II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 219

23. Der Schleienden Bierrette
Telephon 12.801.
„ODSENTEN
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapclis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
auelienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
&2 SEPNEREEIGRLEMIA. PRAG
vom:
„Der Schleier der Pierette,“ Arthur
Schnitzlans= und Ernst von Dohnanyis
BalleiWpantomime, in Prag bekanntlich erfolgreich
gegeben, stieß bei ihrer vorgestrigen Wiener Pre¬
miere auf Widerspruch. Das auf die nachfolgende
Caruso=Sensation gespannte Publikum hatte für das
düstere Stück nichts ührig und lehnte es ab. Caruso
feierte hierauf als „Bajazzo“ seinen gewohnten
Triumph.

Telephon 12.801.

„OBSERVER‘
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplats 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christlania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
burg, Toronto.
(Guellenangabe omne Gowäht.
Ausschnitt aus:
AUST
Leprchse Korgen Zörtung,
9.
*
vom: 2.2 SEP 1911
Enrüco Caruso hat die Reihe seiner europäischen Gastspiele
(am Mittwoch an der Wiener Hofoper mit dem Canio in „Bujazzo“
eröffnet. Er war, wie so häufig, anfänglich matt, entfaltete dann
über bald den Glanz seiner unverändert herrlichen Stimme und die
Wucht seiner großzügigen Darstellung. Dem Caruso=Auftreten vorauf
ging die Premiere der Pantomime „Der Schleier der
Pierrette“ von Arthur Schnitzler und Dohnanyi, ohne tieferen
Eindruck zu hinterlassen. Viel bemerkt wurde es, daß der Erzherzog¬
Thronfolger mit seiner Gattin vor dem Erscheinen Carusos das
Theater verließ.
box 28
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
151
22 SEFESRu Tagenost
vom:
42, Stermark

GE
S
Theater und Musik.
Der Schleier der Pierrette.
# Pantomime von Artur Schnitzler mit Musik von Ernst
S

Wien, 21. September.
Das war gestern ein teurer Abend in der Hof¬
oper. Vierfache Preise! Und die einfachen sind doch
schon „unerschwinglich“ genug. Aber der Versuch
glückte; das Alter der Welt schützt sie nicht vor der
Torheit, die unsterblich ist. „Ganz Wien“ drängte sich
in festlicher Tracht herzu, um für, nicht gegen die
Teuerung zu demonstrieren. Caruso als Bajazzo mußte
gesehen und gehört werden, bei vier= bis zehnfachen
Preisen — so arg trieben es die Zwischenhändler. Und
wer dabei am meisten zu gewinnen hoffte, das waren
die „glücklichen“ Autoren der Pantomime, die vor dem
Auftreten Carusos zum erstenmal gegeben wurde. Eine
solche Premiere ward doch noch nicht erlebt.
Ja, in der Tat! Eine solche Premiere ward —
zum mindesten selten erlebt. Ein Dichter wie Schnitzler,
ein Musiker wie Dohnanyi, eine neue, originelle Auf¬
gabe für die mimischen Kräfte der Hofoper, das
glänzendste Publikum, allgemeine Spannung — und
dann war es nichts, rein gar nichts, schlimmer als
nichts. Das Trügerische des Werkes kennzeichnet sich
schon im Titel. Der Schleier ist nämlich vollkommen
überflüssig. Ein Liebespaar will gemeinsam in den
Tod gehen. Aber im letzten Augenblicke entsinkt der
Liebenden der Mut. Er stirbt, sie bleibt am Leben,
und wird Braut eines anderen. Doch der Tote er¬
scheint ihr beim Hochzeitsfeste und holt sie zu sich
in seine Wohnung, und der Bräutigam rächt sich an
der Braut, indem er sie mit dem Leichnam einsperrt.
Sie wird wahnsinnig und stirbt nun gleichfalls. Alle
diese Vorgänge ließen sich auch ohne das Requisit des
Schleiers darstellen, dem nicht einmal symbolische Be¬
deutung zukommt. Auch sonst ist das Stück sehr ober¬
flächlich, ohne jede Vertiefung zusammengefügt. Solch
baual=sentimentale Liebesgeschichten im Biedermeier¬
kostüm mit einem pervers=gruseligen Schlußeffekt
schreiben unsere Artisten und Astheten aus dem Hand¬
gesenk. Dazu war kein Artur Schnitzler nötig.
Aber vielleicht war wirklich ein Ernst von Dohnanyi
dazu nötig, um eine so unpassende und langweilige
Musik zutage zu fördern, wie sie gestern als Begleitung
der Pantomime erklungen ist. Der berühmte Klavier¬
spieler, der bisher auch als schaffender Künstler ganz
gute Figur machte, hat seine ausgesprochene Unfähigkeit
erwiesen, für die Bühne zu schreiben, sich einem
dichterischen Entwurfe und den Forderungen der Szene
anzupassen. Jeder seichte Operettenkomponist weiß
besser Bescheid in den Aufgaben, die hier gestellt waren:
Wo blieb das pierrothafte Getändel, wo die Alt=Wiener
Tanzstimmung, wo vor allem die genaue Übereinstim¬
mung der melodisch=rhythmischen Bildungen mit der
Handlung und der Mimik? Die Regie des Herrn von
Whymetal hat allerdings wieder schwere Fehler be¬
gangen. Aber diese Musik ist überhaupt nicht panto¬
mimisch zu verkörpern, weil sie selbst den Inhalt der
Pantomime nicht in Tönen ausdrückt. Einzig und
allein die Tragik dieses Inhaltes verschafft sich in
einem ans Komische streifenden, dröhnenden Pathos
aufdring#eltung. Für den Liebesschmerz P
ts
wiin „###r (u# Not“ aus der Wal
üre, ein
gedrückt und verbogen, als Hauptmotiv des ganzen
Werkes verwendet und noch manche Weisen Richard
Wagners müssen Inferval