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24. Dasbeite-Land
Ausschnitt aus:
20. JUli 131.3 %, Wie
vom:
S
* □ T1lIi i 7IA„ „ „ 4
n
stellerin, Fräulein Hofteufel, nicht zu erreichen,
Theater und Kunst.
sie blieb zu spitz, zu naiv=verderbt; man glaubte
ihr die innere Sicherheit nicht. Sehr gut warm
Burgtheater. Sechs Neubesetzungen tragen¬
und vornehm=einfach war Herr Marr als Dr. 1
der oder doch bedeutsamer Rollen in Schmi#Mauer; er hat einen knorrigen Paulsen-Ton.
lers „Das weite Land“ haben gestern
Fräulein Mayer bot als Schauspielerin
zum erstenmal in dieser Tragikomödie vom
Meinhold=Aigner eine einwandfreie Leistung,
weiten Land der Seele, in dem das Chaos das
der aber die Größe und das rührende Pathos
Natürliche ist, den Ton angegeben. Es war ein
gänzlich mangelten, die diese Gestalt bei Frau
wienerisches Chaos, in dem die Brutalität der
Bleibtreu gewonnen hatte. Herr Romberg
Geschlechtsmoral etwas weichlich, rundlich,
als Schriftsteller Rhon (früher Herr Treßler)
liebenswürdig Verschlamptes hatte — so lange
es sich
und Fräulein Schopf als dessen Gattin (frü¬
n der Arbeitsstube des Dichters zu
her Fräulein. Gerzhofer) waren herzlich unbe¬
theatralischer Wirksamkeit ordnen ließ. Schon
deutend. Von den alten sind Heine, D
bei der Erstaufführung verließ die tüchtige,
prient, Gerasch und Zeska am besten.
kluge aber durchaus unwienerische Leistung des
Das Haus war voll und dankbar.
Fräuleins Marberg die heimischen Gefilde und
Frückte von den Modellen Schnitzlers ab Jetzt
aber, da Korff durch Walden, Fräulein Hof¬
teufel durch Fräulein Mayen, Frau Bleibtren
durch Fräulein Mayer und Herr Paulsen!
Gesitpangabesohendewährs ug. Wien
durch Herrn Marr ersetzt sind, wirkt die Villa
Ausschnitt aus: (kleine Ausgabe)
in Baden wie ein Regiefehler, so tapfer und
Josgeherisch Herr Höbling auch die Fahne des
vom:
Wienertums hochhält und schwenkt. Die Schnitz¬
erische Psychologie und Tragik, wie der Schnitz¬
lerische Humor sind abei gerade hier so boden¬
ständig, daß sie sich nicht ohn schwere Schädigung
Theater und Kunst.
in einen anderen Dialekt übertragen lassen —
Burgtheater. Artur Schnitzlerspikant
nicht einmal in reines Hochdeutsch. Die Auf¬
geistvolle Tragikomödie „Das weite Land“ hat¬
führung ist auch jetzt sehr gut, die alte ge¬
auch in der Neubesetzung die herausfordernd
wissenhaft aufgefrischte Regie sogar ganz vor¬
spannende Wirkung getan, die dem Stuck einen be¬
trefflich und von liebevollster Fülle in Ton,
sonderen Gesellschaftserfolg erwarb. Weil aber in
Farbengebung und Bühnenseinfühligkeit, aber
„. der Tra¬
aaikomödie sozusagen mit gutem Recht alles
sie hat doch an Fühlung mit dem Werk und dem
Dichter verloren. Herr Walden war als Fabri¬
kant Hofreiter ganz ausgezeichnet, solange die
anders kommt und anders spricht, als nach der
Umrisse der Figur, die Schärfe und Trefssicher¬
Theaterregel zu erwarten wäre, haben die Darsteller
heit in der Dialogführung genügten; schon der
großte Freiheit, sie können sich die Rollen anpassen
Abschied von der Gattin am Ende des zweiten
nach Persönlichkeit und Geschmack. Herr Walden
Aktes aber lag ihm nicht, und im letzten Akt
als Hofreiter hat von diesem Rechte guten Gebrauch
ging die Tragik des Mordes an der Jugend
gemacht. Weniger weltmännisch, auch weniger
(die an das Solneß=Motiv anklingt, das übri¬
kaustisch vielleicht, als sein Vorgänger Herr
gens auch in der Figur Dr. v. Aigners ange¬
Korff, hat er die Gestalt mehr in das Leben
schlagen wird) verloren; hier versagte der Künst¬
eingeführt, zum glaubwürdig Menschlichen gerundet,
ler, hier triumphierte die Erinnerung an Korff.
schließlich aus der Niederung des Tragikomischen
Auch Fräulein Mayen vermochte die erste Dar¬
fast in die Höhe des Tragischen gehoben. Fräulein
Mayer zeichnet die Partie der alten Schau¬
spielerin Anna Meinhold mit zarteren Strichen als
es die starke Hand der Frau Bleibtren getan, ist
aber angemessen und spricht klar, verständlich. Die
Erna, das etwas angelaufene Produkt überweib¬
licher Modernität, wird vor Fräukin Mayen
in ein schwer genießbares Backsischtum zurück¬
gewendet.
Wozu
ihr
auch
eine ihr
so wesensfremde Aufgabe zumuten? Der Doktor
Maurer des Herrn Marr und der Rhon des
Herrn Romberg wurden mit Wohlgefallen zur
Kenntnis genommen. Die anderen, fast durchaus
eigenartigen Partien waren den früheren Eignern
verblieben und werden noch in freundlicher Erinne=—
rung der Hörerschaft sein. Die Stimmung des
Abends war angeregt.
U B—t.
24. Dasbeite-Land
Ausschnitt aus:
20. JUli 131.3 %, Wie
vom:
S
* □ T1lIi i 7IA„ „ „ 4
n
stellerin, Fräulein Hofteufel, nicht zu erreichen,
Theater und Kunst.
sie blieb zu spitz, zu naiv=verderbt; man glaubte
ihr die innere Sicherheit nicht. Sehr gut warm
Burgtheater. Sechs Neubesetzungen tragen¬
und vornehm=einfach war Herr Marr als Dr. 1
der oder doch bedeutsamer Rollen in Schmi#Mauer; er hat einen knorrigen Paulsen-Ton.
lers „Das weite Land“ haben gestern
Fräulein Mayer bot als Schauspielerin
zum erstenmal in dieser Tragikomödie vom
Meinhold=Aigner eine einwandfreie Leistung,
weiten Land der Seele, in dem das Chaos das
der aber die Größe und das rührende Pathos
Natürliche ist, den Ton angegeben. Es war ein
gänzlich mangelten, die diese Gestalt bei Frau
wienerisches Chaos, in dem die Brutalität der
Bleibtreu gewonnen hatte. Herr Romberg
Geschlechtsmoral etwas weichlich, rundlich,
als Schriftsteller Rhon (früher Herr Treßler)
liebenswürdig Verschlamptes hatte — so lange
es sich
und Fräulein Schopf als dessen Gattin (frü¬
n der Arbeitsstube des Dichters zu
her Fräulein. Gerzhofer) waren herzlich unbe¬
theatralischer Wirksamkeit ordnen ließ. Schon
deutend. Von den alten sind Heine, D
bei der Erstaufführung verließ die tüchtige,
prient, Gerasch und Zeska am besten.
kluge aber durchaus unwienerische Leistung des
Das Haus war voll und dankbar.
Fräuleins Marberg die heimischen Gefilde und
Frückte von den Modellen Schnitzlers ab Jetzt
aber, da Korff durch Walden, Fräulein Hof¬
teufel durch Fräulein Mayen, Frau Bleibtren
durch Fräulein Mayer und Herr Paulsen!
Gesitpangabesohendewährs ug. Wien
durch Herrn Marr ersetzt sind, wirkt die Villa
Ausschnitt aus: (kleine Ausgabe)
in Baden wie ein Regiefehler, so tapfer und
Josgeherisch Herr Höbling auch die Fahne des
vom:
Wienertums hochhält und schwenkt. Die Schnitz¬
erische Psychologie und Tragik, wie der Schnitz¬
lerische Humor sind abei gerade hier so boden¬
ständig, daß sie sich nicht ohn schwere Schädigung
Theater und Kunst.
in einen anderen Dialekt übertragen lassen —
Burgtheater. Artur Schnitzlerspikant
nicht einmal in reines Hochdeutsch. Die Auf¬
geistvolle Tragikomödie „Das weite Land“ hat¬
führung ist auch jetzt sehr gut, die alte ge¬
auch in der Neubesetzung die herausfordernd
wissenhaft aufgefrischte Regie sogar ganz vor¬
spannende Wirkung getan, die dem Stuck einen be¬
trefflich und von liebevollster Fülle in Ton,
sonderen Gesellschaftserfolg erwarb. Weil aber in
Farbengebung und Bühnenseinfühligkeit, aber
„. der Tra¬
aaikomödie sozusagen mit gutem Recht alles
sie hat doch an Fühlung mit dem Werk und dem
Dichter verloren. Herr Walden war als Fabri¬
kant Hofreiter ganz ausgezeichnet, solange die
anders kommt und anders spricht, als nach der
Umrisse der Figur, die Schärfe und Trefssicher¬
Theaterregel zu erwarten wäre, haben die Darsteller
heit in der Dialogführung genügten; schon der
großte Freiheit, sie können sich die Rollen anpassen
Abschied von der Gattin am Ende des zweiten
nach Persönlichkeit und Geschmack. Herr Walden
Aktes aber lag ihm nicht, und im letzten Akt
als Hofreiter hat von diesem Rechte guten Gebrauch
ging die Tragik des Mordes an der Jugend
gemacht. Weniger weltmännisch, auch weniger
(die an das Solneß=Motiv anklingt, das übri¬
kaustisch vielleicht, als sein Vorgänger Herr
gens auch in der Figur Dr. v. Aigners ange¬
Korff, hat er die Gestalt mehr in das Leben
schlagen wird) verloren; hier versagte der Künst¬
eingeführt, zum glaubwürdig Menschlichen gerundet,
ler, hier triumphierte die Erinnerung an Korff.
schließlich aus der Niederung des Tragikomischen
Auch Fräulein Mayen vermochte die erste Dar¬
fast in die Höhe des Tragischen gehoben. Fräulein
Mayer zeichnet die Partie der alten Schau¬
spielerin Anna Meinhold mit zarteren Strichen als
es die starke Hand der Frau Bleibtren getan, ist
aber angemessen und spricht klar, verständlich. Die
Erna, das etwas angelaufene Produkt überweib¬
licher Modernität, wird vor Fräukin Mayen
in ein schwer genießbares Backsischtum zurück¬
gewendet.
Wozu
ihr
auch
eine ihr
so wesensfremde Aufgabe zumuten? Der Doktor
Maurer des Herrn Marr und der Rhon des
Herrn Romberg wurden mit Wohlgefallen zur
Kenntnis genommen. Die anderen, fast durchaus
eigenartigen Partien waren den früheren Eignern
verblieben und werden noch in freundlicher Erinne=—
rung der Hörerschaft sein. Die Stimmung des
Abends war angeregt.
U B—t.