II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 56

23. Der Schleiender Pierrette
4-19
1
Telephen 12.891.
UDSEKVER
I. Seterr. behördl. kenz. Unternohmen für Zeitunge-Ausscbeltte
Wien, I., Conoordiaplats 4.
Vertretungen
Mi Bertin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Chstetlanta,
Oenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneng
New-Vork, Paris, Rom, San Pranciseo, Bockholen, 2 Po#se¬
burg, Toronte.
——
Ausschnitt aus: Ocne
Telkitan
vom:
B
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Als zweites Stück des Abends wurde die Pantomime
„Der Schleier der Pierette“ mit Musik von Doh¬
nanyi gegeben. Für eine Mimik=Tragödie ist das Spiel
viel zu lang, die Wiederholungen wirken ermüdend, die Musik
gibt sich viel Mühe, die Vorgänge auf der Bühne zu illustrie¬
ren, geht aber durchweg altbekannte Pfade — und die Hand¬
lung ist nichts anderes als die Uebertragung des „Schleiers
der Beatrice“ aus der Renaissance in die Wiener Bieder¬
meierzeit. Aber alles ist viel zu weit ausgesponnen und zu
sehr auseinandergezerrt. Das Problem, den Tanz aus¬
zugestalten und in Handlung umzuwerten, scheint nicht ganz
glücklich gelöst, wenn wir auch gerne anerkennen, daß die:
Handlung zu verschiedenen Tänzen Veranlassung bietet,
sogar zu einem rasenden Wahnsinns= und Totentanz. Aber
wie gesagt — all diese Handlung nur „gemeint“ zu sehen,
fünf Vierteistunden lang, das ist doch des Guten zu viel.
Die quälenden und teilweise abstoßenden Vorgänge sind auch
nicht dazu angetan, Sympathie für das Werk zu wecken, ob¬
wohl es unser oberster Kapellmeister selbst dirigierte und die
musikalischen Werte herauszuheben sich bemühte. Die Tänze
waren durchweg gut ausgeführt, aber einen besonderen Fort¬
schritt gegenüber der früheren Ballettkunst vermochten wir
trotz aller Aufmerksamkeit nicht herauszufinden. Als Pierrot
füllte Erpecum seinen Platz gut aus, wir waren indes bisher
der Meinung, er sei zum Tenor ausersehen. Doch irren ist
menschlich. In der zweiten Hauptrolle als Pierrette entfal¬
tete Frl. Hötzel eine stannenswerte Virtnosität, besonders in
dem Wahnsinnstanz, doch sagen uns, offen gestanden, ihre
Leistungen als Prima=Ballerina weit mehr zu als diese hals¬
brecherischen Evolutionen. In diesen steckte viel Unnatur;
und naturalistische Uebertreibung, während sich ihre bis¬
herigen Leistungen als Balletteuse durch Anmmt und Grazie
auszeichneten und Zeugnis ablegten von ihrer vorzüglichen
Schulung und einer ganz intimen Künstierschaft.
een drn. Saeuch
box 27/5
Telephon 12.801.
„OBSERVER“
# ästerr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, öt. Petersburg.
(analleanigebe chl. Gewähr.
Ausschnitt aus:
Allgemeine Musik-Zeitung
VomKEL
Berlin
rer
Stuttgart. Das Hoftheater wartete neuerdings mit zwei
Mokalen Novitäten auf. Etwas verspätet ergchien Lco Blechs
„Versiegelt“ und fand auch hier freundliche Aufnahme. Die
andere Novität dagegen, Arthur S
ArErtonnme
„er Schleier der Piereife“ mit der Musif von E.
von Dohnangi fand beim Publikum weniger Gegenliche.
Der grausige Stoff und seine realistische Durchführung
stieß sogar zum Teil auf direkten Widerspruch. Die Besetzung
und infolgedessen die Wiedergabe des Werkes licß zudem zu
wünschen übrig. Auch darin mag vielleicht ein Teil des un¬
günstigen Eindrucks gewurzelt haben. — Die Hofoper hat zur
Zeit unter einer Kapellmeisternot zu leiden. Generalmusik¬
direktor Schillings bedarf eines mehrwöchigen Erho¬
lungsurlaubes. Hofkapellmeister Band ist zu einer militäri¬
schen Dienstübung eingezogen und Hofkapellmeister Drach
auf vier Wochen einem Ruf an das Londoner Convent-Garden¬
Theater gefolgt. Als Helfer in der Not ist Kapellmeister Pit¬
teroff vom Stadttheater in Elberfeld eingesprungen, der
früher schon einmal eine Zeit lang am hiesigen Hoftheater tü¬
tig war und der auch den nächsten „Ring“-Zyklus (im Mo¬
nat Mai) leiten-wird¬