II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 240

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23. Der Schleiender-Dierrette
AEWRREN
von einem dürftigen Holzgerüst, worauf primitive theatralische vordem ein lyrischer Tenor.) Herr Zec ein prachtvoller Sarastro. In der
Vergnügungen sich abspielen. Und dafür sollte großes Orchester Aufführung geht im allgemeinen manches daneben. In der Volksoper
wird viel gearbeitet, leider zu vielerlei, wohl auch zu rasch. Aber
aufgeboten werden? Wenn aber, so muß die Kraft der Er¬
das liegt im Wesen einer Privatbühne begründet. Wie lange noch
findung die Fülle der Ausdrucksmittel rechtfertigen. Davon ist die
will die Kommune die Volksoper im Stich lassen? Berlin zahlt
Musik Dohnanyis leider entfernt. Sie ist hübsch gearbeitet, natürlich
60.000 Mark Zuschuß an die Philharmonie bloß dafür, daß einige
im Vertrauen gesagt:
ist
billige Konzerte veranstaltet werden. Und in Wien? Der Anteilschein
es nicht eigentlich
regiert und seine Verzinsung.
komisch von Arbeit zu
Samstag.
sprechen? Die sollte bei
Es wird schwer, den musikalischen Ereignissen zu folgen. Sie
einem Künstler doch selbst¬
sind nämlich angekündigt,
verständlich sein. Unter
aber nicht zu finden. Seiten¬
Umständen ist's zu wenig,
wie man hier sieht. Das
lang ergießt sich das Ver¬
Hübscheste ist ein kleiner,
zeichnis der Genüsse über
den Leser; wer auch hören
feiner Walzer im ersten
will, kommt zu kurz. Alle
Bild. Der große „wiene¬
den
in
ist
Augenblicke
rische“ Walzer des zweiten
Operettenbühnen etwas los.
möchte so gern ordinär
Operetten haben jetzt nichts
sein und trifft's nicht. Der
mit Musik zu tun. Dieser
Durchfall war lantlos. Was
an Beifall erlaubt wurde,
Tage kam ein Freund aus
Lordon. Wir planderten über
ging mit nicht zu über¬
Musik. Immer wieder be¬
sehender Deutlichkeit aus¬
gann er von der Operette
schließlich auf Fräulein
zu sprechen. Aber wir wollen
Jamrich (Pierrette). Jam¬
doch von Musik reden? Nun
rich hat sie heißen müssen,
wohl, in London hat die
sagen die Leute boshaft.
Operette mit Musik zu tun.
Der Name kann wahrlich
Was auch unsere besseren
ein großes Talent im
Operetten in Wien von der
Auerkanntwerden nicht
Musik entfernt, ist nicht so
hindern.
Freitag.
sehr ihr musikähnlicher Inbalt 12
Lehar, Fall, Oskur Straus
„Zauberslöte“ in der
Photographische
Grete Ly (Carl=Theater).
Aufnahme von Ludwig Gutmann, Wien.
unterhalten immerhin einige
Volksoper. Das muß man
Beziehungen zur Musik, schon
Direktor Simons lassen, daß
um nicht ganz im Sumpf zu versinken — sondern was sie so ganz
er Talente zu finden ver¬

besonders unmusikalisch macht, ist ihre Art der Wiedergabe. Freund M.
steht. Frau Lefler, die
kam sehr erstannt von einer Jubiläumsaufführung des „Grafen von
Gattin des Malers, eine
Luxemburg“ nach Hause. In London habe er dieselbe Operette viel
edle Erscheinung, eine vor¬
Immerhin sind Talente da,
besser, viel musikalischer gesehen ...
nehme Sängerin. Die Höhe muß noch an Sicherheit gewinnen. Ein
Fräulein Fischer im Theater an der Wien, Fräulein Grete Ly im
vortrefflicher Papageno, Herr Leonhardt; müßte ein guter Beck¬
Carl=Theater. Auf unseren Operettenbühnen wird kaum noch gesungen.
messer sein. Hat sonst oft das Pech, für absagende Heidenbaritone
Die beste Sängerin ist Frau Grete Holm, derzeit an das Johann
einspringen zu müssen; hoffentlich entwickelt sich aus der Not nicht
Strauß=Theater engagiert. Kann Johann Strauß auf den Wiener
eine Gewohnheit. Herr Ziegler, vor zwei Jahren eine Entdeckung
Operettenbühnen noch gespielt und gesungen werden? Die Antwort
des Direktors, ist sehr gewachsen. Mehr als wünschenswert: Tamino
J. B.
will ich nicht einmal meinem Tagebuch anvertrauen ..
ist nicht die beste Gelegenheit, den Heldentenor zu spielen (Ziegler war