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24. Das weite.
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Dr. Caiz Furtmüller,
wäre es uns nur dann, wenn wir früher die Versicherungen seiner Gleich¬
gültigkeit ernst genommen hätten. Zwar versucht er sich auch jetzt an¬
gesichts der vollzogenen Tatsache in dieser Attitude. Er findet auch
rasch die Vorteile der neuen Situation heraus; jetzt braucht Genia ihm
nicht mehr unheimlich zu rein, jetzt ist sie schuldig und ihm daher viel
unbedingter unterworfen als früher. Während sie früher noch den Ver¬
such machen konnte, über sich zu verfügen, verfügt jetzt er über sie
(„Nach Amerika wird Genia mit mir reisen“, S. 147). Aber schon in
seinem Gespräch mit Mauer bricht aus allen seinen Versuchen, die Sache zu
bagatellisieren, die zitternde Aufregung hervor. Der sonst seiner messer¬
scharfen Rede so sichere Hofreiter verplaudert sich sogar:
„M.: Und was hast Du dann getan?
Fr.: Ich hab mich auf die Wiese hingelegt.
M.: Du bist ja schon gelegen.
Fr.: Richtig. Aber bequemer als vorher hab ich mich hin¬
gelegt
“ (S. 147).
Natter gegenüber wird ihm dann klar, dass er nicht imstande ist, diese
Rolle durchzuführen. Früher war seine Stellung zu den andern Männern
die, dass er sie betrog und sie sich betrügen liessen; jetzt steht er dem
verachteten Natter gegenüber nicht nur gleich auf gleich, sondern dieser
hat ihn untergekriegt, er ist ihm wehrlos ausgeliefert. Mit verblüffender
Behendigkeit findet Hofreiter die Wendung, die ihn wieder obenauf bringt:
teilt er das gleiche Schicksal mit Natter, so will er ihm doch zeigen, wie
ein Mann sich einem solchen Schicksal gegenüber benimmt. Er provoziert
den Fähnrich und nimmt Natter (noch dazu mit Stanzides!) zum Sekun¬
danten. Er wird nicht der Hopf sein.
Aber damit gibt er uns nur einen Teil der Wahrheit preis. Das
würde den Skandal erklären, aber nicht die Katastrophe; das Duell, aber
nicht seinen tödlichen Ausgang. Objektiv ist es nebensächlich, subjektiv.
aber von der höchsten Bedeutung, dass ein um so viel Jüngerer Genia's
Liebhaber geworden ist. Während er sich am Völser Weiher bewiesen
hat, dass er es noch mit jedem Jüngling aufnehmen könne, hat ihn zu
Hause ein Jüngerer aus dem Felde geschlagen. So fühlt er seinen Sieg
sich in Niederlage wandeln. Es ist ein verzweifeltes Sichaufbäumen da¬
gegen, wenn er den Jungen niederknallt. Aber gerade dadurch besiegelt
er seine Niederlage; indem er sich der Jugend feindlich gegenüberstellt,
erklärt er sich selbst als alt.
„Aus, Erna, auch zwischen uns. Du bist zwanzig, Du gehörst nicht
zu mir. Ich weiss, was Jugend ist. Es ist noch keine Stunde her,
da hab ich sie glänzen gesehn und lachen in einem frechen, kalten Aug.
Ich weiss was Jugend ist. — Und man kann doch nicht jeden .... (S. 173).
Hierin liegt seine
wir wissen nicht, ob definitive oder vor¬
läufige
— Katastrophe: Die Leitlinie, die er sich bisher vorgezeichnet
hatte, ist durchschnitten. Er sucht zwar sofort tastend nach einer neuen,
nach einer, auf die schon Adele Natter ihn hingewiesen hatte: er sucht sich
seiner Frau zu nähern. Sie weist ihn zurück und er will einen neuen
Weg gehen: er will der sein, der ganz allein steht auf der Welt. („Ich —
gehöre niemandem auf der Welt. Niemandem. Will auch nicht“ [S. 174].)
Aber Perey’s Stimme erinnert daran, dass auch dieser Ausweg ihm ver¬
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Dr. Caiz Furtmüller,
wäre es uns nur dann, wenn wir früher die Versicherungen seiner Gleich¬
gültigkeit ernst genommen hätten. Zwar versucht er sich auch jetzt an¬
gesichts der vollzogenen Tatsache in dieser Attitude. Er findet auch
rasch die Vorteile der neuen Situation heraus; jetzt braucht Genia ihm
nicht mehr unheimlich zu rein, jetzt ist sie schuldig und ihm daher viel
unbedingter unterworfen als früher. Während sie früher noch den Ver¬
such machen konnte, über sich zu verfügen, verfügt jetzt er über sie
(„Nach Amerika wird Genia mit mir reisen“, S. 147). Aber schon in
seinem Gespräch mit Mauer bricht aus allen seinen Versuchen, die Sache zu
bagatellisieren, die zitternde Aufregung hervor. Der sonst seiner messer¬
scharfen Rede so sichere Hofreiter verplaudert sich sogar:
„M.: Und was hast Du dann getan?
Fr.: Ich hab mich auf die Wiese hingelegt.
M.: Du bist ja schon gelegen.
Fr.: Richtig. Aber bequemer als vorher hab ich mich hin¬
gelegt
“ (S. 147).
Natter gegenüber wird ihm dann klar, dass er nicht imstande ist, diese
Rolle durchzuführen. Früher war seine Stellung zu den andern Männern
die, dass er sie betrog und sie sich betrügen liessen; jetzt steht er dem
verachteten Natter gegenüber nicht nur gleich auf gleich, sondern dieser
hat ihn untergekriegt, er ist ihm wehrlos ausgeliefert. Mit verblüffender
Behendigkeit findet Hofreiter die Wendung, die ihn wieder obenauf bringt:
teilt er das gleiche Schicksal mit Natter, so will er ihm doch zeigen, wie
ein Mann sich einem solchen Schicksal gegenüber benimmt. Er provoziert
den Fähnrich und nimmt Natter (noch dazu mit Stanzides!) zum Sekun¬
danten. Er wird nicht der Hopf sein.
Aber damit gibt er uns nur einen Teil der Wahrheit preis. Das
würde den Skandal erklären, aber nicht die Katastrophe; das Duell, aber
nicht seinen tödlichen Ausgang. Objektiv ist es nebensächlich, subjektiv.
aber von der höchsten Bedeutung, dass ein um so viel Jüngerer Genia's
Liebhaber geworden ist. Während er sich am Völser Weiher bewiesen
hat, dass er es noch mit jedem Jüngling aufnehmen könne, hat ihn zu
Hause ein Jüngerer aus dem Felde geschlagen. So fühlt er seinen Sieg
sich in Niederlage wandeln. Es ist ein verzweifeltes Sichaufbäumen da¬
gegen, wenn er den Jungen niederknallt. Aber gerade dadurch besiegelt
er seine Niederlage; indem er sich der Jugend feindlich gegenüberstellt,
erklärt er sich selbst als alt.
„Aus, Erna, auch zwischen uns. Du bist zwanzig, Du gehörst nicht
zu mir. Ich weiss, was Jugend ist. Es ist noch keine Stunde her,
da hab ich sie glänzen gesehn und lachen in einem frechen, kalten Aug.
Ich weiss was Jugend ist. — Und man kann doch nicht jeden .... (S. 173).
Hierin liegt seine
wir wissen nicht, ob definitive oder vor¬
läufige
— Katastrophe: Die Leitlinie, die er sich bisher vorgezeichnet
hatte, ist durchschnitten. Er sucht zwar sofort tastend nach einer neuen,
nach einer, auf die schon Adele Natter ihn hingewiesen hatte: er sucht sich
seiner Frau zu nähern. Sie weist ihn zurück und er will einen neuen
Weg gehen: er will der sein, der ganz allein steht auf der Welt. („Ich —
gehöre niemandem auf der Welt. Niemandem. Will auch nicht“ [S. 174].)
Aber Perey’s Stimme erinnert daran, dass auch dieser Ausweg ihm ver¬
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