II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 761

24. Das weite Land
Snetn fehaunseng
100
0.
Theater=Allerlei. Die Verhandlungen des
Burgtheaters mit Valerie Hatvany sind zum
Abschluß gelängt und die Künstlerin hat bereits
an einer Probe für Heltais „Stummen Ritter“
teilgenommen. Dieses Schauspiel wird, wie nun
endgültig verlautet, am Akademietheater heraus¬
gebracht werden. Als nächste Rolle wird Valerie
Hatvany die Genia Hofreiter in einer Neueinstu¬
dierung von Schnitzlers „Weitem Land“ im
Burgtheater verkorpern. Im „Stummen Rit¬
ter“, dessen Regie Philipp Zeska innehat, sind
Morgen Sonntag
letzter 5-Uhr-Thé mit Paul 0’Montis
244 im PAVILLON, Krautmarkt.
noch Lotte Medelsky, Lili Stepanek, Barbara
Uth, Hennings, Höbling, Schmidt und Ph. Zeska
beschäftigt — also nicht weniger als drei ehe¬
malige Mitglieder des Brünner deutschen Thea¬
ters (nämlich die Damen Hatvany, Stepa¬
nek und Uth).,
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#. LA # , Staschen
vom: 40#1
Kammerspiele.
Schnitzler ist nicht Strindberg. Dennoch ist sein Trauer¬
spiel vom „Einfansen Weg menschlich und künstlerisch so be¬
wegend, daß man es nicht bedauert, dies Stück auf einer
Bühne zu sehen, die zurzeit vielleicht mehr wie jede andere
Bühne den Ruf verdient, ein Strindberg=Theater zu sein. Die
Unmöglichkeiten auch dieses Schnitzlerschen Dramas, das zu
seinen besten Werken gehört, erträgt man freilich nicht ohne
Widerspruch. Das Ultrapsychologische, bei dem Schnitzler zu
verweilen pflegt, spannt auch hier auf die Folter. Es ist
am Ende nichts als quälend, diese mit einer schließlich
kraftlosen Zähigkeit bis ins Jenseitige hin auskalkulierten
psychischen Zuständlichkeiten miterleben zu müssen. Man
rebelliert, findet sie, zu aggressiven Instinkten zurückgetrieben,
einfach müßig, sachlich wie in der formalen Behandlung durch
den Dichter — in ihrer psychopathologischen Analytik, in
ihrem Naturalismus — abgestanden, von vorgestern, und
man läßt sich von diesem Gefühl nicht eben leicht dadurch
abbringen, daß man wahrnimmt, wie der Dichter, von
Naturalistischem wegstrebend, seine letzte Zuflucht in allerlei
jeglicher Greifbarkeit entbehrenden, flächig=müden Symbolis¬
men sucht und wie er uns ein wenig mystagogisch den Sinn
der Ereignisse und die Zusammenhänge in den Personen
verkleidet. Die Wahrheit: man ist ein wenig ennuyiert von
so viel ins Mystisch=Allgemeine und Mystisch=Anzügliche er¬
hobenen psychischen Privatangelegenheiten. Die Aufführung
war fast restlos gut. Die Regie des Herrn Falckenberg gab
der Aufführung — und vielleicht auch dem Stück selbst —
angenehm spürbare Konstruktion. Unleidlich war das
Bühnenbild in der Teichszene, ein wenig ärgerlich die
unpräzise Sprechtechnik des Herrn Framer, der diesmal auch
in der Haltung, in der Geste, in der inneren Gestaltung der
Rolle kein Glück hatte. Herr Ziegel hatte Wort, Bewegung,
Erscheinung gut abgemessen; vielleicht daß er in Situationen
und Gespräche, deren Sinn nicht allzutief liegt, allzuviel teils
kalte, teils vibrierende Bedeutsamkeit verlegte. Frau Horwitz
vermochte in der Rolle des unglückseligen Mädchens eine ihrer
besten Leistungen. Die fatal naturalistisch eingesprengte
Herzenswärme der Wiener Schauspielerin bekam durch das
bewegte und volle Auftreten des Fräulein Reiter noch einige
Grade mehr. Sehr gute Leistungen boten Herr Marx, der
in Maske, Sprache und Spiel die gewohnte Vornehmheit
keinen Moment verließ, und Herr Bock, für dessen feine Er¬
scheinung und für dessen stark beteiligtes Spiel der Mangel
an einiger schauspielerischen Technik nicht der geringste Nach¬
teil war. Das Publikum war weder des Stückes noch seiner“
selbst gewiß; doch scheint diesem Schnitzler ein ziemlich breites
Interesse beschieden.
WGH.