dokumenten und Studienzeugnissen auch Arbeiten mitzubringen, die eine
Beurteilung ihres künstlerischen Könnens ermöglichen. Zum Eintritt in
diese Hochschule sind erforderlich: der Nachweis über die mit gutem
Erfolge absolvierten Studien einer Untermittelschule oder einer gleich¬
wertigen Anstalt sowie die ordnungsmäßige Absolvierung der allgemeinen
Bildhauerschule einer österreichischen Kunstakademie oder einer
dieser entsprechenden Abteilung einer österreichischen Kunstgewerbe¬
schule. Nähere Auskünfte sind im Selretariate, Wien, 4. Bezirk,
Starhemberggasse Nr. 40, erhältlich.
(Die erste Schulzahnklinik in Wien.) Die „Oesterreichische
Gesellschaft für Zahnpflege in den Schulen“ eröffnet Sonntag den
1. Oktober um halb 11 Uhr vormittags in feierlicher Weise die erste
Wiener Schulzahnklinik e der städtischen Schule in Hütteldorf, Linzer¬
straße 419.
(Vom Semmering) wird berichtet: Das Welter ist hier wieder
prachtvoll und dürfte so wie das frische Grün der Wiesen und Wälder
bis Ende Oktober anhalten.
(Preiserhöhung für Fässer.) Infolge der fortgesetzten
Steigerung sämtlicher Rohmaterialen sowie der neu aufgestellten,
bedeutend erhöhten Lohnsorderungen der Arbeiterschaft gibt die Wiener
Faßbinder=Genossenschaft bekannt, daß sie zu den bisherigen Preisen
einen allgemeinen Aufschlag von zehn Prozent bereehnen muß.
(Eine Bluttat in Favoriten.) Gestern mittags hat sich im
10. Bezirk ein blutiges Drama ereignet. Wir erfahren darüber folgendes:
Im ersten Stock des Hauses Favoriten, Eugengasse 92, wohnte der
25jährige Hilfsarbeiter Rudolf Korbler mit seiner Geliebten Marie
Kwasnitschka, welche von ihren vier Kindern zwei bei sich hatte,
den vierjährigen Rudolf und die zweijährige Anna Kwasnitschka. Aus
einem nichtigen Anlasse ist in den letzten Tagen eine Spannung zwischen
Korbler und der Kwasnitschka entstanden und es gab deshalb wiederholt
Streit. Gestern vormittags war Korbler ganz verstört, weshalb die Frau,
als sie gegen Mittag fortgehen wollte, die Kinder einer Nachbarin über¬
gab, was Korbler sehr übel ausgenommen hat. Er ging auf die Frau
zu und suchte sie zu beruhigen. Die Frau brachte tatsächlich die Kinder,
zurück, wollte aber zum Polizeikommissariat Favoriten gehen, um die
Anzeige zu erstatien, damit die Kinder und sie vor dem offenbar nicht
ganz Normalen geschützt seien. In der Zwischenzeit hat nun Korbler mit
einem Revolver erst auf die zweijährige Anna geschossen und ihr eine
lebensgefährliche Wunde an der linken Schläfe beigebracht. Dann hat er
auf den Sohn Rudolf geschossen; die Kugel streifte das Kind aber bloß
am Scheitel. Zum Schlusse richtete Korbler die Waffe gegen sich. Er
jagte sich eine Kugel in die rechte Schläfe über dem Scheitelbein und
sank sofort sterbend zusammen. Im Hause hatte man die Detonationen
gehört. Man drang in die Wohnung ein und fand die drei Personen
blutüberströmt. Die Filiale der Rettungsgesellschaft wurde berufen. Sie
konnte bei Korbler nur den Eintritt des Todes feststellen. Rudolf
und Anna Kwasnitschka wurden verbunden und in das Kaiser Franz
Josephs=Spital gebracht. Die kleine Anna dürfte kaum davonkommen.
(Verlust auf dem Manöverfeld.) Wir werden um Aufnahme
folgender Zeilen ersucht: Auf dem Manöverfelde in Nordungarn ist
einem Offizier ein großer Kodalapparat mit einer schwarzen Ledertasche,
an der ein Tragriemen abgerissen war, in Verlust geraten. Der Apparat
dürfte am 13. d. auf dem Standorte der Manöverleitung bei Szemelnye
(Bartfa, Zboro) liegen geblieben sein. Es wird ersucht, den Apparat im
Auffindungsfalle an die photographische Verlagsfirma Lechner, Wien,
1. Bez., Graben Nr. 30, zu senden. Der Finder erhält eine Belohnung
von 50 Kronen.
(Raubversuch in einem Berliner Postamt.) Aus Berlin,
20. d., wird uns berichtet: Heute vormittags kam in das Postamt 50
in der Marburgstraße ein Mann, der einen chiffrierten Brief verlangte.
Als der Beamte den Brief suchte, griff der Mann durch den Schalter
durch und raubte 750 Mark. Der Dieb wurde verfolgt und fest¬
genommen. Er ist ein Koch namens Balzer. Bei der Einlieferung
suchte er sich aus dem Fenster zu stürzen, wurde jedoch noch im letztn
Augenblick zurückgerissen.
(Gerüchte über einen Kellnerstreik im Apollotheater.)
Direktor Ben Tieber des Apoklotheaters ersucht um Aufnahme fel¬
gender Zeilen: Während ich auf Urlaub weilte, regte mein Geschäfts¬
führer schriftlich an, daß in meinem Apollotheater für jene Kellner,
welche unmittelbar mit dem Servierdienste zu tun haben, ein Schnur¬
bartverbot erlassen werde. Ich gab meine Einwilligung zu diesem Vor¬
schlage. Seither ist mir weder direkt noch indirekt eine Mitteilung des
Inhaltes geworden, daß sich irgend einer der bei mir beschäftigten
Kellner über diese Neueinführung beklage. Erst aus Zeitungen erfahre
ich, daß däs Schnurrbartverbot als verletzend für den Kellnerstand auf¬
gefaßt und zum Gegenstande einer Beschwerde gemacht wird, der aller¬
dings gerade die bei mir beschäftigten Kellner ganz fremd gegenüler¬
stehen. Wären meine Kellner an mich mit der Bilte herangetreten, die
Einführung aufzuheben, hätte ich sicher dem Ansuchen Rechnung ge¬
tragen. Nun ist es wohl ganz aus der Luft gegriffen, wenn von einem
drohenden Kellnerstreik im Apollotheater gesprochen wird. Immerhin
lege ich so wenig Gewicht auf die zu einer großen Aktion aufgebauschte
Schnurrbartfrage, daß ich es von jetzt ab den Kellnern anheimstelle,
Bart zu tragen oder nicht.
* (Streikbeendigung in Graz.) Aus Graz, 20. d., wird tele
graphiert: Der vor drei Monaten begonnene Streik der Tischler.
gehilfen und Maschinenarbeiter wurde unter Ver¬
mittlung des Statthalters und des Gewerbe=Inspektors heute nach An¬
nahme einer beide Teile befriedigenden Vereinbarung beigelegt.
Die Arbeit wird morgen wieder ausgenommen werden.
*(Eine explodierte Zigarette.) Aus Budapest, 20. d.,
wird uns telegraphiert: Als gestern der Kellner Adam Somogyi
sich eine Zigarette anzündete, explodierte diese beim dritten Zuge.
Somogyi, der an Nase, Zunge und Lippen erhebliche Verletzungen erlitt,
beabsichtigt, das Finanzärar zu klagen.
(Lebensmüde.) Der 35jährige Portier Josef L. hat sich gestern nach¬
mittags um 1 Uhr in seiner Wohnung Landstraße, Jacquingasse, aus einem
Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe geschossen und ist bewußtlos zu¬
sammengestürzt. Er wurde von d.r Rettungsgesellschaft in das Rudolfsspital
gebracht. L. soll den Selbstmordversuch aus Kränkung über eine ihm zugefügte
Beleidigung ausgeführt haben.
(Apollotheater.) Schon in zehn Tagen verabschiedet sich das Er¬
öffnungsprogramm des Apollotheaters, das secks Wochen lang dem Apollo¬
theater einen großen Erfolg und täglich volle Häuser gebracht hat. Sonntag
den 24. September findet die letzte Nachmittagsvorstelkung in diesem Monat
bei kleinen Preisen statt, in der das vollständige Abendprogramm: die ge¬
feierte Stasia Napierkowska, Bird Millmann, die Wunderschimpansin Grete,
Chev. Thorn in seinem „Traumland“, die lustigen Bogannys, die Beleft
Sisters, Demotritos 2c., auftritt und die lustige Operette „Das Teufelsmädel“
zur Aufführung gelangt.
(Kolosseum.) Nur mehr ganz kurze Zeit hat das Wiener Publikum
Gelegenheit, den berühmten Gedankenleser Andrejé zu bewundern. Andrejé
vollführt allabendlich Experimente, die ins Gebiet des Unfaßbaren grenzen
und im Publikum größte Sensation erregen. Außerdem bringt das Er¬
öffnungsprogramm die schöne Lina Muratti in ihrem Ausstattungsstück „Die
vier Jahreszeiten“ die unvergleichlichen Keulenjongleure Mac Bans, „Den¬
Mann in der Kanne“ mit seinem rätselhaften Entfeßlungsversuch, die lustige
Aschersche Operette „Eine sidele Nacht“ mit den Damen Calice, Marlow,
Gribl und den Herren Wieser. Ettlinger und Schauer.
(Zirkus Cyrill Hatle.) Ende dieses Monats trifft dieses erstrangige
Zirkusunternehmen zum erstenmal in Wien ein, um im Zirkus Busch¬
Gebäude im Prater eine kurze Saison zu absolvieren. Die hohe Bedentung
des Zirkus Hatle ist am klarsten dadurch dokumentiert, daß er in der ver¬
gangenen Saison in Berlin dreieinhalb Monate hindurch trotz Kon¬
kurrenz des Zirkus Busch und Zirkus Schumann mit großem künstlerischen
Erfolge gastiert hat. Zirkus Hatle bereist alle Hauptstädte des Kontinents
und trifst, wie gesagt, auf dieser Tournee in Wien zum erstenmal ein. Gro߬
artige Pferdedressuren und eine Schar erstllassiger Artisten aller Kunst¬
gattungen finden sich im Programm des Zirkus Hatle vereint, und die
Premiere wird sich sicher zu einer Lokalsensation gestalten.
(Versicherung gegen Kursverlust.) Das Bankhaus Schelhammer u.
Schattera, 1. Bezirk, Stephansplatz 11, übernimmt Versicherungsanmeldungen
für die am 2. Oktober d. J. stattfindende Ziehung der Theißlose a Kr. 2.40
per Stück entgegen.
(Deutsche Dampffischerei „Nordsee“.) Vielfachen Wünschen des
Publikums entsprechend, eröffnet genannte Gesellschaft am heutigen Tage auch
eine Verkaufsstelle ihrer Seefische auf dem Zentralfischwarkt, 1. Bezirk, Franz
Josephs=Kai, wodurch namentlich den Bewohnern des Kaiviertels und Teilen
des 9. Bezirkes gedient sein wird.
—
A
eersten
SP ATENDRAS
4
30297
(pasteurfsiert.)
chü Marke Das feinste haltbarste Flaschenbier.
ZUSTELLUNG U.VERSAND DURCH DAS DEPöT.
M.WILLISCH.K. u. K HOFL. WIEN XV. BEING, 10. TELEPHON 1894.
FFR REeiche
Steeragen
##c Cheater und Kunst.
„Der Schleier der Vierrette“.
Pantomkme in drei Bildern. Handlung von Arthur Schnitzler.
*
Musik von Ernst v. Dohnanyi.
Erstaufführung an der Hofoper.
In neuerer Zeit hat sich das Interesse der Komponisten
wiederum der Pantomime zugewendét. Soll man diese Erscheinung
etwa beklagen als eine unnatürliche Rückbildung der dramatischen
Musik von der Gesangs= zur Gebärdenspraches=Gewiß, zu ihrer
stärksten Wirkung kommt die Pantomime im Organismus jedes
musikalischen Dramas, in dem sie ein so wichtiges Element bildet.
Unseren Komponisten, die nicht romanisches Blut in den Adern
haben, wären Versuche in pantomimischer Musik als eine Vor¬
schule der Opernkomposition sogar sehr zu empfehlen. Aber abge¬
sehen von dieser erziehlichen Bedeutung stellt sich doch immer mehr
heraus, daß die größartige Synthese der Künste und Kunstarten im
Musikdrama das gesonderte Daseinsrecht der Kunstarten nicht auf¬
hebt, schon darum nicht, weil jede Kunstärt wertvolle Kräfte in
sich birgt, die nur in der Vereipzelung, nicht in der Verbindung
mit anderen ausgelöst werden. Was ist es nun, was unsere Ton¬
dichter immer wieder zur Pantomime ziebtes Jit es bloß die
Mh Ln.
sEr
Beurteilung ihres künstlerischen Könnens ermöglichen. Zum Eintritt in
diese Hochschule sind erforderlich: der Nachweis über die mit gutem
Erfolge absolvierten Studien einer Untermittelschule oder einer gleich¬
wertigen Anstalt sowie die ordnungsmäßige Absolvierung der allgemeinen
Bildhauerschule einer österreichischen Kunstakademie oder einer
dieser entsprechenden Abteilung einer österreichischen Kunstgewerbe¬
schule. Nähere Auskünfte sind im Selretariate, Wien, 4. Bezirk,
Starhemberggasse Nr. 40, erhältlich.
(Die erste Schulzahnklinik in Wien.) Die „Oesterreichische
Gesellschaft für Zahnpflege in den Schulen“ eröffnet Sonntag den
1. Oktober um halb 11 Uhr vormittags in feierlicher Weise die erste
Wiener Schulzahnklinik e der städtischen Schule in Hütteldorf, Linzer¬
straße 419.
(Vom Semmering) wird berichtet: Das Welter ist hier wieder
prachtvoll und dürfte so wie das frische Grün der Wiesen und Wälder
bis Ende Oktober anhalten.
(Preiserhöhung für Fässer.) Infolge der fortgesetzten
Steigerung sämtlicher Rohmaterialen sowie der neu aufgestellten,
bedeutend erhöhten Lohnsorderungen der Arbeiterschaft gibt die Wiener
Faßbinder=Genossenschaft bekannt, daß sie zu den bisherigen Preisen
einen allgemeinen Aufschlag von zehn Prozent bereehnen muß.
(Eine Bluttat in Favoriten.) Gestern mittags hat sich im
10. Bezirk ein blutiges Drama ereignet. Wir erfahren darüber folgendes:
Im ersten Stock des Hauses Favoriten, Eugengasse 92, wohnte der
25jährige Hilfsarbeiter Rudolf Korbler mit seiner Geliebten Marie
Kwasnitschka, welche von ihren vier Kindern zwei bei sich hatte,
den vierjährigen Rudolf und die zweijährige Anna Kwasnitschka. Aus
einem nichtigen Anlasse ist in den letzten Tagen eine Spannung zwischen
Korbler und der Kwasnitschka entstanden und es gab deshalb wiederholt
Streit. Gestern vormittags war Korbler ganz verstört, weshalb die Frau,
als sie gegen Mittag fortgehen wollte, die Kinder einer Nachbarin über¬
gab, was Korbler sehr übel ausgenommen hat. Er ging auf die Frau
zu und suchte sie zu beruhigen. Die Frau brachte tatsächlich die Kinder,
zurück, wollte aber zum Polizeikommissariat Favoriten gehen, um die
Anzeige zu erstatien, damit die Kinder und sie vor dem offenbar nicht
ganz Normalen geschützt seien. In der Zwischenzeit hat nun Korbler mit
einem Revolver erst auf die zweijährige Anna geschossen und ihr eine
lebensgefährliche Wunde an der linken Schläfe beigebracht. Dann hat er
auf den Sohn Rudolf geschossen; die Kugel streifte das Kind aber bloß
am Scheitel. Zum Schlusse richtete Korbler die Waffe gegen sich. Er
jagte sich eine Kugel in die rechte Schläfe über dem Scheitelbein und
sank sofort sterbend zusammen. Im Hause hatte man die Detonationen
gehört. Man drang in die Wohnung ein und fand die drei Personen
blutüberströmt. Die Filiale der Rettungsgesellschaft wurde berufen. Sie
konnte bei Korbler nur den Eintritt des Todes feststellen. Rudolf
und Anna Kwasnitschka wurden verbunden und in das Kaiser Franz
Josephs=Spital gebracht. Die kleine Anna dürfte kaum davonkommen.
(Verlust auf dem Manöverfeld.) Wir werden um Aufnahme
folgender Zeilen ersucht: Auf dem Manöverfelde in Nordungarn ist
einem Offizier ein großer Kodalapparat mit einer schwarzen Ledertasche,
an der ein Tragriemen abgerissen war, in Verlust geraten. Der Apparat
dürfte am 13. d. auf dem Standorte der Manöverleitung bei Szemelnye
(Bartfa, Zboro) liegen geblieben sein. Es wird ersucht, den Apparat im
Auffindungsfalle an die photographische Verlagsfirma Lechner, Wien,
1. Bez., Graben Nr. 30, zu senden. Der Finder erhält eine Belohnung
von 50 Kronen.
(Raubversuch in einem Berliner Postamt.) Aus Berlin,
20. d., wird uns berichtet: Heute vormittags kam in das Postamt 50
in der Marburgstraße ein Mann, der einen chiffrierten Brief verlangte.
Als der Beamte den Brief suchte, griff der Mann durch den Schalter
durch und raubte 750 Mark. Der Dieb wurde verfolgt und fest¬
genommen. Er ist ein Koch namens Balzer. Bei der Einlieferung
suchte er sich aus dem Fenster zu stürzen, wurde jedoch noch im letztn
Augenblick zurückgerissen.
(Gerüchte über einen Kellnerstreik im Apollotheater.)
Direktor Ben Tieber des Apoklotheaters ersucht um Aufnahme fel¬
gender Zeilen: Während ich auf Urlaub weilte, regte mein Geschäfts¬
führer schriftlich an, daß in meinem Apollotheater für jene Kellner,
welche unmittelbar mit dem Servierdienste zu tun haben, ein Schnur¬
bartverbot erlassen werde. Ich gab meine Einwilligung zu diesem Vor¬
schlage. Seither ist mir weder direkt noch indirekt eine Mitteilung des
Inhaltes geworden, daß sich irgend einer der bei mir beschäftigten
Kellner über diese Neueinführung beklage. Erst aus Zeitungen erfahre
ich, daß däs Schnurrbartverbot als verletzend für den Kellnerstand auf¬
gefaßt und zum Gegenstande einer Beschwerde gemacht wird, der aller¬
dings gerade die bei mir beschäftigten Kellner ganz fremd gegenüler¬
stehen. Wären meine Kellner an mich mit der Bilte herangetreten, die
Einführung aufzuheben, hätte ich sicher dem Ansuchen Rechnung ge¬
tragen. Nun ist es wohl ganz aus der Luft gegriffen, wenn von einem
drohenden Kellnerstreik im Apollotheater gesprochen wird. Immerhin
lege ich so wenig Gewicht auf die zu einer großen Aktion aufgebauschte
Schnurrbartfrage, daß ich es von jetzt ab den Kellnern anheimstelle,
Bart zu tragen oder nicht.
* (Streikbeendigung in Graz.) Aus Graz, 20. d., wird tele
graphiert: Der vor drei Monaten begonnene Streik der Tischler.
gehilfen und Maschinenarbeiter wurde unter Ver¬
mittlung des Statthalters und des Gewerbe=Inspektors heute nach An¬
nahme einer beide Teile befriedigenden Vereinbarung beigelegt.
Die Arbeit wird morgen wieder ausgenommen werden.
*(Eine explodierte Zigarette.) Aus Budapest, 20. d.,
wird uns telegraphiert: Als gestern der Kellner Adam Somogyi
sich eine Zigarette anzündete, explodierte diese beim dritten Zuge.
Somogyi, der an Nase, Zunge und Lippen erhebliche Verletzungen erlitt,
beabsichtigt, das Finanzärar zu klagen.
(Lebensmüde.) Der 35jährige Portier Josef L. hat sich gestern nach¬
mittags um 1 Uhr in seiner Wohnung Landstraße, Jacquingasse, aus einem
Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe geschossen und ist bewußtlos zu¬
sammengestürzt. Er wurde von d.r Rettungsgesellschaft in das Rudolfsspital
gebracht. L. soll den Selbstmordversuch aus Kränkung über eine ihm zugefügte
Beleidigung ausgeführt haben.
(Apollotheater.) Schon in zehn Tagen verabschiedet sich das Er¬
öffnungsprogramm des Apollotheaters, das secks Wochen lang dem Apollo¬
theater einen großen Erfolg und täglich volle Häuser gebracht hat. Sonntag
den 24. September findet die letzte Nachmittagsvorstelkung in diesem Monat
bei kleinen Preisen statt, in der das vollständige Abendprogramm: die ge¬
feierte Stasia Napierkowska, Bird Millmann, die Wunderschimpansin Grete,
Chev. Thorn in seinem „Traumland“, die lustigen Bogannys, die Beleft
Sisters, Demotritos 2c., auftritt und die lustige Operette „Das Teufelsmädel“
zur Aufführung gelangt.
(Kolosseum.) Nur mehr ganz kurze Zeit hat das Wiener Publikum
Gelegenheit, den berühmten Gedankenleser Andrejé zu bewundern. Andrejé
vollführt allabendlich Experimente, die ins Gebiet des Unfaßbaren grenzen
und im Publikum größte Sensation erregen. Außerdem bringt das Er¬
öffnungsprogramm die schöne Lina Muratti in ihrem Ausstattungsstück „Die
vier Jahreszeiten“ die unvergleichlichen Keulenjongleure Mac Bans, „Den¬
Mann in der Kanne“ mit seinem rätselhaften Entfeßlungsversuch, die lustige
Aschersche Operette „Eine sidele Nacht“ mit den Damen Calice, Marlow,
Gribl und den Herren Wieser. Ettlinger und Schauer.
(Zirkus Cyrill Hatle.) Ende dieses Monats trifft dieses erstrangige
Zirkusunternehmen zum erstenmal in Wien ein, um im Zirkus Busch¬
Gebäude im Prater eine kurze Saison zu absolvieren. Die hohe Bedentung
des Zirkus Hatle ist am klarsten dadurch dokumentiert, daß er in der ver¬
gangenen Saison in Berlin dreieinhalb Monate hindurch trotz Kon¬
kurrenz des Zirkus Busch und Zirkus Schumann mit großem künstlerischen
Erfolge gastiert hat. Zirkus Hatle bereist alle Hauptstädte des Kontinents
und trifst, wie gesagt, auf dieser Tournee in Wien zum erstenmal ein. Gro߬
artige Pferdedressuren und eine Schar erstllassiger Artisten aller Kunst¬
gattungen finden sich im Programm des Zirkus Hatle vereint, und die
Premiere wird sich sicher zu einer Lokalsensation gestalten.
(Versicherung gegen Kursverlust.) Das Bankhaus Schelhammer u.
Schattera, 1. Bezirk, Stephansplatz 11, übernimmt Versicherungsanmeldungen
für die am 2. Oktober d. J. stattfindende Ziehung der Theißlose a Kr. 2.40
per Stück entgegen.
(Deutsche Dampffischerei „Nordsee“.) Vielfachen Wünschen des
Publikums entsprechend, eröffnet genannte Gesellschaft am heutigen Tage auch
eine Verkaufsstelle ihrer Seefische auf dem Zentralfischwarkt, 1. Bezirk, Franz
Josephs=Kai, wodurch namentlich den Bewohnern des Kaiviertels und Teilen
des 9. Bezirkes gedient sein wird.
—
A
eersten
SP ATENDRAS
4
30297
(pasteurfsiert.)
chü Marke Das feinste haltbarste Flaschenbier.
ZUSTELLUNG U.VERSAND DURCH DAS DEPöT.
M.WILLISCH.K. u. K HOFL. WIEN XV. BEING, 10. TELEPHON 1894.
FFR REeiche
Steeragen
##c Cheater und Kunst.
„Der Schleier der Vierrette“.
Pantomkme in drei Bildern. Handlung von Arthur Schnitzler.
*
Musik von Ernst v. Dohnanyi.
Erstaufführung an der Hofoper.
In neuerer Zeit hat sich das Interesse der Komponisten
wiederum der Pantomime zugewendét. Soll man diese Erscheinung
etwa beklagen als eine unnatürliche Rückbildung der dramatischen
Musik von der Gesangs= zur Gebärdenspraches=Gewiß, zu ihrer
stärksten Wirkung kommt die Pantomime im Organismus jedes
musikalischen Dramas, in dem sie ein so wichtiges Element bildet.
Unseren Komponisten, die nicht romanisches Blut in den Adern
haben, wären Versuche in pantomimischer Musik als eine Vor¬
schule der Opernkomposition sogar sehr zu empfehlen. Aber abge¬
sehen von dieser erziehlichen Bedeutung stellt sich doch immer mehr
heraus, daß die größartige Synthese der Künste und Kunstarten im
Musikdrama das gesonderte Daseinsrecht der Kunstarten nicht auf¬
hebt, schon darum nicht, weil jede Kunstärt wertvolle Kräfte in
sich birgt, die nur in der Vereipzelung, nicht in der Verbindung
mit anderen ausgelöst werden. Was ist es nun, was unsere Ton¬
dichter immer wieder zur Pantomime ziebtes Jit es bloß die
Mh Ln.
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