h
ardus
Land, der Zukunft gehören. Jetzt langt er mit
rund
tastenden Armen noch ein letztes Mal nach
seiner
einem Schein von Größe: bekennt, er habe
gnisse
gleichfalls dem Kaiser ans Leben gewollt, weist
altige
jede Gnade zurück, weigert das Versprechen,
liegt
von seinem Vorhaben abzulassen, und wird er¬
vickelt
schossen. Stirbt, und es ist mehr ein ver¬
r sich
zweifelter Selbstmord als das tragische Ende
über¬
eines Helden.
Eine große Epoche und ein kleiner Mensch.
das
Ein gewaltiger Hintergrund und eine seltsam
Putel
ins Enge gezogene Handlung davor, mehr als
er¬
Staffage wirkend denn als Hauptgruppe. Auf
npor.
einer breit hinrauschenden Flut von Begeben¬
t die
heiten treibend und schaukelnd eine Anekdote,
rden!
in deren Kern viel tiefsinnige Menschlichkeit
Wlan.
eingeschlossen ist. Kein Drama. Eine
alois
„dramatische Historie“.
ichen.
Das Wertvolle an diesem Werk: seine Bunt¬
utsch¬
heit des Lebendigen, seine Fülle der Gestalten.
auch
Die Kunst, Verknüpfungen des Schicksals zu
der
zeigen. Die dichterische Kraft, die alle Szenen
ganz leise von der Wirklichkeit abrückt, und sie
ge¬
doch in jedem Wort, in jedem Augenblick mit
einem bestrickenden Zauber des Notwendigen
und Natürlichen aufleuchten läßt. Die Atmo¬
nan
sphäre, die österreichisch ist, wie etwa Haydns
ucht,
„Gott erhalte...“. Dann noch die Weisheit,
Tat.
die immer und immer wieder auf die schicksals¬
ssen.
starke Verteilung der Rollen in der großen
sich Weltkomödie binweist. Wie der junge Medardus
en eeneen ene an Aenenmenenen
voll ist die Szene, in der sich das Schicksal des
Medardus wie das Schicksal der Prinzessin
entscheidet. Unten, an der Schloßtreppe von
Schönbrunn. Man hat den Medardus gefangen
abgeführt, hat die Leiche der Prinzessin hin¬
wegtragen wollen. Da wirbeln die Trommeln, die
Wachen salutieren, die Menge fließt zusammen,
die Türen der Altane öffnen sich, das Volk
ruft seine Huldigung empor; und dort droben
wird (wenn der Vorhang gefallen ist) Napoleon
heraustreten, wird über die Schicksale, die sich
hier unten abspielen, hinschreiten als der
große Gebieter dieser Zeit. Der Vorhang fällt,
ehe wir ihn sehen. Denn er schreitet in seiner
eigenen Tragödie dahin. In diesem Stück aber
dürfen wir ihn nicht erblicken. Es ist nicht das
seine. Es spielt sich gleichsam nur unter seinen
hinwandelnden Schritten ab; es ist das Stück
der Menschlichkeiten, die sein hinrollender
Siegeswagen aufgewühlt hat, wie ein dahin¬
sausender Wagen Staub und Wasser aus
Regenlachen und unzähliges, in Staub
kriechendes, mit Staub bedecktes Leben auf¬
wühlt, daß es weit umherspritzt.
Eine Fülle von Bildern hat das Burgtheater
an diesem balladesken Theaterstück zu be¬
wältigen, und wir können auf dieser vor¬
nehmsten österreichischen Bühne einmal Oester¬
reich in vielen bewegten Bildern sehen, wie in
einem farbigbunten Buch. Da ist die Alt¬
Wiener Bürgerstube mit ihrem einfachen.
S
behaglich gedämpften Empire. Dann die Fried¬
scheidene Etzelt des Herrn Treßler, der er¬
hoffzene, die ausgezeichnet im Stil jener Ge¬
greifend königliche Greis, den Herr Hart¬
mann mit seiner seigneuralen Noblesse gibt,
denkblätter gehalten ist, auf denen die Trauer¬
weiden aus Haaren und die Kränze aus Perl= die Agathe der Medelsky, die Mutter des
stickerei sind. Da ist die Basteiszene, in der
Mebordus: Frau Bleibtren mit kernhafter
Alt=Wiener Kriehuber=Freundlichkeit, die mit
Echtheit, „riegelsam" und dann wieder hin¬
reißend in ihrem Ausbruch wilder Ver¬
heroischen Elementen gemengt wird; dann der
zweiflung. Ferner die Zofe der Prinzessin,
Garten mit der Barockmauer bei den Valois,
und das Prunkstück der Aufführung, die
Fräulein Hofteufel, der in dieser Rolle
Schönbrunner Schloßtreppe. All dies ist un¬
etwas sehr Feines gelingt: an die amourösen
Zofen des Ancien régime zu erinnern. So
aufdringlich herausgebracht, mit einer Vor¬
graziös und anmutig verbuhlt ist sie, daß man
nehmheit, in der sich die Vornehmheit des
immer wieder sich erinnert, wie doch um 1809
(Dichters, des Regisseurs und die traditionelle
Vornehmheit des Burgtheaters zu einem
die galante Zeit noch nicht lange vergangen
Ganzen vereinen.
war. Dann Episoden, wie der Neunzigjährige,
Den Medardus spielt Herr Gerasch ohne das
den Herr Straßni gibt; Wiener Bürger:
irre und überfeurige, leicht an Raserei streifende
Herr Heller, Herr Moser; Soldaten: Herr
Paulsen und Herr Muratori. Dann das
Temperament, das dieser Jünglingsgestalt
eigen sein muß. Ausbrüche, die Herr Gerasch
arme, verschmähte Mädchen: Fräulein Mell;
versäumt: an der Bahre seiner Schwester, dann,
dann die strebsamere Kokotte: Fräulein
Wagner; kleine Rollen, die Frau Senders,
wenn die Zofe als Botin zu ihm kommt. In
diesen beiden Momenten war der Charakter des
Fräulein Wilke, Fräulein Rosen, Fräulein
Gerzhofer geben; die Herren Gimnig,
Medardus zu untermalen. Herr Gerasch geht
Pittschau, Thimig, Devrient, Löwe,
mit Liebhaberdeklamation drüber weg. Aber
Zeska, der Arzt des Herzogs, den
seine allgemeine Begabung verschafft ihm doch
Herr Heine einfach meisterhaft spielt, dann
eine allgemeine, wenn auch nur vage an die
der andere Arzt, den Herr Arndt gibt usw.
Rolle reichende Wirkung. Die Prinzessin, Fräu¬
Eine Aufführung von einer wundervollen
lein Wohlgemuth, berückend schön, und ihre
Gleichmäßigkeit, von einer ungewöhnlichen
gelegentlich anfängermäßige Unsicherheit hilft,
Höhe des Gelingens.
daß die Seelenkälte der Valois deutlicher
werde. Ihr ungewöhnliches Talent kam in dem
Sie dauerte fünf Stunden. Aber das
großen, klaren Ton, den sie von Natur
Publikum schien es kaum zu merken, so stark
aus besitzt, herrlich zum Durchbruch.
und anhaltend ist die Wirkung, die von diesem
Werke ausgeht. Arthur Schnitzler wurde gleich
Neben diesen beiden gibt es noch ein
nach den ersten Verwandlungen stürmisch ge¬
paar Dutzend größere und kleinere Rollen. Von
den besten: der Eschenbacher des Herrn
rufen und mußte beinahe nach jedem Bild vor#
Balajthy, unvergeßlich in seiner Einfach¬
den Vorhang treten, um für den Beifall zu
heit. Der Spion Wachshuber, den Herr Korff
danken.
aus Elementen einer Schalanterschen Nieder¬
tracht vortrefflich zeichnet; der rührend be¬
ne
ardus
Land, der Zukunft gehören. Jetzt langt er mit
rund
tastenden Armen noch ein letztes Mal nach
seiner
einem Schein von Größe: bekennt, er habe
gnisse
gleichfalls dem Kaiser ans Leben gewollt, weist
altige
jede Gnade zurück, weigert das Versprechen,
liegt
von seinem Vorhaben abzulassen, und wird er¬
vickelt
schossen. Stirbt, und es ist mehr ein ver¬
r sich
zweifelter Selbstmord als das tragische Ende
über¬
eines Helden.
Eine große Epoche und ein kleiner Mensch.
das
Ein gewaltiger Hintergrund und eine seltsam
Putel
ins Enge gezogene Handlung davor, mehr als
er¬
Staffage wirkend denn als Hauptgruppe. Auf
npor.
einer breit hinrauschenden Flut von Begeben¬
t die
heiten treibend und schaukelnd eine Anekdote,
rden!
in deren Kern viel tiefsinnige Menschlichkeit
Wlan.
eingeschlossen ist. Kein Drama. Eine
alois
„dramatische Historie“.
ichen.
Das Wertvolle an diesem Werk: seine Bunt¬
utsch¬
heit des Lebendigen, seine Fülle der Gestalten.
auch
Die Kunst, Verknüpfungen des Schicksals zu
der
zeigen. Die dichterische Kraft, die alle Szenen
ganz leise von der Wirklichkeit abrückt, und sie
ge¬
doch in jedem Wort, in jedem Augenblick mit
einem bestrickenden Zauber des Notwendigen
und Natürlichen aufleuchten läßt. Die Atmo¬
nan
sphäre, die österreichisch ist, wie etwa Haydns
ucht,
„Gott erhalte...“. Dann noch die Weisheit,
Tat.
die immer und immer wieder auf die schicksals¬
ssen.
starke Verteilung der Rollen in der großen
sich Weltkomödie binweist. Wie der junge Medardus
en eeneen ene an Aenenmenenen
voll ist die Szene, in der sich das Schicksal des
Medardus wie das Schicksal der Prinzessin
entscheidet. Unten, an der Schloßtreppe von
Schönbrunn. Man hat den Medardus gefangen
abgeführt, hat die Leiche der Prinzessin hin¬
wegtragen wollen. Da wirbeln die Trommeln, die
Wachen salutieren, die Menge fließt zusammen,
die Türen der Altane öffnen sich, das Volk
ruft seine Huldigung empor; und dort droben
wird (wenn der Vorhang gefallen ist) Napoleon
heraustreten, wird über die Schicksale, die sich
hier unten abspielen, hinschreiten als der
große Gebieter dieser Zeit. Der Vorhang fällt,
ehe wir ihn sehen. Denn er schreitet in seiner
eigenen Tragödie dahin. In diesem Stück aber
dürfen wir ihn nicht erblicken. Es ist nicht das
seine. Es spielt sich gleichsam nur unter seinen
hinwandelnden Schritten ab; es ist das Stück
der Menschlichkeiten, die sein hinrollender
Siegeswagen aufgewühlt hat, wie ein dahin¬
sausender Wagen Staub und Wasser aus
Regenlachen und unzähliges, in Staub
kriechendes, mit Staub bedecktes Leben auf¬
wühlt, daß es weit umherspritzt.
Eine Fülle von Bildern hat das Burgtheater
an diesem balladesken Theaterstück zu be¬
wältigen, und wir können auf dieser vor¬
nehmsten österreichischen Bühne einmal Oester¬
reich in vielen bewegten Bildern sehen, wie in
einem farbigbunten Buch. Da ist die Alt¬
Wiener Bürgerstube mit ihrem einfachen.
S
behaglich gedämpften Empire. Dann die Fried¬
scheidene Etzelt des Herrn Treßler, der er¬
hoffzene, die ausgezeichnet im Stil jener Ge¬
greifend königliche Greis, den Herr Hart¬
mann mit seiner seigneuralen Noblesse gibt,
denkblätter gehalten ist, auf denen die Trauer¬
weiden aus Haaren und die Kränze aus Perl= die Agathe der Medelsky, die Mutter des
stickerei sind. Da ist die Basteiszene, in der
Mebordus: Frau Bleibtren mit kernhafter
Alt=Wiener Kriehuber=Freundlichkeit, die mit
Echtheit, „riegelsam" und dann wieder hin¬
reißend in ihrem Ausbruch wilder Ver¬
heroischen Elementen gemengt wird; dann der
zweiflung. Ferner die Zofe der Prinzessin,
Garten mit der Barockmauer bei den Valois,
und das Prunkstück der Aufführung, die
Fräulein Hofteufel, der in dieser Rolle
Schönbrunner Schloßtreppe. All dies ist un¬
etwas sehr Feines gelingt: an die amourösen
Zofen des Ancien régime zu erinnern. So
aufdringlich herausgebracht, mit einer Vor¬
graziös und anmutig verbuhlt ist sie, daß man
nehmheit, in der sich die Vornehmheit des
immer wieder sich erinnert, wie doch um 1809
(Dichters, des Regisseurs und die traditionelle
Vornehmheit des Burgtheaters zu einem
die galante Zeit noch nicht lange vergangen
Ganzen vereinen.
war. Dann Episoden, wie der Neunzigjährige,
Den Medardus spielt Herr Gerasch ohne das
den Herr Straßni gibt; Wiener Bürger:
irre und überfeurige, leicht an Raserei streifende
Herr Heller, Herr Moser; Soldaten: Herr
Paulsen und Herr Muratori. Dann das
Temperament, das dieser Jünglingsgestalt
eigen sein muß. Ausbrüche, die Herr Gerasch
arme, verschmähte Mädchen: Fräulein Mell;
versäumt: an der Bahre seiner Schwester, dann,
dann die strebsamere Kokotte: Fräulein
Wagner; kleine Rollen, die Frau Senders,
wenn die Zofe als Botin zu ihm kommt. In
diesen beiden Momenten war der Charakter des
Fräulein Wilke, Fräulein Rosen, Fräulein
Gerzhofer geben; die Herren Gimnig,
Medardus zu untermalen. Herr Gerasch geht
Pittschau, Thimig, Devrient, Löwe,
mit Liebhaberdeklamation drüber weg. Aber
Zeska, der Arzt des Herzogs, den
seine allgemeine Begabung verschafft ihm doch
Herr Heine einfach meisterhaft spielt, dann
eine allgemeine, wenn auch nur vage an die
der andere Arzt, den Herr Arndt gibt usw.
Rolle reichende Wirkung. Die Prinzessin, Fräu¬
Eine Aufführung von einer wundervollen
lein Wohlgemuth, berückend schön, und ihre
Gleichmäßigkeit, von einer ungewöhnlichen
gelegentlich anfängermäßige Unsicherheit hilft,
Höhe des Gelingens.
daß die Seelenkälte der Valois deutlicher
werde. Ihr ungewöhnliches Talent kam in dem
Sie dauerte fünf Stunden. Aber das
großen, klaren Ton, den sie von Natur
Publikum schien es kaum zu merken, so stark
aus besitzt, herrlich zum Durchbruch.
und anhaltend ist die Wirkung, die von diesem
Werke ausgeht. Arthur Schnitzler wurde gleich
Neben diesen beiden gibt es noch ein
nach den ersten Verwandlungen stürmisch ge¬
paar Dutzend größere und kleinere Rollen. Von
den besten: der Eschenbacher des Herrn
rufen und mußte beinahe nach jedem Bild vor#
Balajthy, unvergeßlich in seiner Einfach¬
den Vorhang treten, um für den Beifall zu
heit. Der Spion Wachshuber, den Herr Korff
danken.
aus Elementen einer Schalanterschen Nieder¬
tracht vortrefflich zeichnet; der rührend be¬
ne