II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 298

23.
DeSchleiender-Pierrete

scheinen läßt. Der „Blende“ ähnelt das „Pökeln“ wobei ge¬
wisse Karten vor dem Spiel über Salzwasserdampf gehalten
Mutstrich nentzichen Der
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I... Chef des Stildes, der Major Feril)
Bey, hat sich während des Krieges gegen Italien als Adjutant
Neschad Beys, des Kommandanten von Tripolis, bekannt ge¬
oder auch durch ein unauffälliges Spiel der Finger an den
Rock= und Westenknöpfen. Die Komplizen des Grecs im
Spielklub gehören meist der Dienerschaft an; ihre Aufgabe ist
es, die präparierten Karten einzuschmuggeln und die ge¬
brauchten rechtzeitig verschwinden zu lassen oder gegen gültige
umzutauschen. Cavaillé, der ehemalige Dirigent der Abtei¬
lung für das Spielwesen bei der Pariser Polizei, hat über
die Tricks dieser Komplizen ein ganzes Buch veröffentlicht,
das überraschende Aufschlüsse gibt.
Am wenigsten betrogen kann man bei der Roulette werden.
Natürlich kennt die Geschichte des Falschsviels auch zum Be¬
trug konstruierte Roulettes, aber sie sind doch immer nur für
Grünlinge verwendbar, für Leute, die keine Ahnung vom
Spiel haben. Dafür ist bei Roulette die Gewinnchance des
Bankhalters noch einmal so groß als die des Pointeurs. Wer
also seine Spielwut nicht zu zügeln vermag, der geht am
besten nach Monte Carlo: da wird er sein Geld wenigstens
F. v. Z.
„auf ehrliche Weise“ los.
Theater und musik.
B.Z. „Siehe der Lenz lacht in den Saal!“ Man kennt die
Situation im ersten Akte der Walküre, in die mit dem Auf.
springen der großen Türe im Hintergrunde der Hundingshütte der
unvergleichlich poctische Zauber der Lenznacht einströmt. Aus dem
Berichte über die Neuinszenierung der „Walküre“ an der Ber¬
liner Hofoper in den „Hamb. Nachr.“ ist zu ersehen, daß in
dieser Neuinszenierung nicht mehr, wie es von Wagner vorge¬
schrieben ist, das Tor aufspringt, sondern ein großer Vorhang von
dem Winde, der auch das Gezweige der Esche in Bewegung setzt,
flatternd heruntergeweht wird. Ein planvoll=feiner Gedanke Wag¬
ners, der mit dem innersten tragischen Kerne des Nibelungendramas
verflochten ist, ist in der Hülsenschen Inszenierung in seiner drama¬
tischen Beziehung nicht erkannt worden. Nicht der Wind, nicht eine
Naturkraft stößt die Türe auf, durch die „der Lenz in den Saal
lacht“ sondern Wotan. In seiner Göttersorge, sich den „Freien“
zu schaffen, der, außerhalb des Götter= und Menschengesetzes stehend,
für ihn „schüfe die Tat“, die er selbst scheuen muß, umspannt
Wotan das Wälsungenpaar in der Hütte mit Liebeszauber, lockt
listig die verführerische Stimmungspracht der Frühlingsnacht in
den „Saal“, indem er von außen die Türe aufstößt, um so Sieg¬
mund und Sieglinde einander in die Arme zu führen, aus deren
Bund ihm „der Freie“ erstehen soll. Der Vorgang des Türauf¬
springens muß nach Wagners Absicht dem ahnenden Zuschauer wie
etwas Geheimnisvolles erscheinen, wie ein nicht auf natürliche Weise
zu erklärendes Wunderbares. Diese Absicht wird in ihr Gegenteil
verkehrt, wenn der „Wind“ oder irgendeine natürliche Kraft die
dramatische Bedeutung des Vorganges ausschaltet und aus ihm
einen szenischen Effekt ohne dramatische Beziehung macht. Das geht
bei Meyerbeer an, nicht aber bei Wagner, dessen ganzes Schaffen
dramatisches Zweckbewußtsein ist. Wagner ist noch immer selbst der
beste Regisseur seiner Werke, von dessen Vorschriften man kaum an
einer Stelle abgehen kann, ohne an das Zwingend=Logische seines
dramatischen Geflechtes zu rühren. Der ganz äußerliche Effekt der
Berliner Neuinszenierung sollte darum auch nirgends sonst Nach¬
ahmung finden.
Db. Dohnanyi=Premieren im Deutschen Opernhause. Unser
Berliner Musikreferent schreibt uns: Obwohl Ernst von Dohnany¬#
schon seit einer ganzen Reihe von Jahren in Berlin ansässig ist und
alle seine Konzertkompositionen hier aufgeführt worden sind, hal
sich die Generalintendantur bisher nicht entschließen können, seine