Caruso hatte zudem diesmal eine Partie für sein
erstes Wiederauftreten gewählt, die er in Win noch
nicht gesungen hatte, u. zw. den Canio in Leoncavallos
zweiaktiger Oper: „Der Bajazzo“. Diese Roll; bietet
auser der Klage des Bajazzos und dessen Arie im
zweiten Akt dem Sänger keine Gelegenheit, mit seiner
(Stimme zu paradieren. Das aber paßt eben Caruso,
der mit seinem prachtvollen Organ ungemein sparsan
vorgeht. Wie gerne möchte man ihn einmal in einer
Oper hören, in welcher der erste Tenor dominieren
würde. Caruso beobachtet aber eine weise Oekonowie
in der Verwendung seiner herrlichen Stimmittel, die er
nur im großen Affekt mit Elan produziert, dann aber
die enthusiasmierten Hörer in Elstase versetzt. Das tat
er denn auch gestern und die wundervolle Art, in der
er die Arte im zweiten Akt sang, erregte einen end¬
losen Jubel. Da capo-Rufe wurden laut, doch ließ sich
Caplko zu keiner Wiederholung herbei. Das Publ kum
„begnügte sich schließlich damit, den großen Künstler
immer wieder vor die Rampe zu rufen. Frau Kinring
als Nedda und Herr Schwarz als Tonio behaupteten
sich mit Ehren neben dem gefeierten Gast.
Der Bajazzo=Tragödie war als Novität eine
Pantomime vorausgegangen, die auf dem gleichen
Grundton basiert. Artur Schnitzler hat aus seinem
„Schleier der Beatrice“ eine Pantomime gemacht, deren
Sujet grausig und doch langweilig wirkt. Aus Beatrice
ist eine Pierrette geworden, die den Pierrot liebt, jedoch
über Wunsch ihrer Eitern den Arlechino heiratet. Vom
Hochze tsfest enteilt sie zu dem Geliebten, dem sie den
Vorschlag macht, gemeinsam mit ihr zu sterben. Sie
reicht ihm eine Phiole, die Gift enthält. Der Pierret
weigert sich anfänglich, geht aber doch darauf ein. Sie
feiern noch ein Liebesmahl miteinander, dann trinkt
der Pierrot den todbringenden Trank. In Pierrette
aber erwacht die Lebenslust, sie schaudert und zögert,
der Pierrot schlägt ihr verächtlich das Glas aus der
Hand, sinkt aber alsbald entseelt zu Boden.
Pierrette flieht nun in großer Erregung ins Eltern¬
haus zurück, wo ihr Verschwinden unter den Gästen
des Hochzeitsfestes bereits Aufsehen und die Eisersucht
Arlechinos hervorgerufen hat. Als Pierrette erscheint,
bestürmt sie Arlechino mit Fragen nach ihrem Verweilen
und bemerkt, daß sie den Brautschleier verloren hat, der
ihr in Pierrots Zimmer entfallen war. Pierrette sucht den
zürnenden Arlechino zu beruhigen; sie tanzt mit ihm.
Da tritt ihr plötzlich, und nur ihr sichtbar, der tote
Pierrot mit dem wehenden Schleier in der Hand
entgegen. Fast besinnungslos eilt sie, den Gatten
mit sich ziehend, dem Schleier nach und kommt
so in das Z mmer zurück, in welchem der entseelte
Pierrot liegt. Bei dessen Anblick geht dem Arlechino
ein Licht auf. Er errät den Zusammenhang und nimmt
nun grausame Rache. Er richtet den Toten auf, setzt
ihn zu Tisch und will Pierette zwingen, mit ihrem toten
Geliebten, dem er ein Glas Wein in die Hand drückt,
anzustoßen. Sie weigert sich voll Entsetzen; die Szene##
wird aber für den Zuschauer geradezu zu einer
als Arlechino hohnlacheng
peinlichen Qual,
das Zimmer verläßt, die Tür absperrt und die ver¬
zweifelnde Pierrette mit dem Toten allein läßt. Der
Wahnsinn überkommt sie; sie führt einen bacchantischen
Tanz auf, nach welchem sie dem Pierrot zu Füßen
stürzt und stirbt.
Zu diesem grausigen Sujet hat Ernst v. Dohnanyi
der berühmte Pianist, eine Musik geschrieben, die ihn
als einen gewandten Komponisten zeigt, der sich auf di
moderne Technik versteht. Eigene Gedanken aber hat er
wenig und überall begegnen wir Reminiszenzen. Doch
ist die Musik Dohnanyis noch der bessere Teil der
Pantomime, für deren schwierige Darstellung sich
Frln. Jamrich und die Herren Czadill und God¬
lewski aufopferungsvoll einsetzten. Auch die stimmungs¬
volle Regie des Herrn v. Wymetal verdient volles
Lod. Das Publikum verhielt sich jedoch sehr kühl zu
dieser Novität, die wir nicht als einen Gewinn für das
Alpha.
Repertoire bezeichnen können.
Der Vorstellung wohnten in den Hoflogen Erzherzog
Franz Ferdinand in Admiralsuniform mit Ge¬