II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 670

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streicher, von dessen leidenschaftlicher Sehnsucht ein Gefuhl von
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Heiligkeit auf jedermann übergehen soll, und der dabei als eine ganz
schwache Kreatur von einer Verführung in die andere durch Lügen,
schreibt uns:
Schmutz und Verbrechen taumel: Ihm folgt die andere Hauptgestalt
dieser Woche wieder so Massethäft
des Stückes der zweifelnde Thomas, der in seiner reinlichen Stube
n ausgeschnitten, daß es auch dem
grübelnd Gott suchte und von der Lebenskraft des Fremden unwider¬
hr, sie alle zu sehen, und daß der
stehlich angezogen wird. Schließlich erreicht er den heiligen Sünder.
i einigen dieser welterschütternden
um von ihm das gut russische Geheimnis zu erfahren: daß der Weg
ing begnügen muß. Also die Ge¬
zu Gott durch die Hölle führt und daß die eigentliche Sünde ist, nicht
rResidenztheater das alte
gesündigt zu haben. —
Das alles ist weder sehr selbständig erdacht
„Das weite Land“ gela¬
noch künstlerisch sehr gekonut; die Gestalten gewinnen kein überzen¬
sten und tiefsten Werken des Wie
gendes Leben, weil ihre Handlungen sehr schematisch und vom lyvisch
ade deshalb für diesa Bühne noch
ekstatischen Worterguß ganz überschwemmt sind. Aber trotz allem
haben eine Reihe zum Teil recht
lebt in einigen Szenen, in einigen Wendungen ein echtes, suchendes
sch, die Bertens, Arno
menschliches Gefühl, das auf eine Zukunft dieses Dichters hoffen laßt.
Unternehmen in Bewegung esetzt.
Dies problematische Erstiingswerk, das der Regissem Beinhagd
ub ein altes Lustspiel von Lud
Reich mit Sorgfalt und Geschmack, freilich ohne wirklich bezwin¬
opf“ aus, um darin dem Hof¬
gende Menschendarsteller, inszeuiert hatte, fand einen anerkennenden
hastierrolle zu geben. Und in der
Beifall, der allerdings mit dem Protest der Unzufriedenen ziemlich
für Ludwig Hartau Wede¬
beftig zu kämpfen hatte.
idallo“ wieder einstudiert.
Auch das wichtigste Ereignis dieser Theaterwoche war ein Werk V
der fünften Male erschien auf den
der Volksbuhne. In ihrem großen Hause am Bulowplatz
nd Strindbergs „Ostern“,
wagte sich der Regisseur Jürgen Fehling an das gewaltigste
hergreifenden, seinen Einzelzugen
Werk der dromatischen Literatur, on Shalespeare Weltuntergangs¬
esebuch=Beispiel gibt für den Hoch¬
Gedicht „König Lear“
Er bestand in diesem schwersten Kampfe
die belohnt wird Karlheinz
aufs rühmlichste und hätte völlig gesiegt, wenn er den rein technischen
chden nur halb verschuldeten Un
Notwendigkeiten mehr Rechnung getragen und nicht seine eigene Wir¬
ing zu rehabilitieren, dies Ztuck in
lung durch eine fast sechsstündige Dauer der Vorstellung gelähmt
sehr schöne, zart abgetönte und doch
hätte. Es war sehr rühmlich, im Gegensatz zu den üblichen Inszenie
Führung erreicht. Allerdings stand
rungen, die namentlich die zweite Halfte des Werkes elend zusammen
etzung zu Gebote; vor allen Din¬
zu streichen pflegen, nahezu alle jene Szenen zu bringen, die dies
Rolle einer Strindberyschen Mut
erhabene Schicksalsgewebe zusammenknüpfen, aber da mußte die Zeit
ersten Mal zeigen, was für eine
durch schnellste Verwandlungen lückenlosen Vorwärtsgang eingebracht
re Gehetztheit, diese böse Stumpf
werden. Die Umbauten vollzogen sich aber so schwerfällig, daß die
ie der ganz schlichte Ton der Liebe.
Pausen zuweilen länger waren als die Spielzeit! Man hatte ohne
Seele überflutet und rein wäscht.
Schaden manche Schauplätze zusammen legen und gewisse Szenen so
die beiden Kinder: Roma Bahn
vereinfachen konnen, daß sie auf die Drehbühne hätten gesetzt werden
plich, Haus Brausewetter
können. Von diesem technischen Manko abgesehen, war aber auch
Und ganz wundervoll wieder
das szenische ausgezeichnet. Der Maler Strohbach hat hier nahe
kubosen Riesen, den gütigen Weih¬
zu vorbildlich die Mitte zwischen dem nötigen Mindestmaß der Illu¬
Fibelstückes ebenso herzhaft wirklich
sionen und monumentaler Vereinfachung getroffen. Und diese recht¬
mußte.
eckig weißen Mauern, diese Pfeiler, Säulen und weiten Erdwellen
kommt, wie all die jungen Leute
gaben auch die düster heroische Stimmung der Dichtung ausgezeich¬
Wiener Paul Baudisch, dei
net. Die Menschen hatte Fehling nach Möglichkeit auf jene höchst
ne in ihrem kleinen Theater in
gespannte leidenschaftliche Energie eingestellt, von der diese Tragödie,
Führung herausbrachte. Das Werk
der sich selbst zerstorenden Königskraft lebt. Wo nicht die Innerlich¬
in seine Szenentechnil gonz von
leit reicher Schauspieler ausgestaltend hinzutritt, entstcht da leicht
in und Hauptgestalt recht aus dem
ein außerlich anmutende Larm. und nicht überall reichte das
n im Mittelpunkt steht ein Land= Ensembie der Volksbühne aus. Eine angenehme Ueherraschung aber
AR
bedeutete der riesige Georg August Koch, der als Kent neben
der Gewalt der Muskeln und Stimmbänder auch Herzenskraft zeigte.
Als Edmund sah man Ferdinand Asper, in dem ein bedeu¬
tendes Talent heranreift, und Edward war der junge Christian
Friedrich Kayßler, der zuweilen noch durch die natürliche
Aehnlichkeit mit dem Vater lacheln macht, in allem Ungelenken und
Unreisem aber doch eine starke persönliche Begabung verrät. Dieser"
Vater aber stand als Lear im Mittelpunkt der Aufführung und ent¬
schied durch seine zur sicheren Meisterschaft gereifte Kunst den Sieg.
Mit einer Fülle einsacher, leiser und tief treffender Züge ließ?
Kayßler den königlichen und gütigen, den in aller Wildheit des
Blutes zarten Mann vor uns erstehen und war gleich erschütternd
in der verzweifelten Empörung wie in der Auflosung des Wahn¬
sinns. Eine schauspielerische Leistung, so stark wie sie sein muß, um
das Gewicht-dieser Dichtung zu tragen, und damit ein großer Abend.
Julius Bab.