24. Das veite- Land
Dedes 8°Uhr Blatt.
Wien.
Theaiet.
—
Burgtheater. Arnold Korff hat vorgestern
als Friedrich Hofreiter in „Das weite Land“ noch
rechtzeitig den rettenden Rückweg ins Burgtheater
zurückgefunden. Korff ist ein ausgezeichneter
Schnitzler=Darsteller; der elegante, von keiner All¬
tagssorge gestörte Skeptizismus, in den alle diese
Menschen wie in einen behaglich durchwärmten
Dunst eingesponnen sind, diese indolente, ein wenig
satte Grazie diese leicht parfümierte, schwebend über
jede unbequeme Frage hinweggleitende Melan¬
cholie, dieses „wienerische“ ironisch resignierte
Lächeln, das nie zum bitteren Gelächter über Wien,
über diese beste und verlogenste aller Welten aus¬
artet, kurz: diese ganze tragikomische Milien¬
Atmosphäre erscheint gleichsam konzentriert, wenn
Korff auf der Bühne steht, zum Greifen verdichtet
in ihren Farben und ihren Schatten. Fehlt nur noch
das Unwienerische bei Schnitzler, das innere Er¬
lebnis, die seelische Transparenz und Vibration
des Wortes mit den beunruhigenden Hintergründen
seines weiten und doch so unerforschten Landes
Immerhin eine in absolutem und besonders in
relativem Sinne hervorragende Leistung, da die
andern es Herrn Korff und sich sehr leicht machten;
das sonst so tüchtige Fräulein Marberg. diesmal
von einer akademischen, förmlich pensionsberechtig¬
ten Gleichgültigkeit, Herr Heine gelangweilt und
langweilig. Nur Herr Höbling gesiel sich außer¬
ordentlich; er darf nach Herzenslust wienerisch
sein, er darf einen eitlen, geleckten, natürlich un¬
gemein „feschen“ Hohlkopf spielen und da werden
alle Fehler des beliebten Mimen von selbst zu Vory
e
zügen. Der Zauber der Statur.
box 29/3
7-9X1/318
Wzemdenblatt, Wien
Abendblatt
„#* Thealer und Kunst.
(Burgtheater.) Arnold Korff, nach mehrjähriger
Abwesenheit an die Stätte zurückgekehrt, die er niemals
hätte verlassen dürfen, von einem dankbaren Erinnerungen
zugekehrten Publikum überaus freundlich begrüßt, hat
gestern wieder eine seiner besten Rollen, den Hofreiter in
Artur Schnitzlers „Weitem Land“ gespielt. Er¬
freut war man in der Lage, festzustellen, daß die Wander¬
jahre, während der entlegene, ferne Bezirke durchkreuzt
wurden, der Künstlerschaft Korffs nicht das geringste anzu¬
haben vermochten. Er ist heute nach Alexander Girardis
Tod, der wienerischeste Schauspieler; er besitzt Liebens¬
würdigkeit des Herzens, eine Selbstverständlichkeit der
Noblesse und eine Natürlichkeit des Tones und eine in der
Tiefe echten Gefühls geborene Kraft — Tugenden, die
ebenso schätzenswert wie felten sind. Wer Angst um Arnold!
Korff gehabt, dem ward der rechtzeitige Trost, daß er nicht
nur in dieses Ensemble paßt, daß er es sogar um ein tüch¬
tiges Stück überragt, ein Eindruck, der allerdings in diesem
Spezialfall dadurch hervorgerufen sein mag, daß zur Mit
wirkung im „Weiten Land“ zwar die ersten Kräfte heran
gezogen worden von denen jedoch die meisten am falschen!
Ort beschäftigt sind.
DT
6— MiDr Da8
Lethes Tagblatt
Oetheutsche Rundschan
Wien
Burgtheater. Nach dem unsteten Dasein eines Wan¬
dervirtnosen, der schließlich im Tingel=Tangel sein Heil
suchen mußte, ist Arnold Korff wieder in den Ver¬
band des Burgtheaters zurückgekehrt und vorgestern,
*
freundlich begrüßt, in Schuiglen#unerquickliche#
Tragikomödie „Das weite Land“ als Hofreiker
aufgetreten. Man darf mit Genugtnung hervorheben,
daß ihm die Jahre künstlerischer Zuchtlosigkeit nicht viel
anhaben konnten und daß sein Spiel kaum etwas an
wienerischer Anmut und Natürlichkeit eingebüßt hat.
Kenner des Burgtheaters konnten sich freilich der Be¬
sorqnis nicht entschlagen, welche Entwicklungsmöglich¬
keiten Herrn Korff im Burgtheater noch vorbehalten
bleiben sollen, nachdem inzwischen gerade sein Rollen¬
fach, das zuvörderst auf persönlicher Liebenswürdigkeit
beruht, fast völlig auf Herrn Walden übergegangen ist.)
Dedes 8°Uhr Blatt.
Wien.
Theaiet.
—
Burgtheater. Arnold Korff hat vorgestern
als Friedrich Hofreiter in „Das weite Land“ noch
rechtzeitig den rettenden Rückweg ins Burgtheater
zurückgefunden. Korff ist ein ausgezeichneter
Schnitzler=Darsteller; der elegante, von keiner All¬
tagssorge gestörte Skeptizismus, in den alle diese
Menschen wie in einen behaglich durchwärmten
Dunst eingesponnen sind, diese indolente, ein wenig
satte Grazie diese leicht parfümierte, schwebend über
jede unbequeme Frage hinweggleitende Melan¬
cholie, dieses „wienerische“ ironisch resignierte
Lächeln, das nie zum bitteren Gelächter über Wien,
über diese beste und verlogenste aller Welten aus¬
artet, kurz: diese ganze tragikomische Milien¬
Atmosphäre erscheint gleichsam konzentriert, wenn
Korff auf der Bühne steht, zum Greifen verdichtet
in ihren Farben und ihren Schatten. Fehlt nur noch
das Unwienerische bei Schnitzler, das innere Er¬
lebnis, die seelische Transparenz und Vibration
des Wortes mit den beunruhigenden Hintergründen
seines weiten und doch so unerforschten Landes
Immerhin eine in absolutem und besonders in
relativem Sinne hervorragende Leistung, da die
andern es Herrn Korff und sich sehr leicht machten;
das sonst so tüchtige Fräulein Marberg. diesmal
von einer akademischen, förmlich pensionsberechtig¬
ten Gleichgültigkeit, Herr Heine gelangweilt und
langweilig. Nur Herr Höbling gesiel sich außer¬
ordentlich; er darf nach Herzenslust wienerisch
sein, er darf einen eitlen, geleckten, natürlich un¬
gemein „feschen“ Hohlkopf spielen und da werden
alle Fehler des beliebten Mimen von selbst zu Vory
e
zügen. Der Zauber der Statur.
box 29/3
7-9X1/318
Wzemdenblatt, Wien
Abendblatt
„#* Thealer und Kunst.
(Burgtheater.) Arnold Korff, nach mehrjähriger
Abwesenheit an die Stätte zurückgekehrt, die er niemals
hätte verlassen dürfen, von einem dankbaren Erinnerungen
zugekehrten Publikum überaus freundlich begrüßt, hat
gestern wieder eine seiner besten Rollen, den Hofreiter in
Artur Schnitzlers „Weitem Land“ gespielt. Er¬
freut war man in der Lage, festzustellen, daß die Wander¬
jahre, während der entlegene, ferne Bezirke durchkreuzt
wurden, der Künstlerschaft Korffs nicht das geringste anzu¬
haben vermochten. Er ist heute nach Alexander Girardis
Tod, der wienerischeste Schauspieler; er besitzt Liebens¬
würdigkeit des Herzens, eine Selbstverständlichkeit der
Noblesse und eine Natürlichkeit des Tones und eine in der
Tiefe echten Gefühls geborene Kraft — Tugenden, die
ebenso schätzenswert wie felten sind. Wer Angst um Arnold!
Korff gehabt, dem ward der rechtzeitige Trost, daß er nicht
nur in dieses Ensemble paßt, daß er es sogar um ein tüch¬
tiges Stück überragt, ein Eindruck, der allerdings in diesem
Spezialfall dadurch hervorgerufen sein mag, daß zur Mit
wirkung im „Weiten Land“ zwar die ersten Kräfte heran
gezogen worden von denen jedoch die meisten am falschen!
Ort beschäftigt sind.
DT
6— MiDr Da8
Lethes Tagblatt
Oetheutsche Rundschan
Wien
Burgtheater. Nach dem unsteten Dasein eines Wan¬
dervirtnosen, der schließlich im Tingel=Tangel sein Heil
suchen mußte, ist Arnold Korff wieder in den Ver¬
band des Burgtheaters zurückgekehrt und vorgestern,
*
freundlich begrüßt, in Schuiglen#unerquickliche#
Tragikomödie „Das weite Land“ als Hofreiker
aufgetreten. Man darf mit Genugtnung hervorheben,
daß ihm die Jahre künstlerischer Zuchtlosigkeit nicht viel
anhaben konnten und daß sein Spiel kaum etwas an
wienerischer Anmut und Natürlichkeit eingebüßt hat.
Kenner des Burgtheaters konnten sich freilich der Be¬
sorqnis nicht entschlagen, welche Entwicklungsmöglich¬
keiten Herrn Korff im Burgtheater noch vorbehalten
bleiben sollen, nachdem inzwischen gerade sein Rollen¬
fach, das zuvörderst auf persönlicher Liebenswürdigkeit
beruht, fast völlig auf Herrn Walden übergegangen ist.)