II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 249

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23. Der Schleier der bierrette
ein Quell von Energien; ihre reizbare Zartheit wird Ursache forderlich), mußte er unter günstige Wachstumsbedingun¬
daß Dohnanyi nirgends
von außerordentlichen Willensakten. Hedda ist die leiden=gen gestellt werden. Die ergaben dann das scheinbar In¬
und auch niemals versucht
schaftliche Revolte gegen alles Enge, Kleine, Unfreie, Re= dividuell=Wichtigste des Falles. Aber sie sind das Neben¬
soluten Instrumentalmusik
sächliche; sie sind nichts als experimentellen Hilfen. All
signierte, Dumpfe, Verkümmerte, Alltägliche. Sie ist der
erisches Prinzip, das des
dies: die Schwangerschaft, die Hysterie, die Rasse, die
gesthetische Protest gegen das Leben.
. Die dramatische Hand¬
ökonomischen Verhältnisse, der besonders läppische Ehe¬
Hier schwellen die Wurzeln bösester Konflikte zwischen
das typisch=Wienerische in
mann: all dies gibt, gemengt, nur gleichsam den idealen
Mann und Weib. Wie eine Harfe ist das Nerveninstru¬
he Walzer im Stile Lan¬
Nährboden, auf dem jener Keim üppig in die Höhe trei¬
ment hochgearteter Frauen, eine rührend schön und süß
originelle Polka auf den
ben konnte. Bei weniger guten Bedingungen wäre er eben
tönende Harfe, wenn behutsame, zarte und zärtliche Finger
kumente machen dem Kom¬
nur bis zu kümmerlichen Nervositäten, zur Unverträglich¬
daran rühren. Eine Schleuder aber, eine tötlich treffende
die motivische Musik zeugt
keit, zur morosen Laune gediehen, vielleicht auch ganz
Schleuder wird es für den Mann, der zu plumpe oder zu be¬
abgestorben.
schäftigte Hände hat, oder dessen Sinn nicht auf Musik
mtkunstwerkes einzuhalten,
gerichtet ist.
Die Dramen Henrik Ibsens haben fast alle diesen
kstellung das Gepräge der
Die Hedda Gabler ist durchaus ein typischer Fall Charakter eines fesselnden, zwingenden, scharfsinnig erdach¬
ht den Darstellern der Pan¬
ten, kühn und sicher vollendeten Experiments. Wie ein
(so bedingt er sich auch darstellen mag.) Knirschend spürt
aß sie in ihrer Gebärden¬
exakter Forscher arbeitet er. Setzt die Materie, um ihre Ge¬
Hedda das Ehediktat und haßt das Kind unter ihrem
sten Schablone der Ballett¬
heimnisse zu enthüllen, ihre eigentümlichsten, sonst schlum¬
Herzen. Es ist das Kind eines ungeliebten Mannes, und
stumme Spiel aus der un¬
meinden Kräfte frei werden zu lassen, besondern Druck,
es ist für sie, die Schönheits= und Bewegungsschwärmerin,
inneren Vorgänge erstehen
besonderen chemisch=mechanischen Einwirkungen aus. Was
der qualvoll merkbare Ausdruck des Schwer= Breit= Unbe¬
wirkte das Spiel der Frau
weglichwerdens. Regt sich nicht in jeder feiner fühlenden sich jedoch dann erkennen läßt, das ist Eigenart des ganzen
#ngen lag Natürlichkeit, und
Frau, für Augenblicke wenigstens, dumpf und unklar viel= Stofses, dessen Enträtselung das Experiment galt, nicht
uch nur um eine Fingerbe¬
leicht, ähnliches Empfinden? Wenn es auch gleich auf= des speziellen Stückchens im Versuchsapparat. Nicht Zu¬
les von einer Klarheit und
gesogen wird von Mutterinstinkten, Pflichtbewußtsein und fälle werden sichtbar, sondern Naturgesetze. Naturgesetze,
t auf das gesprochene Wort
die der Forscher, hier der Dichter, durch weise Häufung
den Lyrismen des Kinderkriegens. In jeder Frauenseele
ers markante Momente in
und Lenkung hilfreicher Zufälle zur sinnfälligen Erschei¬
liegt der Hedda=Gabler=Keim. Die Dichtung zeigt ihn nur
kritt im zweiten Bilde, der
in seiner üppigsten Entfaltung. Und damit er sich so nung zwang... Der Hedda=Gabler=Keim schlummert in
uungen Pierrots und schlie߬
desangst zum Wahnsinn sich kraß entwickeln konnte (wie's zum dramatischen Zweck er= jeder Frauenseele.