24. Das weite-Land
diazer 1 1
Graz. Steiernarz
Schauspielhaus.
„Das weite Land“, Tragilomödie in fünf Aufzügen
A
See enten eumenertersche
Alle Inkonjequenzen des Lebens und der Liebe
darzustellen und doch nicht unverständlich zu bleiben, wie
das Leben, das ist die Forverung, die Schnitzlers „Weites
Land“ an die Schauspieler stellt. Neben die schon
gewerteten, abgerundeten und sicheren Leistungen von
Herrn Olden und Frau Weiser stellte auch Fräulein
Kögl mit der Genia Hofreiter eine klar durchdachte
und von warmem Blut erfüllte Gestalt. Dulden und
Hoffen der ungeliebten Gattin gab sie mit der vor¬
nehmen Zurückhaltung einer seelisch hochwertigen Frau.
Tagegen blieb Fräulein Lehner als Adele vollkommen
eindruckslos, Herr Orell hatte als Dr. Aigner allzu
sirupdicke Töne. Das Theater bot auch dies¬
mal wieder das gewohnte Bild des ausverkauften
Hauses.
Dr. A. M.
atene
14 4
REGs FAGELATT
Theater und Kunst.
(Schauspielhaus.) „Das weste Laud.“ Tragi¬
komödie in fünf Akten von Artur Schnitzler
Dieses Kultur= und Sittenbild des geldsorgenfrefen
Wienertums um 1010 mit seinen blendenden über¬
schüssen an Form und Geist und seinen schweren Män
geln an Chamkter und Seese scheint uns heute schon
wie eine Erinnerung an Vergangenheiten. Nicht als ob¬
die Menschlein aus der Kärntnerstraße und aus Baden,
die gelegentlich in Tirol die Natur beflecken, reiner und),
fester geworden wären — o nein —, sie haben bloß die
schönen, ruhigen Formen verloren, und zu aller inneren
Armseligkeit tritt jetzt noch in weitem Ausmaß äußere
Roheit, die ein geistloses Hinschlampen widerlich sichtbar
macht. Bei Schnitzler aber spielen sie noch anmutig
ihres Fühlens heut und gestern — Agonien, Episoden
böser Dinge hübsche Formel“, und wenn zufällig
tinmal einer dabei sterben muß, dann krümmen sich die
indern zitternd vor der Majestät des Todes und ahnen.
vie sie des Lebens Majestät beleidigen. Daß dieses
chlechte Gewissen im letzten Akt sichtbar wird, halte ich
ür den größten inneren Wert der Komödic, die sonst
nit episodischem Rankenwerk überladen, romanhaft breit
mgelegt ist — was übrigens durch starke Striche gemil¬
ert wär. Herr Olden, der seinerzeit als Hofreiter
ner gastierte, war auch diesmal wieder ganz im Stil.
deu war Frl. Kögl, die die Genia mit schöner Zu¬
ückhaltung und dem müden Ausdruck, der diese Frau#
harakterisiert, zu geben verstand. Die Gesellschaft im
Hotel am Völser Weiher sahen wir schon in kultivier.
terer Form. Das gilt vom verführerischen Dr. Aigner,
wie auch vom Dichter Rhon, der nicht in der Schwank¬
maske eines italienischen Tenors aufzutreten hätte. Frl.
Lehner (Adele Natter) fiel durch die höchste Figur
und das kürzeste Kleid im übrigen angenehm
auf, Herr Hami! als ihr Gatte faßte den
geldgewaltigen Zyniker ein wenig zu zart an,
führte ihn aber einheitlich durch. Der tennisselige Paul
Kreindl wurde von Herrn Mittellehner mit der
nötigen fröhlichen Albernheit ausgestattet. Die übrige
Besetzung ist als gut bekannt. Die Ausstattung zeigte
auch keinen Fortschritt und hatte im ersten Akt in dem
kleinen Gärtchen so ziemlich alles zusammengedrängt.
was an echten Koniferen, leinwandenen Kirschbäumen.
Rosensträuchern und Korhmöbeln auf diesem Platz
überhaupt unterzubringen war. Dr. B. Ertler.
(Im Opernhause) stellte sich Mittwoch abends Fri.
Vilma v. Damario als „Margit“ in der Lehär¬
Operetie „Wo die Lerche sinat“ por Grschelu
box 29/3
Grazer 1
Abendblatt
—TT
Theater und Kunst.
(Schanspielhaus.) Paula Dürr a. G. in Schnitzlers
4
Tragikomödie „Das weite Land“. — Die innere
Tragödie der Genia Hofreiter, die wissend und sehenden
Auges immer tiefer in den Sumpf gerät, in dem sich
ihre Umgebung so pudelwohl fühlt, kam ig der Darstel¬
lung des Frl. Dürr überzeugend und klar zum Aus¬
druck. In ihren Bewegungen, im Sprechen, ja selbst im
Lachen fühlt man den Truck und zugleich das Aufgeben
jedes Wiberstandes. Sehr gut kamen die Hauptpunkte
der ganzen Entmietung beraus, so wenn sie beim unver¬
muteten Abschien Gatten gleichsam noch eine letzte
Anstreugungm #s Schwindende zurückzuhalten und
schließlich nur n##h in einem langen, erstarrenden Blick
ihr inneres Sterben zum Ausdruck bringt. Das „Aus!“
in der letzten Szene schließt diese Linie durchaus folge¬
richtig ab. Die übrige Besetzung und Aufführung ist
bekannt.
Dr. B. E.
(Banzert Auanst Jantonich und AngelAnim
MarzN
Grazer Tegespost, Graz
7891
Abendblatt
Theater, Kunst, Literatur.
Schauspielhaus¬
—Prohegastspiel von Frl. Paußa Dürr als Genia
Tragikomödie Das weite
in Artur Schnitz
Fräulein Paula Dürr zeigte auch gestern weites
Land ihres Könnens. Sie tippt Probleme nur an, sie
verläßt nie den Plauderton des Tageslebens und wirkt
doch aufschlußreich und greift doch tief in das Empfinden
des Hörers. Keinen Augenblick tönende Brettertragik
mit Laokoonmimik und verkrampften Armen. Da sie
von Akt zu Akt mehr interessierte, hörte man im
Zwischenakt gern, daß Fräulein Dürr für Graz
engagiert ist.
Dr. A. M.
han
dr I Aee
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Graz. Steiernarz
Schauspielhaus.
„Das weite Land“, Tragilomödie in fünf Aufzügen
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Alle Inkonjequenzen des Lebens und der Liebe
darzustellen und doch nicht unverständlich zu bleiben, wie
das Leben, das ist die Forverung, die Schnitzlers „Weites
Land“ an die Schauspieler stellt. Neben die schon
gewerteten, abgerundeten und sicheren Leistungen von
Herrn Olden und Frau Weiser stellte auch Fräulein
Kögl mit der Genia Hofreiter eine klar durchdachte
und von warmem Blut erfüllte Gestalt. Dulden und
Hoffen der ungeliebten Gattin gab sie mit der vor¬
nehmen Zurückhaltung einer seelisch hochwertigen Frau.
Tagegen blieb Fräulein Lehner als Adele vollkommen
eindruckslos, Herr Orell hatte als Dr. Aigner allzu
sirupdicke Töne. Das Theater bot auch dies¬
mal wieder das gewohnte Bild des ausverkauften
Hauses.
Dr. A. M.
atene
14 4
REGs FAGELATT
Theater und Kunst.
(Schauspielhaus.) „Das weste Laud.“ Tragi¬
komödie in fünf Akten von Artur Schnitzler
Dieses Kultur= und Sittenbild des geldsorgenfrefen
Wienertums um 1010 mit seinen blendenden über¬
schüssen an Form und Geist und seinen schweren Män
geln an Chamkter und Seese scheint uns heute schon
wie eine Erinnerung an Vergangenheiten. Nicht als ob¬
die Menschlein aus der Kärntnerstraße und aus Baden,
die gelegentlich in Tirol die Natur beflecken, reiner und),
fester geworden wären — o nein —, sie haben bloß die
schönen, ruhigen Formen verloren, und zu aller inneren
Armseligkeit tritt jetzt noch in weitem Ausmaß äußere
Roheit, die ein geistloses Hinschlampen widerlich sichtbar
macht. Bei Schnitzler aber spielen sie noch anmutig
ihres Fühlens heut und gestern — Agonien, Episoden
böser Dinge hübsche Formel“, und wenn zufällig
tinmal einer dabei sterben muß, dann krümmen sich die
indern zitternd vor der Majestät des Todes und ahnen.
vie sie des Lebens Majestät beleidigen. Daß dieses
chlechte Gewissen im letzten Akt sichtbar wird, halte ich
ür den größten inneren Wert der Komödic, die sonst
nit episodischem Rankenwerk überladen, romanhaft breit
mgelegt ist — was übrigens durch starke Striche gemil¬
ert wär. Herr Olden, der seinerzeit als Hofreiter
ner gastierte, war auch diesmal wieder ganz im Stil.
deu war Frl. Kögl, die die Genia mit schöner Zu¬
ückhaltung und dem müden Ausdruck, der diese Frau#
harakterisiert, zu geben verstand. Die Gesellschaft im
Hotel am Völser Weiher sahen wir schon in kultivier.
terer Form. Das gilt vom verführerischen Dr. Aigner,
wie auch vom Dichter Rhon, der nicht in der Schwank¬
maske eines italienischen Tenors aufzutreten hätte. Frl.
Lehner (Adele Natter) fiel durch die höchste Figur
und das kürzeste Kleid im übrigen angenehm
auf, Herr Hami! als ihr Gatte faßte den
geldgewaltigen Zyniker ein wenig zu zart an,
führte ihn aber einheitlich durch. Der tennisselige Paul
Kreindl wurde von Herrn Mittellehner mit der
nötigen fröhlichen Albernheit ausgestattet. Die übrige
Besetzung ist als gut bekannt. Die Ausstattung zeigte
auch keinen Fortschritt und hatte im ersten Akt in dem
kleinen Gärtchen so ziemlich alles zusammengedrängt.
was an echten Koniferen, leinwandenen Kirschbäumen.
Rosensträuchern und Korhmöbeln auf diesem Platz
überhaupt unterzubringen war. Dr. B. Ertler.
(Im Opernhause) stellte sich Mittwoch abends Fri.
Vilma v. Damario als „Margit“ in der Lehär¬
Operetie „Wo die Lerche sinat“ por Grschelu
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Abendblatt
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Theater und Kunst.
(Schanspielhaus.) Paula Dürr a. G. in Schnitzlers
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Tragikomödie „Das weite Land“. — Die innere
Tragödie der Genia Hofreiter, die wissend und sehenden
Auges immer tiefer in den Sumpf gerät, in dem sich
ihre Umgebung so pudelwohl fühlt, kam ig der Darstel¬
lung des Frl. Dürr überzeugend und klar zum Aus¬
druck. In ihren Bewegungen, im Sprechen, ja selbst im
Lachen fühlt man den Truck und zugleich das Aufgeben
jedes Wiberstandes. Sehr gut kamen die Hauptpunkte
der ganzen Entmietung beraus, so wenn sie beim unver¬
muteten Abschien Gatten gleichsam noch eine letzte
Anstreugungm #s Schwindende zurückzuhalten und
schließlich nur n##h in einem langen, erstarrenden Blick
ihr inneres Sterben zum Ausdruck bringt. Das „Aus!“
in der letzten Szene schließt diese Linie durchaus folge¬
richtig ab. Die übrige Besetzung und Aufführung ist
bekannt.
Dr. B. E.
(Banzert Auanst Jantonich und AngelAnim
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Grazer Tegespost, Graz
7891
Abendblatt
Theater, Kunst, Literatur.
Schauspielhaus¬
—Prohegastspiel von Frl. Paußa Dürr als Genia
Tragikomödie Das weite
in Artur Schnitz
Fräulein Paula Dürr zeigte auch gestern weites
Land ihres Könnens. Sie tippt Probleme nur an, sie
verläßt nie den Plauderton des Tageslebens und wirkt
doch aufschlußreich und greift doch tief in das Empfinden
des Hörers. Keinen Augenblick tönende Brettertragik
mit Laokoonmimik und verkrampften Armen. Da sie
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Zwischenakt gern, daß Fräulein Dürr für Graz
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