrat. Sein Marcel
Meyerbeers „Hugenotten“. Ein bis auf den
dritten Akt zu Pferd. Es mag ja sein, daß Fräulein
erwies sich dem Volumen und der Tragfähigkeit nach
letzten Platz ausverkauftes Haus hörte die seit der
Hempel das von Berlin, wo man königliche Personen!
als ausreichend. Aber sein Ton entwickelle eigent¬
Aera von Wagners Popularität
oft unterschätzte
bekanntlich gern hoch zu Roß sieht, so gewohnt
lich keinen besonderen Reiz für das Ohr. Er besitzt
Oper an, nachdem sie allerdings bisher im neuen
ist, und in diesem Fall hätte man natürlich recht ge¬
keinen recht edlen und glatten Metallklang und zeigte
Haus nur sehr selten ans Licht gezogen worden ist.
tan, ihr auch hier diese Gepflogenheit nicht zu be¬
vielfach etwas Sprödes, Hartes und Unruhiges, wo¬
Aber die Oper selbst hatte das Publikum offenbar
schneiden. Aber das Roß war ziemlich unruhig
bei natürlich dahingestellt bleiben muß, ob dieses
weniger angezogen als die erlesene Kunst Frida
und störte im Singen, und die Sängerin schien gegen
etwa der erklärlichen Aufregung des Probe=Gast¬
Hempels, der unübertrefflichen Koloratursängerin
ihren Willen früher abzuspringen.
spiels zuzuschreiben war. Von den mitwirkenden
der Berliner Hofoper, die schon im Frühjahr als
heimischen Kräften war nur Frl. Gerstorfer als
Rossinis Rosine alle Hörer hingerissen hatte. Die
Intimes Theater.
Valentine von früher her bekannt. Ihre temperaz
Sängerin zeigte sich auch gestern als unnachahmliche
+ Nürnberg, 4. Dez. Das Intime Theater hat
mentvolle und gesanglich fein ausgeorbeitete Durch¬
Meisterin der Koloraturtechnik Ihre blendende
om Samstag obend mit der ersten Aufführung des #
führung der Rolle verdiente auch gestern volle An¬
Kunst ist den roffinierten Schwierigkeiten der Meyer¬
Schwanks in 3 Akten von Margaret Maye:
erkennung, wenn auch die Stimme in der Höhe nicht
beerschen Schreibweise nicht weniger gewachsen als
„Mein Baby“ einen außerordentlichen Lach¬
immer so weich klang, wie es bei der Sängerin die
der flüssigeren italienischen Art. Triller, Staccati,
erfolg gehabt. Das Publikum hat sich die 3 Akte
Regel ist. Von den neu eingetretenen Kräften ist
Läufe und Fiorituren — eins gelang in spielender
hindurch auf das allerbeste unterhalten, und es hat i
diesmal Stella Eisner der Preis zuzuerkennen, die
Leichtigkeit staunenswerter als das andere, und bei
derort gelacht, wie es in dem Theater kaum jemals
den Pagen mit guter Technik und recht fließend sang.
allen diesen musikalischen Spitzfindigkeiten ließ das
ärger geschehen ist. Der Schwank ist eigentlich eine
Besonders kom eine chromotische Skala ganz virtnos
Organ an Tonfülle und Tragfähigkeit keinen Wunsch
mit Text versehene Zirkuspantomime; er ist ganz
zu Gehör, und die Cavatine erhielt Beifall bei offe¬
unerfüllt, blieb es weich bis zur äußersten Höhen¬
grob zusommengemacht, aber doch in einer so drastisch
ner Szene. Die Damen Held und Hothum schlossen lustigen Weise, daß man selbst dann lachen muß,
lage. Als Raoul stellte sich Herr Robert Hutt, Mit= sich im Domen=Terzett und =Quartett den Genann¬
glied der Oper in Frankfurt a. M., vor, ebenfalls ein ten mit Erfolg an. Herr Rudow als Nevers war zu
wenn der schon seit längerer Zeit vorausgeahnte z
wohlgeschulter, hoffnungsreicher Sänger, dessen Anfang etwas matt in der Tongebung. Ebenso wäre
Haupttrick wirklich in die Erscheinung tritt.
Es i
Stimme lyrische Weichheit des Tons mit dramatt= von Herrn Stern als St. Bris bedeutend mehr
handelt sich in dem Schwank um ein Ehepaar,
scher Stoßkroft aufs glücklichste zu verbinden weiß. Energie und Wucht in Ton und Darstellung er¬
welches sich fortwährend streitet, nomentlich deshalb, si
Anfänglich schien Herrn Hutt die Höhe etwas Mühe wünscht gewesen, und Herrn Schubert lag die nach
weil die Frau fuxchtbar schwindelt und dann well
zu machen, und eine hörbare Neigung zum Zutief¬
die Ehe kinderlos geblieben ist. Der Mann möchte
der Höhe sehr anspruchsvolle Partie des hugenotti¬
Singen und etwas harte Uebergänge ließen keinen schen Chorführers wenig günstig. Von den kleineren
um alles in der Welt Kinder, während die Frau die z
ganz ungetrübten Genuß zu. Später verlor sich
häßlichen Babys verabscheut Da nun der Mannn
diese kleine Indisposition, und der Sänger zeigte
Rollen erregten einige der allerkleinsten unfretwillige nach einer schlimmen Eifersuchtsszene angeblich auf
Heiterkeit. Orchester, Chöre und Ballett, von denen
namentlich im großen Duett seine Begabung und be¬
Nimmerwiedersehen verschwindet, so will die Frau, h
erstere oater Lettung des Herrn Del Cupolo stan= die ihn im Grunde des Herzens doch gern hat, ihn
sonders den Besitz einer krastvollen, weit nach oben den, befriedigten im allgemeinen; im Finale des zurückrufen badurch, daß sie sagt, sie sei die Mutter d
ausgreifenden Kopfstimme in glänzendstem Licht, zweiten Aktes wur das Orchester etwas zu laut. Die eines Kindes geworden. Zu diesem Zweck läßt siel