II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 196

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23. Der Schleier der Pierrette

azesses die Lösung vorbereiten; jeder Ueberschwang ses, daß der Landtag unter dem Bänne seiner gestrigen mm.) Der neue gemeinsame Kriegsminister
inte ebenso schaden, wie auch unbeugsamer Pessimis¬
Rede stand, die die Liebe zum großen Vaterland mit ####itz Ritter v. Auffenberg hat sich heute einem
als Meltau wirken müßte.
der Treue und Anhänglichkeit an die engere Heimat in Mitarbeiter des „Az Est“ gegenüber folgendermaßen
Hätte der Befähigungsnachweis auch für Politiker
schöne Harmonie brachte.
geäußert:
aft und Geltung, so müßte er, wenn er in diesem
Am gestrigen Tage war es übrigens ganz besonders
„In Ungarn habe ich zuerst als Hauptmann ge¬
lle und bei dieser Persönlichkeit erst nötig wäre, dem
schwierig, den Landtag zu begrüßen. In die Genug¬
weilt. Lange Zeit habe ich in Budapest zugebracht.
rsten Thun als Ausgleichsstatthalter nach seiner
tuung, daß es gelungen war, den ruhigen Verlauf einer
Dann war ich von 1901 bis 1905 Brigadier in Raab.
S

gung des Nomans „Bergeholz Söhne“ von
Schleier=den Pierrette“, sondern auch „Der Bajazzo“.
Schleier seine moralsymbolische Macht, die Ungetreue
apunder Srre-Aachant Al. Schtembrer. Leie
zu leiden gehabkehätte, wenn nicht schließlich die
wird an geheimnisvollen Fäden ins Sterbezimmer
Stimme Carusos der Weckruf des Lebens gewesen
zurückgezogen, um als Beatrice vom Dolch ihres
wäre, der alle Gespenster bannte und den Scheußlich¬
Feuilleton.
Bruders zu fallen, als Pierrette den Verstand zu ver¬
keiten erschlichener Tragik ihre Schrecknisse nahm.
lieren und sich tot zu tanzen.
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„Um Liebe stirbst du!“ sagt Othello zu Des¬
Dagegen wäre kaum etwas einzuwenden, wenn
10 Hofoperntheater.
demona. Auch Schnitzlers Pierrette stirbt um Liebe,
nicht die höchst ungewöhnlichen, das feinere Gefühl des
er Schleier der Pierrette“, Pantomime von Artur Sa########ber nicht so einfach und folgerichtig wie das Kind
Zuschauers verletzenden Begleitumstände beim Ausgange
usik von Ernst v. Dohnanyi. — Enrieo Caruso als Basazzo.
des Brabantio. Die Pantomime und deren Heldin
Pierrettens bezeugten, daß zur Unzeit die Tragödie von
Als gestern im Orchester der Hofoper die Bässe
haben eine anrüchige Vergangenheit und eine verwickelte
1901 in der Pantomime von 1910 wieder auferstand.
einem Leitmotiv aus Wagners „Walküre“ ein¬
Vorgeschichte. Pierrette hieß einmal Beatrice, und
Schnitzler hatte den das Absurde streifenden Einfall,
ten, glaubten viele, die darin „das Wälsungen¬
ihr Schleier, den sie dem unbarmherzigen Tod als
Arleching (praesente cadavere) mit der vor Grauen
hlecht und sein Liebesleid“ erkennen wollten,
Unterpfand zurückläßt, wehte durch ein in schönen,
vergehenden Pierrette die Hochzeit nachfeiern zu lassen.
ruso werde anstatt des Bajazzo den Siegmund
gedankenvollen Versen geschriebenes fünfaktiges Schau¬
Der betrogene Ehemann rächt sich an seiner Frau,
en. Sie irrten sich. Jenes Motiv kündigte die
spiel des Dichters, das zur Zeit der Borgia und
indem er den Dritten zu Tisch ladet, ihm zutrinki und
nnliche Hauptperson der neuen Pantomime an,
Bentivoglio im Bologna des sechzehnien Jahrhunderts
ihn zum Zeugen seines Liebesglückes macht. Pierrette
che dem Auftreten des brühmten Gastes voran¬
spielt. „Der Schleier der Beatrice“ ist ein poetisches,
muß mit Erlechino anstoßen und auf das Wohl Pierrots
g: ein Urenkel Wotans und ein Hanswurst dazu,
wenn auch kein gutes Stück, „Der Schleier der
trinken, und sie muß sich auch die Zärtlichkeiten des
in auch kein singender, sondern ein springender.
Pierrette“ ein gutes, aber kein poetisches Ballettbuch.
Rächers gefallen lassen; er drängt sich näher an sie,
Auf die Gefahr hin, es mit unsern Lesern zu Dort tändelt die Geliebte des Dichters Filippo Loschi
umfaßt sie und sucht sie an sich zu ziehen. Wohl¬
derben, die gewiß, ebenso ungeduldig wie das
mit Träumen von Glanz und Glück, die den Selbst¬
verstanden: der Dritte ist der Leichnam, den der Gatte
ttwochpublikum der Hofoper, auf Caruso brennen,
mord zur schwarzen Folie haben, hier sucht die Ver¬
eigenhändig und mit großer Anstrengung vom Boden
ssen wir dem dort gegebenen bösen Beispiele folgen
mählte Arlechinos, eines ehrsamen Wiener Bürger¬
emporgerichet, an den Tisch herangeschleppt und auf
der getanzten Tragödie den Vortritt lassen. Artur
sohnes von Anno dazumal, in der Brautnacht Pierrot,
den Diwan gesetzt hat. Dann verbeugt sich Arlechino
chnitzler und Ernst v. Dohnanyi waren
ihren verlassenen Geliebten, wieder auf, um mit ihm
höhnisch vor dem Pärchen, das er nicht weiter stören
echt placiert mit ihrem „Schleier der Pierrette“.
zu sterben. In beiden Fällen bringt sich der betrogene
will — „Du bist ja in guter Gesellschaft!“ sagt er zu
e antizipierte Häufung schauriger Harlekinaden,
Liebhaber allein um, während das Weib angesichts des
Pierrette — und geht zur Tür hinaus, die er hinter sich
che die heiteren Masken der Commedia del¬
Todes den Mut verliert und den Giftbecher nicht
zuschließt.
ete als kontrastierendes Effektmittel für höhere
trinkt — die psychologische Erfahrung spricht sonst
Von einem grausamen Wollüstling der bei aus¬
tische Gegenstände benützen, ist als ein Mißgriff
für das umgekehrte Verhältnis —, und hüben wie schweifenden Tichtern so beliebten Renaissancezeit hätten
Programms zu betrachten, unter dem die Panto=drüben erweist der bei der Leiche liegen gebliebene, wir uns einer solchen Summe gehäufter Scheußlichkeiten
ne wie das Musikdrama, also nicht nur „Der durch den Ehebruch vor vollzogener Ehe befleckte allenfalls versehen, ohne ihnn deshalb Geschmack ab¬