L.
24. Das e rese e ee e e A
box 29/6
###nolienzurobe ohne Ouwühr.)
sschnitt, aus Ischler Wochenblatt
7977
Räust gepennger
ea. — „Das weite LannG#chnitzler ist seit seinem
Rbmane „Der Weg ins Freie“ auf einer neuen Entwick¬
lungsstufe, in der er sich bisnun vergeblich bemüht hat,
Vollendung zu erreichen. Er sucht seine Handlung, seine
Gedanken auf breitere Basis zu stellen, Mehrere, viele
Personen ungezwungen durcheinanderzuketten; aber die
Konzentration gelingt ihm nicht. Immer sind es nur die
zwei, die im Vordergrunde stehen und alles andere, alles
viele ist mehr oder minder Nebenher, ist Träger von Ge¬
danken, die aufleuchten und nach kurzer Flugbahn aus
dem Zentralgefüge herausfallen. Der Roman zeigt das,
im „jungen Medardus“ wirft sich die Schicksalskoppel hin
und her und im „weiten Land“ sind die übrigen buchstäb¬
lich auf einen Tennisplatz verwiesen, spielen meist also
hinter der Szene und haben eigentlich nur den Akt im
Alpenhotel zur freien Bewegung. Als Hauptakteur er,
Hofreiter, und sie, Genia, das Schicksal, das selbst wenig
handelnd eingreift, sondern nur die Folgen von sich selbst
beklagt. Hofreiter ist der altgewordene Anatol, der unbe¬
wußt von seiner letzten Jugend Abschied nehmen muß. Er
ist Glühlichtfabrikant, eifriger Sportsmann und die Liebe
ist halt noch immer sein Lebenszweck. Seine kühle Frau
erschreckt ihn geradezu, als er erfährt, daß sich der Kla¬
viervirtuose Korsakow ihrethalber erschossen hat. Er flieht
vor ihr in die Alpen. Und da treibt ihn der Höhenrausch,
wie er es selbst nennt, einem Mädchen, Erna Wahl, in
die Arme. Zurückgekehrt, findet er sich von seiner Frau
betrogen. In plötzlich aufschäumender Wut stellt er den
Verführer und erschießt ihn auch tagsdarauf im Duell.
Plötzlich ist er gebrochen. Die Erkenntnis der Jugend, die
ihm gestern gegenübergestanden, die er nicht mehr hat,
macht ihn wanken. Die Liebe Erna Wahls weist er zu¬
rück. Nichts mehr von Leidenschaft, er ist alt geworden, er
sehnt sich nach der frischen Jugend seines kleinen Sohnes,
der aus England zurückgekehrt ist ... Merkwürdig, wenn
man an einen gealterten Anatol denkt, so decken manche
Werte dieser Tragikomödie wehmütige Erinnerungen auf.
Hofreiter sagt selst von den Rosen seines Gartens: „Je
mehr sie aufblühen,edesto weniger Duft haben sie". Und
dann die Worte, mit denen Erna Wahl ihn begrüßt: „Ich
bin frohledaß du wieder da hist.“ Erinnert das nicht an
das Mädel, von dem in den „Weihnachtseinkäufen“ ge¬
sprochen wird? Dann ist wohl Genia ein wenig „gnädige
Frau“, die zu feig zur Liebe ist. Man kann Vergleiche
ziehen und vieles wird in diesem bedenksamen Stücke kla¬
rer, über das sich viele Leute (jeder gewiß ein bißchen)
den Kopf zerbrechen werden. Auch der Titel wird begreif=
licher. Nicht nur die Seele ist ein weites Land. Auch des
Dichters, Schnitzlers, Jugend ist ein Land, das weitehin¬
##ter Anatol liegt. Und in das zurückgepilgert wird, de¬
mütig und voll Sehnsucht.
11
nom: 220I1911 WIENER GARIGATIIREN)
Neueste Theaternachrichten.
Arthur Schnitzler erklärt in einem an
uns gerichteten Schreiben, daß der Titel
„Das weite hand“, den seine jüngste Komödie
trägt, auf die vielen Ehebrüche zurückzuführen
ist, welche keine Srenzen finden.
Ausse
zofiol!“ Wiesieh Saglcarunen
Foyergesprache.
Die Myra ist bei der Première det
„fleimlichen Liebe“ gefallen.
Hoffentlich kommt es nicht zu weiteren
„Myrafällen.“
Wo liegen die Myrafälle?
Bei Weißenbach an der Triesting.
Nicht im Johann Straußtheater?
Was sahen Sie im „weiten Land“?
Das gelobte Land.
*
schnitt,
IL OKPIO1 WIENER CARICATUREN
1:
THEALER.
„Das weite Land“, das neueste Drama
Schnitzler's, verficht die Theorie, daß in
Männer- und Frauenherzen zu viel Platz ist,
als daß bloß einer dort herrschen dürfte.
Man springt gern zur Seite, wenn auch ge¬
legentlich allerlei Trauerspiele daraus resul¬
tieren.
Der Held zürnt im ersten Akt seinen
Frau, daß sie jemanden nicht erhört hat, im
letzten Akt schäumt er vor Wut, weil 8i
jemanden erhört hat. Da sage einer det
*
armen Frau, was sie tun soll.
5
In der Tat, ein weites Land, wohin uns
Schnitzler führt. Nur dürfte sein Stück nicht
weit in die Lande gehen.
Ausschlfltl. 104/16 Bombe, Wien
„Das weite Land“ von Schnitzlenhandelt
lvon männlichem und weiblichem Ehebruch und
sgewinnt dem Thema manchen interessanten „Dreh“
lab. Da haben wir z. B. einen Gatten, der sich
ärgert, daß seine Frau durch allzu strenge Tugend
einen Künstler in den Tod trieb.
Dann wieder nimmt es dieser Gatte schief,
daß ein Kadett bei seiner Frau gewesen ist, und
erschießt dann den Jüngling.
Zuletzt weist er ein liebeglühendes Mädchen!
ab und widmet sich ganz seinem Kinde.
Wo
liegt wohl das weite Land, wo solches vorkommt?
Herr Korff mühte sich in der Rolle des
—Helden, ein Kainz zu sein — man darf ihm keine)
Vorwürfe machen.
AT
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sschnitt, aus Ischler Wochenblatt
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Räust gepennger
ea. — „Das weite LannG#chnitzler ist seit seinem
Rbmane „Der Weg ins Freie“ auf einer neuen Entwick¬
lungsstufe, in der er sich bisnun vergeblich bemüht hat,
Vollendung zu erreichen. Er sucht seine Handlung, seine
Gedanken auf breitere Basis zu stellen, Mehrere, viele
Personen ungezwungen durcheinanderzuketten; aber die
Konzentration gelingt ihm nicht. Immer sind es nur die
zwei, die im Vordergrunde stehen und alles andere, alles
viele ist mehr oder minder Nebenher, ist Träger von Ge¬
danken, die aufleuchten und nach kurzer Flugbahn aus
dem Zentralgefüge herausfallen. Der Roman zeigt das,
im „jungen Medardus“ wirft sich die Schicksalskoppel hin
und her und im „weiten Land“ sind die übrigen buchstäb¬
lich auf einen Tennisplatz verwiesen, spielen meist also
hinter der Szene und haben eigentlich nur den Akt im
Alpenhotel zur freien Bewegung. Als Hauptakteur er,
Hofreiter, und sie, Genia, das Schicksal, das selbst wenig
handelnd eingreift, sondern nur die Folgen von sich selbst
beklagt. Hofreiter ist der altgewordene Anatol, der unbe¬
wußt von seiner letzten Jugend Abschied nehmen muß. Er
ist Glühlichtfabrikant, eifriger Sportsmann und die Liebe
ist halt noch immer sein Lebenszweck. Seine kühle Frau
erschreckt ihn geradezu, als er erfährt, daß sich der Kla¬
viervirtuose Korsakow ihrethalber erschossen hat. Er flieht
vor ihr in die Alpen. Und da treibt ihn der Höhenrausch,
wie er es selbst nennt, einem Mädchen, Erna Wahl, in
die Arme. Zurückgekehrt, findet er sich von seiner Frau
betrogen. In plötzlich aufschäumender Wut stellt er den
Verführer und erschießt ihn auch tagsdarauf im Duell.
Plötzlich ist er gebrochen. Die Erkenntnis der Jugend, die
ihm gestern gegenübergestanden, die er nicht mehr hat,
macht ihn wanken. Die Liebe Erna Wahls weist er zu¬
rück. Nichts mehr von Leidenschaft, er ist alt geworden, er
sehnt sich nach der frischen Jugend seines kleinen Sohnes,
der aus England zurückgekehrt ist ... Merkwürdig, wenn
man an einen gealterten Anatol denkt, so decken manche
Werte dieser Tragikomödie wehmütige Erinnerungen auf.
Hofreiter sagt selst von den Rosen seines Gartens: „Je
mehr sie aufblühen,edesto weniger Duft haben sie". Und
dann die Worte, mit denen Erna Wahl ihn begrüßt: „Ich
bin frohledaß du wieder da hist.“ Erinnert das nicht an
das Mädel, von dem in den „Weihnachtseinkäufen“ ge¬
sprochen wird? Dann ist wohl Genia ein wenig „gnädige
Frau“, die zu feig zur Liebe ist. Man kann Vergleiche
ziehen und vieles wird in diesem bedenksamen Stücke kla¬
rer, über das sich viele Leute (jeder gewiß ein bißchen)
den Kopf zerbrechen werden. Auch der Titel wird begreif=
licher. Nicht nur die Seele ist ein weites Land. Auch des
Dichters, Schnitzlers, Jugend ist ein Land, das weitehin¬
##ter Anatol liegt. Und in das zurückgepilgert wird, de¬
mütig und voll Sehnsucht.
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nom: 220I1911 WIENER GARIGATIIREN)
Neueste Theaternachrichten.
Arthur Schnitzler erklärt in einem an
uns gerichteten Schreiben, daß der Titel
„Das weite hand“, den seine jüngste Komödie
trägt, auf die vielen Ehebrüche zurückzuführen
ist, welche keine Srenzen finden.
Ausse
zofiol!“ Wiesieh Saglcarunen
Foyergesprache.
Die Myra ist bei der Première det
„fleimlichen Liebe“ gefallen.
Hoffentlich kommt es nicht zu weiteren
„Myrafällen.“
Wo liegen die Myrafälle?
Bei Weißenbach an der Triesting.
Nicht im Johann Straußtheater?
Was sahen Sie im „weiten Land“?
Das gelobte Land.
*
schnitt,
IL OKPIO1 WIENER CARICATUREN
1:
THEALER.
„Das weite Land“, das neueste Drama
Schnitzler's, verficht die Theorie, daß in
Männer- und Frauenherzen zu viel Platz ist,
als daß bloß einer dort herrschen dürfte.
Man springt gern zur Seite, wenn auch ge¬
legentlich allerlei Trauerspiele daraus resul¬
tieren.
Der Held zürnt im ersten Akt seinen
Frau, daß sie jemanden nicht erhört hat, im
letzten Akt schäumt er vor Wut, weil 8i
jemanden erhört hat. Da sage einer det
*
armen Frau, was sie tun soll.
5
In der Tat, ein weites Land, wohin uns
Schnitzler führt. Nur dürfte sein Stück nicht
weit in die Lande gehen.
Ausschlfltl. 104/16 Bombe, Wien
„Das weite Land“ von Schnitzlenhandelt
lvon männlichem und weiblichem Ehebruch und
sgewinnt dem Thema manchen interessanten „Dreh“
lab. Da haben wir z. B. einen Gatten, der sich
ärgert, daß seine Frau durch allzu strenge Tugend
einen Künstler in den Tod trieb.
Dann wieder nimmt es dieser Gatte schief,
daß ein Kadett bei seiner Frau gewesen ist, und
erschießt dann den Jüngling.
Zuletzt weist er ein liebeglühendes Mädchen!
ab und widmet sich ganz seinem Kinde.
Wo
liegt wohl das weite Land, wo solches vorkommt?
Herr Korff mühte sich in der Rolle des
—Helden, ein Kainz zu sein — man darf ihm keine)
Vorwürfe machen.
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