box 26/5
22. Denjunge Medandus
S
mutigen Technik hingezeichnet. Das bürgerliche Zimmer
h, der dem Leben mit einer hoch¬
der Buchhändlerswitwe. Der Buchhandlungsladen in der
ichen Gebärde entgegentritt, der
Teinfaltstraße, der Altwviener Park, darin die Prinzessin
en Wollens niemals zu erklimmen
wohnt. Die alte Gartenmauer mit dem Seitenpförtchen, den Medardus ohne Raserei, ohne die besondere Leiden¬
ge. Seine Lust rauscht aus dum¬
dann die Straße, an der die Kaserne steht, dann die schaftlichkeit spielt, die, gerade zu solch einer Gestalt gehören
spült alle Bewußtheit jedesmal mit
Bastei mit ihren Kanonen, dann der Schloßhof von würde. Herr Gerasch macht einen melancholischen und in
Begebenheiten der großen Epoche
Schönbrunn mit der Freitreppe. Es ist ein Spielen und seiner Melancholie gleichmäßig deklamierenden Liebhaber
ahe alle Menschen, die in einer
Wühlen mit allen Möglichkeiten des Theaters, ein Schwel= aus dem rastlos schwankenden, ewig ungleichen Medardus.
kit leben. Er aber verwickelt sich in
gen in seiner entzückenden Maschinerie, die genießerische Am meisten dagegen Fräulein Wolgemut, welche die
in wirre Schlingen, er bleibt in
Freude eines Dichters, sich einmal hier so recht aus dem Prinzessin spielt. Sie wirkt am stärksten durch die Hoheit
gerade durch seine hochgebäumte
Vollen und aus der Fülle eine ganze Welt, eine offenbar ihrer Gestalt, durch den kühlen Adel ihrer Schönheit. Ein
on den Begebenheiten der Epoche
sehr geliebte Welt aufzubauen. Diese Lust, sich in einem unbeschreiblicher Anblick. Ihre Schauspielkunst ist noch un¬
it fortgezerrt, wie einer, den ein
ganzen Wirbel von Gestalten, Schauplätzen und Szenen sicher, ihre Sprache manchmal noch wie leer; aber zum
hat, und der, stürzend, in
auszuleben, diese feste Entschlossenheit, ein Stück einmal Charakter der Prinzessin paßt das vortrefflich. Wie viele,
sich verstrickte. Ein Mensch von
um des Theaters willen ins Breite wachsen zu lassen, viele gute Leistungen gibt es noch in diesem Stück, in
den Gedanken fassen konnte, die
ist mir das Liebste an Schnitzlers seltsamer Dichtung, welchem an siebzig Schauspieler mitwirken. Der Etzelt des
verführen, daß er sie dann fort¬
Dieser großzügig entworfene Hintergrund, auf dem die Herrn Treßler, ganz in bescheidene Rechtschaffenheit
getaucht, der Eschenbacher des Herrn Balajthy, atmend
aß er ein Meusch von seltenen
Handlung klein und dünn, und selbst in ihren Höhe¬
in Natürlichkeit, der Wachshuber des Herrn Korff,
von interessanten Gaben. Jede
punkten manchmal trotz allem Ernst noch zierlich erscheint,
aus der tiefsten Wiener Verkommenheit meisterlich heraus¬
ist von großen Ereignissen, schleu¬
ist denn auch der wertvollste Teil dieser Arbeit.
gegriffen, die Bleibtreu in ihrem kernhaften Wesen,
er Brandung solch merkwürdige
Das Burgtheater hat sich mit der Aufführung des
der alte Herzog von Valois, den Hartmann mit seiner
matische Charaktere empor. Es ist
„jungen Medardus“ endlich wieder einmal einem wieneri¬
großen Noblesse gibt, dann noch zwei Dutzend Neben¬
Psychologen, in der Weltgeschichte
schen Dichter zu eigen gegeben; so völlig, so mit seinem
siguren, wie der Neunzigjährige des Herrn Straßny,
den Gestalten, sondern im Bran¬
ganzen Reichtum wie schon lange nicht. Was für reizende
der herzogliche Arzt des Herrn Heine, Wiener Bürger:
en nach solchen versprühten, ver¬
Interieurs sind da geschaffen worden. Die Stube des Me¬
die Herren Heller und Moser, Studenten: Herr
in zu suchen. Episodenfiguren im
dardus, der Salon des Prinzen Valois, das Schlafzim¬
Paulsen, Herr Muratori, Wiener Frauen und
drama. Und es ist heute die Deli¬
mer der Prinzessin, dann die schöne Basteiszene mit allen
Mädchen: Erika v. Wagner, die Medelsky, die
Geistes, solche Episodenmenschen
Künsten, die zu einer regelrechten Kanonade gehören,
Rosen, die Senders; und endlich der ganz
idenen die Luft und der Himmel
endlich die Fassade des Lustschlosses Schönbrunn, und die
in Pracht gehüllte Napoleon=General Rapp des Herrn
big spiegeln.
ungeheure Buntheit Altwiener Kostüme und napoleoni¬
Himmel und Farbe der Napoleon¬
Reimers.
scher Uniformen. Es ist wohl eine der sorgfältigsten und
Eindrucksvoll und glänzend ist diese Aufführung an
Musik und das fieberhafte Tempo
am meisten durchgearbeiteten Inszenierungen, die man in
ßerdem: eine wundervoll lebendige
dem Publikum vorübergezogen, das sich fünf Stunden
den letzten Jahren gesehen hat. Vielleicht wird dies mit¬
aus österreichische, durchaus wiene¬
lang dem starken Zauber dieses Werkes willig gefangen
helfen, dem Stück einen dauernden Erfolg zu bereiten,
er es irgendwie klingt, als sei die
gab, ohne zu merken, wie die Zeit vorwärts schritt. Arthur
trotzdem es ungefähr fünf Stunden Spielzeit erfordert
Mozarts noch das Grundmotiv
Schnitzler wurde gleich nach dem Vorspiele stürmisch ge¬
Wien wird sich im Wiener Burgtheater sehen wollen.
bunte Szenen gleiten an uns vor¬
rufen und erschien von da an beinahe nach jedem Bilde
Auch schauspielerische Leistungen helfen vielleicht mil
ilder. Aquarelle wollen wir sagen.
an der Rampe, um für den Applaus zu danken.
ganz leichten, unbeschreiblich an= zum Erjolg. Am weuigsten freilich Herr Gerasch, der
22. Denjunge Medandus
S
mutigen Technik hingezeichnet. Das bürgerliche Zimmer
h, der dem Leben mit einer hoch¬
der Buchhändlerswitwe. Der Buchhandlungsladen in der
ichen Gebärde entgegentritt, der
Teinfaltstraße, der Altwviener Park, darin die Prinzessin
en Wollens niemals zu erklimmen
wohnt. Die alte Gartenmauer mit dem Seitenpförtchen, den Medardus ohne Raserei, ohne die besondere Leiden¬
ge. Seine Lust rauscht aus dum¬
dann die Straße, an der die Kaserne steht, dann die schaftlichkeit spielt, die, gerade zu solch einer Gestalt gehören
spült alle Bewußtheit jedesmal mit
Bastei mit ihren Kanonen, dann der Schloßhof von würde. Herr Gerasch macht einen melancholischen und in
Begebenheiten der großen Epoche
Schönbrunn mit der Freitreppe. Es ist ein Spielen und seiner Melancholie gleichmäßig deklamierenden Liebhaber
ahe alle Menschen, die in einer
Wühlen mit allen Möglichkeiten des Theaters, ein Schwel= aus dem rastlos schwankenden, ewig ungleichen Medardus.
kit leben. Er aber verwickelt sich in
gen in seiner entzückenden Maschinerie, die genießerische Am meisten dagegen Fräulein Wolgemut, welche die
in wirre Schlingen, er bleibt in
Freude eines Dichters, sich einmal hier so recht aus dem Prinzessin spielt. Sie wirkt am stärksten durch die Hoheit
gerade durch seine hochgebäumte
Vollen und aus der Fülle eine ganze Welt, eine offenbar ihrer Gestalt, durch den kühlen Adel ihrer Schönheit. Ein
on den Begebenheiten der Epoche
sehr geliebte Welt aufzubauen. Diese Lust, sich in einem unbeschreiblicher Anblick. Ihre Schauspielkunst ist noch un¬
it fortgezerrt, wie einer, den ein
ganzen Wirbel von Gestalten, Schauplätzen und Szenen sicher, ihre Sprache manchmal noch wie leer; aber zum
hat, und der, stürzend, in
auszuleben, diese feste Entschlossenheit, ein Stück einmal Charakter der Prinzessin paßt das vortrefflich. Wie viele,
sich verstrickte. Ein Mensch von
um des Theaters willen ins Breite wachsen zu lassen, viele gute Leistungen gibt es noch in diesem Stück, in
den Gedanken fassen konnte, die
ist mir das Liebste an Schnitzlers seltsamer Dichtung, welchem an siebzig Schauspieler mitwirken. Der Etzelt des
verführen, daß er sie dann fort¬
Dieser großzügig entworfene Hintergrund, auf dem die Herrn Treßler, ganz in bescheidene Rechtschaffenheit
getaucht, der Eschenbacher des Herrn Balajthy, atmend
aß er ein Meusch von seltenen
Handlung klein und dünn, und selbst in ihren Höhe¬
in Natürlichkeit, der Wachshuber des Herrn Korff,
von interessanten Gaben. Jede
punkten manchmal trotz allem Ernst noch zierlich erscheint,
aus der tiefsten Wiener Verkommenheit meisterlich heraus¬
ist von großen Ereignissen, schleu¬
ist denn auch der wertvollste Teil dieser Arbeit.
gegriffen, die Bleibtreu in ihrem kernhaften Wesen,
er Brandung solch merkwürdige
Das Burgtheater hat sich mit der Aufführung des
der alte Herzog von Valois, den Hartmann mit seiner
matische Charaktere empor. Es ist
„jungen Medardus“ endlich wieder einmal einem wieneri¬
großen Noblesse gibt, dann noch zwei Dutzend Neben¬
Psychologen, in der Weltgeschichte
schen Dichter zu eigen gegeben; so völlig, so mit seinem
siguren, wie der Neunzigjährige des Herrn Straßny,
den Gestalten, sondern im Bran¬
ganzen Reichtum wie schon lange nicht. Was für reizende
der herzogliche Arzt des Herrn Heine, Wiener Bürger:
en nach solchen versprühten, ver¬
Interieurs sind da geschaffen worden. Die Stube des Me¬
die Herren Heller und Moser, Studenten: Herr
in zu suchen. Episodenfiguren im
dardus, der Salon des Prinzen Valois, das Schlafzim¬
Paulsen, Herr Muratori, Wiener Frauen und
drama. Und es ist heute die Deli¬
mer der Prinzessin, dann die schöne Basteiszene mit allen
Mädchen: Erika v. Wagner, die Medelsky, die
Geistes, solche Episodenmenschen
Künsten, die zu einer regelrechten Kanonade gehören,
Rosen, die Senders; und endlich der ganz
idenen die Luft und der Himmel
endlich die Fassade des Lustschlosses Schönbrunn, und die
in Pracht gehüllte Napoleon=General Rapp des Herrn
big spiegeln.
ungeheure Buntheit Altwiener Kostüme und napoleoni¬
Himmel und Farbe der Napoleon¬
Reimers.
scher Uniformen. Es ist wohl eine der sorgfältigsten und
Eindrucksvoll und glänzend ist diese Aufführung an
Musik und das fieberhafte Tempo
am meisten durchgearbeiteten Inszenierungen, die man in
ßerdem: eine wundervoll lebendige
dem Publikum vorübergezogen, das sich fünf Stunden
den letzten Jahren gesehen hat. Vielleicht wird dies mit¬
aus österreichische, durchaus wiene¬
lang dem starken Zauber dieses Werkes willig gefangen
helfen, dem Stück einen dauernden Erfolg zu bereiten,
er es irgendwie klingt, als sei die
gab, ohne zu merken, wie die Zeit vorwärts schritt. Arthur
trotzdem es ungefähr fünf Stunden Spielzeit erfordert
Mozarts noch das Grundmotiv
Schnitzler wurde gleich nach dem Vorspiele stürmisch ge¬
Wien wird sich im Wiener Burgtheater sehen wollen.
bunte Szenen gleiten an uns vor¬
rufen und erschien von da an beinahe nach jedem Bilde
Auch schauspielerische Leistungen helfen vielleicht mil
ilder. Aquarelle wollen wir sagen.
an der Rampe, um für den Applaus zu danken.
ganz leichten, unbeschreiblich an= zum Erjolg. Am weuigsten freilich Herr Gerasch, der