II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 55

23. Der Schleiender Bierrette
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Paris, Rom ian Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
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7 Ausschnit
Bühne und Welt. Berlin
SARENIO
E vom:
Stuttgart. Die Oper im . Interim¬
theater brachte auf das Österfest eine Nen¬
einstudierung von Meperbeers „Prophet“ —
wohl Oskar Volz zulieb, dem die Titelrolle
gesanglich besonders gut liegt. Im April folgte
die Erstaufführung von Leo Blechs artigene
Einakter „Versiegelt", im Vereine mit der
Arthur Schultern=Lantomime „Der
Schleier der Pierette“, die trotz der gehalt¬
vollen Musik Ernst von Dohnanpis ihrer
grellen Realistik wegen eher abstoßend als an¬
ziebend wirkte. Im Schanspiel wurde aufter
Hauptmanns „Griselda“ und Sudermanns
„Strandlinder“ ein „Hohes Spiel“ betiteltes
Drama des Schweden Ernst Didring erstmals
gegeben. Eine der besten Taten dieser Saison
hatte das Wilhelmatheater zum Schauplatz:
die verspätete Stuttgarter Premiere von Ibsens
„Bedda Gabier“ in der ihrer Individualität
eigentlich fernliegenden Titelrolle feierte Emmy
Remolts große Rünstlerschaft einen neuen
Triumph. Mit dem neu studierten „Baumeister
Solneß“ wurde an derselben Stätte der Ibsen¬
Irklus würdig fortgesetzt, wogegen sich die
Ausgrabung von I. A. Leisewitz Trauerspiel
„Julius von Carent“ als ein Fehlschlag
erwies. Das Stück, im Stil des Münchener
Künstlertheaters hübsch inszeniert, aber durch
die falsche Besetzung der zwei feindlichen Brüder
von vornherein geschädigt, ließ selbst auf den
dramatischen Höhepunkten vollkommen kalt.
Als auptgewinn nahm man die gefestigte
Ueberzeugung von der überragenden Größe
des jungen Schiller mit nach Hause. — Das
Schauspielhaus bestreitet den Kehraus seiner
Saison mit literarisch wertlosen Schwänken,
nachdem es im April noch eine treffliche Auf¬
führung von Wedekinds „Frühlings Er¬
N. Kr.
wachen“ herausgebracht hat.
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„OBSERVER“
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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Ausschnitt aus:
M0 Aol,
vom:
#
fürter Zeitung
ach (Stuttgarter Bühnenchronik.] Aus Stuttgart
wird uns berichtet: Das Hoftheater brachte zwei Neuhei¬
ten sehr ungleicher Art, die dementsprechend auch eine sehr
ungleiche Aufnahme fanden, Leo Blechs einaktige komische
Oper „Versiege!t", in deren Libretto der gute, alte,
zopfige Raupach noch einmal zu posthumen Ehren gelangt, und
Arthur Schnitzlers von E. v. Dohnanyi vertonte Panto¬
mieme „Der Schleier der Pierette“. Ersteres Werk,
das etwas verspätet nach Stuttgart gelangte, fand allgemei¬
nen Anklang, während das Se
Dahnanhische Tanzpoem
mit seinem gekünstelt=grau#er einer kaum noch
verhüllten Ablehnung begegnete, denn die spärlichen Beifalls¬
zeichen am Schlusse galten ersichtlich lediglich der Künstlerin,
welche die Titelpartie mit einer Bravour ohne Gleichen durch¬
geführt hatte. Schnitzler verirrt sich mit seinem Tanzpoem
auf ein Gebiet, dem seine Kräfte nicht gewachsen sind: Greuel,
wie sie im Atridenhause vorkommen mochten, lassen sich nicht
ohne weiteres in das Wien der Biedermeierzeit übertragen
und in diesem Wien ist der Verfasser der „Liebelei“ unstreitig
viel weniger zu Hause als in dem des heutigen Tages. Die ##
Schwächen und Gebrechen des Schöpfers der Legende hat der
Komponist trotz der unleugbaren Begabung, die aus seiner
Partitur spricht, nicht zu überwinden vermacht. Etwas zu
der Niederlage, die das Werk erlitt — das Publikum schien
am meisten Anstoß an dem barbarischen Hantieren mit der!
Leiche im Schlußbilde zu nehmen — dürfte auch die durch¬
gehende Besetzung seiner einzelnen Partien mit Opernkraften
beigetragen haben. Eine künstlerisch großzügige Leistung dot
einzig und allein die erste Solotänzerin des Hofballerts, Fre.
Hötzel, in der Rolle der Pierette. — Im Hoftheater herrscht
zur Zeit eine wahre Kapellmeisternot. Generatmusik¬
direktor Schillings bedarf eines mehrwöchigen Erholungsur¬
laubes, Hoftapellmeister Band ist zu einer militärischen Dienst¬
übung eingezogen und Hofkapellmeister Drach auf vier Wochen #
einem Ruf an das Londoner Covent=Garden=Theater gefolgt.“
Als Helfer in der Not ist Kapellmeister Pitteroff vom
Stadttheater in Elberfeld eingesprungen, der früher schon ein¬
mal eine Zeit lang am hiesigen Hoftheater tätig war und auch
den nächten „Ring“=Zytlus (im Monat Mai) leiten wird. —
Das gute Einvernehmen zwischen dem Hoftheater und
dem Gabrielschen Schauspielhaus=Unternehmen erar
wieder einmal in die Erscheinung. Die Kgl. Bühne hatte einer
Wohltätigkeitsvorstellung im Schauspielhause, einem sogenann¬
ten Bunten Künstlerabend zu Gunsten der Not¬
leidenden von Böhmenkirch zwei der bertebtesten
Opernmitglieder zur Verfügung gestellt, während sich wusr
an der Veranstaltung verschiedene Mitglieder des Schauspiel¬
hauses sowie eine Reibe von künstlerisch geschulten Dilettan¬
ten beteiligten. Das Unternehmen, übrigens das erste öffent¬
liche Eintreten für die Opfer der schweren Brandkatastrophe,
erreichte vollkommen seinen Zweck, da das Haus vollständig
ausverkauft war und der Hauptsammelstelle von Liebesgaben
für die Geschädigten somit eine erhebliche Summe zur Ver¬
fügung gestellt werden kann. — Mit seiner jüngsten Novität,
der Groteske „Gelbstern“ hatte das Schauspielhaus keiy