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22. Der—junge Medandus
A
D
banger Zweisler an allem Bestehenden ist, spiegelt sich in nahezu! Schmerz um die Schwester, um den Onkel. um das Vaterland,
Helden schaffen, der Lauf d
sämtlichen seiner Dichtungen. In dieser, gerade in dieser, die in
aus ihm.“
um die Geliebte wühlen wechselnd in ihm. Und nun die Reise
ein freundliches, uns vertrautes Landschaftsbild hinein¬
seiner tausendfältigen Leiden? Seiner bitter erkauften Wahr¬
All dem mag nun freilich
gestellt ist, mehr als je in einer früheren. Früher erwog
heit letzter Schluß? Da er ausgeht, zur Rache an dem
in dieser „dramatischen
und verglich er bedächtig, ehe er verwarf. Hier aber sind den
Tyrannen, macht ihn ein Zufall zum Mörder aus Eifersucht,
zu lösen, Fragen zu entscheide
angezweifelten Werten fast überhaupt keine Gegenwerte gegen¬
Und wie um sich den entfliehenden Schein des Heldentumes zu
wahrhaft verheerende Feldzu
übergestellt Hier ist nühts als die nackte, grausame Lust am Ver¬
retten, geht er für eine Torheit in einen unerklärlichen Tod.
Menschen, ihren guten, starken
löschen aller Freude, am Versiegen aller lebenspendenden Kräfte.
Dieser Medardus ist wahrhaftig trotz aller ängstlichen Be¬
tümer nicht gerechtfertigt.
Da ist die wunderbar gütige Witwe Klär. Mann, Tochter,
gründung unverständlich. Stellen wir hier der dichterischen
Was diese Dichtung
Bruder. Sohn sterben ihr sozusagen unter den Händen weg.
Fabel die historische Begebenheit vergleichend
ist ihre rasch und kräftig
Vergeblich müht sie sich, mit ihren schwachen Frauenhänden in
gegenüber. Bei der Parade, die Napoleon, während die Friedens¬
Problemen ferne haben diese 9#
das unerbittliche, grausame Räderwerk des Schicksals zu greisen,
verhandlungen im Gange waren, in Schönbrunn abhiell, fiel dem
In sich selbst zu versenken,
das sich gegen sie verschworen hat. Eine unnatürliche
General Rapp das sonderbare Venehmen eines jungen
Schnitzlers so gern kun. Stark
Fähigkeit bürdet ihr der Autor auf, von eben erlittenen Schmerzen
Menschen, Staps war sein Name, auf. Er ließ ihn festnehmen,
lärm herein, die Schicksale
weg alsbald, in wenigen Tagen, Stunden zu neuen bereit und auf¬
man fand bei ihm ein großes Küchenmesser und Napoleon selbst
Dramas werden mitgerissen, ei
nahmsfähig zu sein, nennen wir es „Tauglichkeit zur Tragik“
verhörte ihn. Der Wortlaut des Gespräches war folgender:
lichen Vorgänge So wird viel
nicht rein körperlich genommen, nicht lediglich in bezug auf
„Woher sind Sie?“ „Aus Nineburg.“ „Was ist Ihr Valer?“
wäre, wer hier ein Held im klei
physische Kräfte, mehr nach der dramatischen Seite hin, und
„Protestantischer Prediger.“ „Wie alt sind Sie?“ „Achtzehn
ein Anrecht, in das Heldentum
entläßt sie schließlich, sie unserem Mitleid warm anheimstellend,
Jahre.“ „Was wollten Sie mit dem Messer tun?“ „Sie töten!“
werden. Zu sonderlichem Dan
als eine, die keines von all dem Unheil, das auf sie nieder¬
„Sie sind verrückt, junger Mann, Sie sind Illuminant!“ „Ich
Wiener eigentlich keinen Grund
stürzt, verschuldete, keines hindern konnte, der keine Strafe
bin nicht verruckt und weiß nicht, was das heißt, illuminant] hier vorgeführt wird! Neu
ward, an der sich einfach stumpf und unbarmherzig so viel
sein.“ „Sie sind also krank?“ „Ich bin nicht krank, ich
gemeinen Handstreichen und St
grausames Erlehen vollzogen hat.
befinde mich wohl.“ „Warum wollten Sie mich töten?“
mütig in seiner Kaisertreue!
Da ist Etzelt, ein Freund, jeder Aufopferung fähig, ein
„Weil Sie das Unglück meines Vaterlandes sind?“
Außergewöhnlich groß
Freund, der berufen scheint, es in jeder Minute zu cleiben und
„Habe ich Ihnen etwas Uebles getan?“ „Wie allen
technischen sowohl als die künstle
der schließlich den Freund nicht mehr versteht, an ihm irre wird,
Deutschen
(Dann nach einigen Zwischenfragen):
dieser Dichtung mit sich brachte
seinen Glauben an ihm verliert, gegen ihn harl, ja sogar
„Sie haben einen überspannten Kopf. Sie werden Ihre
zu werden, konnte füglich nur
ungerecht wird und dem schließlich nur ein erschüttertes
Familie ins Unglück bringen. Ich will Ihnen das Leben!
unseres Burgtheater unternehm
Bedauern übrig bleibt. Da ist Agathe und Francois, die mit
schenken, wenn Sie mich wegen des Verbrechens um Verzeihung
Möglichkeiten erschöpft, uns d
ihrer heißen Liebe in den Tod gehen. Der gutmütige Meister
bitten, das Sie haben begehen wollen und nun bereuen
zubringen, ist fraglich. Die Hö
Eschenbacher, der seine Güle mit dem Tode bezahlt, ein ur¬
müssen!“ „Ich will keine Verzeihung, ich empfinde das innigste
steht, hat er zu sehr verstandes
altes Männlein, das an der Hand seiner letzten Enkelin ein
Bedauern darüber, daß es wir nicht gelungen ist.“ „Teufel
müßte vielleicht doch jünger, ##
paarmal über die Bühne humpelt und dem ein Granatsplitter
es scheint, ein Verbrechen ist für Sie nichts!“ „Sie zu völen
sein. Ja, an Torheit ist
das Kind fortreißt. Da ist Anna Verger, die den Medardus
in kein Verbrechen, sondern eine Pflicht.“ Napoleon hegte tal
zudenken. Noch drängt sic
liebt, von ihm kaum beachtet wird, schließlich aus Gram als
sächlih Zweifel an der geistigen Gesundheit diese¬
auf, was Kainz aus dieser 9
Krankenwärterin ins Spital geht und sich dort eine tot¬
Jünglings. Und auch uns erscheint auf diesem kleine¬
dichter wohl bei seinen jah
bringende Krankheit holt. Und schließlich, am schlimmsten
Umwege das Gebaren des Jünglings verständlich, der Vorsal
Medardus“ gedacht haben ma
bedacht, Medardus selbst. Anfänglich voll hohen Feuers, ent¬
nimmt simple, gewöhnliche Züge an. Den psychologischen Ir¬
eben beseelt ist die Witwe
zündet an großen Idealen, dann wunderlich schwankeid
weden des Nachbildes, des „jungen Medardus“ zu folgen, in
Bleibtreu. Sie ist im
zwischen Weiberlibe und Vaterlandsliebe. Daß beide
schon wesentlih schwieriger, unhezu unmöglich. Ganz gege¬
sonen, die in leichtem, dialektisch
gleich mächtig auf ihn einwirken, daß er sich in keiner Schluß des Tramas wird ein Wort über Medardus gesprochen
klement aufschimmern lassen. F
auslebt, drückt ihm den Stempel der weichlichen Schwäche auf. das ihn einigermaßen richtig bestrahlt: „Gol wollte ihn zum bringt mil Herrn Frank al
22. Der—junge Medandus
A
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banger Zweisler an allem Bestehenden ist, spiegelt sich in nahezu! Schmerz um die Schwester, um den Onkel. um das Vaterland,
Helden schaffen, der Lauf d
sämtlichen seiner Dichtungen. In dieser, gerade in dieser, die in
aus ihm.“
um die Geliebte wühlen wechselnd in ihm. Und nun die Reise
ein freundliches, uns vertrautes Landschaftsbild hinein¬
seiner tausendfältigen Leiden? Seiner bitter erkauften Wahr¬
All dem mag nun freilich
gestellt ist, mehr als je in einer früheren. Früher erwog
heit letzter Schluß? Da er ausgeht, zur Rache an dem
in dieser „dramatischen
und verglich er bedächtig, ehe er verwarf. Hier aber sind den
Tyrannen, macht ihn ein Zufall zum Mörder aus Eifersucht,
zu lösen, Fragen zu entscheide
angezweifelten Werten fast überhaupt keine Gegenwerte gegen¬
Und wie um sich den entfliehenden Schein des Heldentumes zu
wahrhaft verheerende Feldzu
übergestellt Hier ist nühts als die nackte, grausame Lust am Ver¬
retten, geht er für eine Torheit in einen unerklärlichen Tod.
Menschen, ihren guten, starken
löschen aller Freude, am Versiegen aller lebenspendenden Kräfte.
Dieser Medardus ist wahrhaftig trotz aller ängstlichen Be¬
tümer nicht gerechtfertigt.
Da ist die wunderbar gütige Witwe Klär. Mann, Tochter,
gründung unverständlich. Stellen wir hier der dichterischen
Was diese Dichtung
Bruder. Sohn sterben ihr sozusagen unter den Händen weg.
Fabel die historische Begebenheit vergleichend
ist ihre rasch und kräftig
Vergeblich müht sie sich, mit ihren schwachen Frauenhänden in
gegenüber. Bei der Parade, die Napoleon, während die Friedens¬
Problemen ferne haben diese 9#
das unerbittliche, grausame Räderwerk des Schicksals zu greisen,
verhandlungen im Gange waren, in Schönbrunn abhiell, fiel dem
In sich selbst zu versenken,
das sich gegen sie verschworen hat. Eine unnatürliche
General Rapp das sonderbare Venehmen eines jungen
Schnitzlers so gern kun. Stark
Fähigkeit bürdet ihr der Autor auf, von eben erlittenen Schmerzen
Menschen, Staps war sein Name, auf. Er ließ ihn festnehmen,
lärm herein, die Schicksale
weg alsbald, in wenigen Tagen, Stunden zu neuen bereit und auf¬
man fand bei ihm ein großes Küchenmesser und Napoleon selbst
Dramas werden mitgerissen, ei
nahmsfähig zu sein, nennen wir es „Tauglichkeit zur Tragik“
verhörte ihn. Der Wortlaut des Gespräches war folgender:
lichen Vorgänge So wird viel
nicht rein körperlich genommen, nicht lediglich in bezug auf
„Woher sind Sie?“ „Aus Nineburg.“ „Was ist Ihr Valer?“
wäre, wer hier ein Held im klei
physische Kräfte, mehr nach der dramatischen Seite hin, und
„Protestantischer Prediger.“ „Wie alt sind Sie?“ „Achtzehn
ein Anrecht, in das Heldentum
entläßt sie schließlich, sie unserem Mitleid warm anheimstellend,
Jahre.“ „Was wollten Sie mit dem Messer tun?“ „Sie töten!“
werden. Zu sonderlichem Dan
als eine, die keines von all dem Unheil, das auf sie nieder¬
„Sie sind verrückt, junger Mann, Sie sind Illuminant!“ „Ich
Wiener eigentlich keinen Grund
stürzt, verschuldete, keines hindern konnte, der keine Strafe
bin nicht verruckt und weiß nicht, was das heißt, illuminant] hier vorgeführt wird! Neu
ward, an der sich einfach stumpf und unbarmherzig so viel
sein.“ „Sie sind also krank?“ „Ich bin nicht krank, ich
gemeinen Handstreichen und St
grausames Erlehen vollzogen hat.
befinde mich wohl.“ „Warum wollten Sie mich töten?“
mütig in seiner Kaisertreue!
Da ist Etzelt, ein Freund, jeder Aufopferung fähig, ein
„Weil Sie das Unglück meines Vaterlandes sind?“
Außergewöhnlich groß
Freund, der berufen scheint, es in jeder Minute zu cleiben und
„Habe ich Ihnen etwas Uebles getan?“ „Wie allen
technischen sowohl als die künstle
der schließlich den Freund nicht mehr versteht, an ihm irre wird,
Deutschen
(Dann nach einigen Zwischenfragen):
dieser Dichtung mit sich brachte
seinen Glauben an ihm verliert, gegen ihn harl, ja sogar
„Sie haben einen überspannten Kopf. Sie werden Ihre
zu werden, konnte füglich nur
ungerecht wird und dem schließlich nur ein erschüttertes
Familie ins Unglück bringen. Ich will Ihnen das Leben!
unseres Burgtheater unternehm
Bedauern übrig bleibt. Da ist Agathe und Francois, die mit
schenken, wenn Sie mich wegen des Verbrechens um Verzeihung
Möglichkeiten erschöpft, uns d
ihrer heißen Liebe in den Tod gehen. Der gutmütige Meister
bitten, das Sie haben begehen wollen und nun bereuen
zubringen, ist fraglich. Die Hö
Eschenbacher, der seine Güle mit dem Tode bezahlt, ein ur¬
müssen!“ „Ich will keine Verzeihung, ich empfinde das innigste
steht, hat er zu sehr verstandes
altes Männlein, das an der Hand seiner letzten Enkelin ein
Bedauern darüber, daß es wir nicht gelungen ist.“ „Teufel
müßte vielleicht doch jünger, ##
paarmal über die Bühne humpelt und dem ein Granatsplitter
es scheint, ein Verbrechen ist für Sie nichts!“ „Sie zu völen
sein. Ja, an Torheit ist
das Kind fortreißt. Da ist Anna Verger, die den Medardus
in kein Verbrechen, sondern eine Pflicht.“ Napoleon hegte tal
zudenken. Noch drängt sic
liebt, von ihm kaum beachtet wird, schließlich aus Gram als
sächlih Zweifel an der geistigen Gesundheit diese¬
auf, was Kainz aus dieser 9
Krankenwärterin ins Spital geht und sich dort eine tot¬
Jünglings. Und auch uns erscheint auf diesem kleine¬
dichter wohl bei seinen jah
bringende Krankheit holt. Und schließlich, am schlimmsten
Umwege das Gebaren des Jünglings verständlich, der Vorsal
Medardus“ gedacht haben ma
bedacht, Medardus selbst. Anfänglich voll hohen Feuers, ent¬
nimmt simple, gewöhnliche Züge an. Den psychologischen Ir¬
eben beseelt ist die Witwe
zündet an großen Idealen, dann wunderlich schwankeid
weden des Nachbildes, des „jungen Medardus“ zu folgen, in
Bleibtreu. Sie ist im
zwischen Weiberlibe und Vaterlandsliebe. Daß beide
schon wesentlih schwieriger, unhezu unmöglich. Ganz gege¬
sonen, die in leichtem, dialektisch
gleich mächtig auf ihn einwirken, daß er sich in keiner Schluß des Tramas wird ein Wort über Medardus gesprochen
klement aufschimmern lassen. F
auslebt, drückt ihm den Stempel der weichlichen Schwäche auf. das ihn einigermaßen richtig bestrahlt: „Gol wollte ihn zum bringt mil Herrn Frank al