II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 832


1

Korff war der bezwingend vor¬
r von

nehme Charmeur des Burg¬
8

etwas




theaters, dessen stille und zurück¬
ge und


haltende Kunst der Dialog¬
S
*
in von

*5


meisterung


stets aristokratisch
allem
*5
S

wirkte. Der Höhepunkt seiner
ein

1
S



Burgtheaterlaufbahn war der
zu
820



Hofreiter in Schnitzlers „Weitem

um

Land“. Der Abgang des Künstlers
8
ein

vom Burgtheater wurde allgemein

ht, auf

E
bedauert. Er gastierte dann noch
3
hrgende


an verschiedenen Privatbühnen,

den er

hatte große Erfolge in „Mein
Denn




Freund Bobby“ und in dem im
Sie ist


Tropenmilieu spielenden Sen¬
S
nteuer.
S
sationsstück „Die weiße Fracht",


Eltern

D
um dann nach Amerika zu gehen,
, und
wo er nun schon seit einer Reihe
ten es
von Jahren tätig ist.
rn zu
Willy Thaller, der Nestor der
chwär¬

Wienei Schauspieler, ist erst recht
rischen
spät am Burgtheater gelandet.

Das
Vorher war er, um nur einige
Ktlische,
seiner einprägsamsten Schöpfungen
nktio¬
zu nennen, Anzengrubers Stein¬
bringt.
klopferhans,
Hermann Bahrs

wunderlicher
Krampus und
Eitern,
Querulant und der überwältigend
mehr
lustige Onkel Toni von Karlweis.
und
Er, dessen Stärke die wienerisch
kann,
verraunzten und ein bißchen
r die
querköpfigen Erscheinungen sind,
Er daß
stieg nach seinem Engagement
weiß.

ans Burgtheater in seinem Rollen¬
eraus,

sach unendlich hoch. Hier durfteter
n sich

832
1
eine Majestät spielen, den Kaiser

lichen
Franz I. in „Haus Rthschild“,
ange¬
2
und dieser wienerisch=gemütliche
Be¬

und dabei doch sehr scharfzüngige

Fräum:
Kaiser wurde eine seiner besten
1
bahnt
Figuren. Ob Willy Thaller in der
dem
Maske des Kaisers Franz sich
ist,
wohl daran erinnert hat, daß er
ungen
einmal, in der Blüte seiner
Jugendjahre, Buchbinder gewesen
nstler,
ist? Es war ein eigenwilliger und
folgen
abenteuerlicher Weg, der vom
seinen
Buchbinderlehrling über den
r vor
Steinklopferhans bis zum Kaiser
einen
Franz führte, vom Kleistertopf
leinen
bis zu einem Thron, wenn es
seiner
auch nur ein Theaterthron war.

der
Und Leo Slezak! Leo Slezaks
o daß


erste, allererste Maske war ein
ls ein

verrußtes Antlitz. Leo Slezak war
dem
1. Otto Treßler als Marinelli in „Emilia Galotti“. Der Künftler war in seiner Jugend Buchhandlungsgehilse. — 2. Willy
Schlosser. Wahrscheinlich hat er
Thaller als Kaiser Franz I. in „Haus Rothschild“. Er war ursprünglich Buchbinder. — 3. Louis Treumann als Danilo
hat,
in „Luftige Witwe“. Vor seiner Bühnenlaufbahn war Treumann Handlungsgehilfe.
damals gelernt, daß man dar
heinr.
Radiohören. Der Künstler begann als Schlossergehilfe. —
4. Leo Slezak in seinem Heim beim
Eisen schmieden muß, solange es
5. Arnold Korfs in „Weiße Fracht“. Er wollte ursprünglich
besten
Maschinenzeichner werden.
warm
ist. Seinem mächtigen
Brustkasten entrangen sich frohe
6 sein Platz einmal hinter einem Jünger an das Theater abgeben müssen, was wohl immer ohne Lieder. Das Goldbergwerk in seiner Kehle wurde entdeckt,
irgendein Handwerk ausgeübt hat. Bedauern geschah. Denn der Handelsangestellte, der das Theater und dieses Gold war wertvoller als das Eisen, mit dem
age danach, was populäre Künstler im Kopf hat, der vom Theaterteufel besessen ist, entwickelt in in einer Schlosserwerkstatt hantiert wird. Aus dem ver¬
toft überraschende Antworten. der Welt des Soll und Haben wohl kaum irgendwelche auf= rußten Schlosserbuben wurde der strahlende Heldentenor,
Beispiel war mehr als zwei Jahr=sehenerregende Fähigkeiten. Ob wohl Otto Treßler jemals ein
neistgefeierten Lieblinge der Wiener
und wenn er als Walter Stolzing „Am stillen Herd“ sang,
prominenter Buchhändler geworden wäre? Das war nämlich
hl von Rollen kreiert, er hat eine
so war dies ein Schlüssel, mit dem er sich alle Herzen
sein Anfang. Als hoffnungsvoller Jüngling stand er in einer
chaffen. Sein stärkster Erfolg war
aufsperrte.
Buchhandlung, bestrebt, auf diese Weise zur Intensivierung der
ergessene Prinz Danilo in Franz allgemeinen Bildung das Seinige beizutragen. Aber das
Aber auch diese Zeit ist vorbei. Aus dem Helden¬
Es war unnachahmlich, mit welcher Schicksal, das mit ihm anderes vorhatte, holte ihn bald aus
tenor wurde der liebe Papa Slezak, der mit seinem unver¬
wüstlichen Humor als einer der beliebtesten Filmkomiker
hmt gewordenes Auftrittslied „Da dem wenig amüsanten Laden und stellte ihn auf die weitaus Lachstürme entfesselt und sich somit von einer anderen
ng, wie er durch sein südslawisch amüsantere Bühne. Er hat es nicht zu bereuen gehabt. Beim Seite her in die Herzen des Publikums hineinzuschmeicheln
heitersten Wirkungen erzielte, mit
Theater ist er wirklich ein Prominenter geworden und sogarl weiß.
er den herrlichen Walzer „Lippen
eine Säule des Burgtheaters, was natürlich noch viel mehr ist.
“ tanzte. Ein entzückender Prinz
Was sie früher waren? Die Antwort darauf ließe sich
Er wurde der große Charakterdarsteller dieser ersten deutschen
balkanischen Land stammend, ent= Bühne, dessen unheimliche Vielseitigkeit und Kunst der Mask¬
unendlich lange fortsetzen. Sie waren das und sie waren jenes,
aber eigentlich waren sie es doch nicht. Eigentlich war der
nund in seiner grenzenlosen Vereimmer wieder bewundert wird. Jedenfalls ist die Vorstellung ursprüngliche Beruf nur eine Art notwendiges Verpuppungs¬
dann doch, im Finale des dritten daß der geschmeidige, galglatte Marinelli der „Emilia Galoti“ stadium, aus dem zur rechten Zeit der Schmetterling hervor¬
ge Witwe Hanna Glawari eroberte einmal in einer braven deutschen Kleinstadt den Kunden brach, buntschillernd und scheinbar zwecklos durch die sonnige
att. eine sehr prosaische Vergangen= Bücher zur Auswahl vorlegen mußte, einigermaßen grotesk: Luft gankelnd. Ein Künstler hal