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22. Der junge Medandus
gingen. Das Mädchen ist Agathe, die Schwester pzogen; die sentimentalische Schwermut, die We
des Medardus, der Jüngling Prinz Franz von fluchtgedanken schweben noch wie Wolken
Feuilleton.
Valois; Medardus hat die beiden vor kurzen
diesem Himmel. Auch Medardus ist hier, im V#
e
Stunden daheim als vermeintlich Glückliche
spiel, noch aufrecht und streckt die Hand aus, sei
Burgtheater.
U
zurückgelassen. Der Prinz war gekommen, und
Schicksal selbst zu lenken. Entschlußkraft lode
hatte erzählt, sein Vater habe nunmehr den
noch in ihm, so daß er dem Unheil mit heroisch
„Der junge Medardus.“ Dramatische Historie
Widerstand gegen die Vermählung mit einem
in einem Vorspiel und fünf Akten von Arthur
zur Größe aufgereckter Gebärde entgegentri
Bürgermädchen aufgegeben. Medardus nahm es
Schnitzler. Zum erstenmal am 24. November 1910.
Mit einer Gebärde, von der wir erst spätl
wie ein Wunder auf. Die Valois lebten hier in
merken, daß sie nicht ohne Anmaßung war. E
Gleich einem Strom flutet dieses Theaterstück
Wien als Emigranten. Der alte Herzog hielt
Held im Vorspiel, in jeglichem Vorspiel e
über die Bühne. Und der junge Medardus, ein¬
sich für den rechtmäßigen König, seinen einzigen
Held der Gebärde. Man könnte es natürlich au
geschlossen in sein Abenteuer, treibt wie ein
Sohn Franz für den Dauphin von Frankreich.
anders sagen: Lieber Himmel... ein jung
Mann in einem kleinen Boot durch die breit
Nun aber sollte der stolze Prätendent erlaubt
Mensch
hinrauschenden Zeitschilderungen. Oft glaubt
haben, daß Prinz François die kleine Bürger¬
An das gemeinsame Grab, in das die Liebe
man, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer
liche zur Frau nimmt? An der Leiche seiner
und Kahn.
den nach ihrem Wunsch versenkt werden, trete
Schwester erkennt er, daß jenes Wunder eine
die beiden unglücklichen Familien. Die Bürge
Eine große Epoche. Napoleon marschiert
Lüge gewesen, erkennt, daß die Schwester des
lichen: Medardus und seine Mutter und sei
heran, belagert Wien, erobert die Stadt und
Prinzen Geliebte gewesen und daß die beiden
Onkel, der brave Sattlermeister Eschenbache
residiert in Schönbrunn. Die Schlacht bei
nun vor der Schande in den Tod geflüchtet sind.
auf der einen Seite. Auf der andern der grei
Aspern wird geschlagen. Zum erstenmal erlebt's
Medardus wird nicht in den Krieg ziehen.
Herzog von Valois, die Herzogin und sein Neff
die Welt, daß Bonapartes Truppen weichen,
Ihm ist jetzt, als müsse er bleiben, als müsse er
der Marquis von Valois. Wie dann alle for##
und die Begeisterung der Freiheitskriege zieht
mit der hochmütigen Familie, die ihrem Ehrgeiz
gehen, bleibt Medardus zurück. Ihm ist an
zum erstenmal singend durch alle Gemüter wie
hier ein wertvolles junges Leben hinopferte,
jetzt wieder, als habe er hier noch etwas zu tun
eine Ouvertüre.
fürchterlich abrechnen. Er bleibt also.
Die Schwester des Prinzen kommt nun allein
Der junge Medardus nimmt Abschied von
Diese Geschehnisse füllen das Vorspiel. Straff Ihr hochmütiges Herz hat kein Begreifen dafü
der Mutter und von der Schwester. Er wird
daß man ein königlicher Prinz sein und au
ist hier jede Szene, sausend im Tempo, jählings
unter den Fahnen des Erzherzogs Karl als
Liebe zu einem einfältigen Mädchen sterbe
und steil im Anstieg. Daß ein königlicher Prinz
Freiwilliger gegen den Franzosenkaiser fechten
kann. Nun tritt Medardus hervor. Mit schmerz
mit seiner bürgerlichen Liebsten in den Tod
wie so viele andere junge Wiener Bürgersöhne.
lich glühenden, zornigen und wunden Worte
geht, nimmt man beinahe als“ etwas Notwen¬
Der junge Medardus ist ein feuriger, leiden¬
weist er die Prinzessin vom Grabe weg. Dulde
diges hin. Typisch und von allgemeiner Gültig¬
schaftlich aufbrausender Mensch. Sie trauen ihm
nicht, daß sie Blumen darauf niederlege. Di
keit sieht's nicht aus, auch dann nicht, wenn wir
daheim alle die Kraft zu, daß er ein Held werde,
uns besinnen, Aehnliches schon in der Wirklich¬
Prinzessin ist von der Beleidigung getroffen
daß er eines Tages lorbeergeschmückt heim¬
aber tiefer noch von dem männlichen Willen, de
keit mit angeschaut zu haben. Geschieht es hier
kehre, oder — wenn es ihm anders verhängt ist
ihr aus Medardus' Stimme ins Herz dringt
auf der Bühne, so nebenher, nur als Anstoß zu
— eines ruhmreichen Todes sterbe.
Ihrem Vetter, dem Marquis von Valois, den
Anderem, Fernerem, nur in aller Knappheit
Da begibt sich in jener Nacht des Abschieds
der laute Auftritt herbeiruft, sagt sie: „Töten
einer Prämisse, empfindet man etwa, es sei ein
ein Unglück, durch das Medardus aus seiner
Sie den jungen Menschen, der da eben wegging
Drama für sich, eines, das anderswo behandelt
Bahn geschleudert wird. In das Wirtshaus, wo
und ich bin die Ihre.“
werden könne, eines, von dem wir eigentlich
er zum letztenmal mit seinen Kameraden zecht,
nur die Keimzelle sehen. Bei alledem: dieser
Medarbus schlägt sich mit dem Marquis, aber
drunten in den Praterauen, nahe am Donau¬
zwanzigjährige französische Prinz hat von Kind=er wird icht getötet. Er empfängt nur einen
ufer, werden die Leichen zweier Liebenden heit an Deutschlands Luft geatmet, und diese Degenstie, in die Brust und verwundet den
gebracht, die eben gemeinsam ins Wasser! Luft ist noch von der Werther=Stimmung durch= Marquis am Arm. Die Prinzessin, die in ihren
Herrn Vize¬
erklärt, bei
ers als Be¬
oße Oper
den musika¬
usschaltung“
nsere Erklä¬
hein
hmen. Wir
die morgen, nachmittags halb 3 Uhr, stattfindende
ht geändert. Schülervorstellung „Der Verschwender“ von Ferd.
hes Offert] Raimund die Anzahl der vorhandenen Plätze
eine Pacht¬
weitaus übersteigen, und um den zahlreichen
rwenn wir
Wünschen gerecht zu werden, hat sich die Vereins¬
reibung ein
leitung veranlaßt gefunden, diese Vorstellung zu
wiederholen, und es gelangt daher am 10. Dezember
anstatt „Die letzte Fahrt“ und „'s Christkindl“ das
nber dieses
1110
Zaubermärchen „Der Verschwender“ zur Aufführung.
re, seitdem
Für gelöste Karten zu Die letzte Fahrt" und
dem Ver¬
Ebristkindl“ wird das Geld an der Tageskasse rück¬
erstatttet.
hört. Als
Dezember
Konzertnachrichten.
Karnevals
Heute Freitag um halb 6 Uhr abends findet im
rde er zum
Bösendorfer=Saal der zweite (letzte) Liederabend des
des vierzig¬
Kammeisängers Franz Raval statt. Am Klavier
Prof. Ferdinand 2.0
. 10.
Parten
22. Der junge Medandus
gingen. Das Mädchen ist Agathe, die Schwester pzogen; die sentimentalische Schwermut, die We
des Medardus, der Jüngling Prinz Franz von fluchtgedanken schweben noch wie Wolken
Feuilleton.
Valois; Medardus hat die beiden vor kurzen
diesem Himmel. Auch Medardus ist hier, im V#
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Stunden daheim als vermeintlich Glückliche
spiel, noch aufrecht und streckt die Hand aus, sei
Burgtheater.
U
zurückgelassen. Der Prinz war gekommen, und
Schicksal selbst zu lenken. Entschlußkraft lode
hatte erzählt, sein Vater habe nunmehr den
noch in ihm, so daß er dem Unheil mit heroisch
„Der junge Medardus.“ Dramatische Historie
Widerstand gegen die Vermählung mit einem
in einem Vorspiel und fünf Akten von Arthur
zur Größe aufgereckter Gebärde entgegentri
Bürgermädchen aufgegeben. Medardus nahm es
Schnitzler. Zum erstenmal am 24. November 1910.
Mit einer Gebärde, von der wir erst spätl
wie ein Wunder auf. Die Valois lebten hier in
merken, daß sie nicht ohne Anmaßung war. E
Gleich einem Strom flutet dieses Theaterstück
Wien als Emigranten. Der alte Herzog hielt
Held im Vorspiel, in jeglichem Vorspiel e
über die Bühne. Und der junge Medardus, ein¬
sich für den rechtmäßigen König, seinen einzigen
Held der Gebärde. Man könnte es natürlich au
geschlossen in sein Abenteuer, treibt wie ein
Sohn Franz für den Dauphin von Frankreich.
anders sagen: Lieber Himmel... ein jung
Mann in einem kleinen Boot durch die breit
Nun aber sollte der stolze Prätendent erlaubt
Mensch
hinrauschenden Zeitschilderungen. Oft glaubt
haben, daß Prinz François die kleine Bürger¬
An das gemeinsame Grab, in das die Liebe
man, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer
liche zur Frau nimmt? An der Leiche seiner
und Kahn.
den nach ihrem Wunsch versenkt werden, trete
Schwester erkennt er, daß jenes Wunder eine
die beiden unglücklichen Familien. Die Bürge
Eine große Epoche. Napoleon marschiert
Lüge gewesen, erkennt, daß die Schwester des
lichen: Medardus und seine Mutter und sei
heran, belagert Wien, erobert die Stadt und
Prinzen Geliebte gewesen und daß die beiden
Onkel, der brave Sattlermeister Eschenbache
residiert in Schönbrunn. Die Schlacht bei
nun vor der Schande in den Tod geflüchtet sind.
auf der einen Seite. Auf der andern der grei
Aspern wird geschlagen. Zum erstenmal erlebt's
Medardus wird nicht in den Krieg ziehen.
Herzog von Valois, die Herzogin und sein Neff
die Welt, daß Bonapartes Truppen weichen,
Ihm ist jetzt, als müsse er bleiben, als müsse er
der Marquis von Valois. Wie dann alle for##
und die Begeisterung der Freiheitskriege zieht
mit der hochmütigen Familie, die ihrem Ehrgeiz
gehen, bleibt Medardus zurück. Ihm ist an
zum erstenmal singend durch alle Gemüter wie
hier ein wertvolles junges Leben hinopferte,
jetzt wieder, als habe er hier noch etwas zu tun
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fürchterlich abrechnen. Er bleibt also.
Die Schwester des Prinzen kommt nun allein
Der junge Medardus nimmt Abschied von
Diese Geschehnisse füllen das Vorspiel. Straff Ihr hochmütiges Herz hat kein Begreifen dafü
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daß man ein königlicher Prinz sein und au
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Liebe zu einem einfältigen Mädchen sterbe
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Freiwilliger gegen den Franzosenkaiser fechten
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Der junge Medardus ist ein feuriger, leiden¬
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schaftlich aufbrausender Mensch. Sie trauen ihm
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daheim alle die Kraft zu, daß er ein Held werde,
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er zum letztenmal mit seinen Kameraden zecht,
nur die Keimzelle sehen. Bei alledem: dieser
Medarbus schlägt sich mit dem Marquis, aber
drunten in den Praterauen, nahe am Donau¬
zwanzigjährige französische Prinz hat von Kind=er wird icht getötet. Er empfängt nur einen
ufer, werden die Leichen zweier Liebenden heit an Deutschlands Luft geatmet, und diese Degenstie, in die Brust und verwundet den
gebracht, die eben gemeinsam ins Wasser! Luft ist noch von der Werther=Stimmung durch= Marquis am Arm. Die Prinzessin, die in ihren
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Kammeisängers Franz Raval statt. Am Klavier
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