II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 745

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24. Das ite Land
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peratur und mit dem bewußten Ausschluß der
Leidenschaft dramatisch in Bewegung setzt. Das
ist alles unendlich kultiviert, ästhetisch soigniert,
kaum daß sich ein Naturlaut in diese Welt ver###
irrt. Es ist, wie wenn immer in dem Augenblig,
wo man das Hervorbrechen eines solchen Laute
erwartet, das gesellschaftliche Gewässer ihn weg
schwemmte, das Tennisspiel oder sonst etwas.
Man muß wohl Wien ganz kennen, um diese
gewiß typische Wiener Art ganz zu würdigen.
Die Aufführung im Schauspielhaus war arg
gedehnt. Dadurch wurde aus der gedämpften
Stimmung gelegentlich Langeweile. Forster
Larrinaga hat das Stück inszeniert und, wie
man annehmen muß, auch die saubern und hüb¬
schen Bühnenbilder veranlaßt. Er spielte den
Fabrikanten Hofreiter und stellte nicht uneben
den in der Zwickmühle gesellschaftlicher Laxheit
und natürlichen Ehrgefühls hin= und hergescho¬
benen Gatten dar. Ja, das Duell! Es ist halt
doch ein recht brauchbares dramatisches Requi¬
sit. Von den übrigen Darstellern möchte ich den
Doktor von Aigner Otto Framers besonders
durch
hervorheben. Framer steht heute
die Klarheit, Festigkeit und Prägnanz seines
Spiels in der ersten Reihe. Im übrigen wurde
T. K.
einer welkenden Welt ihr Recht.
Bs. Wilhelm Kienzls achtes Bühnenwerk, die
Spieloper Hassan, der Schwärmer, Text
nach einem Märchenstoff aus Tausend und eine
Münchener Neueste Nachrichten
Nacht von Kienzls Frau Henny Bauer, ist im
Grazer Opernhaus mit großem Erfolg
aufgeführt worden. Die Musik entwirft ein
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romantisch gefärbtes, klangschönes Tongemälde,
dessen Höhepunkt ein Ballett im zweiten Akt ist.
Das Ehepaar Kienzl miußte viele Male vor der
Münchner Schauspielhaus. Das weite
Rampe erscheinen, um für den starken Beifall zu
Land. Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
danken.
Erste Aufführung. Schnitzlers Werk ist vor dem
Weltkrieg entstanden. Die Atmosphäre seiner
Die Junge Bühne in Berlin brachte gestern
Entstehung wie die so mancher andern Dichtung
eine Uraufführung der bayerischen Dichterin
jener Zeit ist zerblasen. Zwischen den Tagen, als
Maria Luise Fleißer. Das Stück heißt
man von dem Wiener Dichterkreis das Wort
euer in Ingolstadt. Die
hörte: „wir sitzen im Schatten und sterben" und
Blätter rühmen der Verfasserin unverkennbare
dem heutigen Tage liegt das ungeheure Erleben
novellistische Begabung nach, vermissen aber
einer Evoche. Dennoch ist etwas von dem Reiz
einen richtigen Aufbau des Dramas. Die Cha¬
geblieben, den eine feine und leichte Hand aus¬
raktere seien fein gezeichnet, so daß das Stück
übt, wenn sie die Irrungen und Wirrungen
gute Rollen enthalte. Die Aufführung verlief
menschlicher Herzen unter einer mäßigen Tem= sehr anregend.