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Lebenskampf zu stählen. Es zeugte von der Stärke seiner Emp= körperte Albdruck in Ueberlebensgröße wird. Apel geht der
findung und von der Lebendigkeit seiner Anschauung, daß uns Atem nicht aus. Er findet hier und anderswo Steigerungen,
die ewige Wiederholung der einen einzigen Situation nicht im
die das Theaterglück des Stückes machen werden. Uns wieder
geringsten langweilte. Durch den berlinischen Dialekt, eine reso¬
besticht am meisten, wie sich in den drei Traumszenen Hans
pel
lute Milieuschilderung und einen robusten Witz wurde sie immer
Sonnenstößers Gestalt abrundet. Er ist und wird keineswegs
wieder höchst lebhaft und ergötzlich aufgemuntert. Der Knabe
tor. Auch über ihn muß
kompliziert, dieser deutsche Dichter. Aber was an und in ihm
Peter bekräftigte uns an einer Stelle sein Philosophentum,
neulich über Korfiz Holiu¬
ist, das reißt Apel schließlich ebenso sinnfällig wie launig zu¬
indem er Kant zitierte. Kant hat ein ander Mal den Schlaf,
n erfreulicher Schlag auf:
sammen. Wenn Sonnenstößer, der sich von seiner kleinen
die Hoffnung und das Lachen die Wohltaten des Lebens genannt.
ker ebensowenig zu kleinen
Spießerin nicht anders als durch ihre Ermordung befreien
Der Antor der Komödie „Liebe' machte uns oft und herzlich
schmalz und ohne das Ge¬
konnte, in der spukhaft verdüsterten Gerichtsverhandlung unter
lachen und durfte darum schon damals ein kleiner Wohltäter
ts auf einfache und rein¬
der Stehlampe sitzt, rauchend und lachend, den Papagei auf der
der Menschheit genannt werden.
d zu unterhalten verstehen.
Schulter, ein bischen neugierig auf das Urteil und dabei doch
en vorläufig keine rechten
seelenruhig seine Eindrücke von dieser grotesken Begebenheit
Hans Sonnenstößers Höllenfahrt', das heitere Traumspiel“,niederschreibend: so ist das wie von einem Jean Paul, der in der
nn die nächste Generation wird Apel sein Aurecht auf diesen Titel nicht schmälern. Ein Zein Thomas Theodor Heines gelebt hätte. Nach dieser Szene
hde bei wertvollern Spaß=wirklich lobenswert lustiges Volksstück, dessen erzieherische Ten= wäre von Paul Apel auch einmal ein Wurf zu erwarten und zu
tern der letzten Jahrzehnte denz aus Grikparzers Traum ein Leben vertraut ist. Der
verlangen, der seine charmanten Unterhaltungsstücke nachträglich
der Zeit nicht irgend etwas Dichter Apel schickt einem andern,
agen und unbemittelten
die Lebensführung dieser
im Wert erheblich sinken lassen würde. Vorläufig aber haben
Dichter, dessen Seelenheil ihm, in selten anzutreffender Kollegia¬
wir alle Ursache, ihm für beide dankbar zu sein.
lers wundervollem „Weiten lität, am Herzen liegt, einen schweren Traum, zeigt ihm darin,
tsich seit ihrer Jugend die
Das Neue Schauspielhaus hat sich um das Traumspiel man¬
wie grauenvoll die geplante Ehe mit einer reichen Spießbürger¬
fertiger der Nachwuchs in
nigfach verdient gemacht. In erster Linie hat es ihm den Musik¬
pute ausfallen würde und reinigt dadurch Herrn Hans Sonnen¬
Das gilt für Oesterreich.
humoristen Friedrich Bermann geliefert, dessen Orchester die
stößer so gründlich von seinem schlechten und gefährlichen Ge¬
nach dem Metternich=Pro¬
Ehe von Künstlertum und Biederwelt durch eine Verquickung
lüst, daß dieser sich mit dem ersten Blick aus wachen Augen
nen. Es ist keine Ueber¬
von Wagner und Victor Hollaender aufs vergnüglichste illustriert.
einer armen, aber sauber gekleideten Else zuwendet. Zwei Szenen,
Wirksamkeit unserer Lite¬
Der Regisseur hatte die Stimmung der zweiten und dritten
die Anlaß und Folge des Traumes schildern, umrahmen die
ndau bis zu Julius Freund
Traumszene so vollständig getroffen, daß man nicht versteht,
drei Szenen des Traumes selbst. Apel ist ein ordentlicher
eine Sittengeschichte der
warum er in der ersten Szene die Traumhaftigkeit der Vor¬
Mensch: er läßt seinen Hans nicht nur ausschließlich von Dingen
inderjahren aufinge, müßte
gänge nicht wenigstens angedeutet hat. Auf der Seite der
träumen, die irgendwie in der ersten Szene vorkommen, sondern
erer Aufmerksamkeit nach¬
Pfahlbürger exzellierte Herr Paschen als ein rüder Familiensohn
er läßt auch keinen Vorfall, keine Person, keine Wendung dieser
und namentlich Frau Valetti, die immer zügellos übertreibt,
ersten Szene für den Traum ungenutzt. Weil Sonnenstößer
lso Paul Apel schon wiede¬
hier aber gerade durch die äußerste Drastik eine Tante wurde,
sich mit dem holden Leichtsinn und dem ganzen Mut seiner
bezeichnet werden müssen.
wie sie in keinem Familienbuch und deshalb eben in Apels
Jugend danach sehnt, endlich einmal den „Ring des Nibelungen“
Traumbuch steht. Als Sonnenstößers Freund vom Theater
k, der vor vierthalb Jahren
zu hören, klingelt es in seiner ehelichen Traumwohnung nach
schritt Herr Ziegel umgürtet mit der ganzen Würde eines Ober¬
ereitete. Der Schauspieler Wagnerschen Motiven. Das ist nur ein Beispiel. Dieses System
regisseurs durch das Stück. Zu der armen Else dagegen paßte
ch rührender Kandidat der wird streng durchgeführ: So restlos arbeitet wohl kein Traum die
der Hauch von Getragenheit, den Erika von Wagner entweder
jüngern Kollegen von der Wirklichkeit auf. Aber Apel hat eben Bühnenkenntnis genug, um
g ein „reines Weib“ an¬
der Figur gab oder an sich hat, viel weniger gut. Immerhin
zu allererst Klarheit und Uebersichtlichkeit anzustreben. Auch
von der Liederlichkeit der
hätte ein schönheitsdurstiges Auge wie Hans Sonnenstößers sie
wo er die Unlogik des Traumes gibt, ist er von musterhafter
schon vor dem Traum allen andern Frauenzimmern vorziehen
Kontrastzustand der Ver=] Logik. Er verliert in allem blitzschnellen Hin und Her niemals
müssen. Herr Salfner war — nach seinem Leander, den er
ewonnen. Sie wurde zum den Faden, trotzdem gerade das ja zur Glaubhaftigkeit des
mit Bürl, und seinem Büxl, den er mit Leander verwechselt
erührtheit der zwei großen Traumes beitragen würde. Die Hauptsache für uns ist, daß er
hatte — hier wieder einmal der liebenswürdig herzliche Natur¬
mit der ihr Schöpfer sie durch seine sorgfältige Disposition nicht gehindert wird, von bursch, als der er uns so sympathisch geworden ist. Salfner und
d Hälschens Schlemihltum
dem dankbaren Thema eine Fülle von Schrullen und Bizarre= Sonnenstößer sind Brüder; aber Sonnenstößer ist geistiger.
Daseins und der Gemein¬
rien in sich entfesseln zu lassen. Fetzen der Wirklichkeit verzerrt
den würde. Aber wenn er
Auch Sonnenstößer und Apel sind Brüder; aber Apel ist erst
der Traum zu Fratzenhaftigkeiten, die ins Reich einer künstleri¬
recht geistiger. Es wäre schade, wenn seine Geistigkeit für den
gegenüberstellte, in einer schen Phantasic langen. Tante Pauline etwa, die den Philister so beschämend fühlbar würde, daß dieses geschmackvolle
Situation, so war es fast, Schreckensgehalt des ganzen Familienlebens mühelos in sich und innerlich fröhliche Stück nicht zu den hundert Aufführungen
durch doch für diesen harten allein vereinigt, schwillt immer entsetzlicher an, bis sie der ver¬ käme, die ihm zu wünschen sind.
S. J.
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