II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 651

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Das weite-Land
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sich lächelnd Gemeinheiten, verleumden einander so üppig, als
hätten sie weiter nichts zu tun. Denn daß der Glühstrumpffabri¬
kant Hofreiter neben seinen zahlreichen Liebeleien überhaupt noch
andere Interessen hat, glaubt ihm niemand, daß er aus verletzter
Eitelkeit, sozusagen im Stimmungsrausch, den Geliebten seiner
Frau erschießt, ergibt sich auch nur aus der seltsamen Problematik
Schnitzlers. Auch die andern Seelen, von denen Schnitzler den
Schleier nimmt, sind nur brüchig und sonst nicht besonders geformt.
Das Spiel glättete allerdings viel und gab Formen, wo nur
Skizzen vorhanden sind, oder es vereinfachte die schwülstigsten
Füllsel. Arnold Korff, der auch für die Spielleitung verant¬
wortlich sein soll, hatte wenigstens Haltung, wußte auch sich in
die Rolle des liebegirrenden ältlichen Mannes hineinzusinden,
Klose & Seidel
aber mindesten drei Akte lang war ihm die Schnitzlersche Problema¬
tik selber problematisch. Irene Triesch, wie einst die Genia,
Bureau für Zeitungsausschmitte
gab sich mit temperamentvollem Augenaufschlag der Rolle der bei¬
seite geschobenen Frau hin und kämpfte theatralisch deutlich für
Verlin 10, 45, Georgenkirchplatt 21
ihr sogenanntes Ich. Seltsam ungleich, aber doch der Rolle an¬
gepaßt, benahm sich Gertrud Welker, die als kleines, schon
im Kern angekränkeltes Mädel mancherlei sympathische Züge
Geutsone Tagesz
zeigte. Franz Schönfeld, Rosa Bertens, Heinrich
Schroth, Gisela Schneider=Nissen und andere gaben
Zeitung: —
sich Mühe im Sinne Schnitzlers, das weite Land ihrer Seelen zu
Erlin
zeigen.
H. K.
Ort
—097
Ueble Stimmungsmache. Wir lesen im „Tag“ nach¬
Datum: —
folgende Abwehr der unerhörten Versuche, die öffent¬
BWDV.
liche Meinung und damit das Gericht im Fall des „Rei¬
gens“ zugunsten der Angeklagten zu beeinflussen. „Eins
muß schon vor der Fällung des Urteils gesagt sein:
„Das weite Land“, Tragikomödie von Arthur Schnitzler
eine derartige Beinflussung des Publikums hat sich die Tages¬
(Residenz=Theater). Auch in der Blumenstraße ist dieser gewalt¬
presse noch niemals erlaubt wie in diesem Falle. Der Vorsitzende
sam gestreckte Fünfakter, der schon vor zehn Jahren im Lessing¬
hat erklärt, er lese keine Berichte über die Gerichtsverhandlung,
um sich vor jeder Voreingenommenheit zu schützen. Wahrschein¬
Theater gegeben wurde, nicht reizvoller geworden. Schnitzlers lich verfahren seine Beisitzer ebenso; es sind Berufsrichter. Hätten
Entdecktrfahrt ins weite Land der Seelen ist vier Akte lang nichts! Geschworene zu urteilen, wie sollten sie sich bei diesen Angriffen
als ein in Szenen aufgelöster Roman; erst der fünfte Akt ist auf den Ankläger, die Zeugen, die Sachverständigen den klaren
knallig dromatisch, löst das Ganze aber allzu wienerisch schlampig Blick wahren! Ein früherer preußischer Justizminister. Herr
auf. Diese Menschen lieben und betrügen in einem Alem, sie aus Heine, beschimpft die an dem „Reigen“ keinen Geschmack Finden¬
Liebe lässig und nachsichtig, aus Eitelkeit haßerfüllt und rücksichts=den, als wären es rohe Idioten, und hält für die im Schnitzler¬
los. Sie spielen sich und den andern Theater vor, sagen'schen Sinne sich auslebende Literatur eine Verteidigungsrede.

Ich erir
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