22. ber junge Nedandus
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gingen. Das Mädchen ist Agathe, die Schwester szogen; die sentimentalische Schwermut, die Welt= Seele ein Verlangen aufwachen fühlte, irgend¬
des Medardus, der Jüngling Prinz Franz von fluchtgedanken schweben noch wie Wolken an einen Helden zu feiern, sendet, weil ihr Vetter
Valois; Medardus hat die beiden vor kurzen
diesem Himmel. Auch Medardus ist hier, im Vor-nicht als Sieger heimkam, die Zofe zu
Stunden daheim als vermeintlich Glückliche
spiel, noch aufrecht und streckt die Hand aus, sein
Medardus. Sendet sie mit denselben Blumen,
zurückgelassen. Der Prinz war gekommen, und
Schicksal selbst zu lenken. Entschlußkraft lodert
die sie nicht aufs Grab hat legen dürfen. Jetzt
hatte erzählt, sein Vater habe nunmehr den
noch in ihm, so daß er dem Unheil mit heroischer,
flammt in Medardus ein Gedanke auf und
Widerstand gegen die Vermählung mit einem
zur Größe aufgereckter Gebärde entgegentritt.
reißt ihn mit sich fort. Hin zur Prinzessin!
Bürgermädchen aufgegeben. Medardus nahm es
Mit einer Gebärde, von der wir erst später
Ihre Liebe, ihre völlige Hingabe erobern, sie in
wie ein Wunder auf. Die Valois lebten hier in
merken, daß sie nicht ohne Anmaßung war. Ein
seinen Armen halten — und sie dann wie eine
Wien als Emigranten. Der alte Herzog hielt
Held im Vorspiel, in jeglichem Vorspiel ein
Dirne wegwerfen. Ihren adeligen Leib ge¬
sich für den rechtmäßigen König, seinen einzigen
Held der Gebärde. Man könnte es natürlich auch
nießen, dann aber das ganze Haus donnernd
Sohn Franz für den Dauphin von Frankreich.
anders sagen: Lieber Himmel... ein junger
aus dem Schlafe wecken und diese Sippe ver¬
Nun aber sollte der stolze Prätendent erlaubt
Mensch
höhnen, sie in Demütigung und Schande zurück¬
haben, daß Prinz François die kleine Bürger¬
lassen. Das wäre eine Tat, die arme, hinge¬
An das gemeinsame Grab, in das die Lieben¬
liche zur Frau nimmt? An der Leiche seiner
opferte Schwester im Grabe noch an denen, die
den nach ihrem Wunsch versenkt werden, treten
Schwester erkennt er, daß jenes Wunder eine
sie verschmäht haben, zu rächen.
die beiden unglücklichen Familien. Die Bürger¬
Lüge gewesen, erkennt, daß die Schwester des
lichen: Medardus und seine Mutter und sein
Wie es kommt, weiß ich nicht, aber gerade
Prinzen Geliebte gewesen und daß die beiden
Onkel, der brave Sattlermeister Eschenbacher,
dieser auflodernde Gedanke, gerade dieser
nun vor der Schande in den Tod geflüchtet sind.
auf der einen Seite. Auf der andern der greise
kühne Racheplan entfremdet mir den jungen
Medardus wird nicht in den Krieg ziehen.
Herzog von Valois, die Herzogin und sein Neffe,
Medardus ein wenig. Er könnte vielleicht be¬
Ihm ist jetzt, als müsse er bleiben, als müsse er
der Marquis von Valois. Wie dann all fort¬
denken, daß in dem Grab seiner Schwester ja
mit der hochmütigen Familie, die ihrem Ehrgeiz
gehen, bleibt Medardus zurück. Ihm ist auch
auch der Bruder der Prinzessin schlummert.
hier ein wertvolles junges Leben hinopferte,
jetzt wieder, als habe er hier noch etwas zu tun.
Daß die Valois ja einen Sohn verloren haben,
fürchterlich abrechnen. Er bleibt also.
Die Schwester des Prinzen kommt nun allein.
geradeso wie der Buchhändlerfamilié Klähr
Diese Geschehnisse füllen das Vorspiel. Straff
Ihr hochmütiges Herz hat kein Begreifen dafür,
eine Tochter gestorben ist. Die Bürgerlichen
ist hier jede Szene, sausend im Tempo, jählings
daß man ein königlicher Prinz sein und aus
mochten ihr Kind dem Prinzen nicht zu einem
und steil im Anstieg. Daß ein königlicher Prinz
Liebe zu einem einfältigen Mädchen sterben
freien Glück dahingeben, die fürstlich Geborenen
mit seiner bürgerlichen Liebsten in den Tod
kann. Nun tritt Medardus hervor. Mit schmerz¬
nicht dulden, daß ihr Sproß um eines geringen
geht, nimmt man beinahe als etwas Notwen¬
lich glühenden, zornigen und wunden Worten
Mädchens willen die Hoffnung auf einen Thron
diges hin. Typisch und von allgemeiner Gültig¬
weist er die Prinzessin vom Grabe weg. Duldet
verliert. Vorurteil hüben wie drüben. Aber auch
keit sieht's nicht aus, auch dann nicht, wenn wir
nicht, daß sie Blumen darauf niederlege. Die
hüben wie drüben eine tödliche Wunde, aber
uns besinnen, Aehnliches schon in der Wirklich¬
Prinzessin ist von der Beleidigung get## sen,
auch in beiden Häusern tiefe Trauer um ein
keit mit angeschaut zu haben. Geschieht es hier
aber tiefer noch von dem männlichen Willen, der
Gestorbenes. Mag es sein, daß im Gemüt des
hauf der Bühne, so nebenher, nur als Anstoß zu
ihr aus Medardus' Stimme ins Herz dringt.
Bürgerlichen nach solch einer Tragödie ein
Anderem, Fernerem, nur in aller Knappheit
Ihrem Vetter, dem Marquis von Valois, den
heftiger wühlender Groll zurückbleibt. Mag
einer Prämisse, empfindet man etwa, es sei ein
der laute Auftritt herbeiruft, sagt sie: „Töten
es auch sein, daß dieser Groll gerechter ist,
Druma für sich, eines, das anderswo behandelt
Sie den jungen Menschen, der da eben wegging,
oder doch — weil er ein breiteres Echo findet —
werden könne, eines, von dem wir eigentlich
und ich bin die Ihre.“
gerecht erscheint. Nicht dieser Zorn des Me¬
Inur die Keimzelle sehen. Bei alledem: dieser
dardus macht es, daß mein Gefühl von ihm
Medardus schlägt sich mit dem Marquis, aber
abrückt. Er muß an dem Tage, an dem seine
zwanzigjährige französische Prinz hat von Kind=er wird nicht getötet. Er empfängt nur einen! Schwester begraben wurde, gewiß nicht zu solch
heit an Deutschlands Luft geatmet, und diese Degenstich in die Brust und verwundet den ruhiger und alles verstehender Ueberlegung
Luft ist noch von der Werther=Stimmung durch= Marquis am Arm. Die Prinzessin, die in ihrer fähig sein. Nur dieses: daß einer mit ganzer
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gingen. Das Mädchen ist Agathe, die Schwester szogen; die sentimentalische Schwermut, die Welt= Seele ein Verlangen aufwachen fühlte, irgend¬
des Medardus, der Jüngling Prinz Franz von fluchtgedanken schweben noch wie Wolken an einen Helden zu feiern, sendet, weil ihr Vetter
Valois; Medardus hat die beiden vor kurzen
diesem Himmel. Auch Medardus ist hier, im Vor-nicht als Sieger heimkam, die Zofe zu
Stunden daheim als vermeintlich Glückliche
spiel, noch aufrecht und streckt die Hand aus, sein
Medardus. Sendet sie mit denselben Blumen,
zurückgelassen. Der Prinz war gekommen, und
Schicksal selbst zu lenken. Entschlußkraft lodert
die sie nicht aufs Grab hat legen dürfen. Jetzt
hatte erzählt, sein Vater habe nunmehr den
noch in ihm, so daß er dem Unheil mit heroischer,
flammt in Medardus ein Gedanke auf und
Widerstand gegen die Vermählung mit einem
zur Größe aufgereckter Gebärde entgegentritt.
reißt ihn mit sich fort. Hin zur Prinzessin!
Bürgermädchen aufgegeben. Medardus nahm es
Mit einer Gebärde, von der wir erst später
Ihre Liebe, ihre völlige Hingabe erobern, sie in
wie ein Wunder auf. Die Valois lebten hier in
merken, daß sie nicht ohne Anmaßung war. Ein
seinen Armen halten — und sie dann wie eine
Wien als Emigranten. Der alte Herzog hielt
Held im Vorspiel, in jeglichem Vorspiel ein
Dirne wegwerfen. Ihren adeligen Leib ge¬
sich für den rechtmäßigen König, seinen einzigen
Held der Gebärde. Man könnte es natürlich auch
nießen, dann aber das ganze Haus donnernd
Sohn Franz für den Dauphin von Frankreich.
anders sagen: Lieber Himmel... ein junger
aus dem Schlafe wecken und diese Sippe ver¬
Nun aber sollte der stolze Prätendent erlaubt
Mensch
höhnen, sie in Demütigung und Schande zurück¬
haben, daß Prinz François die kleine Bürger¬
lassen. Das wäre eine Tat, die arme, hinge¬
An das gemeinsame Grab, in das die Lieben¬
liche zur Frau nimmt? An der Leiche seiner
opferte Schwester im Grabe noch an denen, die
den nach ihrem Wunsch versenkt werden, treten
Schwester erkennt er, daß jenes Wunder eine
sie verschmäht haben, zu rächen.
die beiden unglücklichen Familien. Die Bürger¬
Lüge gewesen, erkennt, daß die Schwester des
lichen: Medardus und seine Mutter und sein
Wie es kommt, weiß ich nicht, aber gerade
Prinzen Geliebte gewesen und daß die beiden
Onkel, der brave Sattlermeister Eschenbacher,
dieser auflodernde Gedanke, gerade dieser
nun vor der Schande in den Tod geflüchtet sind.
auf der einen Seite. Auf der andern der greise
kühne Racheplan entfremdet mir den jungen
Medardus wird nicht in den Krieg ziehen.
Herzog von Valois, die Herzogin und sein Neffe,
Medardus ein wenig. Er könnte vielleicht be¬
Ihm ist jetzt, als müsse er bleiben, als müsse er
der Marquis von Valois. Wie dann all fort¬
denken, daß in dem Grab seiner Schwester ja
mit der hochmütigen Familie, die ihrem Ehrgeiz
gehen, bleibt Medardus zurück. Ihm ist auch
auch der Bruder der Prinzessin schlummert.
hier ein wertvolles junges Leben hinopferte,
jetzt wieder, als habe er hier noch etwas zu tun.
Daß die Valois ja einen Sohn verloren haben,
fürchterlich abrechnen. Er bleibt also.
Die Schwester des Prinzen kommt nun allein.
geradeso wie der Buchhändlerfamilié Klähr
Diese Geschehnisse füllen das Vorspiel. Straff
Ihr hochmütiges Herz hat kein Begreifen dafür,
eine Tochter gestorben ist. Die Bürgerlichen
ist hier jede Szene, sausend im Tempo, jählings
daß man ein königlicher Prinz sein und aus
mochten ihr Kind dem Prinzen nicht zu einem
und steil im Anstieg. Daß ein königlicher Prinz
Liebe zu einem einfältigen Mädchen sterben
freien Glück dahingeben, die fürstlich Geborenen
mit seiner bürgerlichen Liebsten in den Tod
kann. Nun tritt Medardus hervor. Mit schmerz¬
nicht dulden, daß ihr Sproß um eines geringen
geht, nimmt man beinahe als etwas Notwen¬
lich glühenden, zornigen und wunden Worten
Mädchens willen die Hoffnung auf einen Thron
diges hin. Typisch und von allgemeiner Gültig¬
weist er die Prinzessin vom Grabe weg. Duldet
verliert. Vorurteil hüben wie drüben. Aber auch
keit sieht's nicht aus, auch dann nicht, wenn wir
nicht, daß sie Blumen darauf niederlege. Die
hüben wie drüben eine tödliche Wunde, aber
uns besinnen, Aehnliches schon in der Wirklich¬
Prinzessin ist von der Beleidigung get## sen,
auch in beiden Häusern tiefe Trauer um ein
keit mit angeschaut zu haben. Geschieht es hier
aber tiefer noch von dem männlichen Willen, der
Gestorbenes. Mag es sein, daß im Gemüt des
hauf der Bühne, so nebenher, nur als Anstoß zu
ihr aus Medardus' Stimme ins Herz dringt.
Bürgerlichen nach solch einer Tragödie ein
Anderem, Fernerem, nur in aller Knappheit
Ihrem Vetter, dem Marquis von Valois, den
heftiger wühlender Groll zurückbleibt. Mag
einer Prämisse, empfindet man etwa, es sei ein
der laute Auftritt herbeiruft, sagt sie: „Töten
es auch sein, daß dieser Groll gerechter ist,
Druma für sich, eines, das anderswo behandelt
Sie den jungen Menschen, der da eben wegging,
oder doch — weil er ein breiteres Echo findet —
werden könne, eines, von dem wir eigentlich
und ich bin die Ihre.“
gerecht erscheint. Nicht dieser Zorn des Me¬
Inur die Keimzelle sehen. Bei alledem: dieser
dardus macht es, daß mein Gefühl von ihm
Medardus schlägt sich mit dem Marquis, aber
abrückt. Er muß an dem Tage, an dem seine
zwanzigjährige französische Prinz hat von Kind=er wird nicht getötet. Er empfängt nur einen! Schwester begraben wurde, gewiß nicht zu solch
heit an Deutschlands Luft geatmet, und diese Degenstich in die Brust und verwundet den ruhiger und alles verstehender Ueberlegung
Luft ist noch von der Werther=Stimmung durch= Marquis am Arm. Die Prinzessin, die in ihrer fähig sein. Nur dieses: daß einer mit ganzer