box 29/4
24. Das weite Land
Klose & Seidel
Bureen für Zeitungsausschnitte
Berim NO. 43, Gror enrirchplatz 21
Zeitung: Berliner Lokal-Anzeiger
Berlin
On:
Datum: n
8 500
Wünsche und Lüste zu kennen meinen wie ein
Residenz-Theater.
„ausgeklügelt Buch: Und so erlebt man denn
mit Lachen und Weinen, als ob man selbst da auf
s, weite Land“, Tragikomödie in fünf
der Bühne in fremder Maske mitsvielte, das Spiel
Akten von Arthur Schnihzler.
des Lebens, das so leicht, so federleicht anmutet
Die Unaufführung liegt gehn Jahre zurück, fast
und in Tod und Tränen und bitterer Einsamleit
auf den Tag. Auch damals war, im Lessing¬
und ... Ekel endet. Erlebt, wie einer den an¬
Theater, Irene Triesch die Frau Genia, die ihrem
dern der Mann die Frau, die Frau den Mann,
leichtsinnigen Manne so lange treu war und wei¬
der Freund den Freund, die Freundin die Freun¬
ter treu sein möchte, weil sie ihn trotz allem und
din betrügt und wie sie im Grunde doch alle sich
allem liebt, die dann aber doch, wie die andern
nur selbst betrügen. Warum? Wer wüßte Ant¬
in den wunderlichen Reigen des Lebens mitver¬
wort. .. „Das ist ein weites Feld!“ würde
flochten, dem Schicksal ihren Tribut zollen muß,
der alte Briest sagen. Auch Schnitzler weiß es
weil das Blut, das . . . ja, das Blut es so will.
nicht, warum. Auch er läßt die Frage offen, der
Und da sie nun wieder, nur an anderer Stätte,
große Menschenkenner, eben weil er ein so großer
die gleiche Frau Genia Hofreiter ist, will es schei¬
Menschenkenner, ein so tiefer Seelendeuter. Da¬
nen, als ob die zehn Jahre wie ein Traum ver¬
her der schmerglich=leise, geheimnisvolle Titel:
flogen: sie ist dieselbe geblieben, an ihr sind diese
„Das weite Land“ Wir kennen es nicht, wir
Jahre spurlos vorübergegangen.
ahnen es nur, wir leben. Und das heißt Leid be¬
Kur sind an Stelle von Heinz Monnard, Hans
reiten, Leid erfahren ... bis zu Tod und Tränen
Marr, Kurt Stieler andere getreten: der Friedrich
und Einsamkeit und Ekel.
Hofreiter, der alle Herzen zu sich zwingt und das
Korff also der Friedrich Hofreiter. Elegant
Leben mit Lachen meistert, bis auch ihn die
in der Linie, läsig, mit dem leicht angegrauten
Schatten würgen, ist Arnold Korff, der gute,
Haar, den künstlich kühlen Augen, dem sinnlichen
brave, anständige, noble Doktor Maur ist Josef
Mund, der Schmeichelstimme der Typ, auf den die
Klein, der blutjunge Fähnrich ein Herr
arry
Frauen ... fliegen. Und ganz Realist. Spielt
Hardt.
Leben, Leben, wie es ist. Zuweilen denkt man
Das Stück selbst, mit einigen Zeit
uschen,
an Bonn, wenn er, in den „großen“ Szenen,
die überflüssig sind, ganz das alte.
Mime wird. Da wird er einem fremd. Aber im¬
seinen Vorzügen und mit all seinen Schwächen.
mer wieder drängt doch Verwandtes zu ihm
Wundervoll der beschwingte Dialog, der so sein
leise stöhnt das Herz: das bist ja du, du selbst!
dem Leben abgelauscht, wundervoll auch die me¬
Seine Frau Irene Triesch. Nervös, vom Ge¬
lancholische Grazie, mit der hier die dunklen, ewig
wissen zerquält. Die dunklen Augen sprechen. Die
dunklen Rätsel zwischen Mensch und Mensch be¬
Hände fiebern. Gattin, Mutter, Geliebte ... alles
handelt sind. Man folgt dieser Komödie der
davon ganz und doch zugleich die Frau, die ihres
Worte, diesem Zwischenspiel, dieser ...
Liebelei
Blutes dunkle Sünden in einen Wirbel des Ge¬
mit atemloser Spannung, und selbst da, wo der
fühls reißen, aus dem es keine Rettung gibt. Sie
Dichter vor Krassem und Gewagtem nicht zurück¬
hat sich meisterlich in Gewalt, sie gibt dem vierten
schreckt, versagt das Herz ihm nicht die Anteil¬
Akt. der die Enideckung bringt und das Duell
nahme, Vernunft nicht den Glauben. Immer
zwischen ihrem Manne und dem Fähnrich vorberei¬
wieder sagt man sich, muß man sich sagen, der¬
tet, ein inneres Leben, das die sparsamen Worte
weilen man hingegeben lauscht, betört auch — ich
Schnitzlers in heißem Feuer aufsprühen läßt.
####e es zu — von der Süße und Verhaltenheit
Gut der Arzt Josef Kleins (den ein Unfall fast
des Tons: So ist das Leben! So ist es . .. lei¬
am Auftreten verhindert hätte): er ist wirklich
der. Der alte Reigen, in dem wir alle, schicksal¬
der noble Mensch, den all dies sündhafte Treiben
gebunden, tanzen. Nur Heuchler, Toren und ...
anwibert, schlicht, einfach, überzeugend. Gut auch,
Einfältige können das leugnen, die Stolzen, die
im grauen Seidenkleidchen sehr süß anzuschauen,
sich und der Seale weitas Land, des Blutes wirro! Gertrud Welcher als Erna Wahl mit ihren über¬
großen, dunklen Augen. Schroth marka
Bankier, Annelise Halbe ein wenig z
seine Frau. Sehr würdig Rosa Ber
Frau Meinhold, des Fähnrichs M
das hübsche Talent Harry Hardis
ausreicht.
Die Inszenierung weder Sch
Triesch und Korff, ja nicht ei
würdig, die schon Besseres gel
ist unmöglich, diese Hotelha
Rei. Schade! So fehlt de
Rahmen, der seine edle Ge
Kultur richtig hervortreten
mit leichter Muhe zu errei
Stürmischer Beifall dankt Korff un
und dem verlästerten Dichter.
Ludwig Sternauz--
24. Das weite Land
Klose & Seidel
Bureen für Zeitungsausschnitte
Berim NO. 43, Gror enrirchplatz 21
Zeitung: Berliner Lokal-Anzeiger
Berlin
On:
Datum: n
8 500
Wünsche und Lüste zu kennen meinen wie ein
Residenz-Theater.
„ausgeklügelt Buch: Und so erlebt man denn
mit Lachen und Weinen, als ob man selbst da auf
s, weite Land“, Tragikomödie in fünf
der Bühne in fremder Maske mitsvielte, das Spiel
Akten von Arthur Schnihzler.
des Lebens, das so leicht, so federleicht anmutet
Die Unaufführung liegt gehn Jahre zurück, fast
und in Tod und Tränen und bitterer Einsamleit
auf den Tag. Auch damals war, im Lessing¬
und ... Ekel endet. Erlebt, wie einer den an¬
Theater, Irene Triesch die Frau Genia, die ihrem
dern der Mann die Frau, die Frau den Mann,
leichtsinnigen Manne so lange treu war und wei¬
der Freund den Freund, die Freundin die Freun¬
ter treu sein möchte, weil sie ihn trotz allem und
din betrügt und wie sie im Grunde doch alle sich
allem liebt, die dann aber doch, wie die andern
nur selbst betrügen. Warum? Wer wüßte Ant¬
in den wunderlichen Reigen des Lebens mitver¬
wort. .. „Das ist ein weites Feld!“ würde
flochten, dem Schicksal ihren Tribut zollen muß,
der alte Briest sagen. Auch Schnitzler weiß es
weil das Blut, das . . . ja, das Blut es so will.
nicht, warum. Auch er läßt die Frage offen, der
Und da sie nun wieder, nur an anderer Stätte,
große Menschenkenner, eben weil er ein so großer
die gleiche Frau Genia Hofreiter ist, will es schei¬
Menschenkenner, ein so tiefer Seelendeuter. Da¬
nen, als ob die zehn Jahre wie ein Traum ver¬
her der schmerglich=leise, geheimnisvolle Titel:
flogen: sie ist dieselbe geblieben, an ihr sind diese
„Das weite Land“ Wir kennen es nicht, wir
Jahre spurlos vorübergegangen.
ahnen es nur, wir leben. Und das heißt Leid be¬
Kur sind an Stelle von Heinz Monnard, Hans
reiten, Leid erfahren ... bis zu Tod und Tränen
Marr, Kurt Stieler andere getreten: der Friedrich
und Einsamkeit und Ekel.
Hofreiter, der alle Herzen zu sich zwingt und das
Korff also der Friedrich Hofreiter. Elegant
Leben mit Lachen meistert, bis auch ihn die
in der Linie, läsig, mit dem leicht angegrauten
Schatten würgen, ist Arnold Korff, der gute,
Haar, den künstlich kühlen Augen, dem sinnlichen
brave, anständige, noble Doktor Maur ist Josef
Mund, der Schmeichelstimme der Typ, auf den die
Klein, der blutjunge Fähnrich ein Herr
arry
Frauen ... fliegen. Und ganz Realist. Spielt
Hardt.
Leben, Leben, wie es ist. Zuweilen denkt man
Das Stück selbst, mit einigen Zeit
uschen,
an Bonn, wenn er, in den „großen“ Szenen,
die überflüssig sind, ganz das alte.
Mime wird. Da wird er einem fremd. Aber im¬
seinen Vorzügen und mit all seinen Schwächen.
mer wieder drängt doch Verwandtes zu ihm
Wundervoll der beschwingte Dialog, der so sein
leise stöhnt das Herz: das bist ja du, du selbst!
dem Leben abgelauscht, wundervoll auch die me¬
Seine Frau Irene Triesch. Nervös, vom Ge¬
lancholische Grazie, mit der hier die dunklen, ewig
wissen zerquält. Die dunklen Augen sprechen. Die
dunklen Rätsel zwischen Mensch und Mensch be¬
Hände fiebern. Gattin, Mutter, Geliebte ... alles
handelt sind. Man folgt dieser Komödie der
davon ganz und doch zugleich die Frau, die ihres
Worte, diesem Zwischenspiel, dieser ...
Liebelei
Blutes dunkle Sünden in einen Wirbel des Ge¬
mit atemloser Spannung, und selbst da, wo der
fühls reißen, aus dem es keine Rettung gibt. Sie
Dichter vor Krassem und Gewagtem nicht zurück¬
hat sich meisterlich in Gewalt, sie gibt dem vierten
schreckt, versagt das Herz ihm nicht die Anteil¬
Akt. der die Enideckung bringt und das Duell
nahme, Vernunft nicht den Glauben. Immer
zwischen ihrem Manne und dem Fähnrich vorberei¬
wieder sagt man sich, muß man sich sagen, der¬
tet, ein inneres Leben, das die sparsamen Worte
weilen man hingegeben lauscht, betört auch — ich
Schnitzlers in heißem Feuer aufsprühen läßt.
####e es zu — von der Süße und Verhaltenheit
Gut der Arzt Josef Kleins (den ein Unfall fast
des Tons: So ist das Leben! So ist es . .. lei¬
am Auftreten verhindert hätte): er ist wirklich
der. Der alte Reigen, in dem wir alle, schicksal¬
der noble Mensch, den all dies sündhafte Treiben
gebunden, tanzen. Nur Heuchler, Toren und ...
anwibert, schlicht, einfach, überzeugend. Gut auch,
Einfältige können das leugnen, die Stolzen, die
im grauen Seidenkleidchen sehr süß anzuschauen,
sich und der Seale weitas Land, des Blutes wirro! Gertrud Welcher als Erna Wahl mit ihren über¬
großen, dunklen Augen. Schroth marka
Bankier, Annelise Halbe ein wenig z
seine Frau. Sehr würdig Rosa Ber
Frau Meinhold, des Fähnrichs M
das hübsche Talent Harry Hardis
ausreicht.
Die Inszenierung weder Sch
Triesch und Korff, ja nicht ei
würdig, die schon Besseres gel
ist unmöglich, diese Hotelha
Rei. Schade! So fehlt de
Rahmen, der seine edle Ge
Kultur richtig hervortreten
mit leichter Muhe zu errei
Stürmischer Beifall dankt Korff un
und dem verlästerten Dichter.
Ludwig Sternauz--