II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 549

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24. Das weite Land
Badische Presse, Karlsrik
2# 3. 191.

S

Großh. Hoftheater zu Karlsruhe.
betenden Marinefähnrich Otto Aigner, den Friedrich Hofreiter in dens folgendem, bis zur B
Nachtstunden das Zimmer seiner Frau verlassen sieht. Um nicht alsmenschlichen Beziehu
Zum erstenmal: Das weite La#d.
der „Dummkopf“ zu gelten, fordert Hofreiter den jungen Menschen. auf Gewohnheit“. 5##
Tragikomödie in fünf Akten von Arthur Schnitzler.
Noch hat er, der selbst der Betrüger mancher Ehemänner ist, nicht vor,wie er sie nun von #
ihn ernstlich anzuschießen, aber wie er sein junges Gesicht vor seiner
Friedrich Hofreiter ist Fabrikant von Glühlichtern, ein kühner
Land der Seele läßt
Pistole sieht kommt über ihn die Wut über dieses Vorrecht des
und erfolgreicher Industrieller, von dessen Tätigkeit wir allerdings
zu. „Ordnung“, som
Gegners, noch jung zu sein, und er schießt ihn zusammen. Frau
auf diesem Gebiet weniger merken, weil er uns anscheinend nur in
und des Herzens die
Genia ist auf das Tiefste erschüttert. Sie hatte die Liebe zu dem
seinen erotischen Erholungspausen vorgeführt wird. Denn derselbe
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das Chaos das Natü#
Fähnrich wohl nicht anders betrachtet, als wie ihr Mann in seinenldenn auch in dieser
Friedrich Hofreiter ist als Mann in den Vierzigern so voll jugendlicher
eigenen mannigfachen Beziehungen zu den Frauen es sie gelehrt: ein Schnitzlers. Denn w#
Empfindung, daß er aus den Verhältnissen mit mehr oder weniger
köstlich Spiel, — „und, wenn man erst darauf gekommen ist, sehr lustig
begehrenswerten Frauen einfach nicht herauskommt. Dabei besitzt er
der geschilderten Ere
anzusehen und mitzumachen“. Sie hat nach demselben Rezept nichts
selbst in Genia eine Gattin von vornehmem Wesen, die ihm auch nach
just die Beiden, die
mehr von schweren Worten wissen wollen; es war ja auch die leicht= Frau Genia, wollen
der erkannten Art ihres Mannes doch ihre Liebe und Treue bewahrt
herzige Anschauung des eigenen Gatten, die sie angenommen. Und selbst sie nicht genüge
und für die er irgendwo in dem weiten Land seiner Seele in einer
dabei war, ebenfalls in Uebereinstimmung mit dem Seelenzustand
Provinz seines Unterbewußtseins sicherlich auch seine Liebe bewahrte.
ein ve zu trivialer
ihres Mannes, die Liebe und das Zusammengehörigkeitsgefühl mit
Ganz selbstverständlich ist Frau Genia ihrer Gattenpflicht, und so weist
unwiderstehliche Ero
ihm nicht erloschen und alles hätte gut werden können, wenn Hofreiter
sie das Liebeswerben des jungen Musikers Korsakow zurück, der sich
Sieghaftigkeit mit d#
an diesem einen Vorgehen der Frau seine eigene Schuld erkannt und ist anderseits seine G#
darauf den Tod gibt. Dem Manne ist das freilich unfaßbar und macht
sich wieder zu ihr zurückgefunden oder doch wenigstens auch ihre Selbst=dermaßen mit all ihr
sie ihm als Todbringerin des jungen Freundes fast unheimlich. Denn
ständigkeit, die er so oft ihr zugesichert, respektiert hätte. Aber daß er sich selbst aufräumen
er hielte es für begreiflich, wenn Genia sich für ihres Gemahls weit¬
in seinem eigenen Fall plötzlich den brutalen Egoismus und Neid desl zu eigen gibt, sonde
herziges Liebesleben revanchiert hätte. Und wie er soeben die Be¬
älteren Mannes gegenüber dem begünstigteren jungen Geliebten bis
ziehungen zur Frau des Bankiers Natter löst, so ruht sein Auge schon
degradiert, das paßt
zur Tötung des Letzteren walten ließ, das läßt für sie alles aus sein.
mit Wohlgefallen auf der feschen Erna Wahl, einem echten Produkt
fach: Die Seele ist ei
Die Gatten werden nie wieder zusammenkommen. Hofreiter selbst stehen aller Vorgänge
der modernen Gesellschaft. Mit ihr und seinem alten, ernsthafteren
gibt der Gattin dahin schuld, daß sie in Wirklichkeit nicht in ihn habe da hat er freilich all
Freunde Dr. Mauer macht er in den Dolomiten die halsbrecherische Be¬
hineinschauen können, wie sie gemeint habe. Die Seele ist eben, wie
steigung des Aignerturmes, wo dus Verlangen auch des Mädchens zu
richtigkeit in der Ch
auch der Titel des Stückes es wiedergibt, ein weites Land, in dem
Hofreiter so deutlich wird, daß Dr. Maurer, der Erna schon einen
auch nicht das gering
tausend Möglichkeiten des Lebens sind. Mit Erna, der jüngsten seiner
Heiratsantrag gemacht hatte, ernüchtert wieder davonfährt, während
Das tut er den
Geliebten, ist er trotzdem fertig. Er will auch do nicht gefesselt und
Friedrich Hofreiter dort oben in dem Dolomiten=Hotel das Zimmer
Titel alle Einwände
beherrscht werden, sei es, wodurch es wolle. Er fühlt plötzlich die
des heiß mit allen Sinnen — oder vielleicht nur mit allen Nerven —
Helden reden und ha
Einsamkeit eines Menschen, der für sich selbst ein Eigenes sein und
nach ihm begehrenden Mädchens für sich offen findet. Des andern
Zitat vom „weiten
haben will. Aber als er den Ruf seines Knaben hört, der soeben aus
Tags reist er wieder ab, da er fühlt, daß er sich und die Geliebte sonst
des Dichters Artur
der fernen englischen Pension in die Ferien nach Hause kommt, folgt er
den Blicken der Andern verraten würde. Er trifft zur Nachtzeit bei
lichkeiten es der dich
ihm doch mit allen Zeichen der Sehnsucht.
seiner Villa in Baden bei Wien wieder an und muß hier wahr¬
sso wenig wird er da
nehmen, daß inzwischen seine Frau all ihre früheren strengen An¬
können, das letzte Ge
schauungen über Bord warf und seinen eigenen Worten entsprechend,
Die Sehnsucht. Schnitzler läßt einmal seinen Fabrikanten Hof= Dichter ahnt, ergrün
sich revanchiert. Und zwar mit dem jungen, schwärmerisch sie anskreiter in dem Stück darüber philolovbieren und kommt zu ungefähr nun einmal auch die