24. Das veite Land
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Stuttgarter Neues Tagblatt
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Häuser macht. Auch Schnitzlers ebenfalls stark an¬
Münchner Theater
überragende Leistung war Zäpfels „
gejahrte Tragikomödie, „Das weite Land“, von
Tat, als ein Zeichen erwachender künstl
Forster=Larrinaga inszeniert, könnte noch hingehen, wenn
Es ist nicht ganz leicht, sich in diesem Frühling im
ist dagegen die Erstaufführung von A
es weniger anspruchsvoll aufträte. Schon damals in der
Münchner Theaterbetrieb auszukennen, jedenfalls was
fers vieraktigem Lustspiel „Der G
Vorkriegszeit mutete diese Wienerei etwas fad und ab¬
die beiden literarisch führenden Privatbühnen anlangt,
gestanden an. Heuer kann man nur mehr über einige
nach Diderots „Est-il bon, est-il méch
das Schauspielhaus in der Maximilianstraße und
gute Einfälle lächeln, im übrigen aber sind wir diese
das mit starkem Beifall von einem ###
die Kammerspiele in der Augustenstraße. Rechter
Liebeleien gründlich satt und können sie nur noch ver¬
zur letzten Szene fröhlich angeregten
Hand, linker Hand alles vertauscht! Man kommt
tragen, wenn sie sehr flott und leicht herausgebracht wer¬
nommen wurde. Die von Diderot ur
harmlos in Schauspielhaus, um Galsworthys „Ge¬
den; das war aber hier nicht der Fall, trotzdem jeder
Liebhabertheater geschriebene Komödie,
sellschaft“ zu sehen, und als der Vorhang aufgeht, sieht
einzelne seinen Part gut für sich agierte. — Natürlich
punkt der Allerweltshelfer Hardouin
man sich dem Ensemble der Kammerspiele gegenüber,
darf in diesem Interimsrepertoir der große Nothelfer
Skrupellosigkeit seiner vor den tollsten
was in diesem Fall eine freudige Ueberraschung bedeutet,
Shaw nicht fehlen, obwohl es wirklich an der Zeit wäre,
nicht zurückschreckenden Mittel Stürm
denn so fragwürdig der literarische Wert dieses Bildes
ihn einmal pausieren zu lassen. Es muß grad heraus¬
erregt und schließlich doch von den
der englischen Gesellschaft ist, und so wenig uns dieser
Retter in der Not begrüßt und freige
gesagt werden, daß wir für diese gemüt= und seelenlose
Importartikel bietet, gespielt wird er mit jener Verve
von Albrecht Schäffer zu einer mensch
Kunst, deren Reiz nur in der feinen Ziselierung von
und in jener feinen Abtönung, wie sie in den Kammer¬
den und ergreifenden echten Komödie
paradoxen Apereus besteht, nichts übrig haben. Auch
spielen die Regel ist. Frische Farbe erhielt die Dar¬
tieft worden, die sich, ein dichterisches
eine so wohl abgestimmte Aufführung von seinem
stellung außerdem durch das Wiederauftreten des durch
über das Niveau eines brauchbaren R#
„Heiraten“ in der Inszenierung von Rudolf Revy,
lange Krankheit der Bühne ferngehaltenen Erich Riewe
hebt. Es ist eine komische Dichtung
als Advokat Twisten. Wie heut das Augustenstraßen¬
konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß in dieser geschmack und Meinung nichts zu tun
„Diskussion“ auch nicht ein Ton angeschlagen ist, der
ensemble in der Maximilianstraße, so agieren ent¬
eine wirklich dauernde Bereicherung un
weiter klingt und über die Vorstellung hinaus bleiben¬
sprechend die Schauspielhausdarsteller in den Kammer¬
bedeutet. Man spürt überall die Han
den Besitz gibt. Und dabei ist der Prozentsatz von Bana¬
spielen und gelegentlich sieht man sich auch unerwartet
litäten so groß, daß —
in der Gestaltung der Charaktere, in
einem aus beiden Theatern gemischten Personal gegen¬
ich kann nur früher Gesagtes
Dialogs, in der Fülle hübscher und ##
wiederholen — ein deutscher Dramatiker, der sich mit sol¬
über. Kurzum beide Bühnen haben sich aus materiellen
Der Held, der Mann zwischen gut
cher Geschwätzigkeit breitmachte, von der Bühne ver¬
Gründen zu einer Interessengemeinschaft zusammen¬
Mensch zum Küssen, und die Schlußw
dientermaßen heruntergezischt würde. Da ist schließlich
getan, die man als Provisorium auch vom künst¬
richt, das alle Betroffenen über all sei
lerischen Standpunkt aus begrüßen kann, vorausgesetzt,
Galsworthys „Gesellschaft“ doch ein andres
halten und aus dem er freigesprochen
daß sich daraus eine dauernde Organisation entwickelt,
Kaliber, denn hier agieren Menschen und nicht kostü¬
vorgeht, ist eine der hübschesten und lu
bei der die Kammerspiele als Sprechbühne erhalten blei¬
mierte Diskussionsredner. Man vergleiche einmal seinen
eines komischen Konfliktes, die mir in
ben, was eine Zeitlang in Frage gestellt schien. Gelingt
General Canynge mit Shaws General Bridgeworth,
literatur vorgekommen ist, und so hat
das, so könnte München nach langer Zeit wieder eine
oder seinen Advokaten Twicken mit Shaws Bischof. Im
noch den erfolgsichernden Vorzug, daß d
führende Rolle spielen. Denn das Personal, über das
übrigen war es wohl an der Zeit, dieser ganzen eng¬
beste ist. Die Aufführung im Residenztl
beide Bühnen verfügen, ist den größten Aufgaben ge¬
lischen „Besatzung" auf dem Theater ein Ende zu machen.
Georg Denniger inszeniert, stand tr
wachsen, und es wird Sache der neuen Leitung und des
Die Staatsbühnen haben zwar nicht mit den
leistungen und Momente nicht ganz au
kunstsinnigen Publikums sein, für die Durchführung
materiellen Nöten der Privattheater zu kämpfen, waren
Aufgabe. Tempo und Rhythmus ließen
eines einheitlichen, sich die höchsten Ziele steckenden Spiel¬
aber im letzten Monat durch Erkrankung von Hauptdar¬
zu wünschen übrig. Aber im ganzen #
plans zu sorgen. Die Anzeichen für eine günstige Ent¬
stellern empfindlich in der Spielplangestaltung behindert.
Regie und Darsteller ein Erfolg.
wicklung in diesem Sinne mehren sich, aber vorläufig
Sie können als Gewinn buchen eine Neueinstudierungl
muß man sich mit kleinen Anzahlungen begnügen, die
Berthold
des „Meineidbauer", mit Ulmer in der Titelrolle
aus dem Zusammenarbeiten der Schauspieler heraus¬
und von Hofmannsthals „Salzburger großen
springen. Am meisten leidet unter dem Provisorium
Welttheater“ inszeniert von Alfred Pape. Aue
natürlich das Repertoir, und man muß Geduld haben,
wer nicht mit allen Einzelheiten von Hofmannsthals Be
wenn ein so harmloser Ladenhüter, wie Sturms und arbeitung des Calderonschen Originals einverstanden sei
Färbers Schwank „Das Extemporale“, wieder her= kann, wird doch die Einführung dieses Mysteriums i
vorgeholt wirh#umal wenn es so fidel und munter unter das Repertoir begrüßen. Inszenierung und Darstellun
Ltudolf Hochtaggie über die Bühne trippelt und volle standen durchweg auf angemessener Höhe, und eine gan
—.—
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Häuser macht. Auch Schnitzlers ebenfalls stark an¬
Münchner Theater
überragende Leistung war Zäpfels „
gejahrte Tragikomödie, „Das weite Land“, von
Tat, als ein Zeichen erwachender künstl
Forster=Larrinaga inszeniert, könnte noch hingehen, wenn
Es ist nicht ganz leicht, sich in diesem Frühling im
ist dagegen die Erstaufführung von A
es weniger anspruchsvoll aufträte. Schon damals in der
Münchner Theaterbetrieb auszukennen, jedenfalls was
fers vieraktigem Lustspiel „Der G
Vorkriegszeit mutete diese Wienerei etwas fad und ab¬
die beiden literarisch führenden Privatbühnen anlangt,
gestanden an. Heuer kann man nur mehr über einige
nach Diderots „Est-il bon, est-il méch
das Schauspielhaus in der Maximilianstraße und
gute Einfälle lächeln, im übrigen aber sind wir diese
das mit starkem Beifall von einem ###
die Kammerspiele in der Augustenstraße. Rechter
Liebeleien gründlich satt und können sie nur noch ver¬
zur letzten Szene fröhlich angeregten
Hand, linker Hand alles vertauscht! Man kommt
tragen, wenn sie sehr flott und leicht herausgebracht wer¬
nommen wurde. Die von Diderot ur
harmlos in Schauspielhaus, um Galsworthys „Ge¬
den; das war aber hier nicht der Fall, trotzdem jeder
Liebhabertheater geschriebene Komödie,
sellschaft“ zu sehen, und als der Vorhang aufgeht, sieht
einzelne seinen Part gut für sich agierte. — Natürlich
punkt der Allerweltshelfer Hardouin
man sich dem Ensemble der Kammerspiele gegenüber,
darf in diesem Interimsrepertoir der große Nothelfer
Skrupellosigkeit seiner vor den tollsten
was in diesem Fall eine freudige Ueberraschung bedeutet,
Shaw nicht fehlen, obwohl es wirklich an der Zeit wäre,
nicht zurückschreckenden Mittel Stürm
denn so fragwürdig der literarische Wert dieses Bildes
ihn einmal pausieren zu lassen. Es muß grad heraus¬
erregt und schließlich doch von den
der englischen Gesellschaft ist, und so wenig uns dieser
Retter in der Not begrüßt und freige
gesagt werden, daß wir für diese gemüt= und seelenlose
Importartikel bietet, gespielt wird er mit jener Verve
von Albrecht Schäffer zu einer mensch
Kunst, deren Reiz nur in der feinen Ziselierung von
und in jener feinen Abtönung, wie sie in den Kammer¬
den und ergreifenden echten Komödie
paradoxen Apereus besteht, nichts übrig haben. Auch
spielen die Regel ist. Frische Farbe erhielt die Dar¬
tieft worden, die sich, ein dichterisches
eine so wohl abgestimmte Aufführung von seinem
stellung außerdem durch das Wiederauftreten des durch
über das Niveau eines brauchbaren R#
„Heiraten“ in der Inszenierung von Rudolf Revy,
lange Krankheit der Bühne ferngehaltenen Erich Riewe
hebt. Es ist eine komische Dichtung
als Advokat Twisten. Wie heut das Augustenstraßen¬
konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß in dieser geschmack und Meinung nichts zu tun
„Diskussion“ auch nicht ein Ton angeschlagen ist, der
ensemble in der Maximilianstraße, so agieren ent¬
eine wirklich dauernde Bereicherung un
weiter klingt und über die Vorstellung hinaus bleiben¬
sprechend die Schauspielhausdarsteller in den Kammer¬
bedeutet. Man spürt überall die Han
den Besitz gibt. Und dabei ist der Prozentsatz von Bana¬
spielen und gelegentlich sieht man sich auch unerwartet
litäten so groß, daß —
in der Gestaltung der Charaktere, in
einem aus beiden Theatern gemischten Personal gegen¬
ich kann nur früher Gesagtes
Dialogs, in der Fülle hübscher und ##
wiederholen — ein deutscher Dramatiker, der sich mit sol¬
über. Kurzum beide Bühnen haben sich aus materiellen
Der Held, der Mann zwischen gut
cher Geschwätzigkeit breitmachte, von der Bühne ver¬
Gründen zu einer Interessengemeinschaft zusammen¬
Mensch zum Küssen, und die Schlußw
dientermaßen heruntergezischt würde. Da ist schließlich
getan, die man als Provisorium auch vom künst¬
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lerischen Standpunkt aus begrüßen kann, vorausgesetzt,
Galsworthys „Gesellschaft“ doch ein andres
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daß sich daraus eine dauernde Organisation entwickelt,
Kaliber, denn hier agieren Menschen und nicht kostü¬
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bei der die Kammerspiele als Sprechbühne erhalten blei¬
mierte Diskussionsredner. Man vergleiche einmal seinen
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General Canynge mit Shaws General Bridgeworth,
literatur vorgekommen ist, und so hat
das, so könnte München nach langer Zeit wieder eine
oder seinen Advokaten Twicken mit Shaws Bischof. Im
noch den erfolgsichernden Vorzug, daß d
führende Rolle spielen. Denn das Personal, über das
übrigen war es wohl an der Zeit, dieser ganzen eng¬
beste ist. Die Aufführung im Residenztl
beide Bühnen verfügen, ist den größten Aufgaben ge¬
lischen „Besatzung" auf dem Theater ein Ende zu machen.
Georg Denniger inszeniert, stand tr
wachsen, und es wird Sache der neuen Leitung und des
Die Staatsbühnen haben zwar nicht mit den
leistungen und Momente nicht ganz au
kunstsinnigen Publikums sein, für die Durchführung
materiellen Nöten der Privattheater zu kämpfen, waren
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Regie und Darsteller ein Erfolg.
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Färbers Schwank „Das Extemporale“, wieder her= kann, wird doch die Einführung dieses Mysteriums i
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Ltudolf Hochtaggie über die Bühne trippelt und volle standen durchweg auf angemessener Höhe, und eine gan
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