II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 61

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Der Schlefender pierrette

und Boden legen sollen. Besondere Weihe erhalte sie ditrch Wir verwälten z war eine Großstadt, 1e106
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hat aber der übereifrige Rausdiener das hinterzagne Pfand¬ Teil wunde, kömen wir uns über
K. Hoftheater in Stuttgart.
objekt entdeckt und legt sofort Siegel an dasselbe an und „ver¬
Schnitzler, der einst so kräftig aufstre
L. H. Stuttgart 25. April. Die beiden Neuheiten des gestri¬
siegelt“ auf diese Weise seinen eigenen Herrn und Gebieter. in der Legende zu seinem Tanzpoem
gen Abends, Blechs einaktige komische Oper „Versiegelt“
Um den Kern dieser Haupthandlung gruppiert sich eine ganze der so unfruchtbaren Neuromantik:
und Arthur Schnitzlers Pantomime „Der Schleier der
Reihe von Nebenhandlungen, die sehr luftig und gleich der
mannsche Humore zu entwickeln, fin
Pierreite“Mi-Misik von E. v. Dohnanyi, waren sehr
Haupthandlung glücklich verlaufen, denn zum Schlusse erhält
sie zu meistern. Die Geschichte von
verschiedener Natur und fanden denn auch ein sehr verschiedenes
der Bürgermeister die Hand seiner vielverehrten Freundin,
ihrem Hochzeitstag von der Seite de
Schicksal, erstere eine überaus freundliche Aufnahme und letztere
sein Töchterlein die des ihm bis dahin von dem Vater hart¬
liebten Mannes flieht, ihren ehemali
eine solche, die von einer direkten Ablehnung kaum noch ver¬
näckig verweigerten Ratsschreibers. Die Nachbarin wird wie¬
Pierrot, aufsucht, diesen zu einem
schieden war, und die wohl etwas schroffer ausgefallen wäre,
der in den Besitz ihres vielgeliebten Schrankes gesetzt und die
mord zu bewegen sucht, ihn aber alle
wenn nicht das Publikum der mit der Hauptrolle betrauten
Kosten des ganzen Spasses hat einzig und allein der arme,
läßt, dann mit Hinterlassung ihr
5 Künstlerin seine Anerkennung für ihre vortreffliche Leistung
allzu pflichteifrige Ortsdiener zu tragen, dem gleichwohl mit
Hochzeitsgesellschaft zurückkehrt, von
hätte zu erkennen geben wollen. Merkwürdig war dabei der
ihnen keine gar zu schwere Last aufgebürdet wird. Die Musik
scheinung des gestorbenen Freunde
Umstand, daß in den Textverfassern beider Werke sich die
Blechs ist gefällig, melodisch und fließt leicht dahin, sich dabei
Schleier vermißt, diesen zurückholen
Vertreter zweier schroff von einander geschiedenen literarischen
geschickt in der Mitte zwischen älterer und neuerer Opernform
dem ihr nacheilenden Bräutigam ver
Zeitströmungen entgegentreten sollten, der gute, alte, zopfige
haltend; sie ist modern, auch in der Instrumentation, in ihrer
dem betrogenen Mann bei der Leiche
Raupach — denn nach seinem Lustspiele „Der versiegelte
Art aber eklektisch, denn ihr Urheber versteift sich nicht pedan¬
Geliebten eingeschlossen, den Qualen
Bürgermeister“ ist das Batkasche Libretto gearbeitet —
tisch aufdie eine oder die andere Schablone, er verwendet die
und von den herbeigeströmten Freun
und der hypermoderne Verfasser der „Liebelei“! Die Mittel, die sich ihm jeweils als die geeignetsten zur Ereichung aufgefunden wird ist so künstlich kon
Blechsche Oper ist etwas spät zu uns gelangt, deshalb soll sie
seines Zweckes darbieten und — was die Haupsache ist — der
anempfunden und so jeden Zuges
uns aber nicht minder willkommen sein. Ist sie auch kein
erstrebte Zweck wird von ihm allemal erreicht. Die Aufführung
gewaltsam und unwiderstehlich dem
Meisterwerk, so gehört sie doch zu der gesunden theatralischen
verlief unter Kapellmeister Pitteroffs musikalischer und Ober¬
der Leidenschaft entbehrend, daß ihr ?
Alltagskost, der die moderne Opernbühne noch viel weniger
regisseurs Gerhäusers szenischer Leitung bei sehr gefälliger
eines Tanzpoëms — und in dieser
entbehren kann als die irgend einer früheren Zeit. Der In¬ Inszenierung recht glatt und rund. Hr. Swoboda leistete
peinlichste berühren kann. Die Vorg
halt des Librettos braucht kaum angedeutet zu werden, es ist als Bürgermeister diesmal nicht nur gesanglich, sondern auch
Bühne sich entwickeln sehen, können
die alte Geschichte von dem gestrengen Herrn Bürgermeister,
darstellerisch Anerkennenswertes Frl. Sutter entfaltete als
einwirken, und leider ist es dem offen
der bei dem zärtlichen Stelldichein mit einer Freundin über¬
Frau Gertrud in gewohnter Weise ihren Frohsinn und ihr
nicht gegeben gewesen, sich durch seine
rascht wird und in der Not des Augenblicks kein anderes
unverwüstliches Temperament, und in Frl. Heinefetter
licher zu machen. Seine Musik, die
Versteck finden kann als einen Schrank. Leider ist dieser
und Hrn. Kanzow hatte das junge Paar eine ungewöhnlich
unbeträchtlichen Können Zeugnis ab
Schrank aber ein Pfandobjekt, das bei der bürgermeister¬
stimmfrische Vertretung gefunden. Nicht zu vergessen seien
ander entgegengesetzte Stimmungen i
lichen Freundin nur Unterkunft gefunden hat, weil seine auch der drollige und in gutem Sinne komische Ratsdiener
aus bedrückender Schwermut in den #
Eigentümerin, eine mit ihren Steuern im Rückstand gebliebenej des Hrn. Wiedemann und die sp ängstlich um ihren viel¬
und aus diesem in das Grauen des W
und bei dem würdigen Stadtoberhaupte nichts weniger als geliebten Schrank besorgte Frau Nachbarin des Frl. Schön¬
Aber, wenn unser Gemüt gewaltsam
gut angeschriebenen Nachbarin, es dem ihm drohenden Schick=berger.
quält und gefoltert worden ist, werfen
sal der öffentlichen Zwangsversteigerung entziehen möchte. Nun] Bei dem Schicksal, das der zweiten Neuheit des Abends zunach dem Warum auf. Um nichts,