II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 312

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Der Schleier der Pierrette
Wontnen. Ste Mbe Miinet Megt und meht nemerel, baleummmen und Woten einen Verertene...

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schwer zu beheben sein wird. Darstellerisch hatte diese ungewöhnlich „etevetete“ Pensionsglucke mit
Es fehlte an der Fähigkeit, sich auf den Ernst und die
Brünhild etwas Starres, Unbewegliches: ihre Seele
Würde und bewahrte auch die Haltung, als
Tragik dieses Kunstwerkes einzustellen und die Folge
schien auch im höchsten Affekt nicht in der Rolle aufzugehen,
abend ihres Geburtstages ein wenig zu tief
war eine recht fatale, geräuschvolle Unaufmerksamkeit,
sondern gleichsam parteilose Zuschauerin zu bleiben.
schaut hatte. Die Backfische, zwölf an der Zah
vor der man sich unter anderen Umständen wohl gehütel
Damit ist aber auch der Hörer zur Gleichgültigkeit ver¬
allen von den Damen Wenaldy, Gettke
hätte. Das naivere Publikum der oberen Ränge war
urteilt. Das Stadttheater in Düsseldorf hat jedenfalls
jProbst ganz allerliebst dargestellt, doch auch
diesmal dem Parkett an Verständnis entschieden überlegen
gut daran getan, sich seine nächstjährige Brünhild aus
neren und kleinsten Sprechaufgaben beschäftigt
und bereitete der Pantomime jene herzliche Aufnahme,
Breslau und nicht aus dem näheren Elberfeld zu holen.
mädel waren ganz so lustig und schelmisch, w
die sie in so vorzüglicher Darstellung wohl verdiente und
Wir aber werden weiter suchen müssen.
Autoren gedacht haben. Eine besondere H
die ihr bei den folgenden Aufführungen hoffentlich treu
brachte noch Frl. von Helling in die
Lobe=Theater.
bleiben wird. Man darf nur nicht auf Jean Gilbert ein¬
Schar durch ihre drastische Verkörperung e
Alsich noch im Flügelkleide. Die modernen!
robusten, baßsprechenden Riesenbackfisches. 2
gestellt zu sein wenn man kommt, um Schnitzler und
Bühnenautoren machen es den an der unteren Alters¬,
gessen Frau Mäder=Stegemann, die
Dohnänyi zu hören.
grenze der Gesellschaftsfähigkeit stehenden jungen Damen
derben „Auguste, Mädchen für alles“ manchen
Vor dem „Schleier der Pierrette“ spielte man das
im allgemeinen nicht leicht, das Theater an anderen als an
Heiterkeitssondererfolg holte. Die Studenten
reizende Alt=Wiener Singiviel „Brüderlein fein“
Klassiker=Abenden zu besuchen. Das obligate „Das ist noch
den Herren Machold, Gembs und Ha
von Leo Fall, das seit Jahren das Entzücken aller
nickts für ein Mädchen deines Alters“ ist meistens nur zu
launigem Humor gespielt und auch Herrn Le
berechtigt, und deswegen allein schon werden die lieben
Freunde einer seinen Operettenmusik bildet. Der einfache
Begabung für das komische Fach versagte keine
Backfischchen Breslaus die Herren Albert Kehm und
Text hat bei aller Sentimentalität etwas von dem ge¬
Rolle des würdevollen Fax der „Rhenania
Martin Frehsee mit der ganzen ihnen zu Gebote stehen¬
mütvollen Humor Ferdinand Raimunds, der dabei Pate
kleinen Rolle des „süßzen“ Lehrers Dr. Frau
den Ueberschwenglichkeit segnen, denn ihr „fröhliches
diesmal Herr Waldmann begnügen, noch
gestanden hat, die Musik ist schmiegsam und zierlich und
Spiel“ kann selbst vor den alles durchdringenden Augen
durch Herrn Scholz, der als flottlebiger Ri
gehört zu den glücklichsten Eingebungen des Wiener Kom¬
des wütigsten Sittlichkeitseiferers ruhig bestehen
gar nichts zu tun oder zu sagen fand.
ponisten. Fräulein Fidler und Herr Brunner
Eine lustige Pensionsgeschichte mit zahllosen netten
Das gut besuchte Haus nahm das „fröh
zeigten wieder einmal, wie unübertrofflich sie aufeinander
Szenen von drolligster Situationskomik spielt sich auf den
auch mit Fröhlichkeit auf und ruhte nach dem
eingespielt sind und Fräulein Wandrey war die erfolg¬
Brettern ab, ein harmloses Unterhaltungsstück ohne auf¬
schluß nicht eher, bis sich der eine anwesende A
reiche Dritte im Bunde. Hier. wo das Verständnis vor
regende Probleme und ohne alle Zweidentelei. Man denkt
um die Regie wohlverdiente Herr Gorte
keine besondere Aufgabe gestellt war, ging das ganze Pu¬
an eine auf die Bühne gebrachte Humoreske für die reifere
gezeigt hatten. Auch am Schluß des Stücke
blikum bereitwillig mit und applaudierte nach Kräften.
Jugend etwa aus der Feder einer Eschstruth. Lustige
Herren nochmals den Weg auf die Bühne. Nach
Vielleicht wird es mit der Zeit doch einsehen lernen, daß
Pensionsmädel mit tüchtigem Kinderstubenfond erleben
also anzunehmen, daß das Lobetheater mit die
der schöne „Schleier der Pierrette“ solcher Gunstbezeugung
hier ihren ersten „Schwarm“, harmlose Studios flirten
jetzt für einige Zeit ausgesorgt hat.
„von Haus zu Haus“ mit den Infassen des „Aquariums“,
mindestens ebenso wert ist.
Dr. Jos. C. Wirth.
und wenn wirklich einmal die äußeren Umstände der
Thaliatheater.

Rendez=vous
beispielsweise ein „Sektbachanal“ im
Die rote Robe. Im Thaliatheater
Schlafzimmer der Pensionsvorsteherin — dem Sittlich¬
gestern abend neueinstudiert das Tendenzdr
keitsfanatiker schon ein Runzelchen auf die Stirn malen
Theaker und Musik.
Brieux' „Die rote Robe“, das vor Jahren be
wollen, so entwaffnet doch sofort die naive Ahnungslosig¬
reich über alle deutschen Bühnen gegangen
Stadttheater.
keit, mit der die jungen Leutchen das Unschickliche der Si¬
Stück ist in Breslau bekannt, so daß sich eine
tnation übersehen. Daß es zum Schluß vier oder fünf
Götterdämmerung. Die andauernde Indisvo¬
des Inhalts erübrigt. Die Aufführung u
Verlobungen regnet, ist lediglich eine Konzession der
sition Frau v. Florentin Webers verhälf uns am Sonn¬
Johows Regie war nicht in allen Teilen
Autoren an die geheiligte Ueberlieferung, in Wirklichkeit
abend zu der Bekanntschaft mit einer Sängerin aus
vor allem gelang es nicht, den Schluß
wären diese Verlöbnisse zwischen sechzehnjährigen „Damen“
Elberfeld, die angeblich Aussicht haben soll, in der nächsten
herauszuarbeiten, was umsomehr erforderlich
und jüngsten Semestern wohl nur ein launig=sentimentaler
Saison das Erbe unserer bisherigen Brünhild anzutreten.
Brieux um des dramatischen Effekts willen
Schicksalsulk. Mit anerkennenswertem Bühnengeschick —
Sehr vielversprechend war das Debut gerade nicht. Frau
sehr unglaubhaft wird. Auch war das franzö
der eine Autor ist Regisseur am Stadttheater zu Stra߬
Erna Erregots=Busch darf sich zwar eines guten
nicht immer glücklich getroffen und oft glau
burg, der andere als Redakteur gewissermaßen ebenfalls
Materials rühmen, eines starken, großen Soprans, der
in irgend eine deutsche Kleinstadt versetzt. Unt
vom Bau —
bringen die Verfasser wirksame Bühnen¬
in der hohen Lage Gewalt und dramatische Schlagkraft be¬
stellern verdienen Herr Pfanz als der men
sitzt: aber schon die schwächliche Mittellage steht zu diesem
figuren in wirksame Situation; auf eine eigentliche Hand¬
aus sympathische Staatsanwalt Vagret
lung durften sie dabei ruhig verzichten.
energischen Register im Widerspruch und die Diefe droht
Marlitz als der kalte Streber Monzon
vollends zu verschwinden. Dazu kommt eine stellenweise
Das Spiel schien den daran aktiv Beteiligten selbst
Hervorhebung. Herr Kustermann sowo
sehr schmerzliche Neigung zum Detonieren, die wohl
Freude zu machen, und so war denn eigentlich kein einziger! Frl. Heise, die das baskische Bauernpaar El
größtenteils auf falscher Stimmbildung beruht und daber1 Fehlschlag einer Rolle zu beklagen. Frl. Eckert gab die körverten, ließen es sehr an Temverament