II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 858

W
Land
24. Das veite nang
box 29/6
Fummer enthält:
tagsbriefe vom Schottenring.
resignieren, aber auch, zu Betäubungszwecken, sich in den empfindet man all die blutigen Misèren. Wie wenn einer
Strudel stürzen. Man kann den Nebenbuhler erschießen vom Kahlenberg tödlich abstürzte oder sich in Baden bei
egel.“
oder sich selbst erschießen, oder sich durch muntere und
Wien auf Nimmerwiederfinden verlöre.
einfältig=geistreiche Meditationen den Schmerz von der
isteiste werden nlicht zurückgeschick, auch dann nicht,
Es int daher notwendig, Kopien zurückzubehalten.
Das Peinliche an dem Spiel ist, daß es eben als
Seele pinseln. Man kann, als Betrogener, in die Wonnen
Tragikomödie sich darstellt. Dieses Flimmern zwischen
der Erkenntnis oder in die Wonnen der Blindheit flüchten.
ernst und heiter mag ein ästhetischer Reiz sein; es ist doch
Man kann sagen „Ha!“ oder auch „Ei was!“ und man
euilleton.
auch ein Aergernis. So physiognomielos sind die literari¬
kann auch überhaupt den Mund halten, schweigen und schen Gesichter mit dem einen lachenden und dem einen
(Nachdruck verboten.)
weiterdienen. Man kann sich über seine polygamen Jnstinkte weinenden Aug'! Und so weich und pappig schmeckt der
durch Pflicht= und Treue=Gesetze hinweghelsen; man kann gewisse Weh=Uebermut, so fatal wirkt das Tänzeln um
mitzlers Drama: „Das weite
ihnen aber auch freien Lauf lassen, sich dann in einem Gräber, die Skepsis, die von sich selbst gerührt ist, die
Tüls.
höheren Sinn als ehrlich empfinden und, falls diese schwarz geränderte Ironie mit der schmerzlichen Grimasse,
Empfindung nicht ausreicht, die innere Unruhe zu dämpfen,
cht sagen, daß der Geist, der in dieser sich als Kraftnatur von genialischem Umfang und genialischer
und die rosig geränderte Melancholie, die witzig tut.
tief ins Tiefe reicht. Aber er ist Fülle erachten, die eben einen Mehrverbrauch an erotischem
bles Instrument, das auch auf leise Material bedinge.
Er verzeichnet vielerlei, was zwischen
Einmal fällt das Wort „Herzensschlamperei“. Ein
In dem Schnitzlerschen Drama ist eine sehr geschickte
Wort, das trifft. Da liegen Probleme der Seele. Das
vischen den Worten ist. Er hört Ober- und vielmaschige Verflechtung dieser Methoden gegeben.
a.
Er hört die feinen Sprünge im
rührt an die schwächste Schwäche und an die stärkste
Die Liebe spielt in allen Farben, von lächerlich=Rosa bis
Stärke des modernen Menschen: an seine unheimliche
Beziehungen und die Arythmien im zu tragisch=Schwarz, sie tritt in zahllosen Spielarten auf,
esunden und starken Herzen. Seine
Fähigkeit, anarchisch zu fühlen, zu lieben, zu hassen. An
als naives Verlangen, als Besitz=Gier, als süßes und als
seine zwangvolle Lust, sich formlos zu verströmen. An sein
ber ist das Verspüren von Hoffnungs= bitteres Martyrium, als Schicksal und als Episode, als
wittern herbstlicher Verwesung schon
eitles Bestreben, alles, was das Auge umfaßt auch mit der
Irrlicht und als ewiges Feuer, als Sinn des Lebens und
schaft; das Erhorchen der geheimnis¬
Seele umschließen zu wollen. An sein Fatum, fortwährend
als Unsinn des Lebens, als Angelegenheit des Herzens,
verraten, daß unsichtbare Kräfte an
treulos sein zu müssen, um sich selbst treu zu bleiben.
als Angelegenheit anderer Organe und sogar als An¬
Menschen=Schicksals arbeiten.
gelegenheit des Großhirns. Aber da schneidet sie am
ragikomische „weite Land“: ein wohl¬
schlechtesten ab.
Ein echt Schnitzlersches Sterben geht durch das
t der Würmer im Holz.
„weite Land“. Ein Tod in der Vorgeschichte ein Tod zu
Es ist ein buntes und liebenswürdiges erotisches Beginn, ein Tod am Ende des Dramas. Ohne ein paar
Maskenspiel mit trübem Ausgang. Und das Drollige an Tropfen Verwesungsparfüm im Taschentuch geht die
handelt, auf den Kreis der sogenannten seinen Figuren ist, daß sie die Maske gleichsam innerlich Schnitzlersche Muse niemals in Gesellschaft. Und niemals
schränkt, von den erotischen Möglich=tragen und nach außen hin ihr ehrliches Gesicht zeigen. ruht sich ihr Witz in geringeren Schatten aus, als in
e ad absurdum. Es zeigt viele im Ihr Mund spricht Wahrheit, und ihr Herz lügt. Und sie
(der freilich in Baden ist!) herum¬
wissen es nicht.
Schatten des Todes. Die arme Frau Hofreiter im Stück,
und Frauen. Es gibt eine Muster¬
die gütigste, die nobelste, die sanfteste Frau, hat zwei
plikationen und eine Musterkarte der
Das Dramatisch=Unzulängliche an dem Spiel ist, blühende Tote auf dem Gewissen. Einer erschießt sich, weil
dem Elend der Liebe abzufinden. Man
daß es zwar große Ursachen ahnen zu lassen und große sie ihn nicht erhörte, einer wird erschossen weil sie ihn
Wirkungen erregend darzustellen weiß; aber die Wege erhörte. Ich denke an die Mutter des Medardus, wie
Ethos besinnen und als ein trister zwischen Ursache und Wirkung in einer leichtsinnigen und schauerlich entlaubt sie um halb 12 Uhr nachts im Burg¬
ber aufrecht, Distanz von der Liebe jähen Verkürzung zeigt. Aus der Tändelei geht es senkrecht theater dasteht. Vor Beginn des Dramas starb ihr der
verlassen und getäuscht, witwig abwärts in die Tragik. Als unnotwendig, als milieu=fremd Mann, zu Beginn geht die Tochter ins Wasser, in der
Ansere heutige Rummer ist 16 Seiten stark.