II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 332

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1. Sie
#n lechtzeilig bemerkt und der Wache
##. Da sie die Wiederholung des Selbstmordversuches an¬
kündigte, wurde sie zur Ueberprüfung ihres Geisteszustandes der
psychiatrischen Klinik übergeben.
7

Deutsches Volkstheater.
(Gastspiel des Moskauer Kammertheaters. — Schnitzler=Dohnanyi:
Der Schleier der Pierrette“.)
Graphiker pflegen auf dem Plattenrand ihrer größeren
Werke mit der Nadel irgendeine kleine Zeichnung, einen
Kopf etwa oder eine skizzierte Landschaft zu ritzen, um die
ersten Abzüge des Blattes zu kennzeichnen. Diese rasch ge¬
zogenen Limien, die nach Vollendung der ersten Druckserie
getilgt werden, haben oft einen inneren Zusammenhang mit
dem großen Werk, das über ihnen steht. Sie geben oft Aufschluß
über Stimmung, Meinung und Wollen des Künstlers. Und
eine solche kleine Randzeichnung, mehr als eine Studie und
doch weniger als ein fein ausgetöntes Werk, ist „Der Schleier
der Pierrette", Artur Schnitzlers Pantomime. Sie ist eine
kleine Nebenbemerkung zu seinem großen figurenreichen Blatt,
genannt „Der Schleier der Veatrice“; denn hier
ist es nicht die Tochter des Wappenschneiders Nardi, deren
Lebensgeschichte und Entwicklungsumstände im Drama genau
geschildert werden, hier ist es einfach Pierrette und es ist nicht
eine überzarte Dichterseele aus der Hochrenaissance, die zu Tode
verwundet wird, es ist Pierrot, der an seinem Liebesleid
stirbt. Aber die Stimmung des großen Werkes lebt in der
Randskizze wieder auf, vielleicht linearer gezeichnet, vielleicht
auch zu Folgerungen findend, die dem Drama des Werkes zu
erreichen versagt blieben. Pierrette, die vor ihrer Hochzeit
heimlich zu ihrem Geliebten schleicht, den Brautschleier um
Stirn und Schultern, ein Fläschchen Gift in der Hand,
Pierrette, die kommt, um gemeinsam mit ihrem wahrhaft
Erwählten in den Tod zu gehen und dennoch nicht zu sterben
vermag, Pierrette, die flieht und den Freund allein aus dem
Leben gehen läßt, sie ist mit den Grundlinien jener Beatrice
gezeichnet, aber sie bedarf um Trägerin eines Gebärdendramas
zu sein, keines wohlerwogenen Hintergrundes und Pierrots,
ihres Geliebten Leidenschaft und Verzweiflung liegt, man
möchte sagen, eben in der Natur Pierrots. Der betrogene Ehe¬
mann, wenn er Harlekin heißt, kann schrankenlos böse und
rücksichtslos häßlich gezeichnet werden. Hat er bemerkt, daß
seine Braut heimlich das Fest verlassen hat, so tobt er, findet
er sie endlich ohne ihren Schleier wieder, kann er mehr tun,
als sie dazu zwingen, mit ihm zu gehen, um das Symbol ihrer
Keuschheit zu holen. Er darf Pierrette zwingen, sich neben
der Leiche ihres Geliebten zu setzen, den toten Mund des Ver¬
gifteten zu küssen, er sperrt in schrankenloser Rachgier die
Untreue mit dem Opfer ihres Wank.#mutes in eine Kammer
ein und gibt sie so dem angstgezeugten, schaudervollen Irrsinn
preis. Es ist im Stile der Pantomimen, daß ein solcher
Ehegatte=Harlekin ganz schwarz ist, an Seele wie Kleidung,
Pierrette aber kokett schwarz=weiß, während der arme, blasse,
gute Pierrot eine ganz weiße Gestalt sein soll, mit Lippen
rot und brennend, wie die Worte, die er sprechen würde,
wäre ihm gegeben, zu sagen, was er leidet. Tairoff ver¬
schmähte es, diese traditionellen Kostüme für die Haupt¬
personen der stummen Dichtung beizubehalten und tat unrecht
daran. Hätte er die Kleidung noch so sehr stilisiert, er hätte
dennoch irgendeinen Widerschein wahren Lebens in das
Bild gelassen und die Zuschauer unangenehm daran gemahnt,
daß in Wirklichkeit nichts ganz schwarz und böse, nichts
ganz weiß und gut ist. Aber Tairoff, der sonst so
gern stilisiert, hat diesmal historisch richtige Gewandung
gewählt, sie kaum ein wenig den Anforderungen des
Tanzes angepaßt, und nicht mehr nach den Charakteren
individualisiert, als dies von jeher auf dem Theater
Brauch war. Er ist nicht ein einziges kleines Schrittchen
vorwärts gegangen, um der Lösung der vielen Probleme
des Balletts und der Pantomime näher zu kommen. Er bot,
wenn auch manchmal Bewegungen von sehr bezeichnender
Rhythmik, nicht einen einzige Augenblich voll Eigena#t, mar

Tehen,
Ballettschritte, ohne der rauschenden Musik des Festes gerecht
4
dingu
zu werden. Herr Novljansky bot als Kapellmeister eine scharfe
Hoffmann=Maske und skurrile Bewegungen, die aber mit
ihrem Uebereifer etwas lächerlich wirkten, als man sah, daß

sein Orchester nur aus zwei Mann bestand. Und dennoch, es
Zinse
ist unzweifelhaft ein Verdienst Tatroffs, uns dieses kleine
die Geb
brachte
Werk Schnitzlers zu bieten, und da es nicht wahrscheinlich ist,
Darle
daß hald eine andere Gelegenheit gegeben werden wird, diese
Zinsen
Pankoiskme zu sehen, so möge man mit dieser Aufführung
bei einen
vorlieb nehmen. Nach diesem Abend aber dürfte die Angst vor
derart:
der Schreckensherrschaft des Spielleiters, die Herrn Tairoff
einigen
zu errichten etwa im Sinne stünde, sehr herabgemindert worden
gezah
sein. Es ist eine recht pedantische Revolution, die gemacht
Georg Terramare.
wird, ein Directoire.
Theater= und Kunstnachrichten.
in
si
Schönbrunner Schloßtheater findet
Im
wucheri
heute Samstag (außer Abonnement) das einmalige Auftreten der
Greifelde
norwegischen Tanztragödin Mme. Bella Siris statt. Als
erklärte,
nächste Opernaufführungen werden Smetanas „Die ver¬
aber ein
kaufte Braut" und Lortzings „Zar und Zimmer¬
Ausstell
mann“ studiert.
Greifelde
Im Deutschen Volkstheater verabschiedet sich
und Geb
morgen Sonntag und Montag das Moskauer Kammer¬
Kronen
theater unter Tairoffs Leitung mit Schnitzler=Dohnanyis
hatte
Pantomime „Der Schleier der Pierrette“. Beginn der
geplünde
Vorstellungen halb 8 Uhr.
wieder i
Im Raimund=Theater beginnen die Vorstellungen
zu 15
des Schwankes „Die vertagte Nacht“ von heute an um
als Pfa
8 Uhr.
Kronen
In den Kammerspielen findet heute abend,
bereits 9
½8 Uhr, die erste Vorstellung des Ensembles Buda¬
stande bl
pester Schauspieler statt. Zur Aufführung gelangt das
erwirkte“
dreiaktige Lustspiel „Csokolion meg!“ (Embrassez moi!)
Angekla
von Tristan Bérnard, Ives Mirande und Gustave Quinson.
Greifeld
Das Gastspiel umfaßt noch weitere vier Abende, an denen nach¬
Werte
stehende Stücke zur Aufführung gelangen: „Oeszi.szere¬
einige
lem“ (Aprés l'amour), Komödie in vier Akten von Pierre
heraus,
Wollf und Henri Duvernois, „Menyassonvi Fatyo!“
seines
(Fleur d’oranger), Lustspiel in drei Akten von André Birabeau
wertes
und Georges Dolley und „Az Ember, az Allatés az
1923
Efény“ (Das Weib, das Tier und die Tugend), Parabel von
er sein
Pirandello. Mittwoch den 8. d. verabschiedet sich das Ensemble
destowi
mit einer Aufführung von Strindbergs „Totentanz,
Anspr
der Artur Somlay den Edgar darstellt. Sämtliche Vor¬
Einlei
stellungen beginnen um ½8 Uhr.
Gläu'
schn
Burggarten (bei ungünstiger Witterung im Fest¬
Darl
saale der Hofbura): Heute 8 Uhr Wiener Meister. Mozart¬
Men
Schubert=Strauß=Welleba. Dirigent: Martin Spörr. Mit¬
Verl
wirkende: Hilde Rings, Margarete Ploner und Otto Schulhof.
den
Sonntag den 5. d. „Der Troubadour“, Oper in drei Akten
von Verdi. Dirigent: Friedrich Gruber. Karten Vindobona und ]Ueb
Tageskasse Burggarten.
5 1
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