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23. Der Schleiender Pierrette
Seite 6.
„Charivari“.
e.
Ieire
UI
er Schleier
mime in drei Bildern von Arthur Schnitzler. Musik von Ernst von Dohnänyi.
Werk ist bei seiner Erstaufführung am 9. d. M. im Deutschen Opernhaus zu Charlottenburg, wie wir bereits
Paten vei ven der Reit gingend ausgennmnen werden. Gon den graden eutschenischen Bicherhungen ragen
wir noch folgende nach:
„Berliner Neueste Nachrichten“. Schnitzler hat
j und ihre dramatische Form läßt den bühnen¬
hier ein wirksames Szenarium entworfen. Mau
ie Musik Dohnänys ist e
erfahrenen Dichter erkennen. Diese Pierrottragödie
fühlt die geschickte Hand des Dramatikers.
# mit blühender Phantasie
könnte von E. T. A. Hoffm ann geschrieben sein, so dämonisch¬
Dohnänyi hat eine Partitur geschaffen, die überall den ge¬
sterhaft in jedem Zuge ge¬
schauria, phantastisch und ergreifend tragisch ist sie.
borenen Musikdramatiker und einen meister¬
Gebärde natürlich, wie das bei der
„Deutsche Montags-Zeitung“. Die Pantomime
haften Orchesterstil erkennen läßt. Wie
ie sich von selbst versteht, suggeriert sie
zündete. Die Musik besticht durch ihre vor¬
Dohnänyi den Vorgängen auf der Bühne mit
jede Bewegung, jeden Ausdruck, jedes
nehme, gewählte Melodik und durch dramatische
seiner Musik folgt, wie er illustriert, wie er
durchsichtige Gewebe der Instrumente
Schlagfertigkeit. Ein distinguierter Walzer,
I mit den Blechbläsern droht und mit dem Cello
ndriß, dessen Linien die Darsteller nur
der zum zweiten Bild überleitet, fiel an¬
von Liebesfreude erzählt, wie er leitmotivisch
Herständlich und überzeugend zum Publi¬
genehm ins Ohr. Durchweg apart und in¬
entwickelt und prägnante, selbständige Motive
reizvollen Einfälle drängen
strumental überaus (sauber gearbeitet, konnte
findet, alles das ist eigen und wirkungsvoll.
bisweilen zuckt ein Ge¬
die Musik Dohnänyis auch verwöhntere Ohren
Und dann bringt die Partitur als Zwischenakts¬
an geradezu genial nennen
befriedigen. Sie schließt sich den seineren Balletten der
musik einen Tanzwalzer, wie wir ihn lange
herumirrende Klarinette beim Wahn¬
Gounod, Saint=Saens, Glazounow würdig an.
nicht gehört haben. Schwungvoll=Wienerisch, melodisch
Und dann kommen Melodien
„Welt am Montag“. Diese Bühnenpartitur
und graziös. Nach dieser Probe wird man von Dohnänyi wohl
keinsten Geschmack eingegeben
ist in Erfindung wie Arbeit und Instrumental¬
noch viel erwarten dürfen. Er hat das Talent dazu, uns eine
krnde Walzer im ersten Bild,
kleid erste Nummer und wird dafür sorgen, daß der
sen der Oboe und Klarinette,
gute und brauchbare komische Opfer zu schreiben.
Komponist von nun an nicht wieder aus dem Gesichts= oder viel¬
im zweiten und anderes
„Die Post“. Die Partitur enthält geistreiche
mehr Gehörsfeld verschwindet. Man wird das auch librettistisch
sikalischen Feinschmecker ist
Züge, ein breit ausgesponnener melodiöser
überaus packende Stück auf dem Repertoire behalten
[Leckerbissen, wie er ihn nicht
Walzer und ein ganz reizendes Menuett ver¬
müssen, und dieser erste Theatertriumph wird den glücklichen
raten vor allem ein schöpferisches Talent.
Tonautor auch zu trefflichen Opernschöpfungen anregen.
1 faszinierender Bühnen¬
ist erstaunlich, wie
„Der Reichsbote“. Arthur Schnitzler hat sein Stück zu
„Freisinnige Zeitung“.
hur Schnitzlers Pantomime
trefflich der Komponist die Vorgänge auf der
einer Pantomime umgestaltet und ohne Zweifel mit viel Ver¬
zieht alle Register mit ebensoviel Ge¬
Bühne durch seine Musik charakterisiert. Fast
ständnis für die heutigen Zeitbebürfnisse ausgebaut. Die
ent. Seine Musik charakteri¬
jedes Gefühl, jede Handlung findet im Orchester den adäquaten
szenische Wirkung war dementsprechend groß.
t, malt, präzisiert vortreff¬
Ausdruck, das Leichte, Lustige ebenso wie das Finstere, Dämonische.
Dohnänni bewies sein musikalisches Können. Der Beifall war
[Innenarchitektur, wie in der
Dohnänyi hat eine selbständige Art, die Motive zu ver¬
stark. Dohnänyi durfte mehrfach erscheinen; man wird seine
estaltung das eindrucksvolle
werten und die Farben zu mischen. So hinterließ „Der Schleier
weitere musitalische Entwicklung mit Interesse verfolgen.
fenen Musikers. Der Walzer
der Pierrette“ einen tiefen Eindruck.
„Coblenzer Zeilung“. Die Musik schmiegt sich auf das
s ist ein Prachtstück, er wird
„Berliner Allgemeine Zeitung". Dohnänyi
allerintimste der Schnitzlerschen Dichtung an. Schnitzler hat die
trifft dramatische Akzente mit guter Sicher¬
Was an dieser glitzernden
Pantomime, was vielleicht ein Unikum ist, zum Teil in Dialog¬
1“
heit und steigert seine Musik ganz vortrefflich.
form geschrieben, und man kann sagen, daß Dohnänyi auch
Partitur fesselt, ist die ver¬
e Pantomime
„Deutscher Reichsanzeiger“. Di
seinerseits den Dialog direkt aufnimmt. Man hört Pierrette
es Satzes, der erlesene Ge¬
fand lebhafte und verdiente Anerkennung. Der
sprechen und den armen Pierrot, der aus Liebesgram sterben
ebildeten Musikers, der auf
Stoff, der Heiteres und Grausiges, Tänzerisches und Schau¬
muß, und den von den Schauern wilder Eifersucht und blinder
Edie heterogensten Farben zu
spielerisches geschickt vereinigt und die Handlung in großzügiger
Wut getriebenen Arlechino. Und so wundervoll rasch weiß
den Gemälde zu mischen ver¬
I Weise nur auf einige Hauptmomente beschränkt, eignet sich be¬
e der entzückende Walzer im
Dohnänyi mit den Stimmungen zu wechseln, mit einem Schritt
sonders gut für die pantomimische Darstellung. Der Komponist
von zartester Seligkeit in das Land wildester Leidenschaft hin¬
cher Polyphonie dahinströmende
Dohr änyi arbeitet hier auch mit den rechten Mitteln; die Gegen¬
überzuführen. Den Höhepunkt dieser bemerkenswerten Kunst er¬
en Bild kann nur ein Meister
sätze sind gut gegeneinander abgewogen, die Musik weist
klimmt er im zweiten Akt in der Zwiesprache zwischen Pierrot
iben, und um dieser seinen ästhetischen
Farben= und Erfindungsreichtum sowohl in
und Pierrette. Pierrot will leben, Pierrette ruft ihn zum Tode.
die Musik zum „Schleier der Pierrette“
]den Tänzen, unter denen ein einschmeichelnder
Stärker und musikalisch einwandfreier, als es
Walzer und ein hübsches Menuett Hervor¬
[hier geschehen ist, konnte dieser Gegensatz gar
enzeitung“. Die Musik Dohnänys ist
]hebung verdienen, wie in den dramatischen
beachtenswertes Ausdrucks¬
icht herausgearbeitet werden.
ntomime hat Artbur Schnitzler erdacht, Momenten auf.
23. Der Schleiender Pierrette
Seite 6.
„Charivari“.
e.
Ieire
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er Schleier
mime in drei Bildern von Arthur Schnitzler. Musik von Ernst von Dohnänyi.
Werk ist bei seiner Erstaufführung am 9. d. M. im Deutschen Opernhaus zu Charlottenburg, wie wir bereits
Paten vei ven der Reit gingend ausgennmnen werden. Gon den graden eutschenischen Bicherhungen ragen
wir noch folgende nach:
„Berliner Neueste Nachrichten“. Schnitzler hat
j und ihre dramatische Form läßt den bühnen¬
hier ein wirksames Szenarium entworfen. Mau
ie Musik Dohnänys ist e
erfahrenen Dichter erkennen. Diese Pierrottragödie
fühlt die geschickte Hand des Dramatikers.
# mit blühender Phantasie
könnte von E. T. A. Hoffm ann geschrieben sein, so dämonisch¬
Dohnänyi hat eine Partitur geschaffen, die überall den ge¬
sterhaft in jedem Zuge ge¬
schauria, phantastisch und ergreifend tragisch ist sie.
borenen Musikdramatiker und einen meister¬
Gebärde natürlich, wie das bei der
„Deutsche Montags-Zeitung“. Die Pantomime
haften Orchesterstil erkennen läßt. Wie
ie sich von selbst versteht, suggeriert sie
zündete. Die Musik besticht durch ihre vor¬
Dohnänyi den Vorgängen auf der Bühne mit
jede Bewegung, jeden Ausdruck, jedes
nehme, gewählte Melodik und durch dramatische
seiner Musik folgt, wie er illustriert, wie er
durchsichtige Gewebe der Instrumente
Schlagfertigkeit. Ein distinguierter Walzer,
I mit den Blechbläsern droht und mit dem Cello
ndriß, dessen Linien die Darsteller nur
der zum zweiten Bild überleitet, fiel an¬
von Liebesfreude erzählt, wie er leitmotivisch
Herständlich und überzeugend zum Publi¬
genehm ins Ohr. Durchweg apart und in¬
entwickelt und prägnante, selbständige Motive
reizvollen Einfälle drängen
strumental überaus (sauber gearbeitet, konnte
findet, alles das ist eigen und wirkungsvoll.
bisweilen zuckt ein Ge¬
die Musik Dohnänyis auch verwöhntere Ohren
Und dann bringt die Partitur als Zwischenakts¬
an geradezu genial nennen
befriedigen. Sie schließt sich den seineren Balletten der
musik einen Tanzwalzer, wie wir ihn lange
herumirrende Klarinette beim Wahn¬
Gounod, Saint=Saens, Glazounow würdig an.
nicht gehört haben. Schwungvoll=Wienerisch, melodisch
Und dann kommen Melodien
„Welt am Montag“. Diese Bühnenpartitur
und graziös. Nach dieser Probe wird man von Dohnänyi wohl
keinsten Geschmack eingegeben
ist in Erfindung wie Arbeit und Instrumental¬
noch viel erwarten dürfen. Er hat das Talent dazu, uns eine
krnde Walzer im ersten Bild,
kleid erste Nummer und wird dafür sorgen, daß der
sen der Oboe und Klarinette,
gute und brauchbare komische Opfer zu schreiben.
Komponist von nun an nicht wieder aus dem Gesichts= oder viel¬
im zweiten und anderes
„Die Post“. Die Partitur enthält geistreiche
mehr Gehörsfeld verschwindet. Man wird das auch librettistisch
sikalischen Feinschmecker ist
Züge, ein breit ausgesponnener melodiöser
überaus packende Stück auf dem Repertoire behalten
[Leckerbissen, wie er ihn nicht
Walzer und ein ganz reizendes Menuett ver¬
müssen, und dieser erste Theatertriumph wird den glücklichen
raten vor allem ein schöpferisches Talent.
Tonautor auch zu trefflichen Opernschöpfungen anregen.
1 faszinierender Bühnen¬
ist erstaunlich, wie
„Der Reichsbote“. Arthur Schnitzler hat sein Stück zu
„Freisinnige Zeitung“.
hur Schnitzlers Pantomime
trefflich der Komponist die Vorgänge auf der
einer Pantomime umgestaltet und ohne Zweifel mit viel Ver¬
zieht alle Register mit ebensoviel Ge¬
Bühne durch seine Musik charakterisiert. Fast
ständnis für die heutigen Zeitbebürfnisse ausgebaut. Die
ent. Seine Musik charakteri¬
jedes Gefühl, jede Handlung findet im Orchester den adäquaten
szenische Wirkung war dementsprechend groß.
t, malt, präzisiert vortreff¬
Ausdruck, das Leichte, Lustige ebenso wie das Finstere, Dämonische.
Dohnänni bewies sein musikalisches Können. Der Beifall war
[Innenarchitektur, wie in der
Dohnänyi hat eine selbständige Art, die Motive zu ver¬
stark. Dohnänyi durfte mehrfach erscheinen; man wird seine
estaltung das eindrucksvolle
werten und die Farben zu mischen. So hinterließ „Der Schleier
weitere musitalische Entwicklung mit Interesse verfolgen.
fenen Musikers. Der Walzer
der Pierrette“ einen tiefen Eindruck.
„Coblenzer Zeilung“. Die Musik schmiegt sich auf das
s ist ein Prachtstück, er wird
„Berliner Allgemeine Zeitung". Dohnänyi
allerintimste der Schnitzlerschen Dichtung an. Schnitzler hat die
trifft dramatische Akzente mit guter Sicher¬
Was an dieser glitzernden
Pantomime, was vielleicht ein Unikum ist, zum Teil in Dialog¬
1“
heit und steigert seine Musik ganz vortrefflich.
form geschrieben, und man kann sagen, daß Dohnänyi auch
Partitur fesselt, ist die ver¬
e Pantomime
„Deutscher Reichsanzeiger“. Di
seinerseits den Dialog direkt aufnimmt. Man hört Pierrette
es Satzes, der erlesene Ge¬
fand lebhafte und verdiente Anerkennung. Der
sprechen und den armen Pierrot, der aus Liebesgram sterben
ebildeten Musikers, der auf
Stoff, der Heiteres und Grausiges, Tänzerisches und Schau¬
muß, und den von den Schauern wilder Eifersucht und blinder
Edie heterogensten Farben zu
spielerisches geschickt vereinigt und die Handlung in großzügiger
Wut getriebenen Arlechino. Und so wundervoll rasch weiß
den Gemälde zu mischen ver¬
I Weise nur auf einige Hauptmomente beschränkt, eignet sich be¬
e der entzückende Walzer im
Dohnänyi mit den Stimmungen zu wechseln, mit einem Schritt
sonders gut für die pantomimische Darstellung. Der Komponist
von zartester Seligkeit in das Land wildester Leidenschaft hin¬
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überzuführen. Den Höhepunkt dieser bemerkenswerten Kunst er¬
en Bild kann nur ein Meister
sätze sind gut gegeneinander abgewogen, die Musik weist
klimmt er im zweiten Akt in der Zwiesprache zwischen Pierrot
iben, und um dieser seinen ästhetischen
Farben= und Erfindungsreichtum sowohl in
und Pierrette. Pierrot will leben, Pierrette ruft ihn zum Tode.
die Musik zum „Schleier der Pierrette“
]den Tänzen, unter denen ein einschmeichelnder
Stärker und musikalisch einwandfreier, als es
Walzer und ein hübsches Menuett Hervor¬
[hier geschehen ist, konnte dieser Gegensatz gar
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]hebung verdienen, wie in den dramatischen
beachtenswertes Ausdrucks¬
icht herausgearbeitet werden.
ntomime hat Artbur Schnitzler erdacht, Momenten auf.