II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 771

We
24. Das s.ite Land
box 29/6
Ausschnitt aue:
vom: 26.0K11911
1110 Muckete, Wien

0
Der Hesthet.
Zwei Kronen habe ich noch, soll ich mir jetzt „Das
weite Land“ anschauen oder meine Stiefeln doppeln
lässen ?6


S
Lebenskampf zu stählen. Es zeugte von der Stärke seiner Emp¬
Cheater
körperte Albdruck
findung und von der Lebendigkeit seiner Anschauung, daß uns
Atem nicht aus.
die ewige Wiederholung der einen einzigen Situation nicht im
die das Theaterglüc
Daul Apel
geringsten langweilte. Durch den berlinischen Dialekt, eine reso¬
besticht am meisten
lute Milieuschilderung und einen robusten Witz wurde sie immer
Das ist ein wohlschmeckender Autor. Auch über ihn muß
Sonnenstößers Gest
wieder höchst lebhaft und ergötzlich aufgemuntert. Der Knabe
man die Hand halten, wie man sie neulich über Korfiz Holm
kompliziert, dieser d
Peter bekräftigte uns an einer Stelle sein Philosophentum,
halten mußte. Denn hier kommt ein erfreulicher Schlag auf:
ist, das reißt Apel
indem er Kant zitierte. Kant hat ein ander Mal den Schlaf,
Humoristen eines nicht großen, aber ebensowenig zu kleinen
sammen. Wenn
die Hoffnung und das Lachen die Wohltaten des Lebens genannt.
Formats, die ohne ranziges Seelenschmalz und ohne das Ge¬
Spießerin nicht a
Der Antor der Komödie „Liebe' machte uns oft und herzlich
grinse eines feuilletonistischen Esprits auf einfache und rein¬
konnte, in der spukh
lachen und durfte darum schon damals ein kleiner Wohltäter
liche Weise zu unterhalten suchen und zu unterhalten verstehen.
der Stehlampe sitzt,
der Menschheit genannt werden.
Die Blumenthal und Kadelburg haben vorläufig keine rechten
Schulter, ein bische
Erben Wäre es da nicht nett, wenn die nächste Generation
seelenruhig seine E
Hans Sonnenstößers Höllenfahrt', das heitere Traumspiel',
der deutschen Bourgeoisie ihre Abende bei wertvollern Spa߬
niederschreibend: so
wird Apel sein Aurecht auf diesen Titel nicht schmälern. Ein
machern zubringen könnte als die Eltern der letzten Jahrzehnte
Zeit Thomas Theod
wirklich lobenswert lustiges Volksstück, dessen erzieherische Ten¬
und ihr Kinder? Würde davon mit der Zeit nicht irgend etwas
wäre von Paul Apel
denz aus Grillparzers „Traum ein Leben' vertraut ist. Der
auch in die Tage, in den Ton, in die Lebensführung dieser
verlangen, der seine
Dichter Apel schickt einem andern, jungen und unbemittelten
Bourgeoisie übergehen? In Schnitzlers wundervollem „Weiten
im Wert erheblich
Dichter, dessen Seelenheil ihm, in selten anzutreffender Kollegia¬
Land fällt einer Frau auf, wie sehr sich seit ihrer Jugend die
wir alle Ursache, ih
lität, am Herzen liegt, einen schweren Traum, zeigt ihm darin,
Welt verändert hat, wie viel leichtfertiger der Nachwuchs in
Das Neue Schau
wie grauenvoll die geplante Ehe mit einer reichen Spießbürger¬
seiner Lebensauffassung geworden ist. Das gilt für Oesterreich.
nigfach verdient gema
pute ausfallen würde und reinigt dadurch Herrn Hans Sonnen¬
Für Deutschland haben wir aus und nach dem Metternich=Pro¬
humoristen Friedrich
stößer so gründlich von seinem schlechten und gefährlichen Ge¬
zeß einen ähnlichen Eindruck gewonnen. Es ist keine Ueber¬
Ehe von Künstlertun
lüst, daß dieser sich mit dem ersten Blick aus wachen Augen
schätzung, für diese Entwicklung die Wirksamkeit unserer Lite¬
von Wagner und Vict
einer armen, aber sauber gekleideten Else zuwendet. Zwei Szenen,
ratur= und Bühnen=Amüseure von Lindau bis zu Julius Freund
Der Regisseur hatte
die Anlaß und Folge des Traumes schildern, umrahmen die
mitverantwortlich zu machen. Wer eine Sittengeschichte der
Traumszene so voll
drei Szenen des Traumes selbst. Apel ist ein ordentlicher
jüngsten Vergangenheit mit den Gründerjahren aufinge, müßte
warum er in der er
Mensch: er läßt seinen Hans nicht nur ausschließlich von Dingen
diesen Zusammenhängen mit besonderer Aufmerksamkeit nach¬
gänge nicht wenigste
träumen, die irgendwie in der ersten Szene vorkommen, sondern
gehen.
Pfahlbürger exzelliert
er läßt auch keinen Vorfall, keine Person, keine Wendung dieser
In einem solchen Kapitel würde also Paul Apel schon wieder
und namentlich Frau
ersten Szene für den Traum ungenutzt. Weil Sonnenstößer
als Lichtblick und Hoffnungsstrahl bezeichnet werden müssen.
hier aber gerade durc
sich mit dem holden Leichtsinn und dem ganzen Mut seiner
Ich sehe seinen Erstling noch vor mir, der vor vierthalb Jahren
wie sie in keinem
Jugend danach sehnt, endlich einmal den „Ring des Nibelungen
Traumbuch steht.
im Hebbeltheater uns allen Freude bereitete. Der Schauspieler
zu hören, klingelt es in seiner ehelichen Traumwohnung nach
Richard Leopold war da ein lächerlich rührender Kandidat der
schritt Herr Ziegel um
Wagnerschen Motiven. Das ist nur ein Beispiel. Dieses System
Philosophie, der mitsamt einem noch jüngern Kollegen von der
regisseurs durch das
wird streng durchgeführt. So restlos arbeitet wohl kein Traum die
musikalischen Fakultät drei Akte lang ein „reines Weib“ an¬
der Hauch von Getrag
Wirklichkeit auf. Aber Apel het eben Bühnenkenntnis genug, um
betete und durch keine Enttäuschung von der Liederlichkeit der
der Figur gab oder a
zu allererst Klarheit und Ueversichtlichkeit anzustreben. Auch
Dame zu überzeugen war. Diesem Kontrastzustand der Ver¬
hätte ein schönheitsdur
wo er die Unlogik des Traumes gibt, ist er von musterhafter
blendung hatte Apel alle Komik abgewonnen. Sie wurde zum
schon vor dem Traum
Logik. Er verliert in allem blitzschnellen Hin und Her niemals
Humor durch die Innigkeit und Unberührtheit der zwei großen
müssen. Herr Salfne
den Faden, trotzdem gerade das ja zur Glaubhaftigkeit des
mit Büxl, und seinem
Traumes beitragen würde. Die Hauptsache für uns ist, daß er hatte — hier wieder ei
Kinder und durch die Zärtlichkeit, mit der ihr Schöpfer sie durch seine sorgfältige Disposition nicht gehindert wird, von bursch, als der er uns
umhegte. Er wußte, daß Peters und Hänschens Schlemihltum
sich mit der mitleidslosen Realität des Daseins und der Gemein¬
dem dankbaren Thema eine Fülle von Schrullen und Bizarre= Sonnenstößer sind Br
heit des Mitmenschen niemals abfinden würde. Aber wenn er
rien in sich entfesseln zu lassen. Fetzen der Wirklichkeit verzerrt
sie dieser Gemeinheit immer wieder gegenüberstellte, in einer
Auch Sonnenstößer un
der Traum zu Fratzenhaftigkeiten, die ins Reich einer künstleri¬
recht geistiget. Es wä
schen Phantasic langen. Tante Pauline etwa, die den
einzigen, nur notdürftig varüerten Situation, so war es fast, Schreckensgehalt des ganzen Familienlebens mühelos in sich und innerlich fröhliche
Philister so beschämend
als wünschte er sich im stillen, sie dadurch doch für diesen harten allein vereinigt, schwillt immer entsetzlicher an, bis sie der ver¬ käme, die ihm zu wünsch
ALGIA
#01 10 #