II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 60

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KARRERREERN
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omischen Situationen gibt, die mit ziemlich viel! nicht. Pierrette kommt. Sie hat Arleechino am den Darstellern sind an erster Stelle Arne van
Hochzeitsabend verlassen, um ihren früheren Ge= Erpeeum u. Elsa Hötzel zu nennen, sodann
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Behagen ausgenützt werden. Das Ganze ist eine
auch Albin Swoboda, denen sich noch eine
liebten zu besuchen. Sie wollen miteinander in
armlose, unterhaltende Geschichte aus einer
große Reihe von Nebenfiguren anschließen. Auch
den Tod gehen. Pierrot trinkt das Gift, sie ver¬
eutschen Kleinstabt, zum Schluß gibt es die üb¬
hier war die Spielleitung Gerhäusers Händen
e
liert den Mut und stürzt davon. Zweites Bild:
ichen Liebespaare und auch an der im deut¬
übergeben worden, Frl. Steinwender war
Hochzeitsgesellschaft. Arlecchino (der Bräutigam)
chen Singspiele von jeher beliebten Verspottung

mit der Einstudierung der Tänze betraut. A. E.
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mitten unter der vergnügten Schar unruhig und
er Amtspersonen, in diesem Falle des Ratsdie¬
verstimmt, bis Pierrette kommt. Er ahnt, was
ners, fehlt es nicht. Leo Blech ist ein trefflicher
vorgegangen. Arlecchino bemerkt, daß seiner
Musiker, seine Musik ist lebendig, sie verrät eine
Braut der Schleier sehlt, Pierrette selbst wird
seine Kenntuis der Instrumente, wozu vor
von der Erscheinung des toten Freundes ge¬
allem auch die Singstimme zu rechnen ist, sie
ängstigt. Das dritte Bild führt uns wieder
wirkt durch Melodik und durch eine ansprechende
in das Zimmer Pierrots. Arleechino kommt mit
Grazie. Durchaus stilrein ist die Oper jedoch
Pierrette, setzt die Leiche höhnisch in den Stuhl!
nicht. Bald wird man an die ältere Oper er¬
Oper von
und schließt Pierrette bei ihr ein. Wahnsinnig
innert, bald tritt der neuere Stil stärker hervor,
Pierrette,
vor Furcht führt die Geängstigte einen gräßlich
in dieser Beziehung zeigt sich an diesem einen
anyi.
wirkenden Tanz auf, um zuletzt tot zusammen¬
Tispiel, was überhaupt ein Charakteristikum
zubrechen.
frettisten ist der modernen Musik ist, das Schwanken, das Un¬
hervorzu¬
Das Gräßliche überwiegt in diesem Stoffe.
entschiedene. Nicht viele sind modern in dem
d zu stecken
Wenn auch den Tänzen ein breiter Raum ge¬
Sinne, daß sie nur nach vorwärts zeigen und
zu machen.
gönnt ist und ein Hauch wirklicher Wiener Luft zu
nicht noch die Eierschalen ihrer Entwicklung an
uch wieder
verspüren ist, so werden wir doch mit dem Ge¬
sich tragen. Blech gehört zu den letzteren, aber
d Pordes¬
sühle entlassen, Zeugen eines entsetzlichen Schau¬
seine Musik ist gefällig und hübsch und damit
m für ihre
spiels gewesen zu sein. Im Zeitalter der Salome
geben wir uns gerne zufrieden und warten, bis
haben. Die
und Elektra müssen unsere Nerven aber schon
die Eierschalen vollends abgestoßen werden.
rank. Was
etwas vertragen. Dohnanyi hat eine packende,
Unter Matthäus Pitteroffs Leitung
es Requisil,
und, wie es die Pantomime auch ersordert,
kamen bei dem keineswegs leicht auszuführen¬
Zwecke ist:
äußerst anschauliche Musik geschrieben. Als
twete Bür¬
den Stück, dessen szenisches Bild und Einstudie¬
Komponist besitzt er neben unleugbarem An¬
rung Emil Gerhäuser zu verdanken ist, die
versteckt, da
passungsvermögen an berühmte Vorbilder doch
mannigsochen Feinheiten zu voller Geltung. Die
nMoment
auch bedeutende eigene Erfindungsgabe, die sich
Besetzung des Einakters durch Anna Sutter,
Zeuge nö¬
besonders an einer Reihe von selbständigen Tän¬
Johanna Schönberger, Lisa Heinefetter,
zen nachweisen läßt. Nur die blühende, warme
sowie durch Albin Swoboda, Wolfgang Kan¬
wsahtr.
Melodik vermißt man, dazu ist diese Musik wie¬
zow und Ludwig Wiedemann war die denk¬
steuerbetrag
der zu ernst. Die starke Anteilnahme des Or¬
bar beste. Das auerkannte auch das Pubiikum,
twe kommt
chesters an den inneren, nicht nur an den äuße¬
Städtchen
das die Neuheit sehr beifällig aufnahm. Doh¬
ren Vorgängen auf der Bühne, verleiht dieser
nanyis Pantomime gab einen krassen
ner lächer¬
Pantomime einen höheren künstlerischen Wert,
k jetzt kann Gegensatz zu dem kleinbürgerlichen Bilde. Ar¬
als er der Gattung sonst im allgemeinen zu¬
and zu bit¬
tur Schnitzler's „Der Schleier der Pierrette“
kommt. Die Aufnahme des Stücks, das von Max
rgermeister bildet den Gegenstand der Handlung, die hiers Schillings selbst dirigiert wurde, war etwas
Phaber aus in das Wien vor hundert Jahren verlegt st.
kühl. Dazu mochte die Länge der Pantomime
liese beiden Drei Bilder. Zuerst Pierrots Zimmer. Diel beigetragen haben. Mehr zusammengedrängt
Anlaß zu! Freunde wollen ihn aufheitern, es gelingt ihnen müßten diese Bilder viel stärker wirken. Unter